Endlich Ruhe bei der Berliner WASG

Captain Tom Mayers 15.05.2006 00:57
Ernst und Gysi greifen durch. Landesvorstand plattgemacht! Bald komplette Auflösung des Berliner Landesverbandes der WASG. Versammlungsverbot für Mitglieder. Kommunikationsmittel des entmachteten Vorstands zu den Mitgliedern kurz vor Unterbrechung. Räume dürfen nicht mehr genutzt werden. Kommunikation über unabhängige Medien, wie indy wird wichtig!
Der Berliner Landesvorstand hat aufgehört zu existieren. Plattgemacht! Auf Anordnung von Klaus Ernsts Sekretär dürfen die Ex-Mitglieder des Vorstands nicht mehr per E-Mail mit den Mitgliedern kommunizieren. (Und diese Info ist kein Scherz!) Bei Androhung rechtlicher Mittel ist es dem Ex-Vorstand untersagt weiterhin per Diskussionslisten und Adressenlisten per E-Mail mit den Gliederungen des Landesverbandes und den Migliedern in Kontakt zu treten. Als nächstes wird sich der Kommissarische Leiter, der vom Bundesvorstand eingesetzte Bundestagsabgeordnete Hüseyin Aydin in den elektronischen Briefkästen der Berliner Mitglieder melden. Auch die Kontrolle der Webseite des Berliner Landesverbandes soll an Aydin übergehen. Als nächstes wird mit einem Verbot gerechnet, die Büroräume der Bundeszentrale in Berlin-Mitte zu nutzen. Der Parteitag am Dienstag in Berlin-Kreuzberg Moritzplatz soll verhindert werden. Es soll mit allen Mitteln sichergestellt werden, daß eine Konkurrenzkandidatur gegen die Berliner PDS verunmöglicht wird.

Nur noch die Bezirksvorstände können demnach mit den Mitgliedern kommunizieren. Jedoch deuten Äußerungen Klaus Ernsts auf eine komplette Auflösung des Landesverbandes der Berliner WASG hin. Ihm sei es egal ob Tausende Mitglieder aus der Partei fliegen, ihm sei es sogar lieb, wenn alle Linken die WASG verließen.

Als nächstes soll deshalb die Kommunikation zu den Mitgliedern im Bundesgebiet unterbunden werden.

Umso wichtiger wird die Kommunikation über unabhängige Medien wie indy. Von daher ist es schade, dass indymods Artikel zur Vernichtung der Berliner WASG nicht über das open posting hinauslassen. Auch die
Kommentare auf die postings stimmen eher traurig. In ihnen wird das Plattmachen der WASG als Sektenkrieg und Karriereristen-Zwist eingeordnet.

Die Politik der Totalen Assimilierung mit den Mitteln der Ausgrenzung:
Karriere im Apparat oder Rückzug ins Private, Suff - Kriminalisierung

Aber, was gerade in Berlin stattfindet, hat es schon in den 80er Jahren bei den Grünen gegeben. Als die Linken rausgedrängt wurden haben Linksradikale auch frohlockt. Letztendlich wurde aber die Bewegung durch das Ende der Linken in den Grünen in keinster Weise gestärkt. Im Gegenteil, die Linken resignierten, gingen nicht in die Bewegung zurück sondern privatisierten. Gleichzeitig wurden die sozialen Bewegungen noch schwächer. Und ausgerechnet viele linksradikale Kritiker des Parlamentarismus stiegen über die Leichen der Linken auf der Grünen Karriereleiter nach oben. Wer von den Autonomen sich nicht in Privatkarrieren retten konnte, endete in Suff und Drogen - oder im Knast!

Bereits jetzt ist es so, dass Leute aus der Bewegung, die Organisatoren der Montagsdemos, als Mitarbeiter im Parlament "eingegekauft" wurden und nun Erklärungen unterschreiben müssen, die den Kurrs von Ernst und Gysi unterstützen.

Die Entmachtung des Berliner Landesvorstands ist der Anfang eines Disziplinierungsprozesses, der die Linke insgesamt bedroht. Wenn Klaus Ernst und Co die Linken komplett aus der WASG entsorgt hat, geht es weiter. Das Ziel des Vorgehens gegen die Berliner ist letzenendes, 1. die Kritik an der neoliberalen Politik der PDS zu beenden, 2. die Linke regierungsfähig zu machen. Deshalb muß auch die Bewegung regierungswillig gemacht werden. Mit allen Mitteln. Wer nicht assimilationswillig ist, wird krimininalisiert!

Es ist ein Trugschluss zu glauben diese Disziplinierungsprozesse werden vor linken Strukturen und den sozialen Bewegungen haltmachen. Der nächste Schritt wird sein, die Bewegungen z. B. über die "Bewegungsbüros" der Linkspartei und andere Maßnahmen in ihrer Zielrichtung zu lenken, die Bewegung zu kontrollieren und zu hemmen.

