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Berlin: Demo nach homophoben Überfall

Presse AG Drag-Festivall 08.06.2008 19:27
In der Nacht vom 07. zum 08. fand das Dragfestival im SO36 statt. Als die letzten Gäste gingen und das SO36 schon am schliessen war, wurde eine Gruppe Frauen/Lesben am Heinrichplatz von mehreren Männern, die aus 3 vorbeifahrenden Autos sprangen, zusammengeschlagen.

Aus diesem Anlass findet am Montag, den 9. Juni eine Demonstration in Kreuzberg statt. Hierzu eine Pressemitteilung der Veranstalter_Innen.
Pressemitteilung: Homophober Überfall nach Drag-Festivall

In der Nacht vom 07. auf den 08. Juni kam es in Berlin-Kreuzberg zu einem brutalen homophonen Übergriff.

Sieben Gäste des Drag-Festivalls, dessen Abschluß-Party an diesem Abend im SO36 stattfand, wurden auf dem Nachhauseweg am Mariannenplatz von mehreren Männern aus drei vorbei fahrenden Autos mit homophoben Sprüchen bepöbelt. Diese sprangen kurz darauf aus ihren Wägen und begannen auf die Gruppe einzuschlagen. Die Angreifer rissen sie zu boden und traten weiter auf sie ein, wobei eine der Angegriffenen ihr Bewustsein verlor. Kurz darauf flüchteten die Täter. Die Betroffenen trugen zahlreiche Prellungen und Platzwunden davon, eine der Betroffenen musste am 8. Juni auf Grund heftiger Blutungen aus dem linken Ohr in die Ambulanz eingeliefert werden.

Das dies kein Einzelfall ist belegen die Ereignisse der letzten Zeit. Im Rahmen der „Gayhane“-Veranstaltungen im SO 36, welche von einem Publikum mit vorwiegend türkisch-stämmigen Hintergrund besucht werden, kam es in letzter Zeit ebenfalls immer wieder zu Angriffen dieser Art. Die Täter sammeln sich hierzu meist gezielt in den Seitenstraßen um Gäste der Party abzupassen. So ist es auch nicht verwunderlich, das auf einem der Autos, aus denen heraus die Gäste des Drag-Festivalls angegriffen wurden ein Aufkleber der Grauen Wölfe klebte.

„Dies ist allerdings kein „migrantisches“ Problem, wie es von deutschen Rechtspopulist_Innen gern dargestellt wird. Auch viele Teile des bierseeligen deutsche Fußballpublikums in der Oranienstraße ließen es sich nicht nehmen die Gäste des Festivalls, die in ihren Augen nicht heterosexuell genug aussahen, zu beschimpfen und somit eine unangenehmes Klima vor dem Veranstaltungsort zu erzeugen“ so eine der Organisator_Innen des Festivalls.

Um auf den Übergriff, aber auch auf das in letzter Zeit immer offenere homophobe Klima in Kreuzberg aufmerksam zu machen, wird am 9. Juni, ab 19 Uhr auf dem Mariannenplatz
eine Demonstration unter dem Motto „Smash Homophobia!“ stattfinden.
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Positionen zur inhärenten Gewalt

riotqueer 08.06.2008 - 20:36
Es tut mir leid zu sehen, dass sich in urbanen Metropolen die Performanz um Geschlechteridentitäten sich im zunehmenden Maße einer Gewalt ausgesetzt sehe, die wie es scheint direkt aus der Mitte der Gesellschaft angreifen tut. Auch wenn die Auseinandersetzungen in Städten wie Berlin und Hamburg immer nah dran war an linksradikalen Strukturen, sollte der Populismus um Stereotype wie Täter/Opfer-Schemata auch hier raus aus den Mikropolitiken irgendwelcher akademischen ERfahrungen rein in die Institutionen der staatlichen Meinungsmache kolportiert werden und damit den Scheiss um Herkunft und 'Emblem am Auto' klar den BLÖD-Diekmann'schen: "Es ist ein Widerstand gegen das Normale."

Der Szeneboulevard spezifiziert nicht, was Schwulsein zu bedeuten hat, es bedeutet nicht notwendigerweise, dass zwei Menschen desselben biologischen Geschlechts Sex miteinander haben. Für mich umfasst es jede Person, die sich wegen ihrer aktiven/passiven/subversiven Sexualpraktiken marginalisiert fühlt. Schlecht an queer ist, dass es zu einem neuen closet (Schrank, Versteck) werden kann, weil es sich nicht spezifisch auf gleichgeschlechtliche Sexpraktiken bezieht - und so zu einer "chic radical Idee" wird. Das kann es Heterosexuellen ermöglichen es zu vereinnahmen und irgendwie zu behaupten, dass "wir überschreitender (more transgressive) sind als ihr und deshalb sind wir queerer, als ihr es seid, und das Resultat ist, dass ihr falsch liegt!" So um die Vereinnahmung der STASI 1990, als queer so richtig modern wurde, war es gängig, dass Schwule und Lesben miteinander Sex hatten, und das ist eine schöne Idee - queere Solidarität - aber ich wollte keinen Sex mit Lesben haben, ich bin ein Radikaler wat weiss Ich!


