Prisma - Kriminalistisches Magazin?
"Eine neue Untergrundschrift aus der autonomen Szene" (Süddeutsche Zeitung) entpuppt sich insgesamt als Aufguss alter Texte und wird in der Behördenliteratur selbst verwendet.
Nachdem ich es gestern bei Spiegel Online lesen durfte, stand es heute auch in der Süddeutschen: Prisma, dieses wahnsinnig gefährliche und vor allem völlig neuartige Blatt, kursiere in der autonomen Szene. In der SZ wird der Chef des niedersächsischen Verfassungsschutzes zitiert: Mit der Broschüre werde "in bislang unbekannter Akribie und Professionalität zu Straftaten aufgerufen... Das ist eine neue Qualität, die einem kriminalistischen Handbuch zur Ehre gereichen würde."
Diese Aussage belustigt mich, denn sie lässt Rückschlüsse auf den Kenntnisstand deutscher Behördenleiter und ihrer kriminalistischen Bibliotheken zu: Zum einen besteht die genannte Broschüre zu einem großen Teil aus völlig veralteten Zitaten und Textpassagen anderer Publikationen. Die sind dazu in einigen Teilen auch inhaltlich veraltet oder aber finden sich in jedem Hackerbuch in der Buchhandlung um die Ecke. Die Tipps zur Datenlöschung in Rechnern kann man in jeder Computer-Bild nachlesen. Wichtig sind auch Aussagen wie diese: "Mit tragbaren Ferngläsern können Gesichter bis auf eine Entfernung von etwa einem Kilometer eindeutig identifiziert werden. Mit an diese Ferngläser angeschlossenen Kameras lassen sich Foto- und Filmaufnahmen erstellen." Aha, damit beginnt also der Umsturz der Gesellschaft, angeführt durch die autonome Szene. Im Yps-Heft gabs Gimmicks, die gefährlicher waren.
Spaßig ist auch das Kapitel "Überwachung", neu aus der Mülltonne gegraben und daher schon von 1995. Die Beschreibungen dort sind derart gut und aussagekräftig, daß sie bereits 2002 im stockkonservativen Boorberg Verlag (Polizeiliteratur usw.) von Klaus-Henning Glitza veröffentlicht worden sind. Unter der Überschrift "Szene"-Aussagen zur Observation werden dort große Teile des Prisma- bzw. Radikaltextes abgedruckt. Das Buch heisst passenderweise "Observation. Praxisleitfaden für private und behördliche Ermittlungen". Hier gabs mal einen Link zum Download.
So gibts ein permanentes Aufkochen und Zusammenrühren von alten Geschichten, neueren Internetquellen blabla. Das aber als "neue Qualität" zu bezeichnen zeugt von dem Irrsinn, dem alle schon verfallen sind. Oder aber es ist Kalkül, denn jemand könnte Interesse daran haben... Da es strafbar ist, kommt hier keine Link-Liste, aber alle wissen, daß alles zu lesen ist, was man lesen möchte. Und notfalls erfindet man eben etwas dazu und "klopft damit auf den Busch", um im Jargon gewisser Behörden zu bleiben.
Die Sage der rotlackierten Faschisten wird bereits in anderen Ländern kolportiert (Sorry für copy/paste):
OSC VIEWS LEFT-WING CRIME IN GERMANY
"German security authorities reported a substantial increase in crime and attacks on police in 2009 related to left-wing political groups and individuals," said a new report from the DNI Open Source Center. "According to Germany's Interior Ministry, more extremist crimes and acts of violence occurred in 2009 than in any year since 2001. The ministry reported that in 2009, left-wing extremist crimes increased by almost 40% to 9,375," the report said.
"The Berlin intelligence service chief called his city the 'German
stronghold of left-wing extremism,' noting 2,200 resident radical
individuals, 950 of whom are 'autonomous' leftist anarchists. According to the police, the number of leftist crimes in Berlin doubled to 1,300 in 2009.... This increase in left-wing crime represents an additional concern alongside Germany's perceived problems with right-wing extremist and immigrant crime....Federal and local government officials have initiated measures to combat left-wing extremism," the report said.
