Ein Botschafter als Kopfgeldjäger

karawane münchen 03.12.2003 16:12 Themen: Antirassismus
Exilpolitiker Doussou Akapo und Sama Issa akut von Abschiebung nach Togo bedroht

Doussou Akapo und Sama Issa sind akut von Abschiebung bedroht. Bis Anfang
Dezember hätten sie das Land verlassen müssen: jetzt soll mit Zwang abgeschoben
werden.
Ein Botschafter als Kopfgeldjäger

Exilpolitiker Doussou Akapo und Sama Issa akut von Abschiebung nach Togo bedroht

Doussou Akapo und Sama Issa sind akut von Abschiebung bedroht. Bis Anfang
Dezember hätten sie das Land verlassen müssen: jetzt soll mit Zwang abgeschoben
werden.

1994 flohen die beiden Oppositionsaktivisten Doussou Akapo und Sama Issa vor dem
brutalen togoischen Regimes nach Deutschland. Hier kämpfen sie bis heute gegen
die Diktatur in ihrer Heimat, während dort weiterhin Oppositionelle willkürlich
verhaftet und gefoltert werden, und viele für immer verschwinden.
Akakpo ist seit 2001 einer der wichtigsten Sprecher und Organisatoren der
Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen in München. Auf
Akakpos Initiative ging auch die Gründung des Komitees zur Vereinigung der
Demokratischen Togoischen Kräfte in Bayern zurück. Issa ist bis heute in München
als Generalsekretär in der togoischen Oppositionspartei Parti pour la
Democratie et le Renouveau (PDR) sowie bei der Alliance Liberale
Togolaise-Allemande (ALTA) aktiv.

Akakpo Dossou plante, in München zu heiraten. Die Eheschlie�ung wurde allerdings
durch die deutsche Botschaft in Togo systematisch torpediert. Alle
Heiratsdokumente, die Akakpo auf dem Amtsweg aus Togo beschafft hatte, wurden
als "mutma�liche Gefälligkeitsbescheinigungen" zurückgewiesen.

In den letzten Jahren, war es für die Behörden schwierig, nach Togo
abzuschieben, da die togoische Botschaft nur selten Heimreisepapiere ausstellte.
Das hat sich jetzt geändert: Seit kurzem ist Essohanam Paka der neue Botschafter
des Togo in Deutschland. Er ist der drittwichtigste Mann der Rassemblement du
Peuple Togolais (RPT), der Partei des seit 1967 regierenden Diktators Eyadema.
Dass der Diktator eine so bedeutende Person nach Deutschland schickt, hat zwei
Gründe: Erstens sollen die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu
Deutschland verbessert werden und zweitens soll er für die Abschiebung führender
Köpfen der togoischen Exilopposition in das "Schlachthaus" Togo sorgen.

Die zahlreichen Aktivitäten togoischer Flüchtlinge in Deutschland sind dem
Eyadema-Regime seit langem ein Dorn im Auge. Unter anderem wurde Eyadema bei der
Expo 2000 in Hannover durch wütende Proteste der Opposition gedemütigt. Es
scheint, als ob Heimreisepapiere nun gezielt für exponierte Exilpolitiker
ausgestellt werden, und die Behörden machen sich dabei zu Handlangern der
Diktatur in Togo.

Dieses Trauerspiel der Zusammenarbeit zwischen dem Terrorregime in Togo und den
bayrischem Behörden wollen Flüchtlingsaktivisten nun aufdecken. Die Karawane für
die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen ruft dazu auf, die Verantwortlichen
im Kreisverwaltungsreferat München sowie im Bundesamt für Asyl unter Druck zu
setzen. Verschiedene Politiker, Einzelpersonen, Flüchtlingsräte und weitere
Organisationen unterstützen die Aktion bereits.
Weiterer Protest ist jedoch bitter nötig, denn die Behörden stellen sich taub:
Sie wollen Doussou Akapo und Sama Issa unbedingt abschieben. In Togo wartet ein
rachsüchtiger Diktator mit seinen Gefängnissen und Folterkammern schon darauf.
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Ergänzungen

Aktion vor dem KVR München

Karawane München 05.12.2003 - 20:13
Am Freitag, 5. Dezember, fand vor dem Kreisverwaltungsreferat eine Aktion der Karawane und befreunderter AktivistInnen gegen die Abschiebung von Akakpo Dossou und Sama Issa statt. Motto: Abscheibung nach Togo ist Mord- Bleiberecht für Akakpo und Sama!

Etwa 20 Leute legten sich als Leichen verkleidet- mit Kunstblut im Gesicht und auf dem T-Shirt- auf die Stufen des Kreisverwaltungsreferates, darüber thronten die "Schreibtischtäter". Die Aktion war optisch recht wirksam und stieß auf reges Interesse bei der anwesenden Presse. Leute von der Karawane, von togoischen Exilgruppen, sowie der Grünen-Stadtrat Benker gaben Interviews zur Lage in Togo und zur Situation togoischer Flüchtlinge, die von Abschiebung bedroht sind.

Gleichzeitig versuchten mehrere AktivistInnen, die Leiterin des Ausländerabteilung Vollmer zur Rede zu stellen, die ließ aber durch ihre Vorzimmerdame abwimmeln, da sie grade in einem "wichtigen Dienstgespräch" war. Zugesagt wurde ein Gesprächstermin am kommenden Montag, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass "keine Presse" dabei ist- nun, zu viel Öffentlichkeit passt den Damen und Herren vom KVR offenbar schlecht in den Kram.

Bleibt zu hoffen, dass die recht gut angelaufenen Aktivitäten zur Unterstützung von Akakpo und Sama Erfolg haben und wir es schaffen, genug Druck auf das KVR aufzubauen, um die Abschiebung unserer beiden Freunde zu verhindern.

In diesem Sinne: Schickt weiterhin fleißig Protestfaxe ans KVR, ruft dort an, lasst ihnen keine Ruhe! (siehe Anfangsartikel, links zur Karawane-Website)!

Akakpo und Sama bleiben hier!
Fight all deportations! No one is illegal!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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