Anquatsche, Aktionen usw. in und um Giessen

AbwehrspielerIn der Ordnung 26.01.2003 21:41 Themen: Repression
Die Gefahrenabwehrverordnung sowie die technische Zerschlagung der Projektwerkstatt sind weiterhin prägend. Der Samstag war wieder Aktionstag in Giessen. Einige Veranstaltungen mit thematischem Bezug fanden zudem statt. Überblick: Durchsuchungsbefehl für Saasen +++ Anquatschversuch +++ neuer Innenstadtaktionsbericht +++ Soli-Veranstaltungen +++ Suchliste für Projektwerkstatt +++ Antiwahlaktionen +++ Neue Ermittlungsverfahren +++ usw.
+++Durchsuchung nachträglich als Recht definiert+++
Am 21.1. trudelte in der Projektwerkstatt die Bestätigung des Amtsrichters (Datum: 16.1.) ein, dass die Beschlagnahme rechtens sei zur eindeutigen Täterfeststellung. Stromkabel, Tastaturen usw. dienen jetzt also auch nach Rechtssprechung als eindeutige Beweise für Sprühparolen auf Versammlungsgebäuden. In der Liste wird auch „1 Verstärker (?)“ aufgeführt. Die Bullen wissen also noch nicht einmal, was sie beschlagnahmt haben – aber bereits, dass es zur Täterfeststellung hervorragend geeignet ist.
Für den nachträglichen Durchsuchungsbefehl brauchten die RichterInnen 6 Tage – offenbar werden dort in größerem Umfang Akten gezielt manipuliert.

+++Anquatschversuche in Giessen+++
Mindestens eine Person ist in Giessen mehrfach vom Staatsschutz angequatscht worden zwecks Kooperation. Die Staatsschützis wollten Infos zur Projektwerkstatt bzw. einzelne Personen dort sowie über den Brandanschlag auf das Landgericht Giessen ca. am 13.9.2002.

+++Innenstadtaktionen in Giessen+++
Am Samstag waren wieder Innenstadtaktionen angesagt – diesmal ein kleiner Infostand und einige Aktionen vor Parteiständen. Bei der SPD laberten MdB Veit, SPD-Fraktionschef Müntefering und Ministerpräsident-Kandidat und Ex-Innenminister Böööööhkel. Aber es gab etliche laute Zwischenrufe. Als Müntefering erzählte, die SPD würde den Sozialstaat retten, skandierte jemand laut „Clement, Clement“. Und als er sagte, es gäbe keine Kriegsabenteuer, kam der Satz „Die ganzen Soldaten stehen ja auch noch in Afghanistan“. Und solcher Art mehr. Forderungen wie „Mehr sozialdemokratische Generäle!“ usw. wurden gerufen.
Beim CDU-Stand gabs die klassische Materialabräumaktion. Einzelne stehen mit Mülltüten in der Nähe, die anderen holen die Materialien und schmeißen sie dort rein – alles ganz legal (ausnahmsweise mal ...;-). Nach kurzer Zeit hingen die CDUlerInnen mit beiden Armen auf ihren Tischen, um das Material zu sichern. Ein normaler Infostandbetrieb war für die Zeit nicht mehr möglich. CDU-Bürgermeister Haumann (sic!) konnte gerade noch verhindern, dass die CDU-StandbetreuerInnen wieder losprügelten (wie 2 Wochen davor mit einigen Konsequenzen für den schönen CDU-Stand). Der CDU-Stand war ständig von zivilen und uniformierten Bullen gesichert (bis hin zum Giessener Staatsschutzchef Puff).

