[B] Rückblick-Kein Gerede, nur die Tat! Demo

SoliGruppe14 14.09.2010 16:13 Themen: Freiräume
Mit 200 Menschen ein lautstarker Protestzug unter dem Motto "Kein Gerede, nur die Tat. Liebig14 verteidigen" durch das Friedrichshainer Südkiez und einen Teil von Kreuzberg. Ein Bericht.
Pünktlich um 15:30 zum angesetzten Treffpunkt am Frankfurter Tor, setzte ein zehnminütiger Platzregen ein, der so einigen das Wasser bis in die Schuhe liefen lies. Der Großteil der TeilnehmerInnen konnte sich jedoch im U-Bahn Eingang und in einer Unterführung unterstellen. Die Polizei nutze das festgelegte Glasflaschenverbot in den Auflagen um von punktuellen Kontrollen zu den üblichen Vorkontrollen überzugehen. Hier bedarf es in der nächsten Zeit noch die ein oder andere Dienstaufsichtsbeschwerde, um uns von den lästigen Vorkontrollen wieder zu befreien. Ausserdem gibt es natürlich auch die Möglichkeit sich dieser einfach nicht zu unterziehen.

Die Demo startete dann in die Frankfurter Allee bis zur Kinzigstrasse, wo es zu einem ersten Zwischenfall kam. Die Bullen wurden mehrmals darauf hingewiesen das das dauerhafte abfilmen der Demo nicht zulässig sei, was sie auch so bejahten, es dennoch dauerhaft durchführten. Vor dem Protestzug liefen zwei Menschen die einen Korbbeutel in das Objektiv einer HundertschaftlerIn hielten. Darauf hin sollte es zu einer Personalienfeststellung kommen, worauf es jedoch nach einigem hin und her doch zu Ingewahrsamname der beiden kam.

Von nun an war die Stimmung gereizter. Die Polizeiführung vor Ort bestand darauf das in den Auflagen das "Zusammenknoten, die Zweckentfremdung und das tragen oberhalb des Halsbereiches" unzulässig ist. So wurden Personen die am Transpi liefen dauerhaft von den eingesetzten Mutanten beleidigt und geschupst. Es wurde mehrmals gedroht das Transpi zu entreissen. Dies entspannte sich ein wenig als die Demo dann auf der Warschauer Strasse ankam und die Strasse etwas breiter wurde. Allerdings wurde nun die rechte Seite der Zuges dauerhaft begleitet. Was mit dem Vorbeimarsch am Liegenschaftfonds begründet wurde. Ausserdem hatte die Einsatzleitung nach eigenen Aussagen wohl Respekt vor dem offenem Gleisbett der Strassenbahn. Vor der Oberbaumbrücke wurde dann die Begleitung abgezogen. Der Demozug ging hier dann bis zum Kotti, wo nach kurzer Endkundgebung dann die Demo aufgelöst wurde.

Alles in allem eine für diese Uhrzeit angesetzte Demo, doch recht ordentlich. Die Demospitze war dauerhaft kraftvoll und laut. Kritik an der Uhrzeit der Demo ist zulässig, jedoch ging es ja um eine Zeitliche nähe des letzten runden Tisches der Liebig14. Ein anderes Phänomen wurde jedoch beobachtet: "Es sind ja sogar Passanten auf der Strasse". Kritik könnte Mensch vielleicht an zwei Punkten ansetzen, teilweise hätte mehr entschlussfreude vielleicht an der ein oder anderen Stelle für etwas mehr Hektik gesorgt, allerdings ist dies mit 200 Menschen auch wieder ein Risiko. Ansonsten hätte eine Steigerung des Lauftempos vielleicht auch die Menschen im hinteren Ende animiert sich kraftvoller in die Demo einzubringen, statt ihr hinterher zu laufen.

Ergänzungen und Bilder bitte in die Kommentare setzen. Bei aller Kritik und diese findet bei de.indy zu 75% von SesselRevolutionären statt, daran denken, alles kann besser werden, z.B. gleich am Donnerstag um 20:00 am Roten Rathaus. Da können alle Ideen von den Ergänzungskommentatoren gleich selber in die Tat umgesetzt werden.

Solidarität mit allen emanzipatorischen Projekten und allen von Räumungen bedrohten!
Wir bleiben alle!
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Ergänzungen

Redebeitrag der rigaer94

etxt 14.09.2010 - 17:20
Liebe Liebig 14!

