München nun doch in der Hand Ballmers

Bertram 20.05.2003 20:09 Themen: Netactivism
Wie die unverdächtige Financial Times berichtete wurde von dem IT-Konzern Microsoft ein Fond eingerichtet, mit denen die Verbreitung von Linux in der Öffentlichen Verwaltung aufgehalten werden soll gemäss Dominoeffekt. Steve Ballmer kam gar persönlich vorbei. Jetzt wurde in vielen Medien berichtet wurde zugunsten von Windows eine Vorentscheidung getroffen.
Damit will sich eine Initiative aus München nicht zufrieden geben. Für sie steht fest, dass eine Infrastrukturentscheidung zugunsten von Microsoft langfristig alle Bürger der bayrischen Landeshauptstadt sehr teuer zu stehen kommen wird. Von den Gefahren durch Wirtschaftsspionage ganz zu schweigen, schliesslich ist Microsoft-Software Teil des Echolonnetzes befreundeter Regierungen. Zudem enthält Microsoft Software Komponenten aus der Hand von Scientology-Firmen. Wer einmal wissen will, was das bedeutet, der sei auf den Fall der Niederländerin Karin Spaink verwiesen.

Am 28. Mai steht die Entscheidung an, Zeit genug seine Argumente vor zu bringen, unter dem Motto: Keine finanziellen Anreize aber Enthusiasmus.

Schon vor einem Jahr wurde mit der Entscheidung im Bundestag Linux oder Windows einzusetzen eine fantastische Aussenwirkung erzielt. Hinzu kam noch, dass sich Microsoft damals in den Skandal mit seiner PR Lobbyfirma Hunzinger AG seine Finger verbrannte. Der SPD - Abgeordnete Jörg Tauss hatte schon vorab die schmutzigen Lobbyversuche öffentlich gemacht und sich nachdrücklich für eine Offene Architektur ausgesprochen.

 http://linux-muenchen.de/stadtraete-htmlversion.html
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Ergänzungen

Gibt noch viel gewichtigere Gründe

20.05.2003 - 20:23
Das mit der Spionage ist eigentlich egal.
Die Kosten für die Anschaffung der Programmlizenzen ist unglaublich hoch. Open Source kostet gar nichts und läuft stabiler. Alles ist offengelegt und mit ein bischen Ahnung kann mal die meisten Bugs selbst reparieren.

ebend

weist 21.05.2003 - 00:00
d.h., man schafft Arbeitsplätze. Eine Entscheidung für Windoze wäre angesichts der momentanen finanziellen Lage ein ziemlich eindeutig krimineller Akt (der universelle BRD-Politiker-Amtseid ist: Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die [jeweiligen] Gesetze wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. D.h., die meisten deutschen Politiker sind zum mindesten eidbrüchig, im schlimmsten Fall aktive Gegner der FDGO. Es ist auch empfehlenswert, sich mal §336 StGB durchzulesen; ein kurzer Paragraph, der insbesondere auch auf diesen konkreten Fall anwendbar ist).

mal etwas zynischer

paul 21.05.2003 - 01:59
für den durschnittlichen beamten ist linux als arbeitsmittel vollkommen ausreichend und bewältigt alltägliche dinge in der regel sogar noch reibungsloser als windows.

wer behauptet, es könnte für diese leute bei der umstellung auf linux zu unzumutbaren schwierigkeiten kommen, und damit zu unkalkulierbaren umschulungskosten (eines der hauptargumente microsofts), deutet an deutsche beamte wären einfach zu blöd um eine simple grafikoberfläche zu bedienen.

aber vielleicht sind sie das ja.

Umschulungskosten?

Kalle 21.05.2003 - 11:02
Ist ja wohl ein Witz. Man muss doch das Betriebssystem überhaupt nicht bedienen können um eine Software, die auf diesem läuft zu beherrschen. Wenn ich mir anschaue wie viele Leute durch ihre Arbeit tagtäglich mit Computern zu tun haben und wie wenige von denen auch nur die einfachsten Grundbegriffe in Sachen M$-Windows beherrschen, dann ist dieses Argument von Microsoft völlig haltlos. Zudem die Leute ja ihre Software mit der sie arbeiten müssen durchaus bedienen können.

Wird im Bundestag nun Linux oder Windoof

buttelflink 21.05.2003 - 12:50
eingesetzt?