+++Erste Soli- und Infoveranstaltungen+++
Die Punker-und-Popper-Party am Samstag in Giessen wurde zur Soli-Party für die Projektwerkstatt (thanx sagen die Projektwerkstättis J). In Darmstadt lief Sonntagmorgen eine Infoveranstaltung zum Thema mit einer spannenden Diskussion zu kreativem Widerstand, Antirepression und direkter Aktion (die Bullenaktionen haben ja eine nette Vorgeschichte in Form vieler interessanter Aktionen mit herrschaftskritischem Bezug in und um Giessen).
Am 14. Februar wird in Giessen ein richtig fettes Solikonzert im Infoladen laufen, mindestens mit den Punkrock-Bands „Zivilversager“ und „7 of 9“. Am Samstag bzw. auch schon in der Nacht nach dem Konzi lädt die Projektwerkstatt ein nach dem Motto „Besuchen sie die Prowe, solange sie noch steht“, tagsüber soll es dann neben Diskussionen und Möglichkeiten des Stöberns in Werkstätten und Archiven auch Workshops zu Direct-Action, kreativer Antirepression usw. geben. Vielleicht läuft am 15.2. auch in Marburg noch ein zweites Soli-Konzert.
Der Gag bei den Konzerten: Als Eintritt zählt auch, wer was von den beschlagnahmten bzw. jetzt fehlenden Sachen mitbringt! Die aktuelle Liste der fehlenden Sachen ist unter  http://www.projektwerkstatt.de/pwerk/saasen/090103.html zu finden.

+++Fehlende Sachen in der Projektwerkstatt+++
Inzwischen gibt es einige Spenden. Oftmals ist es so, dass unvollständige Geräte gespendet werden, wo mal was ausgebaut wurde usw. Deshalb folgt hier eine aktuelle Liste dringend benötigter Einzelteile, damit schon gespendete Sache voll einsatzfähig werden. Die Gesamtliste ist im Internet (siehe oben) zu finden:
- USB-Karte (damit ein Compi, der kein USB hat, dann USB hat)
- FritzCard (Windows-2000-fähig!)
- 72- und 168pol. RAM-Bausteine ab 16MB Größe
- Festplatten ab 400 MB Größe
- Laserdrucker und Tintenpatronen für Deskjet 710c und Lexmark 5700

+++Antiwahl und interessante Infos+++
Plakatveränderungen scheinen weiter üblich zu sein in der Region. Aktionen vor Wahlständen gab es am Samstag (siehe oben). Spannend ist eine Info vom Auftritt Schröders in Giessen: Der SPD-Unterbezirk hatte offenbar beschlossen, dass Projektwerkstättis rein dürfen (die erfuhren davon nur nix). Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte der SPD dann aber gesagt, dass das nicht ginge – und sich damit durchgesetzt. Der Rechtsstaat ist nicht nur scheiße, sondern funktioniert mitunter auch nicht ...

+++Neue Anzeigen+++
Gegen mehrere Projektwerkstättis sind jetzt Ermittlungen wegen Beleidigung, Körperverletzung bzw. gefährliche Körperverletzung gestartet worden. Offenbar glauben die Bullen selbst nicht mehr, die kreativen Widerstandsaktionen in Mittelhessen irgendwie in den Griff zu bekommen außer mit der Zerschlagung der Infrastruktur und solchen Strafverfahren, wo einfach irgendwelche Bullen irgendwas erzählen.

+++Nächste Termine+++
- Dienstag ab 20 Uhr bei der Vokü im Infoladen Besprechungen zu weiteren Aktionen
- Samstag, ab 12 Uhr (Treff Drei Schwätzer in der Mittel des Selterswegs): Innenstadtaktionen, wahrscheinlich auch wieder mit Infostand
- 14.2. Soli-Konzert, anschl. Treffen in Projektwerkstatt (siehe oben)

P.S. Leider funktioniert die Medienhochladung grad nicht ... hatten aus dem Beschlagnahmeprotokoll usw. eine Collage gebaut. Naja - Original ist jetzt einzusehen unter  http://www.projektwerkstatt.de/pwerk/saasen/090103.html. Ach ja - ein Flugi zu den Bullenaktionen zum Download, Ausdruck und Kopieren gibts auch:  http://www.projektwerkstatt.de/topaktuell/saasen/090103flugi.pdf.
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Ergänzungen

FCC-ID sinnlos

kleinkariert 26.01.2003 - 22:10
Auf der Webseite habe ich gesehn, dass im Beschlagnahmeprotokoll einige Gegenstände mit Seriennummer, einige mit FCC-ID aufgeführt sind. Die FCC-ID ist keine Seriennummer, die sagt bloss, dass der Typ Gerät von einer US-Behörde für in Ordnung befunden wurde.

