Weitere Prozesse gegen Atomforumaktivisten

eini der sechs 04.07.2002 14:18 Themen: Repression
In der kommenden Woche finden weitere Prozesse gegen die AktivistInnen statt, die vom Max-Kade-Hochhaus ein Transpi herunterließen und herunterriefen. Versuche, das StudentInnenwerk zur Rücknahme der Anzeige zu bewegen, scheiterten. Die Strafbefehle, über die die Prozesse laufen, betragen 50 (!) Tagessätze. Vom 6.-9. Juli sind neben dem Prozeß auch Veranstaltungen geplant.

Internet:
- Auswertung Aktionen in Stuttgart: hier
- Antirepression, Anti-Knast, Bericht U-Haft Stammheim: hier
- Zu den Prozessen: hier
Auszüge aus einer Mail mit den Terminen:
für sonntag hab ich eine infoveranstaltung im max-kade-haus (da wo die Aktion war ... auf dem Dach im Dachcafe dort!) klargemacht (Hochhaus direkt neben dem Eingang zur Liederhalle):
10.30uhr frühstück
12.00uhr infoveranstaltung und diskussion zu atom etc.
sagt mal, björn, dominique, jörg, lars und steffen, wann könnt ihr denn kommen, wann kommt ihr wo an, daß wir uns abholen können? björn, montagabend wär gut, wenn du da schon könntest. wann ist euer prozeßtermin ?
laßt uns doch an diesem zeitplan weiterstricken:
6.jul samstag den ganzen tag zeit; abends 18.00uhr fahr ich nach tübingen zu jörgs veranstaltung.
7.jul sonntag ab 10.30uhr frühstück auf der max-kade
dachterrasse,
ab 12.00uhr kurzvortrag zu atomernergie, desinformation, durchsetzung, herrschaft, bevormundung und ignoranz dann entweder (noch nicht klar)
7.jul sonntagabend infoveranstaltung mit jörg im baz110
oder
8.jul montagabend infoveranstaltung mit jörg im baz110
(am jeweils anderen Tag: dasselbe in Tübingen!)
8.jul montag tagsüber vorbereitung prozeß und besprechen und auswerten der vobereitung, dachaktion, nachbereitung
9.jul dienstag 8.30uhr toms prozeß im amtsgericht hauffstraße5, wo auch jörgs prozeß war.
anschließend picknick im schloßgarten und auswertung des prozesses, weiteres vorgehen und eure prozesse, erklärungen, briefe und anträge an bunte & rote hilfen, x1000-hilfe, x1000ea


Auszüge aus dem Bericht des Gesprächs mit dem StudentInnenwerk:
montagmorgen den 1.juli bin ich beim geschäftsführer des studentenwerkes verabredet gewesen. am telefon hatte er wissen wollen, "was wir in die waagschale werfen würden, daß" er "erwägen sollte, die klage zurückzunehmen". anwesend waren dann der geschäftsführer h. und der leiter des ohnungswesens
k. (das ist der mit der kurzen aussage "ich kann nicht mehr dazu sagen"). dieser sagte aber das ganze gespräch über kein wort.

zunächst erklärte ich, daß ich für alle anfrage, ob die angelegenheit außergerichtlich geklärt werden könnte, daß ich hier aber nur für mich sprechen kann. kurze skizze des vorgefallenen aus meiner sicht. h. zählte alle ausfälle "seiner" leute auf: die zwei hausmeister waren den ganzen vor- und mittag gebunden. die "telefone liefen im studentenwerk heiß", das heißt wohl, daß sekretariate und verantwortliche durcheinander gerieten und nicht ihre angepeilte lohnarbeit verrichten konnten. angeblich mußten hausmeister und der zivi-hausmeister "ein paarmal zur polizei"; vom studi-tutor hörte ich am abend, daß die polizei paarmal beim hausmeister war. zeit bleibt zeit sei geld. hausmeister, zivi und herr k., zuständig für das wohnungswesen mußten zu jörgs gerichtstermin den vormittag über dort sein. der anwalt des studentenwerks hatte zeit aufzuwenden. die polizei mußte ermitteln. weshalb ihn ausgerechnet das berührt, frag ich mich allerdings. ...
auf meine bemerkung, nun habe sich die situation geändert, wir seien nicht mehr anonym, zumindest ich sei da, um außergerichtlich weiterzuverhandeln und so könne er die rücknahme des strafbefehls ohne gesichtsverlust zurücknehmen fuhr er auf: "ich verliere vor niemand das gesicht, auch nicht vor ihnen". "ich meinte nicht vor mir, sondern vor dem gericht." aufgreregt: "auch vor polizei und gericht verliere ich mein gesicht nicht." aha, soso.

was ihn noch störte, daß wir/ich nicht gleich auf ihn/das studentenwerk/das max-kade-haus, die studis zugegangen sind, um uns zu erklären. statt dessen komme ich erst jetzt, um die klage abzuwälzen, nicht rechtzeitig, um zu kommunizieren.
"das abgeben seiner selbsteinschätzung, meinung, seines herzens und bauches an eine dritte instanz, das gericht, bedeutet das abwälzen von verantwortung auf papier, auf gesetze, die andere menschen in einem anonymen kontext verfaßt haben. anonymisierung." diese aussage ließ kasel unmerklich einverstanden nicken, er sagte aber nichts dazu. hartmeier blieb hart, "sonst hätten wir bald jeden tag irgendwelche gruppen da oben, die transparente herunterlassen."

zum abschluß als ich h. sagte, ich könne seine hingehaltene hand leider nicht schütteln, schien herr k. erfreut oder das schien ihm einzuleuchten und er verabschiedete sich freundlich von mir. der sieht so grob aus, wurde mir dann abends im max-kade als sehr kooperativ beschrieben.
scheiße gelaufen.

meine auswertung des gespräches beim studentenwerk:
ich ließ es einfach mal auf mich zukommen, statt mir einen vortrag oder vortragsabschnitte vorzubereiten. so habe ich komplett vergessen zu sagen, daß jörg schon acht tage im knast saß. und daß meine strafe 750 euro beträgt.
weiter bezog ich mich verquererweise nur auf den sprechenden hartmeier, den chef. währenddessen war ich froh, weil ich dachte es sei leichter, nur einen gegen sich zu haben. doch herrschaftskritisch gesehen hätte ich darauf aufmerksam machen können, daß das keine menschen verbindende, sondern eine trennende struktur ist.
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Ergänzungen