SS-Parole in Stolberg-Zweifall entfernt

AG Geschichtsrevisionismus demontieren 15.10.2007 15:21 Themen: Antifa Repression
Am Sonntag wurde die SS-Losung „Unsere Ehre heißt Treue“ von dem „Friedens“kreuz in Stolberg Zweifall bei Aachen entfernt.

Vorausgegangen war ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verbreitung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen wegen besagter Losung. Dieses Verfahren stellte Staatsanwalt Lutz Bernklau letzte Woche ein.
Die für politisch skandalöse Statements und Ermittlungen berüchtigte Staatsanwaltschaft Aachen stellte fest, dass die SS-Parole durch eine leichte Wortänderung (bei der SS hieß es „Meine Ehre heißt Treue“) eine ‚selbst entworfene Schöpfung’ und damit straffrei sei.
Die historisch peinliche Begründung des Staatsanwaltes Bernklau für die Einstellung des Verfahrens gegen die Inschrift des Kriegerdenkmals argumentierte mit der Binsenweisheit, die SS sei religionsfern gewesen, das Denkmal zeige aber ein Kreuz, daher könne mit dem Spruch nicht die SS gemeint sein.

Dass Christen während und nach dem Nationalsozialismus mit den Nazis kollaborierten, dass Christen die Waffen der Nazis segneten, dass es Christen waren, die gesuchten SS-Verbrechern nach ´45 zur Flucht verhalfen, ihnen falsche Pässe besorgten und sie außer Landes brachten, dass ganze Zweige des Christentums den Nationalsozialismus ideologisch unterstützten, davon will Bernklau genauso wenig wissen, wie von Urteilen anderer Gerichte in gleicher Sache oder den Weisungen des Innenministeriums NRW, das diese Parole unter Strafe stellt. Innerhalb rechtsstaatlicher Logik ist es mehr als verwunderlich, dass sich ein Staatsanwalt über Gerichtsurteile hinwegsetzt.

Bernklaus Polemik, das Mahnmal gedenke der Kriegsopfer aus Zweifall und mahne zum Frieden ist entweder ahistorisch oder geschichtsrevisionistisch, in jedem Fall aber an Zynismus kaum zu übertreffen. Explizit ist das Denkmal neben der SS den deutschen Soldaten der Wehrmacht gewidmet. „Wir liebten unsere Heimat wie ihr, darum vergeßt uns nicht. 1939 - 1945“ lautet die Inschrift auf dem Kreuz. Das Heldengedenken an die deutschen Soldaten der Wehrmacht ist kein Akt der Friedfertigkeit. Es ist vielmehr Zeichen einer misslungenen Gedenkpolitik, einer fehlenden Auseinandersetzung mit den mörderischen Verbrechen der Wehrmacht.

Dass die Aachener Staatsanwaltschaft sich in Sachen politische Justiz noch nie an Fakten orientiert hat, sondern Linke immer mit voller (ideologischer) Härte bedrängte, während Rechte mit Samthandschuhen angepackt wurden, ist hinlänglich bekannt. In dieses Bild passt Bernklaus Anmerkung, seine eigene Entscheidung sei grenzwertig. Das heißt, er hätte auch anders entscheiden können, aus nicht ausgesprochenen aber nahe liegenden Gründen hat sich der Staatsanwalt aber dafür entschieden, die SS-Parole nicht zu inkriminieren.
Das ist eine ideologische Richtungsentscheidung.

Diese Entscheidung und Begründung Bernklaus ist zudem zutiefst respektlos gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus. Andererseits haben wir von diesen (alten) Herren der Staatsanwaltschaft auch nichts anderes erwartet.

Wir finden, dass der Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus, den Opfern der SS und der faschistischen Wehrmacht es einfordert, solche Parolen schleunigst aus dem öffentlichen Bild zu entfernen. Wir werden Geschichtsrevisionismus, Verherrlichung deutscher Kriegsverbrechen und die Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus nicht hinnehmen. Auch nicht, wenn deutsche Staatsanwaltschaften, Gerichte oder Parlamente dies unterstützen oder erst hervorbringen. Nicht heute und nicht morgen!
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Ergänzungen

