[DD] Burschenball verhindern!

afa 21.10.2012 14:19 Themen: Antifa

Am 27. Oktober 2012 wollen Burschenschaften unter dem Deckmantel der „Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur“ im Brauhaus Watzke (Dresden) ihren „Akademikerball“ abhalten. Aus diesem Anlass soll folgender Artikel die braune Geschichte und das auch heute noch zutiefst reaktionäre Weltbild der Burschenschaften beleuchten.

Schon 1817, 2 Jahre nach Gründung der Jenaer Urburschenschaft, trafen sich viele deutsche Burschenschafter auf der Wartburg bei Eisenach, wo zu antisemitischen Hetzreden die „deutsche Nation“ beschworen und Bücher jüdischer Autor_innen verbrannt wurden. Viele Mitglieder dieser Vereinigungen zogen auch begeistert in den 1.Weltkrieg, um für deutsche Großmachtfantasien zu töten. Nach der Niederlage stellten sie einen wesentlichen Teil der Freikorps und anderer Paramilitärs, welche die Novemberrevolution niederschlugen. Mit dem sogenannten „Arierparagraphen“ wurde 1920 beschlossen, dass nur noch „deutsche Studenten arischer Abstammung, die sich offen zum Deutschtum bekennen“ in die Verbindungen der Deutschen Burschenschaft (DB) aufgenommen werden. Elitäre Männerbünde der DB gehörten zu den stärksten Unterstützer_innen der NSDAP und zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus. Völkischer Nationalismus, Antisemitismus, Antifeminismus und andere reaktionäre Ideologien sind also schon lange ein Bestandteil dieser Bünde.

Diese Positionen innerhalb der DB haben sich bis heute gehalten, und so verwundert es kaum, dass Studentenverbindungen dieses Dachverbands Holocaustleugner_innen und Geschichtsrevisionist_innen zu ihren Veranstaltungen einladen. Viele ihrer Mitglieder sind organisiert in der NPD oder anderen Neo-Nazi-Gruppierungen. Frauen werden nach wie vor nicht in die DB aufgenommen, sie haben keinen Platz innerhalb der Strukturen dieser heterosexistischen Männerbünde, die Frauen und homosexuelle Menschen als „schwach“, „weich“, „verweiblicht“ und „minderwertig“ diskriminiert. Auch erkennt die DB den Grenzverlauf der heutigen BRD nicht an und bezieht sich positiv auf die Grenzen von vor 1945. Auch die Diskussion beim Burschentag 2011, um den so genannten „Arierparagraphen“, zeigt die rassistischen und reaktionären Positionen die Studentenverbindungen innerhalb der DB vertreten.

Studentenverbindungen die sich 1996 von der DB abspalteten und die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) gründeten, deren Seilschaften hohen Einfluss auf die spätere Karriere der Verbindungsstudent_innen hat, vertreten ebenfalls erzkonservative Positionen und elitäre Dünkel. So machen Mitglieder dieser Verbindungen 20 Prozent aller Vorstandsvorsitzenden aus. Zwar gibt es in der NDB auch „Damenverbindungen“, aber auch diese vertreten die gleichen fortschrittsfeindlichen Grundsätze und haben zudem weitaus weniger Rechte innerhalb des Dachverbandes.

Das Ball – und Brauhaus Watzke, welches in den Weltkriegen als Soldatenunterkunft diente, fühlt sich vermutlich heute noch seiner nationalen und reaktionären Tradition verpflichtet. Nur so ist uns erklärlich, dass der Betreiber eine Gesellschaft, die kaum deutlicher aus dem rechtem Spektrum der Burschenschaften kommen könnte, bei sich beherbergt.

Auch wenn die Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur (GFSK/ Veranstalter_in) leugnet, Teil der deutschen Burschenschaft zu sein, so ist anhand der Gründungsverbände (Corps Teutonia, Cheruscia etc.), sowie des Eingeständnisses Ken Leistners (Vorsitzender der GFSK), Mitglied einer „rechtsradikalen Vereinigung“ zu sein, ihre Denkweise ersichtlich. Deshalb ist es der blanke Hohn, dass sich die GFSK, in einer Erklärung zum „Akademikerball“, als tolerant und weltoffen darstellt.

