Protest gegen Nazidemo bzgl. Elbe-Day

anonym 16.05.2013 15:10 Themen: Antifa
Nachdem 2010 es nur angeblich 50 Cops fuer noetig befunden hatten, die Nazidemo zu bewachen und es dann auch noch zu Steine- und Flaschenwuerfen gekommen sein soll, war die Staatsmacht an diesem Samstag immerhin mit 3 Hundertschaften angerueckt. Vermutlich auch wegen des Blockadeaufrufs von „afgrp“ (www.afgrp.wordpress.com), denn das Torgauer „Gegen Nazis“ Buendnis wollte nur friedlichen Protest kund tun.
Übersicht

1. x-te Nazidemo
2. Anreise
3. Die erste Stunde
4. Polizei vertraut
5. Die zweite Stunde
6. Blockadeversuch1
7. Funkzellenabfrage
8. Blockadeversuch2
9. Kundgebung1
10. Kundgebung2
11. Kundgebung3
12. Keine paranoiden Antifaschist*Innen
13. Blockadeversuch3
14. Fazit

Bericht:

1. x-te Nazidemo
Viele Antifas sind an dem Tag nicht in den Norden von Sachsen gekommen. Ob es daran lag, dasz staendig Nazidemos sind und sich dann nur noch auf die ganz groszen Dinger in Groszstaedten konzentriert wird? (Mitte Januar Magdeburg, 13.2. Dresden)
Mir ist das Egal. Wenn niemand mit moechte, geht es halt alleine auf die Reise. Trotzdem Schade, aber so viel sei schon mal gesagt: Die Polizei reiste wegen mir nicht nur zum Entspannen an.
Andere Antifas wuerden sich wahrscheinlich „freuen“, wenn sie jedes Wochenende ne Chance zum Blockieren haetten, aber wer nicht in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thueringen lebt, geht dann wohl meist nur auf Demos oder gegen rechte Kundgebungen protestieren. Um Eines klarzustellen: Auch ich kann mir Beszeres vorstellen, als den Samstag damit zuzubringen, aber was tut Mensch nicht alles, um wenigstens die Demokratie zu bewahren, sogar in Sachsen.

2. Anreise
Fuer Leute mit Paranoia war die Anfahrt von Leipzig schon mal derbe krasz. (23 Gleise am Stueck; groeszter Kopfbahnhof Europas) Geschichte:
„Die Anlagen des Dresdner, Magdeburger und Thueringer Bahnhofs waren am damals noerdlichen Rand von Leipzig in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander entstanden. Je etwa zwei Kilometer suedoestlich davon befanden sich abgelegener der Bayerische Bahnhof und der Eilenburger Bahnhof.“ [1]
Von gemeinsamen Handeln im 19. Jahrhundert kann da keine Rede sein, denn der undemokratische Egoismus herrschte.
Kaum in diesem riesigen Bahnhof angekommen, standen schon 20 Cops in Kampfmontur, welche ein „Eindeutig“ von sich gaben, als sie mich erblickten. (Mein Mobiltelefon war zu diesem Zeitpunkt noch an und machte ich erst in Torgau tot.) Gut, da kann auch evtl. jemand anderes genannt sein. Nur als meine Wenigkeit dann noch kurz was fuer den Tag einkaufte, entfernten auch die meisten Cops sich erst einmal vom Bahnsteig 16. Vielleicht hatte das Ganze auch nichts mit mir zu tun, denn ungefaehr ein Dutzend junge Leute stiegen spaeter auch in den Zug ein und hatten einen Kasten Bier dabei. (Nach getaner Recherche am naechsten Tag stellte sich heraus, dasz genau dieser Zug eine Verbindung nach Rathenow darstellte. Die Ankunft dort sollte eine etwa eine ¾ Stunde vor Spielbeginn sein und zwar vom Regionalligaspiel Nordost der Herren zwischen einem Team aus Mecklenburg-Vorpommern namens Optik Rathenow und dem 1.FC LOK Leipzig. Sche... konservativer DFB fuer diese beschiszene Zeitansetzung, denn dadurch haben evtl. ein paar Antifas sich gesagt, dasz ihnen die Fahrt zu gefaehrlich ist...) [2]
In Torgau selbst stieg dann kein RoboCop aus, auch wenn der eine Polizist auf der Fahrt mich staendig im Auge hatte (=> T-Shirt aermel ueber Hals gezogen als Schlauchschalersatz). Also hoechstwahrscheinlich umsonst die ganze Aufregung. Kann ja auch sein, sie wollten die Nazis aus Richtung Cottbus kommend nach Torgau begleiten oder waeren nur ausgestiegen, wenn ein riesiger Antifamob auch rausgegangen waere oder sie hielten die „Biertrickenden“ fuer Antifaschist*Innen... Ein anderer Polizist wollte kurz vor meinem Zielort seine Buerger*Innenfreundlichkeit beweisen und versuchte einer Person irgendetwas am Fahrrad zu reparieren, aber auszer, dasz ihm sein Schlagstock raus fiel, paszierte nichts Gelungenes.

