Kein Raum für faschistische Ästhetik!

Antifaschistische Gruppen aus Düsseldorf 02.06.2013 00:43 Themen: Antifa
Für den 31. Mai 2013 war im Düsseldorfer "Weltkunstzimmer" der
Auftritt des Musikprojekts TRIARII geplant. Das Konzert, bei dem auch
Porta Nigra, Rome, Ordo Rosarius Equilibrio, In Slaughter Natives,
Empusae und Mental Plastic Body Filler spielen sollten, wurde abgesagt.
Dieses geplante Konzert ist für uns ein Grund, um auf die
Schwierigkeit im Umgang mit NS-affiner Musik hinzuweisen.
Antifaschistische Gruppen stehen immer wieder vor dem Problem der
Intervention bei Konzerten von Bands des Neofolk bzw. Military-Pop.
Ein Konzertverbot einzufordern mit dem Hinweis, das sei Nazimusik,
wird dem Ganzen nicht gerecht und greift auch zu kurz.
VeranstalterInnen reagieren darauf oftmals mit Kopfschütteln und
Abstreiten. Die Bands seien keine nazistisch, sondern unpolitisch. Die
Antifa sehe in der Kunstform der musikalischen Darbietung das, was sie
sehen wolle.

Wir widersprechen dem! Es ist wichtig und richtig, immer wieder
Konzerte derart zu politisieren und zu kritisieren. Kunst ist und
bleibt politisch!

"Vivere militaria est!"- (TRIARII-Wahlspruch)

Plötzlich einsetzender Trommelwirbel suggeriert ein Finale: Aufregung,
Bewegung, Großartigkeit. Es geht ihm entgegen:

"Nun, meine Kameraden, seid ihr zum Abschluß eures Marsches hierher
gekommen. Warum schließt dieser gewaltige Marsch in Landsberg?"

"Ihr wollt euren Kampf führen
Den Kampf der jungen Generation
Den Kampf der Zukunft
Ihr wollt euren Kampf führen
Unvergesslich und unzerstörbar"

Der Titel dieses Musikstückes lautet "Stadt der Jugend" und ist auf
dem Album "Exile" (2011) des Ein-Mann-Projektes TRIARII von Christian
Erdmann zu finden.

"Exile" wurde in Landsberg am Lech produziert, der Stadt, in der
Hitler in seiner Gefangenschaft das Buch "Mein Kampf" schrieb. Der
Titel bezieht sich auf eben diese Stadt, die im Nationalsozialismus
als die "Stadt der Jugend" propagiert wurde und zum Wallfahrtsort der
NS- Jugendorganisationen stilisiert wurde. Der Text setzt sich aus
Teilen der Ansprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach an
die HJ zusammen.

Die Auftritte TRIARIIs sind geprägt von einer Atmosphäre, die auf
den/die ZuhörerIn hypnotisierend wirken soll. Sie wirkt kraftvoll,
gefühllos, streng und diszipliniert und ruft einen Zustand der inneren
Kraft und Schmerzlosigkeit, der Erhabenheit hervor, da man dazu
gehört, wenn es darum geht, dem Kriegerischen und Zerstörerischen
etwas Neues und Kraftvolles entgegenzusetzen.
Und das sind die Themen TRIARIIs: Krieg, Zerstörung, Fatalismus,
Verfall und Neubeginn.
Insofern dürfte der Bandname auch bewusst gewählt sein, mit dem sich
Erdmann an römische Elitesoldaten des Römischen Imperiums anlehnt.
Der Stil ist geprägt durch eine militaristische Ästhetik - daher auch
Military-Pop genannt -, die deutliche Anleihen am NS und am Römischen
Imperium nimmt. So bedient sich TRIARII nicht nur beim Coverartworks,
sondern auch in zahlreichen Stücken an Samples und Zitaten aus
nationalsozialistischen Reden und Schriften.

In dieser künstlich geschaffenen elitären Atmosphäre bietet sich ein
Raum für Menschen mit elitärer Wert- und Gesellschaftsvorstellung.
Konzerte bieten eine Exklusivität und historische Authentizität durch
teilweise extravagantes Publikum im NS-affinen Stil.
Erdmann sieht in dieser Symbiose zwischen Musik und Publikum keine
Verantwortung seines Projektes, für ihn ist seine Musik kein
"Instrument einer politischen Motivation". Die Kunst sei niemals nur
rechts noch links, sie sei niemals nur schwarz noch weiß - eine
Distanzierung von extrem rechten Gedankengut fehlt. Die Interpretation
liege in der Hand des Betrachters.

Diese Interpretation von Kunst um der Kunst Willen strebt die
Loslösung des Kunstwerkes und die Trennung des Künstlers aus dem
sozialen und politischen Kontext an, um so das vermeintlich echte und
wahrhafte Kunstwerk aus sich selbst wieder zu erschaffen - als "reine
Kunst". Zurück geht diese Idee auf eine Bewegung in Frankreich am Ende
des 19. Jahrhunderts, die sich "l'art pour l'art" nannte und auf
Exklusivität und Authentizität setzte. Damit stellte sie sich bewusst
gegen die Vielfältigkeit und Verbreitung der Kunst, infolge des
technischen Fortschritts der Moderne. Dem "neuen" Ästhetizismus ist
die Sehnsucht und Rückwendung auf das innere Leben der Dinge und das
wahre Ich des Menschen immanent.

Im Krieg erfahre der Mensch, was Gemeinschaft, Kameradschaft und eine
aufrechte Haltung bedeuten. Mit ihnen erlebe er sein inneres Selbst.
Die Mystifizierung des Krieges zum "ewigen" Krieg geht mit der
Ästhetik des Kampfes zum "ehrlichen" Kampf einher. Es geht also um die
Erfahrung des Kampfes und damit um das Wie statt das Was. Die
Gesinnung steht hinten an, die Moral ist untergeordnet. Erst durch
Krieg und Gewalt hebt sich die Entfremdung von Menschen und Natur
durch die Technik auf.
Seinen ästhetischen Ausdruck findet diese Idee im Konzept der
"strengen Form" und des "großen Stils", konkret in den Figuren des
Kriegers, Künstlers, Schauenden entgegen dem Bürger, Händler und
Heimatlosen.

Völkische und faschistische Bewegungen konzipieren und produzieren
diesen Ästhetizismus.

Kein Raum für faschistische Ästhetik!




Mehr zu diesem Thema: Speit, Andreas (Hg.): Ästhetische Mobilmachung.
Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien;
Hamburg/Münster 2002.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

TRIARII macht klassische Musik

TRIARII CREW 10.06.2013 - 19:58
der Beitrag ist sowas von überhoben, TRIARII machen klassische Musik, auch wenn diese Samples aus der Geschichte verwenden, heisst es noch lange nicht, dass TRIARII selbst rechtes Gedankengut verbreiten!
Die Kunst darf ALLES!!!
Meinungsfreiheit über alles!!!

ich denke mein Kommentar wird aber sowieso wieder gelöscht:-)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Zensur — ich