Wieder Neonazi-Aufmarsch in Pforzheim

Etwa zwei Stunden zogen über 500 Pforzheimer verschiedensten Alters gemeinsam durch die Innenstadt. Ein Zeitzeuge des Bombenangriffes am 23. Februar 1945 berichtete eindrücklich von seinen schrecklichen Erlebnissen als Jugendlicher, für die das Hitler-Regime durch seine Kriegstreiberei verantwortlich gewesen sei. Sein Vater war als Nazi-Gegner ermordet worden. Auch OB Gert Hager (SPD) war bei der Demo dabei und betonte, dass die Stadt Pforzheim den alljährlichen Fackelmarsch der Rechtsextremisten auf dem Wartberg nicht wolle. Man könne aber leider rechtlich kaum dagegen vorgehen. Hager appellierte jedoch an die breite Bevölkerung zum friedlichen Protest.

Ein breites Bündnis aus DGB, Naturfreunden, Parteien, Bundestags-Abgeordneten, Kirche und Kulturorganisationen hatte die Demonstration organisiert. Es wurde allerdings bedauert, dass nicht mehr Bürger gekommen waren, um ihren Protest auszudrücken. "Vielen Leuten ist das alles leider egal, was die Neonazis in letzter Zeit in unserer Stadt angerichtet haben", meinte ein Teilnehmer zum Stadtblatt. Die Interessenlosigkeit vieler Einwohner unterstütze indirekt die Faschisten, die sich in letzter Zeit wieder breit machen. Zurückzuführen sei dies auch auf die hohe Arbeits- und Perspektivlosigkeit gerade unter Jugendlichen in Pforzheim, die manche in die Fänge der Neonazis treibe.

Für große Empörung sorgte der kürzliche Überfall von Neonazis in der Nordstadt, bei dem ein 18-jähriger türkischer Jugendlicher durch einen Messerstich in den Bauch schwer verletzt wurde.

Nach Aussagen von Teilnehmern wurde die friedliche und ruhige Veranstaltung von Zivilbeamten des Verfassungsschutzes überwacht.

Videobericht über die Demonstration mit Interviews:
 http://www.pz-news.de/Home/Videos/vid,2428_puid,1_pageid,326.html