3. Die erste Stunde
Die erste Stunde gestaltete sich dann in dem Dorf ziemlich regnerisch, sodasz es das Beste war, sich in der waermeren Bahnhofshalle aufzuhalten. Generell war gar nichts los, weil nicht einmal die Polizei es fuer noetig befunden hatte, vor 10.45 Uhr am Bahnhof zu sein.
Erst gegen 10.49 Uhr traf dann der erste Teil der faschistischen Truppe ein, sodasz es das Beste war, ein paar Minuten frueher, den Bahnhofsbereich zu verlaszen. Offiziell sollten sich die Nazis zwar erst um 12 Uhr treffen, aber bei der Dummheit der Rechten kannst du nichts dagegen tun.

4. Polizei vertraut
Es fanden such auch schnell ziemlich viele Rechtsextreme ein, nur gluecklicherweise hoerte der Anstieg bald auf, sodasz im Endeffekt ca. 170 Faschos (500 angekündigt) sich zur Demo versammelten. Ja, die Zahl ist zwar von der Polizei, aber soll ich hier die kleinste dreistellige Zahl, welche mit einer 2 anfaengt, veroeffentlichen, welche vom MDR (CDU hat da viel zu sagen) stammt? Erwartet hatte ich deutlich mehr KriegsverliererInnen, da deren Mobilisierung selbst in „Norddeutschland“ Anklang fand. Das Thema war, dasz hier in Torgau 1945 Sowjetische und Amerikanische Soldat*Innen sich die Haende zum ersten Mal auf deutschen Boden seit Kriegsausbruch schuetteln konnten und so etwas findet der Nazi ja nicht toll, weil Krieg verloren. Nazi-Demomotto? aeh.
„Nationale Solidaritaet“, und „Sozialismus“, ja dafuer wollen die Nazis stehen, aber heute definitiv nicht, was die geringe Anzahl erklaert (Ok, die politische Veranstaltung geht auch nur insgesamt 3 Stunden, aber welcher solidarische Mensch handelt primaer nach dem Angebot-Nachfrage-Prinzip?). Wenn jetzt 500 GeschichtsrevisionistInnen demonstriert haetten, „ok“, aber das kleine Haeufchen?

5. Die zweite Stunde
Bis zur Mittagszeit war es schon nicht ganz ungefaehrlich, alleine durch Torgau zu laufen, denn auch hier gibt es ne Menge Nazis. Die FaschistInnen, welchen ich begegnete, gingen entweder alleine zum Bahnhof oder ich erblickte die noch frueh genug, um ungesehen wegzusprinten.
Nicht viel weniger heftig, dann im Stadtpark, wenn mensch rechts vom BHF sich weg bewegt, an einem Denkmal ein rangespraytes Hakenkreuz in roter Farbe leider erblickt. Es sollte nicht die letzte von Nazis sichtbare Straftat an diesem Tag sein. Die Cops hatten uebrigens wenig Interesze bei dem Wetter mich im Stadtpark zu verfolgen (Quotenerfuellungsbloedsinn), da ich mich wieder von der Strasze entfernte, wenn ein Polizeiauto anhielt.