A copy of the unclassified report, marked For Official Use Only," was
obtained by Secrecy News. See "German Left-Wing Crime Increase Adds to Public Security Concerns," Open Source Center, April 27, 2010.
http://www.fas.org/irp/world/germany/crime.pdf
Diese Aussage belustigt mich, denn sie lässt Rückschlüsse auf den Kenntnisstand deutscher Behördenleiter und ihrer kriminalistischen Bibliotheken zu: Zum einen besteht die genannte Broschüre zu einem großen Teil aus völlig veralteten Zitaten und Textpassagen anderer Publikationen. Die sind dazu in einigen Teilen auch inhaltlich veraltet oder aber finden sich in jedem Hackerbuch in der Buchhandlung um die Ecke. Die Tipps zur Datenlöschung in Rechnern kann man in jeder Computer-Bild nachlesen. Wichtig sind auch Aussagen wie diese: "Mit tragbaren Ferngläsern können Gesichter bis auf eine Entfernung von etwa einem Kilometer eindeutig identifiziert werden. Mit an diese Ferngläser angeschlossenen Kameras lassen sich Foto- und Filmaufnahmen erstellen." Aha, damit beginnt also der Umsturz der Gesellschaft, angeführt durch die autonome Szene. Im Yps-Heft gabs Gimmicks, die gefährlicher waren.
Spaßig ist auch das Kapitel "Überwachung", neu aus der Mülltonne gegraben und daher schon von 1995. Die Beschreibungen dort sind derart gut und aussagekräftig, daß sie bereits 2002 im stockkonservativen Boorberg Verlag (Polizeiliteratur usw.) von Klaus-Henning Glitza veröffentlicht worden sind. Unter der Überschrift "Szene"-Aussagen zur Observation werden dort große Teile des Prisma- bzw. Radikaltextes abgedruckt. Das Buch heisst passenderweise "Observation. Praxisleitfaden für private und behördliche Ermittlungen". Hier gabs mal einen Link zum Download.
So gibts ein permanentes Aufkochen und Zusammenrühren von alten Geschichten, neueren Internetquellen blabla. Das aber als "neue Qualität" zu bezeichnen zeugt von dem Irrsinn, dem alle schon verfallen sind. Oder aber es ist Kalkül, denn jemand könnte Interesse daran haben... Da es strafbar ist, kommt hier keine Link-Liste, aber alle wissen, daß alles zu lesen ist, was man lesen möchte. Und notfalls erfindet man eben etwas dazu und "klopft damit auf den Busch", um im Jargon gewisser Behörden zu bleiben.
Die Sage der rotlackierten Faschisten wird bereits in anderen Ländern kolportiert (Sorry für copy/paste):
OSC VIEWS LEFT-WING CRIME IN GERMANY
"German security authorities reported a substantial increase in crime and attacks on police in 2009 related to left-wing political groups and individuals," said a new report from the DNI Open Source Center. "According to Germany's Interior Ministry, more extremist crimes and acts of violence occurred in 2009 than in any year since 2001. The ministry reported that in 2009, left-wing extremist crimes increased by almost 40% to 9,375," the report said.
"The Berlin intelligence service chief called his city the 'German
stronghold of left-wing extremism,' noting 2,200 resident radical
individuals, 950 of whom are 'autonomous' leftist anarchists. According to the police, the number of leftist crimes in Berlin doubled to 1,300 in 2009.... This increase in left-wing crime represents an additional concern alongside Germany's perceived problems with right-wing extremist and immigrant crime....Federal and local government officials have initiated measures to combat left-wing extremism," the report said.