Fällt mir bloss grade so ein.

Viel Erfolg noch...

waaas ihr benutzt win2k???

mastermindchaos 27.01.2003 - 04:20
also dass ihr ms-produkte benutzt, hätte ich nicht gedacht. esst ihr auch fleisch?! linuX rulez!

@mastermindchaos

reiner 27.01.2003 - 09:57
das is ja mal der vergleich des jahres ! ms-user MÜSSEN fleisch essen ! *lol* !

Windows 2000, Linux ...

antiherrschaft organisieren! 27.01.2003 - 11:58
Daß "Linke" alles gern nochmal verregeln und ordnen wollen, ist bekannt. Daß Linux per se als besser gehalten wird, auch (wenn Doitschland mit Linux Krieg beschließt, ist das auch viel humanitärer).

Die Rechner in der Projektwerkstatt sind so, wie die Menschen sich die einrichten. Es gibt keine Kontrolle und Befehle. Hier gibt es Linux-Fans (leider haben die noch keinen Rechner hingekriegt), ATARI-Anhängis (leider sind alle ATARIs bei der Bullenstürmung am 10.1. weggeschleppt worden) und es gibt auch echte Windows-Fans (die haben hier mitgeholfen, die ersten Rechner, die nach der Bullenrazzia wieder hierkamen, in Ganz zu bringen).
Und es gibt noch Leute, die besondere Anforderungen an Compis stellen - vor allem DTP- und Layoutfähigkeit. Und da hat Linux leider gar nix Gescheites!

Also: Statt Parolen zu brüllen und Etikettenpolitik zu machen, würde ich Dich einfach mal einladen, einen Linuxrechner in der Projektwerkstatt zu organisieren/einzurichten. Linux zu verordnen, ohne daß jemand das will, wäre Herrschaft. Gute Herrschaft, versteht sich. Davon träumen viele ... es wird ein Traum bleiben, denn die gibt es nicht.

pgp bei boot-OS?

a.lo.it 27.01.2003 - 12:17
Mich beschäftigt schon länger die frage,
ob es nicht bei linux etwas gibt, womit man
am besten die ganze platte mit einem crypt verschlüsseln kann. Am besten bevor der rechner mit einem arbeitsfähigen
OS hochkommt, passwort.

Dann hätten die staatzis mal richtig was zu tun und könnten
mal zeigen, ob sie wirklich so toll sind wie sie glauben.

Mastermind, kennst du dich mit sowas aus?
Wäre dann ja auch mal eine idee für einen workshop.

verschlüsseln

verschlüsseler 27.01.2003 - 13:13
Also du kannst natürlich alles auf der Festplatte verschlüsseln, allerdings wirst du damit nicht arbeiten können, weil der Entschlüsselungsvorgang
jedesmal bei einem Dateizugriff viel zu aufwendig wäre.

ausserdem reicht es in der Regel ja, ein paar wichtige MB zu verschlüsseln, z.B. Mailordner.

naja, ein Password beim Booten gibt es unter linux ja ohnehin:
Das einloggen eben. Das bringt natürlich nichts wenn jemand von einer CD bootet und dann auf die partitionen zugreift.
Deshalb würde ein Boot-Schutz auch wenig bringen, da ich ja jederzeit einen anderen Kernel-booten kann um das zu umgehen.

