Solidemo in Ravensburg

Johanna die Antifaschistin 10.12.2008 22:47 Themen: Repression Weltweit
Am heutigen Abend fand von 19:00 Uhr bis 19:30 Uhr eine Gedenk- und Solidaritätsdemonstration in Ravensburg (Oberschwaben) zu den Geschehnissen in Griechenland statt. Mit Transparent und Flugblätter zog die Demonstration vom „Frauentor“ in Richtung Weihnachtsmarkt durch die Innenstadt.
Mit einem Transparent mit der Aufschrift „Aus Trauer wird Wut † 6.12.08 Alexis“ und Flugblättern wurden die Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarktes über die Geschehnisse in Griechenland, über die Umstände seines Todes und über die Hintergründe der Ausschreitungen informiert. Die Flugblätter und die Aktion hatten einen deutlich positiven Zuspruch unter der anwesenden Bevölkerung gefunden, wenngleich auch vereinzelnd die „üblichen“ Kommentare à la „Für dich sollte man auch eine Kugel reservieren“ zu hören waren.

Die circa 13 DemonstrantInnen brachten in einer halben Stunde circa 500 Flugblätter unters Volk.

Bemerkenswert war die Anwesenheit von circa 25 PolizistInnen und einer Dame des Ordnungsamts am Treffpunkt. Für die Demonstration wurde in einem kleinen Kreis mobilisiert, ohne sie anzumelden. Woher jene PolizistInnen die Information haben ist uns bis dato unbekannt. Dennoch verhielt sich die Polizei erfreulich kooperativ und lies nach Anmeldung die DemonstrantInnen losziehen, mit der Auflage vor dem Weihnachtsmarkt zu stoppen. Nur ein kleiner, gesetzter Polizist viel negativ durch sein „Jagdtrieb“ auf. Selbiger nahm einem Demonstranten ein Taschenmesser ab und überprüft die Personalien jenes Teilnehmers. Die restlichen Personen wurden nicht überprüft und/oder durchsucht.

Ein Nazi lies sich kurzzeitig blicken, verzog sich dann aber kleinlaut.


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Hier der Inhalt des verteilten Flugblattes:


Aus Trauer wird Wut
Zur Erinnerung an den 15jährigen Alexandros

[Bild von Alexis]


Am Abend des 6. Dezembers 2008 wurde im Athener Stadtteil Exarchia der 15jährige Alexis Grigoropoulos von einem Polizisten erschossen. Dieser Mord löste in Griechenland die stärksten Unruhen seit über zwei Jahrzehnten aus, welche von der Medienlandschaft ausgeschlachtet werden – ohne die Frage zu stellen, was die Wut der tausenden auf den Straße in ganz Griechenland auslöste.

Bereits seit Wochen brodelte es in der griechischen Gesellschaft. Im Vorfeld dieses Mordes regte sich Widerstand gegen die Korruption der politischen Klasse in Griechenland, tausende Häftlinge befanden sich im Hungerstreik, Krankenschwestern und Pfleger demonstrierten und setzten den Gesundheitsminister fest. SchülerInnen und StudentInnen demonstrieren gegen das Bildungssystem. ArbeiterInnen, die um ihren Lohn geprellt wurden, demonstrierten durch Athen, BewohnerInnen von Corfu wehren sich mit allen Mitteln gegen eine Giftmülldeponie. An den Hochschulen und Schulen des Landes gibt es seit Wochen Besetzungen gegen die Perspektivlosigkeit einer, ihrer ganzen Generation. Und dann der Mord, der einen politischen Willen spekulieren lässt, eine polizeiliche Willkür aufzeigt. Diese Willkür mussten unsere griechischen GenossInnen schon oft, zu oft erleben.

Im Jahr 1998 wurde der serbische Student Bulatovic in Thessaloniki ermordet, im Jahr 2003 verübten uniformierte Staatsdiener in der Cassandrou Straße einen Mord am jungen Leontidis, im Sommer 2007 wurde der 24jährige Onohua durch eine Zivilstreife in Kalamaria in den Tod gejagt. Die 45jährige Maria wurde im Zusammenhang eines Angriffs der Polizei auf Menschen, die sich gegen eine Mülldeponie wehrten von Polizisten umgebracht, ein pakistanischer Migrant wurde letzten Monat in der Straße Petrou Ralli in Athen von Polizisten ermordet. Und dazu noch die ganz alltägliche Erniedrigung und Gewalt gegen kleine Missetäter bei Polizeiaktionen überall in Griechenland. Die gewaltsame Unterdrückung von Demonstrationen, die Schüsse gegen TeilnehmerInnen von Studentendemonstrationen im letzten Jahr, der Tränengas- und Knüppelkrieg den die Polizei gegen Protestierende führt. Und natürlich der tagtägliche Mord an wirtschaftlichen und politischen Flüchtlingen durch die Grenzpolizei.

Diese Ereignisse haben nun das Fass der Wut zum überlaufen gebracht. Dieser Aufstand hat der griechische Staat selbst ausgelöst, er hat ihn zu verantworten, ebenso wie den Tod an Alexandros, Bulatovic, Onohua, und all den anderen. All die, die wegen ihrem Traum an eine gerechte, faire, freie Gemeinschaft starben. Und noch sterben werden.


Es wird keinen Frieden geben mit denen, die die Zukunft der Jugend zerstören!

In Erinnerung und Gedenken an all die GenossInnen die ihr Leben für unsern Traum geben mussten.
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Freut mich — Kein ruhiges Hinterland

Großes Lob! — anticapitalista

ohg — mhf