6. Blockadeversuch1
So gegen 12 Uhr dann doch mal wieder rausgetraut (und bis dahin viel ueber verschiedene Baumarten gelesen), denn auch eine 1PersonBlockade stoppt den geschichtsrevisionistischen Bloedsinn. Ein paar ganz Wenige standen dann auch dort, aber sie sahen eher so aus, als wollten sie nicht gleich zivilen Ungehorsam zeigen. Obwohl nur wenige Schritte weg von der Route, gingen dann ganz ruhig 2 Cops in meine Richtung, was leider schon vor 13.30 Uhr war, da mit einer halbstuendigen Auftaktkundgebung von den Nazis zu rechen war. Zwar mit einer Person gequatscht, welche nur politischen Duennpfiff von sich gab „Die Polizei hat heute schon mehrere Antifas weggeknastet“ (Nichts gefunden fuer eine Bestaetigung), der hier nicht wiedergegeben werden soll, aber immerhin stimmte die Route und auch die Schleichwege. Den ersten Schleichweg haette ich auch gerne genommen, doch war ich nicht im Gespraech versunken, weil es viel wichtiger ist, sich nicht von der Polizei „bei nichts“ (Praeventionsmasznahme) erwischen zu laszen. So also erst gegangen und dann gelaufen und zwar weg von der Route und den Cops, was vielleicht gar nicht so daemlich ist, weil wenn nur eine Person blockiert, niemand die Polizeigewalt bezeugen kann. Aus Polizeisicht musz so ein Weggerenne ziemlich verdaechtig wirken, weil „wer weglaeuft, hat was zu verbergen“. Wenig verwunderlich, dasz die beiden Polizeibeamten die Verfolgung aufnahmen, wenn auch eher im Spaziergang. Fuer mich war es ja auch nicht ganz klar, ob sie jetzt hinter mir her waren oder nicht. Nur, wenn du ne kurze Verschnaufpause einlegst und sie weniger als 100 Meter hinter dir sind, dann muszt du weiterlaufen. Das Spiel: Pause eingelegt, Cops gesehen gab es noch einmal und irgendwann endete das Parkstueck am Kanal und es sollte wieder eine Strasze geben. Waere es doch mal zur Festnahme gekommen, dann haetten sie mir erst mal beweisen mueszen, dasz ich kein*E Jogger*In gewesen bin. Wieder auf der Naziroute (weisz du ja nie, da die CDU nicht transparent ist), dann da nur ganz kurz geblieben und in den naechsten Wald. Die Cops folgten bis zur Strasze und schauten dann noch ein wenig durch die Baeume hindurch. Jetzt wurde die Angst immer groeszer, denn zwar duerfte ich mehr Kondition haben, aber wenn sie Verstaerkung holen, dann heiszt's fast garantiert: Gesa.
Zwischenfazit: Egal wie der restliche Tag noch werden sollte: Diese „sinnfreie“ praeventive Weglaufaktion und die Cops somit gefordert zu haben, war es mir wert, angereist zu sein. Ich lief noch ein biszchen weg von der Innenstadt, denn du weiszt ja nie, ob sie dich nicht noch verfolgen, was im Endeffekt aber der eigenen Paranoia geschuldet ist, denn die Polizei hatte schon an der Strasze saemtliche Masznahmen zur Ergreifung der verdaechtigen Person eingestellt. Aufgrund der permanenten groszen Entfernung zwischen den Cops und meiner Wenigkeit haette ich nie den Satz verstehen koennen: „Bleiben Sie stehen, Polizei!“