Ball-und Brauhaus Watzke lässt die Nazis tanzen
Fang den Hut! 27.10.2012 um 18 Uhr//Dresden- Ball- und Brauhaus Watzke

http://afadresden.blogsport.de


Quellen:

Bündnis gegen den Burschentag in Eisenach – Zeitung 2011
Ein alter Hut - Stura Reader über studentische Verbindungen
e*vibes
Erklärung der GFSK zum Ball

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Ergänzungen

+DEMO+DEMO+DEMO+

black block 21.10.2012 - 15:09
Den Burschen kann man Abends immer noch eine rein würgen, vorher aber nach LE fahren !!!


"Für den 27. Oktober ruft die Kampagne “Rassismus tötet!” unter dem Motto “Never forgive, Never forget!” zur überregionalen Demonstration in Leipzig auf. Anlass ist der zweite Todestages von Kamal K. Zwei Neonazis ermordeten Kamal am 24. Oktober 2010 in der Leipziger Innenstadt. (...)"

- weitere Infos auf
 http://www.rassismus-toetet-leipzig.org/


Alerta !

Streit um Akademikerball im Dresdner Ballhaus

dnn 24.10.2012 - 13:19
Dresden. Ein geplanter Akademikerball des Vereins Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur (GFSK) im Ballhaus Watzke in Dresden-Mickten hat sowohl Verein als auch Brauhaus erbitterten Widerstand aus Antifa-Kreisen eingebracht. Die Aktivisten werfen dem Verein Nähe zu rechtsradikalen Gruppen vor und wollen am 27. Oktober in Hör- und Sichtweite protestieren.

Die GFSK sei „kein unbeschriebenes Blatt“, so der politische Referent des Studentenrates der TU Dresden, Stefan Taubner, in einem Schreiben, das DNN-Online vorliegt. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen den Verein. Unter „Verschweigung des Verbindungshintergrundes ihrer Mitglieder“ versuche die GFSK seit Langem, den Einfluss der kleinen Korporiertenszene in Dresden auszubauen. Darunter befänden sich auch zahlreiche „deutschnationale Burschenschaften“. Insbesondere die „Cheruscia“ ordnet Taubner dem Dunstkreis der „Neuen Rechten“ um „Junge Freiheit“ und „Blaue Narzisse“ zu. Unter anderem hätten einschlägig in Erscheinung getretene Rechtsradikale wie Alexander Kleber, der regelmäßig die Nazi-Märsche am 13. Februar anmeldete, oder der NPD-Pressereferent Holger Szymanski der „Cheruscia“ angehört.

Bei der GFSK wehrt man sich gegen Versuche, den Verein in die rechte Ecke zu stellen. „Wir distanzieren uns von rechtsradikalem Gedankengut auf das Deutlichste“, so der Vorsitzende Ralf Prescher gegenüber DNN-Online. Die GFSK sei keine Burschenschaft, sondern ein Verein, der jedem offen stünde. „Wir bestehen nicht nur aus Verbindungen, sondern bei uns sind auch viele Einzelpersonen mit unterschiedlichsten Hintergründen aktiv. Es gibt bei uns Venezolaner und Vietnamesen, bei uns herrscht das Toleranzprinzip. Ich selbst betreibe Demokratieforschung und bin erzliberal.“ So sei etwa der Rechtsradikale Alexander Kleber vor mehr als 10 Jahren tatsächlich bei der „Cheruscia“ gewesen, dort aber aufgrund seiner rechten Gesinnung bereits als „Fuchs“ (Neuling) aus der Verbindung ausgeschlossen worden. Holger Szymanski wiederum sei niemals Mitglied der „Cheruscia“ gewesen.

