Gera: Nazis genervt – geht da noch mehr?

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 08.08.2011 22:13 Themen: Antifa
Der neunte Anlauf antifaschistischer Proteste gegen das Nazifest in Gera ist vorbei. Über 1000 Menschen machten sich am Samstag auf den Weg zu Kundgebungen, Sitzblockaden und Direkten Aktionen. Ihr Ziel: die NPD-Veranstaltung möglichst verhindern. Dazu kam es aber leider nicht. Am Ende fand das „Rock für Deutschland“ mit 600 bis 700 Personen wie in den Vorjahren statt. Doch Antifas und Zivilgesellschaft machten es ihnen wenigstens etwas schwieriger. So wird dieser Tag einigen Neonazis hoffentlich in unschöner Erinnerung bleiben. Um 2012 einen antifaschistischen Punktsieg zu landen, gilt jedoch: mehr Inhalte, mehr Menschen, mehr Entschlossenheit!

Sitzblockaden und Paketsprengung – NPD-Anmelder muss umdrehen

Schon um 7.00 Uhr begannen die Kundgebungen des Aktionsbündnis Gera gegen Rechts rund um die Spielwiese, auf der das Nazitreffen nach wochenlangem Hin und Her letztlich stattfinden sollte. Immer mehr Gegendemonstrant_innen kamen im Laufe des Vormittags zusammen und setzten sich auf die Zufahrtswege. Am Ende waren es zwischen 1000 und 1200 Menschen. Deren Sitzblockaden, südlich und westlich des Parks, zwangen den NPD-Anmelder Gordon Richter und dessen Gefolgschaft in ihren Autos umzukehren. Sie mussten, wie mehrere Rechtsrockbands, zu Fuß auf den nordöstlichen Zugang ausweichen. Dieser war durch Polizeieinheiten, Transporter und Hamburger Gitter hermetisch abgeriegelt. So wurde ein großer Teil der Neonazis vom Südbahnhof über die Bundesstraße 92 und Heinrichsbrücke eskortiert. Der Versuch die Gitter zu öffnen und zu überwinden, um diesen Weg zu blockieren, scheiterte. Im Nordwesten leitete die Polizei auf der Bundesstraße 2 mehrfach Neonazis direkt durch die Blockaden. Antifaschist_innen schafften es diese zu attackieren; auch mehrere Autos traf es. Die Polizei jagte die Leute daraufhin in den nahegelegenen Stadtwald und setzte Pfefferspray ein, womit sie ebenso ihre eigene Einheit traf. Außerdem wurden mehrere Menschen in Gewahrsam genommen. Nach Angaben des Ermittlungsausschusses waren bis zum Abend aber alle am Tag Gefangengenommenen wieder frei.

Bis zum Nachmittag hatte die Polizei über 600 Neonazis an den Sitzblockaden vorbei gelotst. Daraufhin zogen die Gegner_innen in einer Demonstration vom Stadtteil Debschwitz in die Innenstadt, wo der größte Teil abreiste. Von nun an war die NPD-Veranstaltung bis in die Abendstunden ungestört. Damit konnten die Blockaden das „Rock für Deutschland“ wieder nicht verhindern. Allerdings waren die Neonazis durch die Verzögerungen immerhin genervt. Hinzu kam, dass sich schon deren Aufbau am Freitag um über eine Stunde verzögerte, da auf der Spielweise ein verdächtiges Paket entdeckt wurde. Erst nachdem das Landeskriminalamt aus Erfurt eintraf und die letzten Endes harmlose Verpackung sprengte, gab die Polizei den Platz wieder frei.

„Farbbomben“ auf Naziladen nach Angriffen und Drohungen

Wenige Tage vor dem NPD-Fest besuchten offenbar Antifaschist_innen den Geraer Naziladen „Inside“. Dabei wurde das Geschäft in der Reichsstraße 33 augenscheinlich von „Farbbomben“ getroffen. Es war wohl die Antwort auf eine Welle von Angriffen gegen Linke, die kurz vorher ihren Höhepunkt fanden. Eine Gruppe Neonazis warf mit Buttersäure gefüllte Luftballons auf die „Montagsdemo“. Bereits in der Nacht zum Sonntag wurden zwei Jusos-Mitglieder angegriffen und das DGB-, sowie mehrere Parteibüros beschädigt. Seit Juli häuften sich Aufkleber, Parolen an Häuserwänden sowie Bedrohungen von Gegner_innen. Bereits am 17. Juni versuchten Neonazis bei einer NPD-Kundgebung auf die Protestveranstaltung des Aktionsbündnis zu gelangen.