7. Funkzellenabfrage
Um ca. 13.30 Uhr die Elbe erblickt. Ein aelterer Radfahrer fand mein Weglaufen nach kurzer Zeit gar nicht toll=>angesteinfloeszend, dasz ich (in Schwarz) hinter ihm lief, was ich nur aus dem Grund machte, um im Windschatten kraftsparend zu laufen. Nach dem ganzen Stresz erst einmal wieder etwas Nahrung und Waszer direkt am Elbufer aufgenommen, um neue Kraft zu tanken. Das Wetter wurde nicht beszer. Irre, was Mensch jetzt auf der anderen Seite des Fluszes zwischen zwei Bruecken erblicken konnte und zwar auf eine Entfernung von ca. 500 Metern. Ein riesengroszes gruenes Polizeiauto, sowie mindestens noch ein Six-Pack (VW-Bus). Jetzt ist mir mal wieder klar geworden, wo die eingesparten Gelder hin sind. Foerderung antifaschistischer Arbeit, hinflieszen. Dann gibt es ja noch die Extremismusformel, welche Arbeit gegen Nazis unter Generalverdacht stellt.[3]
Das Fahrzeug sah so aus, als wuerde auch hier eine Funkzellenabfragung (Erklaerung: Ortung der Standpunkten von Mobiltelefonen) stattfinden, aber genug der Spekulation.
Irgendwer fand meine Pause am Deich ziemlich intereszant, denn in Richtung Naziroute war eine Person auf dem Deich locker 10 Minuten zu erkennen. Wer macht denn so etwas? Vielleicht schosz Sie Fotos. Deshalb legte ich Vermummung an.
Ein Motorenschiff sollte auch noch in meine Richtung fahren, doch es stellte sich „nur“ als christliche Werbeveranstaltungsmasznahme heraus. Wuerde jetzt darauf tippen, dasz sich so etwas nicht in der Bibel wiederfindet und quittierte deren Aktion mit dem Daumen runter. Auch hier blieb die Gesichtsverschleierung natuerlich dran und zwar solange, wie das Schiff zu sehen war. Ein Polizeischiff bleib die ganze Zeit ueber im Torgauer Hafen.

8. Blockadeversuch2
Der Tag war natuerlich noch laengst nicht gelaufen, denn jetzt startete Versuch 2, was zu reiszen:
In die (Vor-)Stadt ging es jetzt ohne Probleme rein, auch wenn viele Cops an den Absperrungen zu sehen waren. Um nicht deren Erinnerungsvermoegen zu sehr zu beanspruchen, dann doch etwas weniger gefaehrlich auszchauend in der Naehe der Route spazieren gegangen. Das Abkuerzen ueber Zaeune stellte sich diesmal als ineffizient heraus.

9. Kundgebung1
So kam ich dann um 14 Uhr auf eine erste demokratische Kundgebung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz an, welche aber ziemlich tot war. In einem groszen LKW stand zwar ein Schlagzeug und es hingen mehrere Anti-Nazi-Transparente dort, doch die Musik kam nur von Band.
Ich kam wohl einfach zu spaet. IG Metall war mit einem Infostand inkl. Personal vertreten und ganz in der Naehe konnte wohl auch gebratene Wuerstchen erworben werden, aber wer vegane und wenig bzw. gar nicht pestizidbelastete Soja-Schnetzel mit sich herumtraegt, der ist auf diese Notkost nicht angewiesen.
War das der ganze Torgauer Protest?
Der CDU Stand, wo ich den Flyer mitnahm (siehe Foto) hatte wohl nur Fakten aufgedruckt bekommen, denn niemand von der Jungen Union Sachsen und Niederschlesien(!) haette meine Fragen beantworten koennen, sollte es welche geben.
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Analyse
Niederschlesien? Heult da jemand wegen der Kriegsniederlage rum, da Schlesien zu Polen gehoert, will aber kein Nazi sein oder was soll die Anspielung?  https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlesien
Das Lustigste ist doch, der Begriff „Saechsische Demokratie“ findet sich in keinem Lexikon wohl wieder. Es ist eine „spaszige“ Erfindung.[4]
Wenn da nicht die Junge Union (JU) waere, welche ja dadurch negativ dargestellt wird und nicht nur darauf eingeht, sondern ihn auch noch verteidigt und zwar von Regierungszeite. Folglich musz es den Begriff also geben. Die JU meint, Blockaden darf es nicht geben gegen Demonstrationen. Bei dem Verhalten der Polizei ist es immer wieder ein Wunder, dasz es doch ab und zu dazu kommt und was sagt das Bundesverfaszungsgericht dazu? Auf der Rueckseite des Flyers steht: „Saechsische Demokratie, das Recht zur Freiheit“. Zustimmung, weil Freiheit auch Willkuer in diesem Falle wohl bedeutet. Selbst mit einem anerkannten Versammlungsgesetz tut sich die Landesregierung schwer.

