Hartz und seine Hintermänner ! Boykott-Aufruf

Ralf 14.08.2004 22:36 Themen: Globalisierung
Arbeitsmarktpolitik Die wesentlichen Inhalte der Hartz-Reformvorschläge.

Boykott-Aufruf: BASF, Mercedes, Volkswagen, Seat, Skoda, Audi, DGB, SPD, ..
Die wesentlichen Inhalte der Hartz-Reformvorschläge
Die von Bundeskanzler Schröder eingesetzte Hartz-Kommission hat am 16. August ihren
Abschlussbericht mit Vorschlägen zur Reform des Arbeitsmarktes vorgelegt. Der Bericht
enthält 13 Innovationsmodule, denen 13 gesellschaftliche Gruppen verantwortlich zugeordnet
werden.
Die Konzeption des Hartz-Berichts umfasst insgesamt 13 "Innovationsmodule".
Diesen stehen 13 Zielgruppen aus den "Profis der Nation" gegenüber, wie Hartz
sagte - und auf deren Mitwirkung bei der Umsetzung des Konzepts gesetzt werde.
Diese Zielgruppen repräsentieren alle für den Arbeitsmarkt relevanten
gesellschaftlichen Gruppen. Hartz betonte, die Umsetzung der Vorschläge würden zu
deutlich weniger Staat und weniger Verwaltungsvorschriften führen.
Ziel des Masterplans sei es, die Zahl der Arbeitslosen in drei Jahren um zwei
Millionen zu reduzieren und die Dauer der Arbeitslosigkeit von heute durchschnittlich
33 auf 22 Wochen zu reduzieren. Dadurch ergäbe sich ein Einsparungspotential in
Höhe von bis zu 19,6 Milliarden Euro, das für die Umsetzung der Reformvorschläge
zur Verfügung stehe. Insgesamt würden heute 100 Millionen Euro für die
Arbeitslosigkeit ausgegeben, die besser in Arbeit investiert werden könnten, so Hartz.

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Mitglieder der Hartz-Kommission:

Dr. Peter Hartz, Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG

Isolde Kunkel-Weber, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes
Norbert Bensel, Mitglied des Vorstandes der DaimlerChrysler Services AG

Dr. Jobst Fiedler, Roland Berger Strategy Consultants
Peter Gasse, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen

Prof. Dr. Werner Jann, Universität Potsdam

Dr. Peter Kraljic, Direktor der McKinsey & Company Düsseldorf

Klaus Luft, Geschäftsführer der Market Access for Technology Services GmbH

Harald Scharta, Minister für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen

Wilhelm Schickler, Präsident des Landesarbeitsamtes Hessen

Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

Prof. Dr. Günther Schmid, Wissenschaftszentrum für Sozialforschung

Wolfgang Tiefense, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Eggert Voscherau Mitglied des Vorstandes der BASF AG

Heinz Fischer, Abteilungsleiter Personal Deutsche Bank AG

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Hier der Link dazu:

 http://www.google.de/search?q=cache:HOTxbP3T1mYJ:www.firmenwissen.de/gfx/fiwi10/redmark/ra_00767768.pdf+%22hartz%2Bmitglieder%22&hl=de

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Ergänzungen

geld, gebt mir'n bißchen geld...

perseid 15.08.2004 - 15:54
"Insgesamt würden heute 100 Millionen Euro für die
Arbeitslosigkeit ausgegeben, die besser in Arbeit investiert werden könnten, so Hartz."

Ähm, welche Arbeit denn? Die, die gerade bei VW wegend unzureichender Nachfrage 'runtergefahren wird?!

Keynes könnte jetzt seine lustige Idee (für ihn war das wohl nicht mehr als ein guter Witz, der die Absurdität kapitalistischen Wirtschaftens auf den Punkt bringt) bringen, von wegen das Geld in Flaschen packen, vergraben, und wieder ausgraben & ausgeben lassen.

