IvI-Soli auf Demo gegen Verdrängung in Berlin

IvI-Soli Berlin 09.06.2012 21:04 Themen: Freiräume
Gegen Wohnungsnot – für Freiräume - In Berlin, Frankfurt/Main und überall!
IvI-Soliaktion auf Demo gegen Verdrängung und hohe Mieten in Berlin-Kreuzberg.
Heute kamen 500 Leute in Berlin zur Lärmdemo gegen Verdrängung durch zu hohe Mieten am Kottbusser Tor zusammen. Die Demo wurde vom Kotti-Protest-Camp/Gecekondu, einer Anwohner_innen-Initiative, organisiert ( http://kottiundco.wordpress.com/). Verdrängung und steigende Mieten sind jedoch kein exklusives Berliner Phänomen: ein Block in der Demo machte auf die prekäre Situation des akut räumungsbedrohten Frankfurter Instituts für vergleichende Irrelevanz (IvI)aufmerksam. Durch den neuen Besitzer, die Franconofurt AG ( http://www.franconofurt.de/), sind die Bewohner_innen des IvI von Wohnungslosigkeit bedroht. Mit einem Transparent und mehreren hundert Flugblättern (Text untenstehend) wurde sich mit dem IvI solidarisiert.

Dem Vernehmen nach sind in den letzten Wochen auch immer mehr Aufkleber, Graffiti und andere Solidaritätsbekundungen im öffentlichen Raum in Berlin aufgetaucht. Damit ist klar: auch in Berlin würde eine Räumung des IvI nicht folgenlos bleiben. Doch soweit soll es gar nicht erst kommen - in diesem Sinne: IvI bleibt!


Gegen Wohnungsnot – für Freiräume!
In Berlin, Frankfurt/Main und überall!

2003 wurde das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) im Zuge der studentischen Proteste in Frankfurt/Main besetzt. Den Mitarbeiter_innen des Instituts gelang es in kurzer Zeit, das IvI fest als selbstverwalteten und kollektiv genutzten Raum zu etablieren. Durch die kontinuierliche Arbeit hat sich das IVI zu einem Ort entwickelt, in welchem Wissenschaftler_innen, Bands, Künstler_innen und anderen Engagierten Theorie, Praxis und Party leben und ihren alternativen Gesellschaftsentwurf verwirklichen können. Das IVI begreift sich als selbstorganisierter Raum, welcher Menschen unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihres Alters oder Sexualität die Möglichkeit gibt, sich so frei wie möglich von gesellschaftlichen Zwängen selbstbestimmt bewegen zu können. Das Institut gibt den Menschen nicht nur Möglichkeiten zum selbstgestalteten und selbstverwalteten Wohnen sondern bietet Zeit und Raum für kritisches Denken. Mit z.B. der alljährlich stattfindenden "Gegen-Uni" und Raum für autonome Tutorien ergänzt das IVI seit seinem Bestehen das fast nicht mehr vorhandene kritische Lehrveranstaltungsangebot an der Goethe Universität Frankfurt. Aus der Wechselwirkung von Theorie und Party ist im und um das IVI in den letzten 8 ½ Jahren ein breites Spektrum an kulturellen und politischen Aspekten entstanden. Für ein queeres Leben jenseits des heteronormativen Mainstreams ist das IVI zu einem der zentralsten Orte der Stadt geworden. Das wird auch nicht nur durch Künstler_innen genutzt, sondern bietet auch Platz für scheinbare Banalitäten wie Flöhmärkte. Und nicht zuletzt bietet das IvI günstigen Wohnraum und schafft damit Zeit für Menschen, die sich nicht innerhalb des alltäglichen Hamsterrad der Lohnarbeit abmühen sondern auch ihr Soziales politisch gestalten wollen.

Seitdem die Universität Frankfurt im Januar in der Frankfurter Rundschau bekannt gab, dass das zentral gelegene Gebäude an das Unternehmen der Franconofort AG verhökert wurde, ist das IvI akut räumungsbedroht. Die Franconofort AG "sammelt" laut eigener Aussage "Häuser im Westend" und hat bereits mehrere Ideen geäußert, was sie mit dem denkmalgeschützten Kramer-Bau anstellen will. Dass sie nun damit Ernst machen hat Dienstag, der 22.05.12, gezeigt. Gegen 9 Uhr brachen acht von Franconofort angeheuerte Security ins IvI ein, stellten Strom und Wasser ab, filmten die anwesenden Bewohner_innen des IvI und nahmen die zwei eisernen Eingangstüren mit. Zwar liegt noch kein Räumungstitel vor, jedoch stellte das Unternehmen klar, dass es innerhalb der folgenden zwei Wochen das IvI räumen wolle.

Im Rahmen der aktuellen universitären wie gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen erscheint es notwendiger denn je, dass Räume und Projekte wie das IvI die Möglichkeiten offen halten, sich in kritischer Auseinandersetzung und Reflexion zu und trotz diesen Verhältnissen entwickeln zu können. Die immer stärker zunehmende soziale Ausgrenzung, Umstrukturierung ganzer Stadtteile sowie des universitären Betriebes machen es unumgänglich, Gegenkonzepte, Nischen und Alternativen zu entwickeln und auszubauen. Die Umstrukturierung der Städte erschwert nicht nur in Berlin oder Frankfurt das Leben vieler Menschen und verunmöglicht Kritik an den bestehenden Verhältnissen. In diesem Sinne betrifft dieser Aufruf jedes Projekt, jeden Wohnraum und jeden Menschen, die/der sich irgendwie gegen die stattfindende Entwicklungen auflehnen und äußern will. Kapitalistische Verwertungslogik ist grundlegend für diese Umstrukturierungsprozesse, so wäre es falsch dies auf die Boshaftigkeit oder die Gier von einzelnen Akteuren zurückzuführen. Auch wenn es so erscheint. Vielmehr geht es darum eine ganzheitliche Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen zu üben und uns dafür einzusetzen, dass Räume wie das IvI erhalten bleiben.

Gegen jeden Antisemitismus, Umstrukturierung und für das IvI!
Let the IvI be everywhere.

Berliner Soligruppe für das IvI

Informiert euch unter  http://ivi.copyriot.com, unterzeichnet die Petition zum Erhalt des IvI unter  http://www.ipetitions.com/petition/ivi/ und sagt der Francofonurt AG an, was ihr von ihren Räumungsbestrebungen haltet:  http://www.franconofurt.de/deutsch/kontakt/
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@antifa — soisses

Deutschland? — knicken!!

so nicht — poison_ivy

Was soll sowas? — mausi