Trotz Zusicherung des TU-Rektorats, dass weitere Angriffe nicht erfolgen würden, so Prescher, sei die Kampagne fortgesetzt worden. Und die erstreckt sich mittlerweile auch auf das Ballhaus Watzke. In Veröffentlichungen der linken Szene wird das Ballhaus etwa mit den Worten „Watzke lässt die Nazis tanzen“ verunglimpft. Geschäftsführer Mirko Unger weist dies vehement zurück: „Ich habe den Dresdner Staatsschutz um Prüfung gebeten, und dieser hat grünes Licht gegeben.“ Gegen die GFSK oder eine ihrer Verbindungen liege nichts vor. „NS-Gedankengut lehne ich absolut ab“, betont Unger, der um seinen guten Ruf fürchtet und Strafanzeige gegen Taubner wegen Verleumdung und Bedrohung erstattet hat: „Man ruft zu Angriffen auf mein Haus auf.“

Bei dem Akademikerball, der wie geplant am 27. Oktober stattfinden soll, wird Unger selbst anwesend sein: „Ich habe dem Veranstalter deutlich gesagt, dass das Fest beim kleinsten Anzeichen rechtsradikaler Propaganda sofort abgeblasen wird.“ GFSK-Chef Prescher verweist darauf, lediglich „eine lange in Dresden etablierte Balltradition“ wiederbeleben zu wollen, „die durch die beiden Diktaturen für viele Jahre unterbrochen wurde“. Sowohl gegen den Studentenrat der TU als auch gegen dessen Politikreferenten Taubner habe auch er Strafanzeige erstattet.

Die Unterstützer des Protests gegen den Akademikerball haben derweil angekündigt, am Ballabend ab 17.30 Uhr vor dem „Watzke“ demonstrieren zu wollen. „Wir wollen diese Art Ball nicht, der elitäre Strukturen predigt und frauenfeindliche und rechtsradikale Gesinnungen pflegt“, so Mitorganisatorin Margot Gaitzsch.

 http://www.dnn-online.de/dresden/web/dresden-nachrichten/detail/-/specific/Streit-um-Akademikerball-im-Dresdner-Ballhaus-Watzke-Antifa-wirft-Veranstalter-Naehe-zur-rechten-szene-vor-827078687

Nicht nur Nazis, die normalen Burschis sind

das Problem 24.10.2012 - 16:33
Aus dem Aufruf gegen den Burschentag der Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB) 2011:

Neue Burschen mit alten Werten

Die NDB entstand aus einer Abspaltung einiger Verbindungen von der „Deutschen Burschenschaft“ (DB), der Verbindungen aus dem extrem rechten Spektrum angehören und deren Mitglieder teils auch der NPD angehören. Seit ihrer Gründung 1996 versucht sich die NDB als die liberale Alternative zur DB zu präsentieren. Als Verband verfolgt die NDB jedoch bis heute eine zutiefst reaktionäre Ideologie, die auf Nationalismus, Rassismus, Elitedenken und Sexismus basiert. So wird nach wie vor Frauen die Mitgliedschaft in den NDB-assoziierten Verbindungen verwehrt und studentisches Fechten bleibt eine verpflichtende Tradition, wenn auch auf eine Selbstverstümmelung durch eine verpflichtende Mensur verzichtet wird.