Als ich aufwuchs war ich immer "zu queer" und dann werde ich angeklagt nicht queer genug zu sein, in beiden Fällen weil ich Radikal bin. Ich glaube nicht, dass das ein Fortschritt ist. Ich mag das Wort queer immer noch und ich mag immer noch seine Direktheit, aber manchmal bedeutet es radikal und politically correct, und manchmal wird es als Synonym für schwullesbisch verwendet. Es gibt diese Idee, dass queer das ist, was passiert, wenn wir aus lesbischer und schwuler Identität rausgewachsen sind, wenn wir aus Identität rausgewachsen sind: queer zeigt an, dass Identitäten nicht wirklich real sind, sie sind dynamisch, sie sind fließend, sie sind provisorisch. Und dieser Umstand bewirkt, dass Menschen, die lesbisch und schwul sind, oder Menschen, die von sich sagen, dass sie es sind, tatsächlich faschistisch erscheinen, weil sie sich an eine Identität klammern, und auf diese Weise funktioniert queer homophob. Ich denke, das ist ein echtes Paradox. Die Mainstreamkultur hat es geschafft, sich queer anzueignen und es so zu benutzen, dass Heterosexuelle sich radikal fühlen können und es gegen schwule Leute (gay people) zu verwenden, indem sie als altmodisch und zu schwul hingestellt werden.


Frieden für die Schrammen!

Hört auf zu jammern!

Sagt der GAZPROM-GERHARD 08.06.2008 - 23:44
Ist doch normal...

In F-Hain, speziell Rigaer-Str. rennen doch auch ständig pöbelnde Nazis rum.

In der Linken muss seit Agenda 2010 und Bildungsreform verdammt nochmal jede/r sehen, wo er/sie bleibt...

von wegen jammern

freiraumactivista 09.06.2008 - 00:33
ich finde alle die es in der freiraumaktionswoche gerockt haben sollten morgen auch dabei sein . offensichtlich ist der lebensraum für frauen/lesben/transgender ein freiraum der stark bleiben bedroht ist , offensichtlich gerade im ach so multikulurellen und keine ahnung liberalen x berg ( na ja , so sieht es wahrscheinlich auch nur die taz ) . anyway wir sollten alle präsenz zeigen , morgen und alle tage . kommt also zahlreich zur demo und verkriecht euch nicht wieder alle in eure szenenischen .
smasch homophobia !
wir bleiben alle !!!!!

@ freiraumactivista

Roland "Knuffi" Bialke 09.06.2008 - 09:58
Kann Dir nur zustimmen!

bezgl. der Angreifer

interessierter 09.06.2008 - 14:35
ich würde gern mal anmerken, dass die tatsache, dass dies eine organisierte attacke von grauen wölfen gegen eine linke veranstaltung war nicht derart runtergespielt werden sollte
die demo sollte sich nicht nur gegen homophobie generell, sondern auch gegen die chauvinistische und faschistische MHP, die türkische "partei der nationalen bewegung" und ihre jugendliche schlägerorganisation, die "grauen wölfe" richten.

Kampf dem Faschismus! Kampf der Homophobie! Kämpfe vernetzen!!!

zum Artikel

antonius 09.06.2008 - 15:00
Zum Artikel

(„Dies ist allerdings kein „migrantisches“ Problem)
Das dies kein migrantisches Problem ist wissen wir,
ich weiß nicht warum das immer wieder erwähnt werden muß,
das Nervt!

Anmerkung

T. Schertzl 09.06.2008 - 15:56
Vieleicht kommt ja mal der ein oder andere auf den Gedanken, dass man keine Plakataktionen und Festivals gegen die Schwabenyuppies machen sollte, sondern sich um die konkreten politischen Konflikte im Kiez kümmert.
Man erlebt hier doch tagtäglich den offenen Sexismus, man läuft an den Drogenopfern vorbei, bekommt mit wie die Jugendlichen in die Kriminalität abrutschen. Die "Chancengleichheit" zwischen Zehlendorf, Dahlem, Grunewald, etc. und Wedding, Kreuzberg, Neukölln etc. ist weiter weg, als das uns die FDP endlich in die Anarchie führt.
Genau die Bewohner erst genannter Stadteile sind doch die wirklichen Arschlöcher, den wurde gesammt Ostberlin doch praktisch nach der Wende geschenkt und gleichzeitig waren sie auch die Gewinner der Bankenkriese und vom Sparkurs des Senats bekommen sie genauso wenig mit, wie von den brennenden Autos in Friedrichshain, oder sonst wo.
Also Leute, wenn ihr Stress machen wollt, fahrt doch in die Villengegenden der Stadt und eröffnet vor eurer Haustüre Rückzugsmöglichkeiten für Frauen, Homosexuelle, Jugendlich, Junkys, Senioren, im Prinzip für alle Schwachen im Kiez.
Wie wärs wenn ihr für die finanziellen Mittel mal bei den Neuberlinern im Dachgeschoß eures Hauses anfragt. Und auch die Neueltern haben bestimmt kein Bock zwischen den Problemfällen ihre Kinder zu erziehen, würden aber doch gern im Kiez bleiben.