Die Rigaer 94 erklärt sich mit euch nicht nur im Kampf gegen die Zerstörung eures Projekts solidarisch, sondern wir wollen euch auch unseren Dank dafür aussprechen, dass ihr nicht aufgebt. Denn wir schlagen uns mit dem gleichen sogenannten Eigentümer rum und auch wir sind zum Teil räumungsbedroht. Was ihr heute auf der Straße rockt, an das können wir morgen anknüpfen.



Dass auch auf uns wieder Stress zukommt, ist offensichtlich. Während die Politik vordergründig so tut, als würde sie noch verhandeln und nach einvernehmlichen Lösungen suchen, sind rund um den Dorfplatz schon interessierte Bauherren und Investoren gesichtet worden, die sich an den Häusern vergreifen wollen. Einigen Anwohner_innen wurde sogar schon Gewalt angedroht, falls sie nicht mitspielen, sondern sich gegen die Eingriffe zur Wehr setzen. Leute, die solche Ansagen machen, haben in unserer Ecke definitiv nichts zu suchen. Es liegt an uns allen, ihnen diese Botschaft zu vermitteln.



An dieser Stelle auch ein dicker Stinkefinger an die Politik: Eine Hinhaltetaktik, die die Verhandlungen der Liebig 14 am Runden Tisch hinauszögert und darauf hofft, dass sich die Energie für praktische Solidarität mit der Zeit verringert, hat keinen Erfolg. Denn immer wieder Freiräume zu erkämpfen und zu verteidigen, ist die Praxis von Vielen, die von einer freien Gesellschaft träumen. So ein Traum platzt nicht mit einer lahmen Verhandlung, deren Ergebnislosigkeit nicht überrascht. Denn wir wissen, dass unsere wahre Stärke in der praktischen Solidarität liegt, mit der wir Tag für Tag versuchen, unseren Traum zu leben.



Während ihr redet, schließen wir Freundschaften. Während ihr redet, graben wir Steine aus. Während ihr redet, backen wir uns gegenseitig Kuchen (manchmal auch mit `ner Feile drin). Während ihr redet, pflastern wir die Straße mit unseren Ideen. Während ihr redet, kommen wir unserer Utopie ein Stückchen näher.



RIGAER STRAßE LIEBIG BLEIBT!

ONE STRUGGLE ONE FIGHT

Ergänzung

Roland Ionas Bialke 14.09.2010 - 18:22
Die DemonstrationsteilnehmerInnen hatten sich am Startplatz (relativ) gut verteilt, um sich nicht den Vorkontrollen unterziehen zu müssen. Dann zeigte sich aber, dass viele einfach nicht flexibel sind, es an Ernsthaftigkeit fehlt und letztendlich ein gemeinsames Handeln abseits der Rituale nicht zustande kommt.

Zuerst: Es ist egal, ob es regnet oder nicht. Wenn bei Sonnenschein relativ gut die Polizei umflossen wurde, warum geschieht das dann nicht bei Regen? Plötzlich fing es an zu regnen und die meisten stellten sich unter, und somit genau in die Reichweite der kontrollierenden Polizei. Dann das ewige Demonstrationsangemelde, das sorgt dafür, dass vieles unter Kontrolle - unter freiwilliger Kontrolle - abläuft. Wenn jemand kontrolliert wird, dann sollten sich auch alle zu dieser Person hinbegeben. Wenn das geschieht, dann musss sich die Polizei Platz verschaffen. Stress verstehen auch Polizeimenschen. Und "Black Block" ist eine Aktionsform, die bei dieser Demonstration, in dieser Grösse, völlig fehl am Platz war. Ein grosser Teil der TeilnehmerInnen wurde von den szenekundigen Beamten (in ziviler Kleidung) identifiziert und notiert, und aus so einen kleinen Haufen strafrechtlich relevante Aktionen zu bringen ist unbedacht.

Bei dem Titel der Demonstration und einigen Redebeiträgen wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Bei einigen Äusserungen wollte ich schon "polemische Lügen" rufen. Allein der Bezug auf die Antirepressionsarbeit und der "Du-bist-nicht-allein-Mentalität" entspricht nicht der Realität, in der Gefangene und Repressionsbetroffene allein gelassen werden und die Antirepressionsarbeit oft auf den Schultern der immergleichen Wenigen lastet.