Lebenslänglich hierarchisch
Burschenschaften sind hierarchisch aufgebaut. Die drei Ebenen in die sich das Leben eines Verbindungsmitgliedes unterteilt sind „Fux“, „Bursche“, „Alter Herr“. Schon in der Bezeichnung „Alter Herr“ wird das Prinzip des „Lebensbundes“ deutlich. So ist der Einzelne im Regelfall auf Lebenszeit Mitglied einer Verbindung und trägt als „Alter Herr“ zur Finanzierung der Verbindung bei. Verbindungen haben überdies ein klares Ziel: die Schaffung einer nationalen Elite. Dass es dabei jedoch nicht nur um das ohnehin zu kritisierende Leistungsprinzip geht, verdeutlichen die Seilschaften der Burschenschaften. Denn durch die Protektion der Alten Herren wird der verbindungsinterne Nachwuchs schließlich in führende Stellungen in Politik und Wirtschaft gehievt. Ein Prinzip, dass jegliche Form von Chancengleichheit ad absurdum führt.
Mit der anvisierten Protektion der Burschen durch ihre Alten Herren geht zudem auch eine interne Abhängigkeit mit klaren Hierarchien einher: so obliegt den Alten Herren nicht nur die Vorgabe über die Entwicklung ihrer Verbindung, vielmehr spiegelt sich der klare hierarchische Aufbau auch auf den Versammlungen der Verbindungen wieder. So haben Füxe weitaus weniger Rederecht als Alte Herren und Konflikte werden im Zweifel, mittels autoritärer Maßnahmen, zugunsten der Alten Herren entschieden.
In dieser konfliktfeindlichen und latent undemokratischen Atmosphäre wird das Individuum gezwungen, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen und sich der jeweils nächst höheren Ebene zu unterwerfen.
Diese Form der Unterordnung und Disziplinierung, die das gesamte verbindungsinterne Leben, vom „Fux“ bis zum „Alten Herren“, bestimmt, zielt darauf ab, die Mitglieder einer Verbindung auf das Leben nach dem Studium vorzubereiten, welches nach Möglichkeit in einer Führungspositionen gipfeln soll.
Die Gesellschaft, die von Verbindungen und ihren Mitgliedern angestrebt wird, orientiert sich am burschenschaftlichen Leben und weist eine ähnlich klare, hierarchische und undemokratische Struktur auf. Wer in dieser Struktur das Sagen hat, ist ebenso klar definiert, wie jene, die aus der burschenschaftlichen Perspektive in dieser Gesellschaft als zweitrangig betrachtet und darum aus dem burschenschaftlichen Leben ausgeschlossen werden: So werden Männer, die sich den Härtetests und Disziplinierungsmaßnahmen des burschenschaftlichen Fechtens nicht ausliefern wollen oder dem burschenschaftlichen Weltbild nicht entsprechen ausgeschlossen. Und Frauen, wollen die männerbündischen Verbindungsstudenten schon gar nicht in ihren Reihen dulden. Und wenn doch, dann lediglich als schmückendes Beiwerk auf Bällen.

Männerbünde auflösen!
Folglich ist Frauen die Mitgliedschaft in NDB-Verbindungen explizit untersagt. Eine Haltung, die historisch eine Reaktion auf die sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse im frühen 20. Jahrhundert war, als Frauen zunehmend erfolgreich um ihre Rechte kämpften und auch an den Universitäten zugelassen wurden. Die Burschenschaften versuchten als Folge darauf, ihre Bastion der Männlichkeit in einer sich modernisierenden Welt durch eine Ideologie zu sichern, die in einem geschlechtlich dualistisch ausgerichteten Weltbild, Männer gegenüber Frauen als höherwertig ansieht. Frauen wurden mittels dieser sexistischen Ideologie als Mitglieder kategorisch ausgeschlossen und werden im Weltbild der Burschenschaften bis heute auf traditionelle Aufgaben wie „Kinder und Küche“ reduziert.
Auf diesem Weltbild basieren auch die burschenschaftlichen Fecht- und Trinkrituale. Sie zielen darauf ab, durch die in ihnen angelegten Grenzüberschreitungen all das abzulegen was als „weiblich“ definiert wird, so zum Beispiel „Emotionalität“ und „Schwäche“. Die gepflegten Rituale und der Wahlspruch „Freiheit – Ehre – Vaterland“ zeigen worauf die Verbindungen auch der NDB abzielen: Eine streng hierarchisch denkende, nationalistische, männliche, deutsche Elite.