Die Meinung von BVG ist egal, denn das ist Sachsen und folglich kann Sachsen kein Teil von Deutschland sein. aeh? Was noch so auf dem Flyer steht:
Grundrecht auf eine friedliche Versammlung: Siehe Abschnitt: „Blockadeversuch3“.
Rechte und Schutz von Polizeibeamten. Nicht mal gegendert der Abschnitt. Inhaltlich waere es ja schoen, wenn Polizeigewalt von unabhaengiger Seite aufgeklaert wird, denn fast alle Anzeigen gegen PolizeibeamtInnen bzw. Pruegelcops bzw. Schlagstocktruppe bringen keinen Erfolg. Individuelle Kennzeichnungspflicht reicht einfach nicht.
Aus Frust dann ein paar mehr Flyer der christlich-konservativen Partei mitgenommen und bis auf Einen im naechsten Muelleimer entsorgt. Nicht nur dort kam es zum Kontakt zwischen Naziaufklebern und einer meiner Schlueszel, den Letzterer* deutlich gewann. Merkwuerdig, dasz Die noch klebten, denn das Nazipack hielt sich ja woanders auf. So muszte dann auch einmal auf eine Muelltonne geklettert werden, um auch den naechsten Naziaufkleber zu entfernen. Beszer als nix. Zwar konnte Mensch auch in dieser Zeit einer faschistischen Kundgebung lauschen, doch wo bitteschoen sollte jene sein? Aus der Innenstadt oder doch eher Richtung Bahnhof? „Tolles Echo“.

10. Kundgebung2
Nun ging es logischerweise dahin, wo die meisten Menschen herkamen. Nach weniger als fuenf Minuten und einem Vorbeigehen an einem riesigen, wenn auch billig gemachten Nazigraffiti (glaube Georgenstrasze) zum Friedrichsplatz gekommen und siehe da: Hunderte Leute riefen „Nazis raus“ (Spruch von „Die Linke“) den in etwa 75 Metern entfernt stehenden Faschos zu (Polizeiautos und Polizei dazwischen). Verstaerkt mit Megafonen, Trillerpfeifen und Lautsprecheranlagen an Autos+Mikrofon war ueberhaupt nichts von dem Nazimuell zu verstehen. Wirklich viele verschiedene Anti-Nazi-Gesaenge kamen da nicht zusammen und als ich mal „Ihr habt den Krieg verloren“ anstimmte, dasz die Kehle danach weh tat, machte mal niemand mit. (Versuch war es wert, wenn auch etwas uebertrieben)

