(B) Naziseite indiziert

Lilo 06.05.2011 16:19 Themen: Antifa
Der Berliner Neonazikader Sebastian Schmidtke dürfte sich mächtig ärgern. Gerade wurde seine Webseite des Nationalen Widerstands Berlin indiziert. Dann haben Journalisten auch noch einen Artikel mit klaren Morddrohungen gefunden, den Schmidtke schnell gelöscht hatte. Scheisse gelaufen...
Artikel von www.stoerungsmelder.org

Einen „Strick um den Hals oder [eine] Kugel in den Bauch“ drohen Neonazis auf einer Internetseite ihren Gegnern an und rufen ganz offen mit Hitlerzitaten zu einer „Ausländer Raus“-Kampagne auf. Während die Polizei es bislang nicht geschafft hat, die wichtigste Webseite der Berliner Neonaziszene zu schließen, reagierte jetzt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Vergangene Woche wurde die Internetpräsenz des „Nationalen Widerstands Berlin“ (NW-Berlin) offiziell indiziert. Bei großen Suchmaschinen wie Google und Yahoo taucht die Homepage nicht mehr auf. Wer die Webadresse kennt, kann die Seite jedoch weiterhin erreichen. Der Server der Firma Dreamhost steht für deutsche Behörden unerreichbar in den USA. Im Forum der Firma läuft bereits eine längere Diskussion darüber, warum Dreamhost die Seite nicht löscht. „Auf der Seite wird eindeutig zum Rassenhass angereizt und die Ideologie des Nationalsozialismus verherrlicht“, begründete eine Sprecherin der Bundesprüfstelle die Indizierung. Insbesondere NS-Führungspersonen wie Rudolf Heß würden von den Rechten glorifiziert. Dass die Polizei bislang nicht ernsthaft gegen die Webseite vorgeht, sorgt bei Politikern und Initiativen gegen Rechts für Unverständnis.

Stolz präsentieren die Rechtsextremen Fotos von Straftaten, Berichte von unangemeldeten Aufmärschen und einem „Aktionstraining“ in einem Waldstück. Nachdem Neonazis rassistische Parolen an die Scheiben einer türkischen Bäckerei in Lichtenberg geschmiert hatten, machten sie schnell noch Fotos vom Tatort. Einen Tag später erschienen die Bilder auf der Seite. Auch Aufnahmen und private Informationen von missliebigen Journalisten Gewerkschaftern und linken Jugendlichen werden auf NW-Berlin veröffentlicht. Daneben findet sich eine Liste mit alternativen Cafés und Einrichtungen, verbunden mit dem Hinweis die Betreiber würden sich über „Gastgeschenke freuen“.

Die rechte Szene hat den Hinweis offenbar verstanden. Seit der Veröffentlichung der Adressen wurden viele der betroffenen Läden regelmäßig beschmiert und die Scheiben eingeschlagen. Vorläufiger Höhepunkt war im Oktober vergangenen Jahres ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Kreuzberg, in dem ein linksalternatives Geschäft seine Räume hat.

Zuletzt wurde am 1. Mai ein Artikel über einen nächtlichen Fackelmarsch von rund 300 vermummten Neonazis im sächsischen Bautzen eingestellt. Der inzwischen wieder gelöschte Text endet mit den Sätzen: „Die Zeit wird kommen, wo wir zum Angriff übergehen. Die ersten Schritte werden schon geebnet. Dann heißt es nicht Gesinnungshaft, dann heißt es Strick um den Hals oder Kugel in den Bauch!“

„Es kann nicht sein, dass die Justiz bei der Veröffentlichung solcher rechtsextremen Mordfantasien nicht reagiert“, sagt der innenpolitische Sprecher der Grünenfraktion, Benedikt Lux. Er hoffe, dass die Ermittler alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Betreiber zu fassen.

Aber wer steckt hinter der Onlineplattform des „Nationalen Widerstands“? Eine Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus konnte der Innensenator mit Verweis auf den ausländischen Server nicht geben. Bei der Polizei heißt es, dass der Betreiber nicht ermittelt werden könne. Dabei ist es in der Szene ein offenes Geheimnis, wer für die Onlineplattform verantwortlich ist. Sebastian Schmidtke, der im Landesvorstand der NPD sitzt und jahrelang führender Kopf der Nazigruppe „Märkischer Heimatschutz“ war, sprach in einem Interview mit einer rechtsextremen Zeitschrift offen von „unserer Seite“. Auf mehreren auf der Homepage veröffentlichten Flugblättern wird er als Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes genannt. Wählte man die zeitweise auf der Seite genannte Kontakttelefonnummer, nahm Schmidtke den Hörer ab. Zuletzt schrieb der niedersächsische Nazifunktionär Dieter Riefling nach einer rechten Veranstaltung in der Szenekneipe „Zum Henker“ in Schöneweide im April, dass er herzlich von „Sebastian Schmidtke vom NW-Berlin“ begrüßt worden sei.

Sebastian Schmidtke (Mitte) gilt als Betreiber der rechtsextremen Onlinepräsenz © Matthias Zickrow

Schmidtke ist für den Staatsschutz kein Unbekannter. Er hat beste Verbindungen in die militante Szene und fungierte auch als Anmelder des Naziaufmarsches am 1.Mai 2010 in Prenzlauer Berg. Zuletzt meldete er vor wenigen Wochen eine Kundgebung vor der Botschaft Österreichs an, um gegen die Verhaftung des österreichischen Holocaustleugners Gottfried Küssel zu protestieren. Anschließend versuchte eine Gruppe von Neonazis auf das Gelände des Holocaustmahnmals zu stürmen. Die Polizei drängte sie ab und erteilte Platzverweise.