Also am sinnvollsten:
nur das Wichtige verschlüsseln.
Übrigens nicht mit pgp, sondern wenn schon dann mit gnupg
(  http://www.gnupg.org )

platte zumachen (mehr links)

a.lo.it 27.01.2003 - 14:52
@entschlüsselter
[allerdings wirst du damit nicht arbeiten können, weil der Entschlüsselungsvorgang jedesmal bei einem Dateizugriff viel zu aufwendig wäre.]
-Ich dachte eher an entschlüsseln der ganzen platte beim hochfahren!

[Also am sinnvollsten:
nur das Wichtige verschlüsseln.]
-Werden die meisten user dann wieder nicht nutzen (: ach ich dachte, dass wär nicht sooo wichtig)
Im mailfalle empfiehlt sich dann fast (bei flatrate), die
mails auf dem server zu lesen (falls mensch dem ISP vertrauen kann).

[Das bringt natürlich nichts wenn jemand von einer CD bootet und dann auf die partitionen zugreift.]
-Doch, wenn die platte verschlüsselt ist, hilft dir auch ein
mounten von sonstwoher nix.

etwas zum thema im netz: Das StegFS sieht interessant aus,
in meinem sinne, hat aber noch bugs und ist nur für alte kernels ;(

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How do I encrypt a filesystem?

Filesystems can be encrypted to further secure data from prying eyes. There are many different methods available to encrypt
filesystems, which are covered in the links below. For best results, all filesystems should be encrypted, including swap and root.


Useful Resources on Filesystem Encryption:

StegFS - A Steganographic File System for Linux:  http://www.mcdonald.org.uk/StegFS/

The Linux Encryption Howto:  http://encryptionhowto.sourceforge.net/Encryption-HOWTO.html

Linux Tips - Filesystem Encryption Methods:  http://www.linuxsecurity.com/tips/tip-15.html
'

so ok, soweit die nerd-diskussion ;)

Alle Daten verschlüsseln

lars 27.01.2003 - 15:09
Es gibt unter Linux ein verschlüsseltes Filesystem (xfs). Wenn dann noch das System gut passwortgeschützt ist sollte, der Staatsschutz, die Bullen, der VS oder wer auch immer genug Probleme haben. Ich verwende zwar Linux habe, das aber auch noch nicht probiert...

Warum?

Projektwerkstätti 27.01.2003 - 16:52
Was soll es bringen, so aufwendig zu verschlüsseln? Was nicht auf eine Festplatte gehört, sollte da auch fehlen - zum nachträglich killen sind Wipe-Programme (z.B. als Teil von PGP) geeignet. Und bei allem anderen ist Verschlüsselung, Paßwörter usw. kein Schutz gegen Bullen, sondern eine Abschottung von Wichtigen gegenüber den Schafen politischer Bewegung. Die kommen nicht mehr an die Rechner oder Daten ran. Die Bullen holen sich den Rechner - das ist der Schaden, nicht die verräterischen Daten, denn die haben auf Rechnern eh nix verloren!

Infonachtrag zu Anquatsche: Die Eltern etlicher jüngerer Menschen rund um die Projektwerkstatt haben in den letzten Tagen Besuch vom Staatsschutz bekommen, wie mal über ihre Kinder, die Projektwerkstatt und "jb" reden wollten.

Nachtrag II: Gegen jb wird es in München wegen den Anti-NATO-Aktionen am 6.2. (direkt vor den NATO-Aktionen) einen Prozeß geben. Die Prozeßerklärung usw. ist auch hier auf Indy zu finden (mit typischen linken Widerwärtigkeiten darunter ... schließlich muß ja mal jemand die armen Bullen unterstützen), kommt aber offenbar leider nicht auf den Titel:  http://www.de.indymedia.org/2003/01/39836.shtml. Das kann ein cooler Auftakt für die Anti-NATO-Aktionen insgesamt werden ...

:)

Dorf Antifarschist ;o) 30.01.2003 - 22:41
Solidarität mit der Projektwerkstatt !!!!!!

Viele Grüsse aus Bersrod ;O)

Smash Fascism !!