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Kinder schlagen im Namen Gottes

von Christian Baars, Angelika Henkel 21.12.2011 14:41
"Es gibt einen extra von Gott gepolsterten Platz mit vier Buchstaben: P-O-P-O. Da kann man Kinder unter Umständen hinschlagen, auch mit einer Rute." Das erklärt Wilfried Plock in einem Vortrag. Er berichtet, wie er einmal seine Kinder bestraft habe, nachdem sie Süßigkeiten aus einer fremden Wohnung gestohlen hätten: "Es war klar. Der Sohn bekommt zehn Schläge mit dem Stock auf den Po und die Tochter fünf. Und das haben wir gemacht und das hat beiden wehgetan. Das soll wehtun!" Der Vortrag war lange Zeit im Internet zu hören, wurde aber jetzt entfernt - nachdem der NDR Wilfried Plock dazu einige Fragen geschickt hatte.
"Praktische Ratschläge" für die "körperliche Züchtigung"

Plock ist ein christlicher Prediger, Leiter eines Zusammenschlusses von mehr als 200 Gemeinden in Deutschland, der "Konferenz für Gemeindegründung" (KfG). Er ist oft unterwegs, um Vorträge zu halten, unter anderem zum Thema "Ehe und Familie". Anfang dieses Jahres war er in Niedersachsen, in Garbsen. Dort ging er zwar nicht auf die Prügelstrafe ein, empfahl aber ein Buch zur Kindererziehung von einem amerikanischen Autor: Tedd Tripp. Auch Tripp rät, Kinder "körperlich zu züchtigen", also zu schlagen. Sein Buch "Eltern - Hirten der Herzen" ist laut dem deutschen Verleger mittlerweile vergriffen - zu kaufen sind aber noch CDs und DVDs mit Mitschnitten von Vorträgen, die er in Gemeinden in Deutschland gehalten hat.

Tripp gibt in seinen Vorträgen "praktische Ratschläge zur körperlichen Züchtigung", gestaffelt nach Altersstufen. Er rät dazu, das Kind in einen privaten Raum zu führen, ihm zu sagen, wie viele Schläge es bekomme und dann die Hose auszuziehen. "Der Grund ist offensichtlich: Ich will nicht, dass die Wirkung der Züchtigung durch die Hose verloren geht." Eine Mutter habe ihm mal erzählt, sie schlage ihren Zweijährigen und der lache nur. Tedd Tripp weiß, woran es gelegen hat: "Sie hat versucht, ihn durch zwei Windeln und noch eine Hose hindurch zu züchtigen. Und da hab ich zu ihr gesagt: Der hat wahrscheinlich noch nicht mal gewusst, dass du da bist." Eltern müssten das Brett der Erziehung am Gesäß der Erkenntnis anbringen, sodass die Kinder es spüren.

Bibel als Rechtfertigung für die Prügelstrafe

Die christlichen Erziehungsratgeber berufen sich dabei auf verschiedene Bibelstellen, wie: "Wer seine Rute schont, hasst seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, züchtigt ihn beizeiten". Auf Anfrage des NDR verweist auch der Verleger der CD von Tedd Tripp auf die Bibel. Sie spreche "eindeutig von der Notwendigkeit und Nützlichkeit der Zucht". Die Bibel als Rechtfertigung für das Schlagen von Kindern: Schon Ende der 90er-Jahre hatte eine Enquete-Kommission des Bundestags zu sogenannten Sekten und Psychogruppen festgestellt, dass in christlich-fundamentalistischen Gemeinden eine "mitunter deutliche Befürwortung disziplinierender, körperlicher Züchtigungen" verbreitet sei. Und der Kriminologe Christian Pfeiffer kam dieses Jahr in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Kinder in evangelikalen Freikirchen besonders häufig geschlagen werden.
Schläge mit der Rute sind Körperverletzung

Dabei ist seit Ende der 90er-Jahre gesetzlich festgeschrieben: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Lutz Eidam, Strafrechtler in Hamburg, erklärt, gezielte Schläge mit einem Stock oder einer Rute seien keine Bagatelldelikte, sondern Körperverletzung und könnten entsprechend geahndet werden.

Prediger Plock sagte auf Anfrage des NDR, er weise seit Anfang dieses Jahres in seinen Vorträgen ausdrücklich auf die Gesetzeslage und mögliche strafrechtliche Folgen hin. "Ich überlasse es dann den Hörern, ob sie an dieser Stelle Gott und dem Wort der Heiligen Schrift mehr gehorchen wollen als den Menschen oder nicht", so Plock.

Schläge sollen schmerzen, um Sünden unvergesslich zu machen

Auch andere Prediger aus dem christlichen Spektrum raten zu Prügelstrafen - sogar auf Bibel.TV. An diesem Fernsehsender ist auch die evangelische Kirche über ein Tochterunternehmen beteiligt. In einer Sendung zum Thema Kindererziehung verkündete im vergangenen Jahr der US-Prediger Charles Stanley: "Ein Kind mit der bloßen Hand zu schlagen, ist verheerend. Nehmen Sie eine Rute!" Die tue zwar mehr weh, sei aber psychologisch nicht so schlimm.

Nach der Anfrage des NDR wurde das Video aus dem Onlineangebot von Bibel.TV entfernt. Der Sender spricht von einem Versehen und distanziert sich von den Inhalten. Mehr als ein Jahr lang war es allerdings abrufbar. Die Vertreterin der Landeskirche ist bestürzt. "Wir werden jetzt genauer hinschauen müssen", sagte Oberlandeskirchenrätin Gäfgen-Track.

"Demütigende, entwürdigende Form von Überwältigung"

Doch nicht nur in Vorträgen, auch in einigen Büchern wird offen die "körperliche Züchtigung" von Kindern befürwortet. Der NDR hat die christlichen Erziehunsratgeber und Vorträge der Landeskirche Hannover vorgelegt. "Ich bin völlig entsetzt gewesen", sagt Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track. Sie habe solche Erziehungsratgeber nicht gekannt. "Ich konnte es fast nicht lesen." Aus ihrer Sicht seien solche Bücher völlig unverantwortlich und nicht mit ihrem biblischen Verständnis zu vereinbaren.

Auch Andrea Buskotte von der niedersächsischen Landesstelle für Jugendschutz verurteilt die Erziehungsratgeber: "Für Kinder ist Gewalt immer eine ganz furchtbare Sache und am schlimmsten ist es natürlich, wenn es durch die eigenen Eltern passiert." Es gebe jede Menge Untersuchungen, die zeigen würden, dass Gewalt durch die eigenen Eltern für Kinder gravierende Entwicklungsprobleme mit sich bringen könne, so Buskotte. "Jede Form von Gewaltanwendung ist eine demütigende, entwürdigende Form von Überwältigung. Das ist schlimm für Kinder in jedem Alter."

 http://www.ndr.de/zucht101.html
 http://www.bruederbewegung.de/personen/fragebogen/plock.html
 http://www.kfg.org/
 https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_f%C3%BCr_Gemeindegr%C3%BCndung
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@Schläge sollen schmerzen, um Sünden unverges — kein vergeben - kein vergessen

frag — die