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Leipzig Tag X+1

Menschen aus Leipzig 07.04.2009 19:57
Menschen in Leipzig zeigen sich solidarisch mit dem besetzten Haus in Erfurt, linken Projekten, selbstorganisierten Freiräumen* und anderen Lebens-Aktionsentwürfen.
Linke Freiräume erhalten! Solidarität mit dem Besetzten Haus in Erfurt!

Einen Tag nach der Räumung in Erfurt (Tag X+1), werden wir hier eine Solidaritätsdemo in Leipzig durchführen.

Wir machen dies bewusst öffentlich und einen Tag später, damit allen, die die Zeit und Kraft haben nach Erfurt zu fahren und den Menschen vor Ort ihre Solidarität zu bekunden dazu die Möglichkeit gegeben ist. Wir wollen darauf hinweisen, dass wir keine Krawalldemo machen wollen, wir sind auch wütend und traurig, dass das Haus geräumt werden wird. Wer seiner Solidarität, Wut und Ablehnung militant Ausdruck verleihen möchte kann dies gerne tun, nur nicht auf der Demo. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Demo sich alles von staatlicher Seite bieten lassen wird, sie soll entschlossen sein. Wir werden die Demo auch nicht anmelden, wir werden uns die Straße und den Freiraum an diesen Abend selbstbestimmt nehmen, ohne dafür um Erlaubnis zu fragen.

Ihr nehmt uns einen Freiraum?! Dann werden wir uns einen Neuen nehmen, das ist an diesem Abend die Straße und morgen was anderes, wir bestimmen unser Leben immer noch selbst!

Die Demo wird an diesem Abend aber nur von uns/euch Leben, wir/du entscheid(en/st) wie sie aussieht und was du machst. Habt ihr/du Lust auf Musik? Dann bringt euch was mit zum Abspielen oder Musik machen mit. Wollt ihr euch verkleiden? Dann macht das! (Kleiner wink an die Clowns). Ihr wollt Fahrrad fahren? Dann bringt die Bikes mit und macht ne Critical Mass (nächster Wink). Ihr braucht Pyro, weil ihr so drauf steht, dann machts. Die Demo wird so sein, wie sich der/die Einzelne einbringt.

Wir möchten hiermit alle Projekte (Zoro, Plaque, Island, B12, Liwi, G16, Atari,Casablanca,Libelle,Fischlade, Similde) und unterschiedliche Aktionsgruppen und Menschen aufrufen sich zu beteiligen, so wie sie es wollen und möchten (Clowns, Critical Mass, Autonome, HedonistInnen, Fußballfans usw.) .

Unser Abend! Unser Freiraum!


Tag X+1

19uhr an der Stö

(Stockartstr.)





Besetztes Haus in Erfurt

8 Jahre lang gab es das Besetzte Haus in Erfurt, 8 Jahre lang war es ein kultureller und politischer Freiraum in Erfurt. Im Jahre 2001 besetzten Menschen das ehemalige Topf& Söhne Gelände um frei und selbstbestimmt zu Leben und Politik zu machen, dabei stets der historischen Bedeutung des Ortes bewusst. Die Firma Topf & Söhne produzierte während der Zeit des Nationalsozialismus die Öfen und Krematorien von Konzentrations- und Vernichtungslagern wie Buchenwald und Auschwitz, sowie die Be- und Entlüftungsanlagen für die Gaskammern. Ein Faktum, welches Stadt und Bevölkerung gerne verdrängt hätten. Jedoch sorgten viele Projekte und die Auseinandersetzung der BesetzerInnen mit dem Ort dafür, dass ein Vergessen und verdrängen nicht möglich war. Aber es war nicht nur ein Ort an dem sich mit der Geschichte auseinandergesetzt wurde, so standen auch immer ein antifaschistisches Engagement und die Beschäftigung mit Gesellschaftlichen Phänomenen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und der Gegenentwurf zu einer kapitalistischen Gesellschaft im Mittelpunkt der BesetzerInnen und alleR anderen, die sich beteiligten.
Das besetzte Haus ist daher ein wichtiger Ort für all jene, die sich selbstbestimmt und frei entfalten wollen, zu vergleichen mit Projekten wie der Köpi in Berlin, der Roten Flora in Hamburg oder dem Island, Zoro, Gießer, Plaque, Liwi,B12,Casablanca,Atari in Leipzig.

Es gab einen langen Kampf um den Erhalt des Projekts in Erfurt, bei dem letztendlich die Schuld am Scheitern einer Lösung immer den BesetzerInnen zugeschoben wurde. Schuld hatten immer sie, wollten sie sich doch eben nicht an die Auflagen und Regeln von Gerichten und Gesellschaft halten, sondern ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen verwirklichen, ohne dabei jedoch andere Menschen zu stören oder in deren Selbstbestimmungsrechten zu verletzen. 8 Jahre lang war es möglich frei und selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten, nur dann brauchte die/der Stadt/Besitzer dringend den Raum für kommerzielle Nutzung.
Nachdem nun zum 1. April auf Veranlassung der domicil-Hausbau GmbH den BesetzerInnen Strom und Wasser abgestellt wurde, gab es seit dem 3. April einen richterlichen Beschluss, der zum Verlassen des Geländes aufforderte. Von da an ist eine Räumung jeder Zeit möglich.
Öffentliche und selbstverwaltete Räume, in denen sich Menschen politisch engagieren und entfalten können sind mit der vorraussichtlichen Räumung des Besetzten Hauses in Erfurt nicht mehr vorhanden.

Nicht nur Erfurt!