Artikel zum Kriegerdenkmal an anderer Stelle

Der stille Leser verlinkt 15.10.2007 - 15:54
Ausartende Diskussion um Kriegerdenkmal mit SS-Losung
(über das Beschmieren und eine Naziaktion gegen die Kritiker)
 http://klarmann.myblog.de/klarmann/art/215027564

Unbekannte beschmieren Mahnmal in Zweifall
(über das Beschmieren und mit einem Bild in der Lokalzeitung)
 http://www.az-web.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=324834&_wo=Lokales:Stolberg

Der Krampf geht weiter wegen SS-Losung auf Mahnmal
(über die Staatsanwaltschaft zweitens)
 http://klarmann.myblog.de/klarmann/art/214429292

Unser Friede heißt immer noch Treue – SS-Losung ist nur Firlefanz
(über die Staatsanwaltschaft erstens plus andere Urteile verlinkt)
 http://klarmann.myblog.de/klarmann/art/213945476

Unsere Ehre heißt immer noch Frieden
(mit Bild des Kreuzes, nicht des Gedenksteines)
 http://klarmann.myblog.de/klarmann/art/202450628

Verallgemeinerung

Nichtsowichting 15.10.2007 - 18:51
Diese pauschale Verallgemeinerung dass Christen (und davon gibt es weltweit über 2 Milliarden) mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht haben ist mehr als falsch und eine Verhönung von Geistlichen die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus verloren haben (allein in Dachau starben über 1000 Geistliche)!

so sicher wie das Amen in der Kirche

aba 15.10.2007 - 21:39
eben doch ein bisschen platt

Die Beziehung zwischen Christen und Faschisten lässt sich so leicht konstruieren, wie den Hintergrund zum 9-11 2001 beim Islam zu suchen. Die Nazis hatten sich mit ihrer demokratischen Machtübernahme 1933 zu den Stellvertrettern Gottes (Richtern) in Deutschland erhoben. Waren sie deshalb Demokraten, Sozialisten oder eher kommunistische Anarchisten?

Uuuuh

Nachteulchen 16.10.2007 - 11:36
Hey, paß mit deinem Christenhass auf! Zu sagen das "Christen für irgendetwas verantwortlich waren" ist ebenso verallgemeinernd wie "das Juden für irgendetwas verantwortlich waren". Schau das du mit solchen Aussagen nicht auf Nazi ähnliche Ebenen rutscht, wir sollten uns jedes Individuum einzeln anschauen und nicht grob verallgemeinern um einen Sündenbock wie die Faschis zu finden. Und ob du in dieser klar faschitischen Zeit dich dem Dienst in der Wehrmacht (unter der Androhung des Todes bei Desertation) hättest entziehen können, kannst nur du beantworten. Die SS ist da was anderes.

Ansonsten find ich gut das ihr den Spruch entfernt habt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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lächerlicher haufen

klartext 16.10.2007 - 12:21
erst versuchen mit den ja angeblich ach sofascistischen deutschen behörden das denkmal weg zu klagen, und dann,wenn einem die entsceidung nicht gefällt, doc hwieder auf staatsanwälte, polizei usw. schimpfen. das ist nicht nur infantil, sondern auch noch ideologisch inkonsequent bis zum geht nicht mehr.
also was ist jetzt? anarchy und anti-staat, keine regierung usw.?? der ganze schwachsinn, der mittlerweile auch hier auf indymedia platz findet? Oder klagt ihr gegen "faschistische"-Mahnmäler mit dem ja angeblich so verhassten system-apperat?

entscheidet euch, das würde euch ein wenig ernsthafter aussehen lassen, ein wenig...

IRGENDJEMAND MUSS DOCH KLARTEXT REDEN :-)

Aber bestimmt nicht du...

antifa 16.10.2007 - 15:24
mit deiner Ortographie und Grammatik. Es ist völlig verquer zu behaupten, die Afa hätte hier erst NACH der Verfahrenseinstellung reagiert, als ob sie gerade zu trotzig auf eben jene reagiert hätte. Die Diskussion um das ,,Denkmal" bestand schon lange. Dass der deutsche Rechtsstaat nichts gegen diese perverse und faschistoide Handhabung mit dem Fascho-Gedenkmal, wohl wollend zu Stärkung eines nationalen Egos, unternimmt war abzusehen. Dass er seine Nicht-Unternehmungen jedoch auf solch bagatalisierende und verquere Begründung stützt zeigt seine Lächerlich - und Hinfälligkeit.
Die Afa hat nicht erst nach dem Urteil reagiert, sondern bewusst während des Diskussionsverlauf agiert ohne jegliche Stützung auf Rechtsstaatlichkeit.
keinesfalls also ist man nun trotzig gegen das urteil angezogen, denn dessen Ausgang lag immer schon auf der Hand, sondern gegen das ,,Denkmal" an sich, welches erst über einen Agitation auf juristischem Wege und folglich auch ohne juristische Reaktion bekämpft wurde.
Wenn man also keine Ahnung hat, einfach mal die Finger still halten!
Solidarische Grüße nach Achen