M$-Schmiergeldfonds

elfboi 21.05.2003 - 17:20
Wieviel dürfte M$ in seinem Schmiergeldfonds so gebunkert haben? Die haben's ja immer noch recht dicke...

Bundestag und Linux

Linuxer 22.05.2003 - 11:07
Unter  http://www.bundestux.de/ finden sich nähere und tiefer gehende Infos zum Thema...

Bundestag: Linux auf den Servern, Windows auf den Desktops

Gruss Linuxer

Umstellung auf Linux-Desktops/Windows kommt d

Alexander Heidenreich 12.06.2003 - 02:43
Hallo

Zuerst die gute Nachricht: Der Stadtrat hat sich gegen Windows entschieden, wie ja mittlerweile in zahlreichen Newstickern vermeldet wurde.

Man kann davon ausgehen, dass M$ in Zukunft viel agressiver gegen OpenSource und GPL-lizensierte Software im Speziellen vorgehen wird. Wenn Balmer und Co. Linux schon öffentlich als Bedrohung bezeichnen, scheinen sie es wirklich sehr ernst zu nehmen.

Noch eine Anmerkung zu Linux auf dem Desktop:

Ich arbeite seit Jahren als Admin und habe schon zahllose User betreut. Meine erste Erfahrung, alles was anders aussieht als das, was man kennt, ist Müll und man wird viele Argumente finden, warum es Müll ist. Und bekannt sind M$ Office und Windows. Da interessiert es überhaupt nicht, dass KDE oder Gnome (my favorit) mittlerweile in der Benutzung durchdachter sind als Windows. Die Stabilität der Basis interessiert die Leute nicht und Lizenzkosten noch weniger, zahlt ja der Arbeitgeber.
Ähnliches gilt für OpenOffice und andere Software. Der DAU sitzt davor und sagt: "Da fehlt ein Button auf den ich jetzt klicken wollte. Das Programm ist unbenutzbar." Da kann man reden wie man will, es nützt nichts. Leider habe ich bisher keine Strategie gefunden, diesem Problem zu begegnen. Auch intensive Schulungen und das Vorleben von Linux (oder BSD) auf dem Desktop hat nichts gebracht.

Kleines Beispiel aus meiner Praxis:

Ich hatte vor etwas mehr als einem Jahr in einer Firma mit 200 Arbeitsplätzen die Abteilung der Entwickler auf Linux umgestellt, insgesamt 14 PC. Die Leute haben für ihr CAD-Programm mit Solaris gearbeitet, kannten also Unix. Für die Office-Sachen hatte jeder User zusätzlich einen PC am Arbeitsplatz, also zwei Monitore, Tastaturen und Mäuse.
Wir haben die Software dann auf Linux zum Laufen gebracht und die Suns ausgemustert und gegen deutlich schnellere PCs eingetauscht. Dazu gabs ein StarOffice,Mozilla und Opera, verschiedene Mailprogramme und diverse andere Tools, die man von Windows her kennt. Theoretisch hätten sie also viel besser arbeiten können als vorher.
Es ist aber was ganz anderes passiert. Die Leute hingen alle vor dem einzigen verbliebenen Windows-PC, weil es ihrer Meinung nach nur dort vernünftige Software gab. Wir haben die Leute dann bis zum geht nicht mehr geschult, mit mäßigem Erfolg. Sobald eine Email mit Anhang kam, ist jeder zum Windows-PC gegangen, weil man da den Anhang mittels Doppelklick öffnen konnte und ihn nicht erst speichern musste. Da konnte man hundert Mal von Viren und Würmern erzählen, die Leute haben es einfach gemacht.

Und das waren Techniker. Die Buchhalter haben das Linux gar nicht erst angerührt mit der Begründung, dass jetzt alle Icons auf dem Desktop anders aussehen...

Fazit: Die Dominanz von Microsoft liegt in dem Glaube, ohne nicht mehr auskommen zu können. Leider versuchen auch viele OpenSource-Entwickler ein Ersatz-Windows zu schaffen. Dabei hat es Linux, und *BSD natürlich auch nicht, überhaupt nicht nötig, im Gegenteil, es ist in meinen Augen sogar falsch und verspielt wichtige Vorteile, allein wenn ich an pipes oder Tools wie awk, grep oder sed denke. Oder die Möglichkeiten von X. Das soll mal der M$-Terminalserver machen.