11. Kundgebung3
Deshalb weggegangen, denn schlieszlich ging es fuer mich noch darum, eine erfolgreiche Sitzgelegenheit auf der Nazi-Route zu finden und fuer so etwas brauchst du keine „schwere“ Trillerpfeife. Zurueck bei der „toten“ Kundgebung in Richtung den hier abgestellten Hamburger Gittern (Doppelt) bewegt, welche selbstverstaendlich masziv bewacht wurden. Ich hielt es fuer richtig, hier erst einmal zu verweilen, weil nicht zu erwarten war, dasz die vielen Protestierenden sich in wenigen Minuten zur naechsten „Stoerung“ des Naziaufmarsches hier einfinden wuerden. So sollte es auch kommen.
Bevor es aber losging, kam erst einmal die Reiterstaffel der Polizei. Auch wenn die Nazis noch mindestens 50 Meter entfernt waren und Polizeipferde davor zu sehen waren, so schon mal die ersten Sachen angestimmt, nur um mir von einer ebenfalls an der Absperrung befindlichen Person sagen zu laszen, noch nicht damit anzufangen, da die Rechten ja noch viel zu weit weg waeren.
Selbstverstaendlich weitergemacht und noch lauter. Die Faulheit mancher Bewohner*Innen mal von der Strasze aus Nazi-Verachtung kund zu tun, anstatt nur aus dem Fenster zu glotzen (Fuer die Rund-um-die-Uhr-Fernsehen-schauen-Generation-damit-der-Tag-und-das-Leben-vorbei-geht-immerhin-ein-Fortschritt) und Das trotz Rufen wie „Leute, laszt das Glotzen sein, reiht euch in den Protest ein“ erschlieszt sich mir nicht. „Zu Hause ist's am Schoensten?“ =>Love Krawalltourismus!
Schlieszlich kamen dann die Faschos und wenn die genauso laut haetten sein wollen wie ich, haetten es von deren Seite mehr Anstrengungen geben mueszen. Nazis halten sich an demokratische Spielregeln, sehen die Demokratie aber nicht als die beste Staatsform. Die „denken“ auch, Freiheit und Nationalismus schlieszen sich nicht aus. Vor dem 2. Weltkrieg hiesz es, „Deutschland“ wolle „nur“ wieder zu „Groszdeutschland“ werden, nur um dann doch sich nicht mal daran zu halten, weil es ging ja um die Eroberung der gesamten Welt.
Selbst heute ist noch eine Bundesregierung da, welche daraus so gut wie nichts gelernt hat, denn Ruestungsexporte [5] sind an der Tagesordnung und es duerfte noch viel beszer laufen, gaebe es z.B. kein Straszenblockadeaktionismus [6] gegen Heckler & Koch, Rheinmetall, EADS [7]. Wie in der Nazizeit gibt es keine Mindestloehne und in so gut wie keinem Land entsteht Demokratie, wo die Regierung auch deutsche Waffen gekauft hat. Dadurch sterben viele Leute, aber keine Deutschen und wenn da noch mal einer faellt wie erst wieder kuerzlich in Afghanistan, dann redet kaum jemand in den Mainstream-Medien mit gleicher Entschloszenheit davon, dasz auch noch SoldatInnen aus anderen Nationen ebenfalls getoetet wurde.

12. Keine paranoiden Antifaschist*Innen
Doch was war jetzt mit der Blockade hier und heute? Vor dem Kanal wuerde es eine Gelegenheit geben, denn dort ist Wald und nur ein paar grosze und kleine Polizeiautos standen hier., wie ich ja noch wuszte. Fix also noch ein paar mir unbekannte Antifaschist*Innen schnell Bescheid gesagt, aber entweder lag es an deren Kondition, Paranoia, Konservatismus oder was auch immer. Die ersten zwei Minuten schallte es jedenfalls ziemlich laut ne Menge antiraszistische und antinationale Sprueche, bis dann wenige Minuten spaeter auch der kleine Mob kam, womit wir uns der Nazi-Route naeherten, aber es reichte dann zeitlich nicht mehr ganz zur Blockade. Immerhin waren diese Antifas also nicht komplett Paranoid. Sehr schoen und es lag vermutlich auch an deren Ortskenntniszen, dasz ich keinen Mist erzaehlt hatte. Wieder wurden die Gesaenge der Nazis versucht, nur mit wenigen Stimme zu uebertoenen, was trotz wenig Puste, aber fast durchgehend klappte.