Deutschland? Nicht schon wieder!
Und auch der verbindungsstudentische Patriotismus grenzt aus wo er kann. Die NDB ist mit dem von ihr gepflegten neoliberalen Standortnationalismus in der globalisierten Gegenwart angekommen. So verwehrt sich das Denken der NDB zwar platten fremdenfeindlichen Parolen und auch mit dem Anwerben von Fachkräften aus „dem Ausland“ hat man nur noch wenige Probleme, sofern sie dem Standort Deutschland nützen. Wer jedoch den Nützlichkeitsnachweis nicht erbringt – ob Asylsuchende oder Migrant_innen, die ohne Bedarf seitens des Standortes Deutschland hierher kommen –, bekommt die Kehrseite des angeblich aufgeklärten Patriotismus innerhalb der NDB zu spüren.

Quelle:  http://noburschentag.blogsport.de/aufruf/

Großer Streit um Akademikerball im Watzke

sz 26.10.2012 - 09:11
Großer Streit um Akademikerball im Watzke

Studenten und Linke protestieren gegen einen Tanzabend von Burschenschaften. Die wehren sich gegen Vorverurteilungen.

Schon lange hat eine Veranstaltung im Ballhaus Watzke nicht mehr für so viel Ärger gesorgt. Ausgerechnet der am Samstag geplante Akademikerball ist seit Wochen Anlass für Streit, politischen Protest und Strafanzeigen.

Die Gesellschaft zur Förderung Studentischer Kultur e.V. (GFSK) will mit dem Ball eine neue Tanzkultur in Dresden etablieren. Dieser Verein, kritisiert Stefan Taubner, der politische Referent des Studentenrates der TU Dresden (Stura), repräsentiere Burschenschaften und Studentenverbindungen. Das Corps Teutonia und die Burschenschaft Cheruscia dominierten ihn sogar, behauptet er in einer Pressemitteilung. Bekannte Rechtsextreme wie der Anmelder vieler Nazi-Demos vom 13. Februar oder NPD-Sprecher Holger Szymanski seien langjährige Cheruscia-Burschen. Der Ball drohe zum Stelldichein der radikalen europäischen Rechten zu werden, wie es in Graz oder Wien bereits passiert sei, so Taubner.

Der Student bekommt Unterstützung von der Antifa und der Linkspartei. „Burschenschaften sind elitäre Organisationen, die der Idee einer offenen Studentenschaft widersprechen. Die inhaltliche Ausrichtung der Burschenschaften und der GFSK ist von einer Nähe zur extremen Rechten, zur Naziszene gekennzeichnet“, sagt Linken-Stadträtin Margot Gaitzsch. Sie ruft zu einer Kundgebung am Samstagabend vor dem Ballhaus Watzke auf. Das Lokal solle einer solchen Ballunkultur eine Absage erteilen.

Im Internet kritisiert die Antifa „Watzke lässt die Nazis tanzen“. In Pieschen wurden Flyer gegen den Tanz verteilt. Auf einem Transparent heißt es: „Akademikerball verhindern – Ballhaus Watzke angreifen“. Diese Drohung war zu viel für Ballhaus-Chef Mirko Unger. Er erstattete Anzeige wegen Verleumdung. Unger sei schon als „Nazi“ beschimpft worden, Gäste stornierten Reservierungen. Seine Mitarbeiter seien verunsichert. Dabei habe er sich vom Staatsschutz der Polizei versichern lassen, dass gegen die GFSK nichts vorliege. „Wir distanzieren uns von rechtsextremem Gedankengut. Wir sind ein neutrales Haus und für alle da. Auch die Linken können gerne bei uns feiern“, sagt Unger. Doch nun müsse er den Wachdienst verstärken, um den Ball abzusichern.

Ralf Prescher, Vize-Chef der GFSK und Mitglied im Corps Teutonia, veranstaltet den Ball mit seiner Schwester. „Die GFSK unterhält keine Kontakte zu rechtsradikalen, nationalistischen oder sexistischen Gruppierungen“, sagt er. Solches Gedankengut werde von den Mitgliedern strikt abgelehnt. Der Ball sei eine weltoffene Veranstaltung für Tanzliebhaber. Preschers hätten nicht nur bei Verbindungen geworben, sondern etwa auch bei jüdischen und muslimischen Vereinen.