„Es ist schon verwunderlich, warum keine weiteren Ermittlungen erfolgen“, sagt Rechtsanwalt Daniel Wölky. Er vertritt zwei Journalisten, deren Porträtfotos auf der Seite veröffentlicht wurden und die seither von Neonazis bedroht werden. Sie haben Anzeige wegen Urheberrechtsverletzung, Beleidigung und Verleumdung gestellt. „Alle Strafanzeigen wurden bisher zurückgewiesen, obwohl es starke Indizien dafür gibt, dass Sebastian Schmidtke der inhaltlich Verantwortliche ist“, sagt Wölky. In vergleichbaren Fällen hätten solche Hinweise der Staatsanwaltschaft für weitere Ermittlungen ausgereicht.
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Ergänzungen

No Paseran

Alek 06.05.2011 - 19:07
Keinen Fußbreit den Faschisten - aber auch nicht den Zensur-Faschisten.

Hier wird auf dem Rücken von Spinnern die eh keiner leiden kann eine Gesetzeslage vorbereitet, die im Endeffekt auch auf normale Leute angewendet werden wird.
Als konkretes Vorbeispiel kuckt euch mal die Reisebeschränkungen an, die erst offiziell für Hools gebaut wurden, aber später für Reisende zum G8-Gipfel angewendet wurde.

Nazis (zer)hacken - aber keine Einführung von Zensurversuchen für alle.

Indizierung - No Pasaran

baal-re-mesh.com 07.05.2011 - 02:24
Ich kann mich da nur "No Pasaran" anschliessen. Diese Zensur zu bejubeln ist dumm, denn sie betrifft auch andere Hompages, beispielsweise antifaschistische Seiten.

Von "Indizierung" im Zusammenhang mit Suchmaschinen zu sprechen, ist ein bisschen verwirrend. Was auch immer da jetzt nicht gezeigt werden soll, ich kann die Seite auch noch über Google finden - Auch meinen Namen. Es dürfte auch relativ unmöglich sein, diese Seite + eine Menge anderer Seiten von der Erfassung der Suchmaschinen auszuschliessen.

Aber auch, wenn die Seite gelöscht wird, wird sie von Gesetzwegen für immer gespeichert bleiben. Allein schon als Weltkulturerbe - aber das werde ich nicht weiter erklären. Das ist aber wieder eine andere Sache, wo Wir Uns fragen müssen, ob die generelle Speicherung von Daten gut oder schlecht ist. Bein Zensus, obwohl durch und durch marxistisch, gibt es ja da auch linke Gegenwehr.

lalilalu

-110- 08.05.2011 - 03:55

es macht einen unterschied ob eine website wegen einer rechtsextremen meinung
oder wegen aufrufs zu oder ankündigung und vorbereitung von schweren straftaten
probleme bekommt.

ersteres wäre zensur - denn auch nazis müssen unbedingt das recht haben, ihre
meinung zu sagen, und der staat hat nicht ihre einfach ihre domains zu beschlagnahmen,
ihre inhalte zu verändern, oder mittels verfügung den hoster anweisen, die seite aus
dem netz zu nehmen.

ich kann nicht beurteilen ob das hier der fall war, aber wer anspielungen auf gewaltsstraftaten
gegen politische gegner im netz veröffentlicht, dem wird - unter umständen - seine seite
oder sogar die domain zurecht weggenommen.

im übrigen würde ich bei nazis, rassismus, terrorosmus, kindesmissbrauch oder offensichtlichem
kreditkartenbetrug (politisch) "zugunsten" der strafverfolgungsbehörden davon ausgehen,
dass das verschwinden einer domain normalerweise nicht wirklkich aufgrund einer verfügung,
sonder lediglich aufgrund einer nachdrücklichen bitte vom hoster veranlasst wird.

sprich die bullen fragen freundlich an - z.b. wenn sie die identität des users absichern
möchten (den domaininhaber mit medleregisterdaten zu vergleichen reicht oft nicht aus,
vor allem bei ausländern oder bei identitätsfälschung beim domainkauf - letzteres machen
die herrschaften vom "freien widerstand sehr gerne, auch hier in hessen) - und dann
schauen sich die techniker vor ort an um was es geht - und entscheiden sozusagen selbst
ob ihnen das gefällt was sie da hosten oder nicht.

der hoster kann gegenüber dem kunde dann behaupten, die bullen seien die bösen, und
der staatsanwalt kann später vor gericht, falls ein domaininhaber sich dagegen wehren will
zurecht daraufhinweisen, dass der hoster freiwillig oder auf basis eines unkorrekten
gerichtsbescheids gehandelt hat - und alle sind glücklich. bis auf die nazis ...






Nix indiziert...

Sucher 08.05.2011 - 22:52
Also Google findet den Schrott ohne Probleme.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

aaa — aaa

indiziert — haxor

Wo — Da

Ja, die Seite geht noch — Kontroverso

Also — Bringt nix

muss ausgefüllt werden — muss ausgefüllt werden