A copy of the unclassified report, marked For Official Use Only," was
obtained by Secrecy News. See "German Left-Wing Crime Increase Adds to Public Security Concerns," Open Source Center, April 27, 2010.
http://www.fas.org/irp/world/germany/crime.pdf
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Ergänzungen
Medien, FDP-Mimikry und eine neue Qualität
Zu der "neuen Qualität" linker Militanz ist zu sagen, dass es sich tatsächlich um eine neue Qualität handelt. Wir müssen hier aber die Relativität dieser Aussage betrachten. Eine militante Generation hat auf Grund der Repression einfach aufgehört Militanz zu machen und darüber zu schreiben. Was bleibt sind junge Leute, die von sowas kaum Ahnung haben und nur wenig darüber wissen. Solche Zeitschriften wie die "Prisma" sorgen dafür, dass diese neue Generation aktiviert wird und altes Wissen für die jungen Leuten "eine neue Qualität" darstellt. Einige ehemalige RAF-Mitglieder meinten ja auch, dass sie niemanden hatten der ihnen erklärt wie was geht. Und so wahr dann ihre Gewalt eine neue Qualität. Wieviel vorher (militärisch) geschlachtet wurde, brauch ich ja nicht zu erwähnen.
Was ich so mitbekommen habe, ist jedenfall Qualitativ nicht so gut. Ich denke da z.B. an die tolle "Anleitung" zum 1. Mai in der Interim, wegen der ja so ein Fass aufgemacht wurde. Selbst auf Wikipedia ist über den Bau von Molotovcocktails mehr und besseres zu erfahren, als in dieser Interim. Das Gleiche gilt für so manche Anleitungen. Der nicht-gut-beschriebene Zünder des Nobelkarossentods ist da übrigens ein Highlight.
Und der Kommentar gegen die Medien ist ja mal so ziemlich unter Niveau! Was Wir auch tun, Wir sollten Uns immer für unabhängige Medien bemühen. Das kann auch heissen, dass sie über etwas berichten was Uns nicht gefällt. Bezeichnent ist da die Bemerkung über das Abschreiben des Polizeitickers. Wir können doch selbst Gegenöffentlichkeit (z.B. auf Indymedia) herstellen und diese bewerben. Aber dafür scheinen Unsere Strukturen zur Zeit nicht stark genug zu sein. Dann gibt es noch die Möglichkeit selbst einen Artikel zu schreiben und diesen zeitnah an die kommerziellen Medien zur freien Verwendung zu schicken. Was kostet da die Recherche bitte zusätzlich? 5 Minuten lesen? Mit Unserer Medienkompetenz scheint es ja weit her zu sein - Es gibt E-Mail und Redaktionen haben E-Mailadressen. Und bei einer knackigen Überschrift und Einleitung, plus viel Informationen übernehmen die kommerziellen Medien auch mal Textfragmente bzw. inhaltliche Ausrichtungen.
Angst vor Bundestrojaner
Eine andere Möglichkeit gibt es noch: Die PDF könnte versteckt in einer Homepage eingebunden werden und dann mit "Alexa Internet" gescannt werden. Dann müsste noch 6 Monate und 2 Wochen gewartet werden und schon kann sich die PDF über archive.org angeschaut werden, ohne das sich im Hintergrund ausführbare Dateien von alleine öffnen können.
Dann noch was zu den Quellen. In den 1970er Jahren bediente sich die RAF auch veralteter Literatur über Militanz bzw. militärische Vorgehensweisen. Hier spielten die Schriften des Schweizer Nationalisten und Anti-Kommunisten Major Hans von Dach eine Rolle, später kursierte in der Szene die von Enzensberger eingeleitete Schrift des Anarchisten Johann Most: "Revolutionäre Kriegswissenschaft" - Und dieses Buch wurde schon 1885 veröffentlicht.
virus check im internet
http://www.virustotal.com/de/
Wohl wg. Prisma: Hausdurchsuchung und Zensur
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
das ding mit der völlig neuen qualität — kann jede/r sein
staatsverbrechen — DNI Open Source Center
nix neues — viel neues
bundestrojaner — ?!
kommentierte version mit quellenangaben — frankfurter
Zusenden? — .-.-.-.-.-.-.-.