JMK (finde ich) war immer noch derjenige Wirtschaftsphilosoph, der den heute existierenden Kapitalismus am ehesten kapiert hat. Das heißt nicht, daß seine Theorien anwendbar wären - Keynes lebte und schrieb im Kontext der ersten globalen Krise des postindustriellen Kapitalismus. Aber er hat weit mehr begriffen als Marx, klar, denn der konnte rein zeitlich (weils das damals noch gar nicht gab) weder den Dienstleistungssektor noch den den Kapitalsektor (der maximalen Umsatz bei minimaler Arbeitsleistung erzielt, was jede klassisch-marxistische Überlegung entwertet) einbeziehen - manche sagen, Marx war ein genialer Wirtschaftstheoretiker, aber seine Theorie hat das Prinzip Aktiengesellschaft und seine Kinder und Enkel nicht richtig einbeziehen können, weil die AG bzw die Kapitalwirtschaft in ihrer heutigen Relevanz damals vor 150 Jahren noch in die Windeln geschissen hat und nimmer antizipierbar war.

Aber wie die Kritik am, ich sag mal, attac-Wirtschaftsmodell, oft zu Recht betont, auch Keynesianismus ist keine Lösung. Ich glaube, nach allem was ich über JMK weiß, würde er die heutige Zeit unglaublich interessant finden und der Menschheit ein oder zwei echt dreckige Denkanstöße liefern. Aber Keynes ist tot, und seine Theorien (wie auch die von Marx) sind Gegenstand der Interpretation durch Leute, die's irgendwie nicht so ganz geschnallt haben.
Ich glaube, Marx' Kapitalismustheorie stieß im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts an ihre Grenzen, im ersten Boom des Kapitalsektors (historischer Hintergrund: die TV Ontario-Serie 'The Corporation'), aber bis dahin und teilweise darüber hinaus (Emanzipationsbedarf des Proletariats) beschrieben sie Krisenprozesse im Kapitalismus recht gut. Keynes' Vorstellungen (seine eigenen, nicht irgendwelche nachträglichen Interpretationen) haben die reale Situation bis Mitte der 70er recht gut charakterisieren können. Aber nunmehr scheinen sie auch ziemlich fossil, weil realistisch betrachtet, trotzdem Leute wie Keynes oder (im geschichtsphilosophischen Bereich) Olaf Stapelton Genies ihrer Zeit und mit fast prophetischer Einsicht gesegnet waren, sie doch nur mit dem Wasser kochen konnten, das gerade irgendeinen Fluß herunterfloß.
Erst seit den 70ern ('Global 2000', das in den Details derbe ins Klo gegriffen hat, aber den generellen Trend, den wir jetzt in real sehen können, bemerkenswert gut charakterisierte, wenn mensch das ganze unbedingt an einer realen Sache festmachen muß) ist die Menschheit überhaupt konzeptuell in der Lage, die bevorstehenden Erschütterungen zu erfassen, und das entwertet natürlich jede vorherige Theorie zu einem gewissen Grad.

Was nötig wäre, wäre vielleicht eine primär von Keynes' originellsten Gedanken inspirierte neue Wirtschaftstheorie, aber kein Neokeynesianismus. Ich glaube, die Gegenwart erfordert einen möglichst radikalen Bruch mit den Gedankengebäuden der Vergangenheit, um ihre Herausforderungen überhaupt irgendwie meistern zu können. Ölkrise und Klimawandel, die beiden apokalyptischen Reiter, lassen sich eh nicht stoppen und werden die Menschheit so Richtung 2030-2050 rum volles Rohr erwischen - jede Technologie, die die Abhängigkeit der Menschheit vom Erdöl verringern soll, braucht zunächst mal, weil das gegenwärtige Wirtschaftssystem mehr auf dem schwarzen Kleister aufbaut als auf jeder anderen Einzelkomponente, sehr große Mengen Erdöl für Forschung und Entwicklung, und das Zeug muß bezahlt werden. Makroklimatische Prozesse nun laufen, einmal angestoßen, so ihre paar 100 Jahre Minimum, in denen ihre Eigendynamik fast alle externen Einflüsse weit übertrifft - und was trotzdem stark genug ist, um den Klimatrend zu kippen, wird noch schlimmere Auswirkungen haben. Global warming oder wasauchimmer wird die nächsten ca. 200 Jahre ein stetiger Begleiter der Menschheit sein, egal, was wir machen (das beeinflußt nur, wie stark seine Relevanz sein wird und letztlich, wie viele Leute deswegen krepieren), wenn nicht ein Asteroid die Erde frontal erwischt oder 50 größere Vulkane zeitnah ausbrechen, und in einem solchen Fall ist die Arbeitsmarktsituation echt eine der geringsten Sorgen.