Neonazis erhielten Polizeifotos...

Spiegel 18.10.2007 - 19:58
...politischer Gegner

Dass Neonazis persönliche Daten politischer Gegner sammeln und unter Gleichgesinnten verbreiten, ist nicht neu. Beunruhigend allerdings, dass ihnen in Sachsen auch Polizeiakten über linke Aktivisten zugespielt wurden. Die Landesregierung rätselt über das Leck.

Dresden/Hamburg - Es ist eine Datensammlung, die wie eine private Fahndungsliste anmutet: Rund 150 Namen sind in der sogenannten "Anti-Antifa-Akte" aufgeführt, Personen aus der linken Szene, Gewerkschafter, Mitglieder linker Parteien, versehen mit Geburtsdaten, oft auch mit Fotos. Sächsische Neonazis haben das Register ihrer vermeintlichen politischen Gegner aus dem Dresdner Raum im vergangenen Jahr zusammengestellt.

Zum ersten Mal tauchte die ominöse Akte Anfang 2007 auf. Sie war einer antifaschistischen Gruppe in der sächsischen Landeshauptstadt zugesandt worden, diese hatte sie öffentlich gemacht. Dass Neonazis persönliche Daten von Bürgern sammeln, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus engagieren, und diese zum Teil auch im Internet veröffentlichen, ist an sich nicht neu. Doch in diesem Fall hatten die Autoren der Liste hochbrisantes Material verarbeitet.

Das sächsische Justizministerium bestätigte nun in der schriftlichen Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Johannes Lichdi, dass sich in der "Anti-Antifa-Akte" Material aus polizeilichen Ermittlungsakten fand. Darunter seien erkennungsdienstliche Fotos von 37 Personen und Videoprints aus Einsatzvideos der Polizei von neun weiteren Personen, heißt es in dem von Justizminister Geert Mackenroth (CDU) Papier. Die Bilder wurden demnach aus Ermittlungsakten kopiert. Nicht bekannt sei, ob die auf der überwiegenden Zahl der Aufnahmen vermerkten Namen, Geburtsdaten und -orte der Betroffenen ebenfalls aus den Polizeiakten stammten.

Wie die Akten in die Hände der Rechtsextremisten gelangt sind, darüber rätseln die Landesregierung und die betroffenen Behörden. "Es konnte nicht festgestellt werden, wie die Kopien aus den Ermittlungsakten in die sogenannte 'Anti-Antifa-Akte' gelangten", heißt es in der Reaktion des Justizministeriums.

NPD-Informant im LKA?

Grünen-Politiker Lichdi bekräftigte einen bereits früher geäußerten Verdacht: Rechtsextremisten könnten gezielt Strafanzeigen gegen politische Gegner gestellt haben, um dann durch Akteneinsicht an Informationen über diese heranzukommen. Es stelle sich die Frage, ob Anwälte der rechten Szene den Extremisten gezielt zuarbeiteten, so Lichdi.

Der Abgeordnete sprach von "skandalösen Vorgängen", die Mackenroth künftig ausschließen müsse. "Dass man sich im Justizministerium nicht erklären kann, wie die Rechtsextremisten an Bilder, Namen und Geburtsdaten gelangen konnten, offenbart eine Sicherheitslücke, die dringend geschlossen werden muss."

Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass auch die sächsische NPD-Fraktion über Informanten im Landeskriminalamt (LKA) verfügt. Der NPD-Abgeordnete Winfried Petzold hatte sich in Kleinen Anfragen zur Organisierten Kriminalität auf interne Papiere des LKAs bezogen, die nur der Generalstaatsanwaltschaft, das Innenministerium und das Polizeipräsidium in Chemnitz erhalten hatten.