Auch die TU Dresden hat sich inzwischen eingeschaltet. Eine Vorverurteilung, wie sie Prescher nun erlebt, sei nicht angemessen, sagt TU-Sprecher Matthias Bäumel. Die Pressemitteilung Taubners sei eine nicht mit dem Stura abgestimmte Einzelaktion gewesen. Der Stura hat dies gestern Abend bestätigt.

Unterdessen widerspricht Ernst Wilhelm Münch, Altherren-Vorsitzender von Cheruscia, Taubners Behauptungen: Der Nazimarsch-Anmelder sei nach Monaten aus der Burschenschaft geflogen, Szymanski sogar nie Mitglied gewesen.

 http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3190373


KOMMENTAR

Dresden, probier’s mal mit Gelassenheit
Alexander Schneider

über den Streit um den Akademikerball
Die Aufregung der Linken ist eine typisch Dresdner Posse. Tanzwütige Studenten und Uni-Absolventen werden schon im Vorfeld als rechtsextrem und elitär stigmatisiert. Grund dafür ist, dass der Veranstalter und sein Verein Verbindungen, Corps und Burschenschaften nahesteht.

Die Szene studentischer Korporationen ist heute weit heterogener. Ihre Mitglieder stammen eben nicht nur aus der neokonservativen, nationaltümelnden Ecke.

Das Milieu der Burschenschaften muss einem dennoch nicht gefallen. Gleichwohl sollte man auch von Kritikern erwarten, dass sie korrekt kommunizieren und angemessen reagieren. In diesem Fall haben sie überzogen.

Dresden würde zuweilen etwas mehr Gelassenheit durchaus gut tun. Es muss ja nicht jeder mittanzen.

 http://www.sz-online.de/Nachrichten/Dresden/Dresden_probier_s_mal_mit_Gelassenheit/articleid-3190366

Blasphemische Tanzkultur

Dresden Ischen 26.10.2012 - 10:58
Den Burschis die Meinung tanzen
Am Samstag, den 27.10 findet im Brau- und Ballhaus Watzke in Pieschen ein Ball von Studentenverbindungen und Burschenschaften statt. Neben Kontakten in die rechtsradikale Szene hat das Verbindungs-Millieu vor allem ein reaktionäres Weltbild zu bieten. Leider gibt es immernoch zuviele Menschen, die denken, dass sie bei diesem Quatsch mitmachen müssen – doch das hat jetzt ein Ende: mit der Alternativen Tanzveranstaltung. Hier ist Platz für all das, was den Burschen nicht passt.

Vorgestern ist vorbei
“Das macht man so” oder “das gehört zu unserer Tradition” sind Argumente die bei uns nicht ziehen. Wir sind froh, dass sich seit dem 19. Jahrhundert Dinge geändert haben. Die “gute, alte Zeit” war für den Großteil der Menschen eher noch lausiger als heute. Vernunft statt Brauchtum – use your brains!

Leidenschaft statt Burschenschaft
Bei uns gibt es mehr als zwei Geschlechter; und wenn gewollt mehr als eine Liebesbeziehung. Tanze mit wem und wie du willst, niemand wird dich komisch ansehen; niemand muss “führen” oder “sich führen lassen” wenn sie_er es nicht will..und was bitte sollen “Herren- und Damenschritte” sein? Zwei Geschlechter sind viele zu wenig – be your own gender!

Der Patriot ist tot
Für uns ist das Konstrukt der Nation ein lästiges Übel und nichts das es abzufeiern gilt. Wir sind interessiert an deiner Person und nicht an dem was in deinem Pass steht. Nationalismus raus aus den Köpfen!