Dies ist jedoch nicht nur ein Problem in Erfurt, aktuell ist unsere Gesellschaft enormen Veränderungen ausgesetzt. Der Grundsatz „alles muss rentabel sein und darf nur so wenig Geld wie möglich kosten“, wird zur universellen Maxime und durchdringt sämtliche Lebensbereiche. Betroffen davon ist insbesondere der urbane Raum als Lebensmittelpunkt für eine große Anzahl von Menschen. In der Stadt werden die Auswirkungen der totalen Durchkapitalisierung der Gesellschaft besonders deutlich. Projekte die dieser Logik im Wege stehen und den Menschen die fehlenden Freiheiten und Räume geben sind akut bedroht. Ob Erfurt, Berlin, Münster oder sonst wo, es läuft immer nach dem gleichen Muster ab, Projekte und Freiräume die in den letzen Jahren geschaffen wurden, sollen nun kapitalistischen Verwertungsprozessen weichen oder sind nach Jahren politscher Arbeit und alternativen Lebensprojekten ein Störfaktor der mit allen Mitteln bekämpft und verdrängt werden soll.

In Leipzig ist aktuell das Plaque bedroht.

Das Plaque ist ein Stadtteilcafe/Wohnraum in Plagwitz in der Industriestraße 101.
5 mal wöchentlich können Menschen dort zum Selbstkostenpreis bei der sogenannten „Volksküche“ was essen, zudem werden dort wöchentlich Veranstaltungen und Filmvorführungen angeboten. Aber das Projekt, welches es immerhin, seit 1995 gibt, bietet nicht nur ein Raum zum treffen und für Projekte, es hat auch zur Entwicklung einer alternativen Wohn und Lebenskultur beigetragen. So sind um Umfeld viele Wohn und Kulturprojekte entstanden, wie zum Bespiel die Gießer 16.
Am Donnerstag sollte das Haus für mindestens 125 000 Euro versteigert werden, eignet es sich doch wohl laut Inkassogesellschaft, sowie die ganze Industriestraße, hervorragend als Sanierungs-Investitionsraum und damit aus kapitalistischer Sicht als lukrativen Wohnraum. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Projekte und Strukturen nicht mehr finanzierbar und damit verdrängt werden oder das es auch andere Menschen trifft, die sich steigende Mieten nicht mehr leisten können. Das Plaque versucht das Haus selbst zu kaufen und das Projekt damit weiter zu erhalten, doch wird sich zeigen ob das was sie bieten können der Inkassogesellschaft reicht oder sie doch mehr raus holen möchte. Wir fordern, dass das Plaque den Menschen gegeben werden soll, die drin wohnen und daran arbeiten!

Aber es geht auch nicht nur um Häuser auch andere Freiheiten sind nicht gerne gesehen und werden mit repressiven Maßnahmen beantwortet, so kam es, dass im letzten Jahr viele kulturelle Veranstaltungen von der Polizei verhindert wurden. Dabei sei besonders auf das Homoelektrik verwiesen, nicht wegen Ruhestörung, fand es doch fern von bewohntem Gebiet statt. Nein es darf nicht sein was nicht sein darf. Menschen müssen alles was sie machen wollen absegnen lassen, nichts darf ohne staatliche Kontrolle geschehen, wir dürfen nur was mensch uns erlaubt. Aber darauf haben wir keinen Bock, wir sind selbstbestimmte Menschen, die einen eigen Verstand und Kopf haben.

WIR,ICH!

Wir nehmen uns unsere Freiräume heute, hier und morgen.
Wir wollen Räumungen, Verdrängung durch Verkauf oder repressive Maßnahmen nicht hinnehmen.
Unter der Parole „Wir bleiben alle!“ wehren wir uns gegen sozialen Ausschluss und Vertreibung. Besetzte Häuser sollen nicht abgerissen, sondern seine Prinzipien auf die ganze Stadt und darüber hinaus ausgeweitet werden. Wir fordern eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, ausnahmslos für alle Menschen. Häuser sollen nicht privatisiert, sondern jenen überlassen werden, die drin wohnen. Leerstehende Häuser sollen nicht abgerissen, sondern denen zur Verfügung gestellt werden, die sie brauchen. Wir wollen eine soziale Stadt, für alle.
Wir wollen, dass Menschen sich frei entfalten können, fern von kapitalistischer Verwertungslogik und hierarchischen Zwängen. Freiräume müssen erhalten und erkämpft werden!
Wir bleiben alle, immer und überall!

Also ein Tag nach der Räumung selbstbestimmte solidarische Demo in Leipzig



Tag X+1

19uhr an der Stö

(Stockartstr.)



Infos zu Erfurt:

 http://www.topf.squat.net/

 http://haendeweg.blogsport.de/

 http://www.antifa-support-topfsquat.de.vu/

 http://wirbleibenalle.blogsport.de/



*Selbstorganisierte Freiräume laut  http://wba.blogsport.de/struktureckpunkteziele/:

Selbstorganisierte Räume (Freiräume) sind nichtkommerzielle Räume, die erstmal für alle offenstehen die sich mit einem emanzipatorischen Anspruch mit Ihrer Umwelt auseinandersetzen wollen. Freiräume sind allerdings nicht nur Räume im häuslichen Sinn sondern auch Plätze, Straßen und Freiflächen. Kurzum Räume die frei von Überwachung, Herrschaft, Konformitäts- und Konsumdruck sind, in denen sich jeder Mensch gemäß seines Wesens frei entfalten kann. Dieser Definitionsversuch ist allerdings sehr subjektiv und muss von allen Interessierten je nach Bedürfnislage neu diskutiert und erweitert werden.
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