Siempre Antifascista 2010 – Zweiter Tag

siempre-antifa.tk 14.11.2010 01:42 Themen: Antifa
Siempre Antifascista 2010 – Zweiter Tag der Konferenz / Second day of the conference
Heute fanden von nachmittags bis abends Workshops statt, die jeweils von Gastreferent_innen und Menschen vom Bündnis Siempre Antifascista gemeinsam geleitet wurden. Erster Programmpunkt war ab 13 Uhr ein kräftigendes Frühstück und um 14:30 begannen die beiden Workshops zu Rechtspopulismus und Gedenkpolitik.

Aufgrund der Nähe zum Motto "Remembering means fighting" war der vom Referent aus Spanien geleitete Workshop zu Gedenkpolitik besonders beeindruckend. Weiter wurde berichtet, wie sich der Franquismus in Teilen der Gesellschaft über das Amnestiegesetz von 1977 bis heute fortsetzte und wie sich die Antifa-Szene dagegen wehrt. Als Schwerpunkt wurde der Mord an Carlos Palomino 2007 betrachtet. In Madrid entstanden anlässlich dieses Mordes neue Netzwerke zur Bekämpfung von Neoanzigewalt und für eine aktive Erinnerugskultur. Das Motto "Remembering means fighting" erfährt dort eine äußerst praktische Bedeutung, es genügt eben nicht, nur der Opfer zu gedenken, sondern es müssen die Verhältnisse bekämpft werden, die solch mörderischen Ideologien den Weg bereiten.

Während des Workshops zu rechten Musiknetzwerken berichteten Referent_innen aus Kanada und den USA darüber, dass Neonazis in diesem Bereich hauptsächlich in Strukturen wie den Hammerskins organisiert sind. Sie führen regelmäßig Konzerte mit nationalsozialistischen Bands durch und sind federführend für Internetversandhandel und (kostenlose) Downloads rechter Musik. Sie sind eher in ländlichen Regionen erfolgreich, in großen Städten wie Montréal (Kanada) konnte antifaschistische Gegenwehr dies bisher verhindern.

Die Referent_innen aus Serbien und Österreich sowie der verlesene Vortrag aus Ungarn stellten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der sich neu entwickelnden rechtspopulistischen Bewegungen heraus. Ähnlich sind beispielsweise in Serbien und Ungarn das Streben nach nationaler Identität in Abgrenzung zu als feindlich empfundenen Nachbarstaaten. In jedem Land unterschiedlich ausgeprägt, doch grundsätzlich verwandt ist der rechtspopulistischen Propaganda eine EU-Ablehnung, die als ausschlaggebende Elemente angeblichen Antikapitalismus zur Stärkung der Region oder eben die Betonung der Nation in Abgrenzung zu einem supranationalen Körper wie der EU besitzt.

Wie Nazis versuchen, jugendliche Subkultur zu infiltrieren, stellten im letzten Workshop besonders die Referenten aus der Tschechischen Republik und Russland heraus. Selbst wenn die politische Neonaziszene wie in der Tschechischen Republik gerade ein Tief erlebt, sind die Einflüsse von Nationalisten bis Neonazis konstant so groß, dass Songs mit offensichtlich nationalistisch diem Inhalt in großen Musikmedien erscheinen. Der Referent aus der Ukraine berichtete ergänzend dazu über die weitverzweigte neonazistische Hooliganszene, welche neben der legal agierenden Parteil "Svoboda" die größte Bedrohung von rechts darstellt. Vor allem in Russland und der Ukraine befinden sich linke, antifaschistische Gruppen mit kontinuierlicher Aktivität erst in einem langwierigen Aufbauprozess. Solidarisierung mit den Aktivist_innen vor Ort sowie internationale Vernetzung können die Isolation durchbrechen und neue Perspektiven einer mächtigen antifaschistischen Szene schaffen.

Gegen 9 Uhr klang der zweite Konferenztag aus. Am morgigen Sonntag wollen wir auf der letzten Veranstaltung die Ergebnisse der Workshops auswerten und Perspektiven einer möglichen internationalen antfaschistischen Vernetzung diskutieren. Wir freuen uns darauf und hoffen auf rege Beteiligung. Beginn ist um 15 Uhr wie gewohnt im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin-Prenzlauer Berg.




Verbleibendes Programm des Siempre Antifascista 2010 Berlin

Sonntag 14. November

15:00 Podiumsdiskussion - Was tun gegen Nazis?
Perspektiven einer internationalen Antifa-Vernetzung und Zusammenarbeit anhand der Workshopergebnisse, Referat der Antifaschistischen Linken International (ALI) Göttingen
Veranstaltungsort der Konferenz: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg

Freitag 19. November

20:00 Warm-Up-Konzert mit: Produzenten der Froide, United Struggle, Wasted Youth
Cortina Bob, Wiener Str. 34, 10999 Berlin-Kreuzberg

Samstag 20. November

15:00 Silvio-Meier-Gedenkdemonstration
U-Bahnhof Samariterstraße, Berlin-Friedrichshain, Infos:  http://www.antifa-berlin.de/silvio-meier10/

20:00 Konzert "Siempre Antifascista" mit: Los Fastidios, The Movement, Rejected Youth, Riot Brigade, Feine Sahne Fischfilet
Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Str. 130, 10999 Berlin-Kreuzberg
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Ergänzungen