Naja nun, das kann mensch jetzt alles kritisieren, aber ich gründe es auf meine Theorie, die mehr Sinn macht, als das ganze Globalisierungsgekack der üblichen Verdächtigen jedweder Couleur: daß 'Globalisierung', wie gesagt ja ein Wort, das einen *Prozeß*, eine Entwicklung, bezeichnet, will mensch sich an einem konkreten Datum aufhängen, an dem Tag begann, als Cristobal Colon seinen Fuß auf den Boden der Insel Guanahani setzte, und daß das, was gemeinhin als 'Globalisierungsära' bezeichnet wird, das ENDE ebendieser Ära darstellt, daß wir uns mithin im Übergang zum globalisierten, oder Postglobalisierungs-Zeitalter befinden. Und genau, wie in der frühen Neuzeit ein radikales Umdenken erzwungen wurde, in dem die Grundlagen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung einerseits und des freiheitlich-egalitaristischen Politik- und Staatskonzepts andererseits gelegt wurden, weil die alten Theorien irgendwann ausfransten und unbrauchbar wurden, ist zur Zeit ein neuer Paradigmenwechsel dran.
Er wird kommen; es gibt keinen Wertverfall, sondern nur Ersetzen von Werten durch neue Werte. Die Frage ist: wird die globale Linke, egal, wie schwammig das definiert sein mag, sich dieser Herausforderung stellen, oder wird sie nur reagieren?

Die Revolution ist in vollem Gang, wir müssen nur lernen, sie zu erkennen:
im Logo von indymedia,
in den Augen eines Junkies, dem der Staat jede Hoffnung auf Therapie weggekürzt hat,
in der Zutatenliste einer Instantsuppe made in Thailand, bought in Germany,
in der Maserung eines gefällten Urwaldbaums,
in den Preisangaben einer Tankstelle,
im Muster der Wolken, die über uns hinwegziehen (oder eben, wie vor einem Jahr, seit vielen Wochen verschwunden sind),
in einem Solarkocher aus geschmiedetem Schrottmetall irgendwo in einem Dorf im Tschad,
in der nie zuvor gesehenen Vielfalt von Kleidung, Hautfarbe, Musikgeschmack, Alter und ethnischem Hintergrund auf einer Demo gegen den stagnierenden status quo...

Diese Liste ließe sich nach Belieben fortsetzen, aber ich glaube, der Punkt ist 'rübergekommen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber sowohl die Chancen, sie auf lange Sicht zu einem Paradies auf Erden zu machen, ebenso wie sie es bigtime zu verbocken und zivilisatorisch in 150, 200 Jahren nach Blutbädern, die die Nazis wie Chorknaben aussehen lassen, wieder auf dem Niveau des späten Mittelalters angekommen zu sein und dort erstmal das näxte halbe Jahrtausend herumzustagnieren, Ressourcendepletion und alles, sind so immens wie nie zuvor.

Entweder wir bauen uns eine Zukunft, mit Bedacht, aller Weisheit der Menschheit, zügig, aber nicht überstürzt (denn so 15, 20 Jährchen haben wir realistisch betrachtet noch, um große Entwicklungen anzustoßen, danach wird es wirklich knapp), oder unsere Nachkommen haben keine. Es ist ein Scheißjob, und ich habe nie darum gebeten, ihn machen zu müssen; Missy Kismet hat's so gewollt oder wasauchimmer, daß wir, die wir hier sind, in dieser Zeit leben, sie erleben und ihr eine Form geben - aber die Möglichkeit, wie nie zuvor teilzuhaben an einem globalen Austausch von Erfahrungen, Wissen, Erlebnissen... oder, wie Hunter S Thompson es sagte, über eine andere Zeit, die der heutigen aber verdammt verwandt war:

"History is hard to know, because of all the hired bullshit, but even without being sure of 'history' it seems entirely reasonable to think that every now and then the energy of a whole generation comes to a head in a long fine flash, for reasons that nobody really understands at the time - and which never explain, in retrospect, what actually happened.
[...]
And that, I think, was the handle - that sense of inevitable victory over the forces of Old and Evil. Not in any mean or military sense; we didn't need that. Our energy would simply prevail. There was no point in fighting - on our side or theirs. We had all the momentum; we were riding the crest of a high and beautiful wave..."