Gewalt sollte vielleicht auch mal wieder diskutiert werden. Besonders in der "Partyszene" rund um viele "Squats" scheint es da ein Problem zu geben. Ebenso mit Sexismus, was ja schon bekannt sein sollte.

Positiv war tatsächlich die Menge der Leute, die in der kurzen Zeit mobilisiert werden konnten. Auch die lauten und zahlreichen Sprechchöre waren super. Einige wie immer unreflektuiert, aber auch ein paar ganz gut dabei.

Und nun zur Tat schreiten...

Darum ging es wohl...

Darum ging es wohl... 14.09.2010 - 19:48
Darum ging es wohl...

Demoritual

entäuscht 15.09.2010 - 02:59
Welchen Zweck hatte diese Demo überhaupt, auf der gesamten Demo gab es vielleicht zwei Transparente zum Thema, ansonsten nen Haufen Leute mit Oberflächenmilitanzlook und Parolen die eh keiner außerhalb der Szene versteht. Nun die Demo hier als kraftvoll abzufeiern und über die Vorkontrollen zu heulen die vorort niemanden außer die jeweils von der Repressionsmaßnahme Betroffenen interessiert haben ist einfach Quark.
Das war nen Spaziergang mit Freunden die mensch mehr durch gemeinsames feiern als durch die Tat kennt. Und wenn mensch schon nen paar Jahre dabei ist, dann kannte mensch wahrscheinlich kaum noch wenn, den Party ist irgendwann auch vorbei, und die Leute die mensch durch politische Praxis kennt tauchen schon garnicht mehr auf, weil sie kein Bock mehr auf den rituellen Scheiß haben.

Es gibt schönere Orte zum Spazieren!

Und so kam's beim Publikum an

papa bär 16.09.2010 - 09:58
Kurzer und unvollständiger Augenzeugenbericht

Montag Nachmittag gegen 16 uhr sperrten ca. 50 behelmte Berliner PolizistInnen die Warschauer Straße. Anschließend bog eine Demonstration um die Ecke.

"What's this demonstration about?" fragte ein wißbegierig aussehender Tourist. Berechtigte Frage. Worum ging's eigentlich? Aus dem Lautsprecherwagen tönte Punkrock, auf einem der wenigen Transparente stand eine Parole gegen Nazis. Okay - die Antifa unterwegs? "...Kündigung ins Klo, Häuser besetzen sowieso!", war eine der wenigen Parolen, die gerufen wurden.

Vielleicht die Leute vom Intersquat-Festival? Mein Englisch ist ganz okay - das des Touristen war schlechter. Immerhin konnte ich ihm klar machen, daß es keine schwarz angezogenen Nazis waren, die da die Straße entlangschlurften. Er schien da nicht so sicher, fragte 3x nach. Ich versuchte zu erklären, daß hier die "Guten" unterwegs seien.

"...solidarisieren! mitmarschieren!" - tönte es auf der Warschauer Brücke. Ich marschiere ungern. Fröhlicher Schlenderschritt ist mir lieber. Außerdem war mir seit 10 Minuten völlig unklar, mit wem, wogegen/ wofür ich mich solidarisieren sollte - nicht daß es am guten/ politischen Willen gefehlt hätte.

Das Gros der DemonstationsteilnehmerInnen hüllte sich in schwarze Bekleidung. Allerdings war die Demonstration nicht als geschlossener Black Block unterwegs. Die Frage nach dem "Warum?" des offensichtlichen gemeinsamen Dresscodes blieb unbeantwortet.

Kurz bevor wir den U-Bahnhof erreichten, erklärte ich einem französischen Touristen, worum's wahrscheinlich möglicherweise ging und kam mir langsam ein bißchen blöd vor. Und endlich - kurz vorm U-Bahnhof faßte sich die Moderatorin im Lautsprecherwagen ein Herz und berichtete den zahlreichen neugierigen Umstehenden über die Machenschaften des Berliner Liegenschaftsfonds und brachte damit ein wenig Licht ins Dunkel über Sinn und Zweck der Veranstaltung.

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Gings darum, dass Bullen scheisse sind? — eh nur son sesselrevoluzzer...

@papa bear — alfons