Statt Ellenbogen-Mentalität haken wir uns ein oder legen einen Soli aufs Parkett
Uns geht es nicht darum, uns durch Klüngelei mit "Alten Herren" einen Vorteil im Konkurrenzkampf zu verschaffen – wir wollen diesen Kampf loswerden. Wir finden es nicht erstrebenswert, sich zu erniedrigen, um in einer Hierachie aufzusteigen. Alle für alle – so gut wie möglich!

Deshalb laden wir dich herzlich ein, mit uns zusammen vor dem Ballhaus Watzke ein Tänzchen zu wagen – so wie du bist, so wie du sein willst!

Bringt Instrumente und Kostüme! Ein wenig Kram wird da sein, aber hoffentlich nicht genug!
Für sonstige Utensilien sind Pussy Riot's Riot-Videos eine gute Inspiration.
Ansonsten so Schilder, Transparente... aber das ist ja eher Standard.

Aktion: 18:00-19:00 at Ballhaus Watzke
(Leipziger Str. Ecke Kötzschenbroder Str.)
Informationsbroschüre über Verbindungen in Dresden
www.stura.tu-dresden.de/webfm_send/1012

Bedenken gegen Burschenschafts-Ball

caz 21.10.2012 29.10.2012 - 13:31
Eine Vernetzung Dresdner Korporationen plant für den 27. Oktober im Micktener Ball- und Brauhaus Watzke den „Akademikerball“. Solche „Tanzabende“ führten in der Vergangenheit zu Skandalen in Graz und Wien, weil sich diese Bälle dort zu rechtsradikalen Plattformen entwickelten.

Diese Veranstaltungen und auch der Dresdner Ball werden von verschiedenen studentischen Verbindungen, teilweise auch deutschnationalen Burschenschaften, beworben. „Der Ball soll eine Tradition begründen wie in Österreich. Das Grundproblem studentischer Verbindungen ist, dass diese in Traditionen des frühen 19. Jahrhunderts wurzeln, also einer allgemeinen nationalistischen Ausrichtung und der Unterwerfung des Individuums unter die Gemeinschaft“, klärt Stefan Taubner, Referent für politische Bildung des Studentenrates der TU Dresden (StuRa) auf.

Nachdem das Ballhaus Watzke vom Referat für politische Bildung des Sturas über diese Hintergründe informiert wurde, schaltete Watzke-Geschäftsführer Mirko Unger den Staatsschutz ein – der für die Veranstaltung grünes Licht gab. Und die Anschuldigungen nach Prüfung ausdrücklich für nichtig erklärte. „Wir sind auf jeden Fall gegen natio­nalsozialistisches Gedankengut. Das dulden wir in unserem Hause nicht“, erklärt Mirko Unger in dieser belastenden Situation auf CAZ-Nachfrage. Als Geschäftsführer wird er selbst vor Ort sein. Er legt wert darauf, dass die Vermieter das nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wenn irgendwas ist, brechen wir das Ding ab“, sagt er und meint Randale jeglicher Art.

Die Gesellschaft zur Förderung Studentischer Kultur (GFSK), die hinter dem Ball steht, reichte inzwischen Klage wegen Verleumdung, unter anderem gegen den StuRa, ein. Außerdem erklärte die GFSK auf ihrer Website, dass sie von „jeglicher extremistischer, nationalistischer oder menschenverachtender Haltung“ Abstand nimmt. Laut StuRa hat die GFSK allerdings zahlreiche Vereinsmitglieder aus Corps Teutonia und Cheruscia. Dass diese beiden Vereinigungen mit der rechten Szene liiert sind, ist allgemein bekannt. „Mir ist grundsätzlich egal, was die privat in ihren Kellern machen. Aber diese Szene soll nicht wieder groß werden. Noch ist die Tradition nicht begründet“, so Taubner. Der Akademikerball scheint eine Party zu werden, auf der es auf jeden Fall heiß hergeht.

AL

 http://www.caz-lesen.de/index.php/aktuelles-campus/items/Bedenken_gegen_Burschenschafts-Ball.html