13. Blockadeversuch3
Da die Faschos jetzt den Kanal paszierten, ging es nun im Eiltempo Richtung Bahnhofsvorplatz, aber auch nur solange, wie keine Nazis zu sehen waren, denn auch ueber den Kanal hinweg und aus dem Wald erneut heraus, gelang es in Rufweite, den Rechten noch ein paar Sprueche mit auf den Weg zu geben. Jenes fuehrte dazu, dasz NPD und Co. nicht mehr ganz so schnell liefen und statt im normalen Tempo zu laufen, Beleidigungen von sich gaben und alles in einem schlurfenden (Friedliche Versammlung?) Tempo.
Jene „Inzest-Geburten“ gaben mal wieder einen Rotz auf die Demoauflagen, denn mit Beleidigungen (Straftat) wurde nur um sich geschmiszen, aber in Sachsen bei einer schwarz-gelben Regierung darauf zu hoffen, dasz die Polizei nicht auf dem rechten Ohr taub ist...
Das Fascho-Pack groelte auch etwas von der „roten Pest“ und da sei mal gefragt, ob es nicht beszer waere, sich weniger an der Wirtschaftsform abzuarbeiten und mehr den Schwerpunkt auf oekologie zu legen...
Eine Blockade am Bahnhofsvorplatz scheiterte, weil zu wenig Antifas die Polizeikette durchflieszn haetten koennen, denn hier zeigte sich wer Kondition hatte und wer nicht. Der Nazimuell konnte aber auch von hier noch gut beschallt werden. Kein Scherz: Durch deren Demo-Schleicherei verpaszten viele Nazis ihren Zug um drei Minuten, was fuer mich z.B. hiesz, jetzt noch zwei Stunden sich in Torgau aufhalten zu duerfen. Die naechsten 20 Minuten waren doch ziemlich speziell. Sprueche wie „Oma, Opa und Hans-Peter, keine Opfer, sondern Taeter“ wurden nicht mitgechantet, denn „zu lang, kann sich niemand merken“. Stattdeszen viele fiese Sprueche teils aber auch unter der Guertellinie, die hier nicht wiedergegeben werden sollen: Harmlos fast noch in Richtung der Nazis: „Dein Haarschnitt sieht aus, als haettest du beim Friseur 2,50 Euro gelaszen. Geh wieder zu Mutti, die macht es dir umsonst.“.
Dazu ganz ganz viel Inzest-Sprueche „Dein Bruder ist dein Vater“ und viele gezeigte Mittelfinger.
Und natuerlich: „Nazis raus“, „Haut ab“ und „Nationalismus raus aus den Koepfen“. Schoen, dasz der nicht ganz melodisch korrekte „Nie nie nie wieder Faschismus“ Anklang fand, denn jeder Nationalismus ist doof, nicht nur Deutscher. Was pasziert, wenn ein Chant nur durch Hoeren weitergegeben wird, machte sich hier bemerkbar: „Kannibalismus, das sind unsere Riten, eszt mehr Antisemiten“. Natuerlich nicht auf Neunmalklug gemacht und folglich mitgerufen, wenn auch erst beim zweiten Mal.
Italienische Sachen wie „Alerta Alerta Antifascista“ nicht ein einziges Mal angestimmt, weil das Nichterkennen vieler Sprueche mich teils so krasz ueberraschte, dasz mir die „allereinfachsten“ Chants nicht einfielen. Insgesamt also tummelten sich hier mMn viele relative konservative Antifaschist*Innen, weil ja vom Dorf kommend (Vorurteil). Ob das jetzt so gut ist, nichts antikapitalistisches oder revolutionaeres gehoert zu haben, sei mal dahingestellt.
Den Gesichtsausdruck des Tages legte eine Polizisten hin, welche auch zum Nazibeschuetzen abgestellt worden war, denn ihre Mimik nach meinem „Die ganze Welt haszt die Polizei“ kann als „Oh nein, es war so friedlich und jetzt so etwas“ verstanden werden. Noch schlimmer: Ein*E Antifaschist*In forderte mich auf, es nicht noch mal von sich zu geben, da nur die Nazis die Boesen seien! (Irre, auch wenn die Polizei etwas weniger schlecht ist). Mensch kann sich ja auf Vieles einstellen, nur...

Kleine Anmerkung: Fuer „unpolitische“ Leute gab es in dieser Zeit auch kein Durchkommen zum Bahnhof.

Fazit:
Blockadeaufrufe gab es nicht vom lokalen „Gegen Nazis-Buendnis“ und folglich fehlte viel Support (((Krawalltourismus))) aus Leipzig beispielsweise, denn da braucht es Vernetzung und nicht jede*R Antifa hat Zeit, ins Internet zu gehen, wuerde sich aber einen ausliegenden Flyer durchlesen und / oder zu einer Mobi - Veranstaltung z.B. in LE-Connewitz gehen. Nur, was wuerdest Du ueber den Anlasz der Nazidemo erzaehlen wollen?
Wenig verwunderlich das Engagement der „Meisten“, sitzt ja die CDU in dem Zusammenschlusz. Deshalb waren sehr viele Leute (ca. 250) aus Torgau und Umgebung da, was auch jetzt nicht komplett schlecht geredet werden soll, doch was rechte Ideologie alles ausmacht, musz aufgezeigt werden und im Alltag auch angesprochen werden. Spontan Leute anzusprechen, blockieren zu wollen, kann zwar klappen, aber ob es gelingt, das ist ne wichtige Frage, denke ich mal. Die Torgauer* haetten natuerlich blockieren koennen, da die Strecke noch etwas frueher offen fuer Blockadeaktionen gewesen waere, nur erst im Buendnis mitarbeiten und dann den Aktionskonsens zu brechen, kann langfristig ziemlich viel kaputt machen. Werden die CDUlerInnen sagen, „SPD, Gruene und Linke wollen Demokraten sein?“ (nicht gegendert) Die brechen ja wie die Nazis die Vereinbarungen. Kam folglich es nicht dazu und die Polizei wird von einem „friedlichen Einsatz“ reden duerfen.
Lob ausnahmsweise ans Buendnis fuer die sehr sehr vielen aufgehaengten Banner gegen braune Ideologie.