Blödes Spiel, oder: das bleibt fürs nächste Mal

Im Jahr zwei der Blockaden bleibt einiges festzuhalten. Der Protest wird größer, breiter und nimmt den Neonazis ihre unwirklich scheinende Normalität in dieser Stadt. Zudem konnten die Aktionen den Ablauf des „Rock für Deutschland“ zumindest verzögern. Um das NPD-Fest wirklich zu blockieren, braucht es allerdings mehr. Schließlich reiht sich dieses mittlerweile in mehreren Dimensionen in Aufmärsche wie in Dresden und Wunsiedel ein. Wenn der nächste Verhinderungsversuch 2012 nach einem Jahrzehnt wirklich gelingen soll, muss mehr passieren. Dann reichen nicht nur 1000 Menschen, die für ein paar Stunden einzelne Straßen dichtmachen, während die Neonazis trotz dessen an ihnen vorbei eskortiert werden und bis zum Abend feiern können. Dann müssen es mehr Menschen werden, die solidarischer und entschlossener handeln! Nicht um jeden Preis, sondern mit dem Bewusstsein über die Notwendigkeit einer linksradikalen und antifaschistischen Intervention.
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felix 08.08.2011 - 23:51

"Farbattacke und Schmierereien"

Ostthüringer Zeitung 09.08.2011 - 00:59
vom 04. August 2011

Gera. Im Vorfeld des NPD-Konzertes am Samstag in Gera hat Geras Polizei in den vergangenen Tagen auch verschiedene Schmierereien an Häusern und Mauern in der Stadt registriert, die offenbar politisch motiviert sind.
So seien in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch die Außenwand eines Hauses in der Parkstraße sowie eine Wand am Bahndamm in der Gebrüder-Häußler-Straße von bislang unbekanntes(Fehler im Original) Tätern beschmiert worden, teilte ein Polizeisprecher gestern früh mit. Die etwa sechs mal zwei Meter großen Parolen richten sich gegen die angekündigte Versammlung der NPD am Wochenende in Gera. Der Sachschaden belaufe sich laut Polizeischätzung auf mehr als 1000 Euro.
Eine Farbattacke auf ein Haus in der Reichsstraße hatte es bereits in der Nacht davor gegeben, Im Erdgeschoss befindet sich ein Geschäft, das der rechten Szene zugeordnet wird. Der untere Bereich der Fassade und Ladenfenster waren mit Farbe besprüht worden.

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eine insel mit 2 bergen

horst 09.08.2011 - 10:52
Gera ist doch typisch für kleinstädtische Ignoranz jeglicher Probleme. Die Menschen in der Region denken wahrscheinlich das es gar keine Nazis mehr gibt. Oder wenn doch, dann kommt keiner auf die Idee etwas dagegen zu tun, sondern versucht es zu ignorieren.
Wie will man da denn Widerstand gegen so ein Nazi-Fest mobilisieren? Ohne Aufklärung läuft da wohl gar nichts. Wobei die vielleicht auch nicht von der Linken oder diversen Bürgerinitiativen kommen muss.
Aber wie man sieht hört die Solidarität vieler "Antifas" eben auf, wenns heißt in die thüringer Provinz zu fahren. Da bleibt man eben lieber im Szenekiez und passt auf das die NPD da keine Plakate aufhängt.

Trojaner auf dem RfD

egal 09.08.2011 - 11:00
haha ich hau mich weg t-hemden für den widerstand und dann so ne feise nummer: www.facebook.com/exitdeutschland

Gewalthooligang

Torben Geithner 09.08.2011 - 18:20
Mal abwarten wie die vielen angezeigten Straftaten gegen linksextreme Gewalthooligans ausgehen.

In unserem Falle, dem feigen zerschlagen von Autos auf Kreuzungen, wurden Fingerabdrücke gesichert.

Schön wenn man demnächst die Namen der Attackierer hat, dann gibts in ein, zwei, drei, vier oder vielleicht fünf Jahren massiv den Schädel eingeschlagen…eines frühen Morgens wenn die Täter ihre Wohnungen verlassen um auf Arbeit zu gehen und nicht mehr an ihre feige Tat denken…

gewalt

hooligan 09.08.2011 - 19:06
wenn die dich nicht zuerst in eins zwei drei vier tagen den schädel einschlagen.....du hänger