Neulich winkte zum Beispiel Evrim Baba von der Linkspartei, auf eine Kritik von einer Arbeitslosenini mit der "Raumfrage". "Aber unsere Räume nutzt ihr!". In dem Stil geht das dann weiter. Kritik an der Regierungspolitik der Linkspartei? Bitte: Geld für Plakate weg, Raum weg, Haus weg. Die Disziplinierungswelle wird vor radikalen Linken Projekten nicht halt machen.

Die "Erledigung der Berlin-Frage" ist für Linke also kein Grund zur Schadenfreude.
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warum nur

genervt 15.05.2006 - 03:08
Natürlich ist das eine üble Sache. Aber warum nur seht ihr immer die ganze Linke in Gefahr, wenn ein paar Möchtegernparlamentarier von ein paar autoritären alten Hasen ausgebootet werden.

Könntet ihr mal etwas weiter blicken als nur bis zum Rand der eigenen Badewanne.

kommentar

tagmata 15.05.2006 - 03:21
"Kommentare auf die postings stimmen eher traurig. In ihnen wird das Plattmachen der WASG als Sektenkrieg und Karriereristen-Zwist eingeordnet."

Zumindest ersteres war es ja doch auch zum Großteil. Letzetres von Seiten der PDS und der West-WASG auch. Aber all das ändert nichts an der Tatsache, daß die Trotzkis in Berlin eine sehr sehr wahren und berechtigten Punkt auf den Tisch gebracht hatten.

Die Reaktionen sind nicht besonders toll, da stimm ich dir voll zu. Ist es nicht so, daß wenn irgendwelche Faschos versuchen, mit sozialen Themen Kapital zu schlagen, Linke schnell am Start sind, um diese Themen aufzugreifen (wenn das nicht schon eh der Fall ist), und bessere Alternativen anzubieten? Wäre es also nicht, wenn mensch SAV und co halt nicht mag, angebracht gewesen, die völlig berechtigten Vorwürfe, die da thematisiert wurden (was die PDS sich in Bbg geleistet hat, kann ich en detail nicht beutreilen. Aber die Sachen in Berlin waren eine echte bodenlose Sauerei), aufzugreifen und sich nicht einfach die Butter vom Brot nehmen zu lassen? Unassoziierten und linksbürgerlichen Gruppen und Inis haben das ja gemacht, und sich nicht vereinnahmen lassen; s geht also. Deswegen kann ich das Geznke nicht ganz verstehen. Sicher, in der Berliner WASG waren eine Menge Leute, die gute Kandidaten für eine klassische Entrismusnummer waren. Aber auch ein blindes huhn findet mal ein Korn, und auch der entristischste Trotzkist regt sich ab und an mal über Sachen auf, bei denen das, und Protest dagegen, definitiv angebracht ist.

Die LP/PDS hat das definitv falsche Signal gesendet: deutlicher kann man nicht ausdrücken, daß sie für ein kleines bißchen Macht sich selbst ins Knie zu schießen bereit sind. Vielleicht kann man damit irgendwelche Altproletarier bei der Stange halten, die nix mehr kapieren, aber für die junge Linke in Deutschland ist nunmehr eindeutig klar geworden, daß die politischen Parteien - zumindest die größeren, und von den kleinen redet eh keine Sau, obwohl die auf lokaler Ebene nicht fundamental schlecht sind manchmal - nur als Kanonenfutter, will sagen: Geldquelle etc taugen, und daß, obwoh, die LP nicht die CDU ist, sie kein Interesse an einer grundlegenden und notwendigen Veränderung des status quo hat.

da gibts nur eins

Stimmvieh 15.05.2006 - 03:43
ich stimme für NICHT WÄHLEN. Die einen, weil sie alte Arschlöcher sind, und die anderen, weil sie Arschlöcher werden wollen.

Der Kampf geht weiter!

Wahnja 15.05.2006 - 05:17
Der Kampf geht weiter! Last nicht die Köpfe hängen, GenossInnen!

Die Fußball-WM wirft ihre Schatten voraus...

trot.watch 15.05.2006 - 09:12
Hier das aktuelle Ergebnis des Halbfinales um den Entristen-Cup:

1. FC Trotzki Tscheka Linksruck - Dynamo Rebhuhnschießen Kronstadt SAV 1:0



wasg pds sed alter schnee

nixda 15.05.2006 - 12:33
warum soll sich mensch da noch aufregen ...

is doch offensichtlich, die pds hat sich nicht geändert, da kommt voll die sed hardlinerlinie durch - alles platt machen und die überreste einverleiben, so wie 46 spd und kpd zur sed wurden, so wird jetzt aus pds und wasg die neue linkspartei, wer sich wiedersetzt fliegt raus und wird mundtot gemacht.

ein altes lied von totalitärer macht. naja und sonst, gibts ja den einen oder naderen wasg - ler der alternativ zur npd wechslet, wie auch immer, mit undogmatischer politik hat das alles nix zu tun.

wahlen ändern nix - auch die neue möchtegern-linkspartei nicht