Blockadeaufrufe brauchen keine demokratischen Mehrheiten und sind nichts fuer den Lebenslauf, weil halblegal, sondern es mueszen sich bei diesen Buendnis-Treffen Leute zusammenfinden, welche sich moeglichst schon beim ersten Treffen vom „langweiligen“ Buendnis, in dem die Frage gestellt wird: „Wer will auch blockieren?“ und die Entschloszenheit haben, folglich mit allen Leuten, welche hier die Hand gehoben haben, ein eigenes Buendnis aufzumachen (bei den Unterstuetzer*Innenlogos fehlt dann das Logo der „Antifaschistischen Aktion“ nicht) und Eigenkapital zu Sitzblockaden aufzurufen. Ohne die rechte christlich-konservative CDU selbstverstaendlich.

1.  https://de.wikipedia.org/wiki/Leipzig_Hauptbahnhof
2.  http://www.spox.com/de/daten/fuszball/spielplan/regionalliga-nordost-2012-2013-spieltag/26/
3.  http://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/initiatve-lehnte-aus-protest-preis-ab
4.  http://www.publikative.org/2013/02/13/die-sachsische-demokratie/
5.  http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/amnesty-kritik-waffenexporte
6.  https://www.taz.de/!100942/
7.  https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCstungsindustrie

Selbst wenn die gesamte Fahrt laenger dauert als die Action vor Ort. Solange die Anfahrt am gleichen Tag komplett und die Rueckfahrt bis zum naechsten Tage um 03:00 Uhr erfolgt, kostet es auch nicht mehr.

Quellen für 2010:
 http://www.chronikle.org/ereignis/torgau-nazis-demonstrieren-elbe-day
 http://www.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/pfarrerin-ich-empfinde-abscheu--170-neonazis-ziehen-beim-elbe-day-durch-torgau/r-mitteldeutschland-a-27670.html
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Ergänzungen

handshake

T34 18.05.2013 - 08:35
also erst mal muss ich los werden das ich den bericht so wie er ist ganz gut geschrieben finde. ich konnte mich richtig in den / die schreiber_in reinversetzen. sicherlich war es garnicht beabsichtigt diesen text als sachliche auswertung zu nutzen, lediglich als erfahrungsbericht einer einzelperson die es versteht bildlich zu schreiben.

und was die teilnehmerzahl der nazis angeht.... in ihrer auswertung waren es "180 junge menschen"

hier noch das motto der nazis, wer war schuld und wer hat scheiße gequatscht:

Thema: “Laß Dich nicht für dumm verkaufen – Massenmord ist keine Befreiung!”

Anmelder: Junge Nationaldemokraten Sachsen

Redner: Paul Rzehaczek, Manuel Tripp, Jürgen Gansel, Freier Aktivist aus Torgau, Freier Aktivist aus Mittelsachsen

ach so... der grund für die geringe beteiligung:

1. anscheinend wurde nicht viel mobilisiert .... also ich habe zumindest garnichts davon gewusst.
2. ruft, bzw rief, die stadt zum "geschlossenen Auftreten gegen Extremismus und Radikalismus" auf, also auch gegen linksradikale. (hatten wir auch schon, ebenfalls mit CDU Bürgermeister, haben viele gruppen gesagt "wenn die stadt uns mit nazis gleich stellt kommen wir nicht")
sollte auf jeden fall mal angesprochen werden.

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gaga aufn bahnhof — lena davis