Naziband Death in June am 22.10 in Eisleben

EISLEBEN/MZ. Ihr Bandlogo ist ein leicht verfremdeter SS-Totenkopf, auf der Bühne treten sie zuweilen in SS-Uniformen auf, in einigen Texten greifen sie auf NS-Ideologie zurück: Die umstrittene britische Neofolk-Band "Death in June" (Tod im Juni) stößt auf Kritik. Am kommenden Sonnabend tritt die Gruppe im "Wiesenhaus" in Eisleben auf. Ihr Konzert - das einzige in Deutschland - ist als geschlossene Veranstaltung deklariert. Unterbinden lassen dürfte es sich deshalb kaum. 800 Gäste aus ganz Europa werden erwartet.

"Von ihrer Ästhetik her ist ,Death in June' eine rechtsextreme Band", sagt der Sozialwissenschaftler Martin Langebach, der sich mit Rechtsextremismus und Jugendkulturen befasst. Die Gruppe ziehe auch Publikum aus dem Milieu der intellektuellen Neuen Rechten an. Das Problem: Ihre Texte ließen sich nicht wie bei anderen Rechtsrock-Gruppen klar zuordnen. So wurde ein Album der Band 2005 indiziert, weil ein Text darauf als Leugnen des Holocaust gelesen werden könne, so Langebach: "Sie sind uneindeutig." Für Anetta Kahane ist der Fall dennoch klar: "Es sieht aus wie Rechtsextremismus, es hört sich an wie Rechtsextremismus, es ist Rechtsextremismus", sagt die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen rechte Gewalt engagiert.

Proteste gegen den Auftritt sind bisher nicht zu erwarten. "Das ist eine private Veranstaltung, es gibt Verträge, da können wir nicht viel tun", sagt Maria Hahn vom Eisleber "Bündnis für Demokratie", das Parteien, Vereine und Kirchen vereint. Tatsächlich gibt es keine Abendkasse. Wer im Internet eine Karte bestellt hat, muss zum Auftritt eine ausgedruckte Rechnung mitbringen und gegen ein gültiges Ticket tauschen, heißt es auf einer Internet-Seite des Leipziger Veranstalters. Dort steht auch: "Geschlossene Veranstaltung".

Um Auflagen oder gar ein Verbot zu umgehen? Ein Vertreter des Veranstalters bestreitet das: Mehr als 800 Leute, sagt der Mann, passten nun einmal nicht in den Saal, der Vorverkauf sei ausgeschöpft. Seinen Namen will er aber nicht in der Zeitung lesen, weil er schon schlechte Erfahrungen mit Medien gemacht habe. Den Rechtsextremismus-Vorwurf hält er indes für abwegig.

Auch Torsten Jentsch versteht die ganze Aufregung nicht. Er habe die Band vorher noch nicht gesehen, sagt der Betreiber des "Wiesenhauses", "aber ich würde das unter künstlerischer Freiheit verbuchen". Einer der Veranstalter, den er vom Sehen kenne, habe ihn auf den Saal angesprochen.

Die Behörden halten sich derweil zurück. Die Polizei will das Konzert beobachten und darauf achten, ob Besucher oder Musiker in der Öffentlichkeit verfassungsfeindliche Kennzeichen tragen. Das Ordnungsamt teilte lediglich mit, man könne zu "möglichen Maßnahmen" noch nichts sagen.