Berlin: Intersquat Festival weiterhin ohne Ort

Steffie 01.09.2010 21:27 Themen: Freiräume
Vom 10.-19. September findet in Berlin das Intersquat-Festival statt.
Die Organisation eines solchen Festivals stellt sich in Berlin aber als gar nicht so einfach heraus, immerhin in einer Stadt, die sich sonst mit ihren vielen Kunst- und Kulturveranstaltungen rühmt. Das Problem: es gibt immer noch kein passendes Gelände auf dem das Festival stattfinden könnte.
Nach Verhandlungen mit dem Geschäftsführer vom Liegenschaftsfond Holger Lippmann und dem Bezirksbürgermeister Franz Schulz, nach Gesprächen mit Trägern öffentlicher Flächen, mit Grünflächen- und Bezirksämtern und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung haben wir immer noch keinen Ort, die Schnauze langsam voll und das LKA verbreitet auch noch Falschinformationen. Es wurden alle legalen Möglichkeiten ausgeschöpft, aber bisher gibt es nichts als Absagen oder horrende Mietpreisforderungen. Mitte September werden mehrere hundert Menschen aus vielen Ländern nach Berlin kommen, die das Festival durchführen werden und auch einen Ort brauchen, an dem sie für die Zeit des Festivals bleiben können. Wem gehört diese Stadt? Dem Senat? Den Investierenden? Oder uns Allen?

Zu der Veranstaltung wurde international eingeladen, um eine Vernetzung zwischen Menschen jenseits nationaler Grenzen zu schaffen. Es wird verschiedene Ausstellungen, Workshops, Performances, Vorträge, Theateraufführungen Diskussionsveranstaltungen, Konzerte, Parties, sowie Demonstrationen und viele kleinere Aktionen geben – alles zum Selbstkostenpreis, um in Zeiten zunehmender Polarisierung und Stigmatisierung von Armut ein Angebot zu bieten, das allen Menschen zugänglich ist. Das Intersquat ist als D.I.Y. (Do It Yourself) Festival konzipiert. Das heißt alle Menschen sind eingeladen, mit ihren Ideen und ihrer Kreativität das Programm aktiv mitzugestalten und die Intersquat Tage in Berlin lebendig werden zu lassen.
Die Suche nach einem Platz für Veranstaltungen und Unterbringung der Aktivistinnen und Aktivisten wird seit Wochen von städtischen und privaten Behörden verzögert, obwohl es viele geeignete und zentral gelegene Orte gibt. Es wurde versucht, durch einen Besuch beim regierenden Bezirksbürgermeister Franz Schulz Druck aufzubauen, um doch noch an ein Gelände zu kommen. Etwa eines der 5000 leer stehenden Grundstücke vom senatseigenen Liegenschaftsfonds, bei deren Abgabekriterien in Zukunft ja soziale und kulturelle Aspekte eine Rolle spielen sollen. Bei einem Gespräch unterbreiteten wir dem Geschäftsführer Herrn Lippmann unsere Vorstellungen und dieser war ebenfalls positiv gestimmt und wollte sich bis Montag, den 30.8., bei uns melden. Einen Tag später verständigten sich anscheinend Bezirksbürgermeister Schulz und Herr Lippmann telefonisch auf eine Fläche des Alten Schlachthofes am S-Bhf. Storkower Straße. Am Montag, den 30.8., besuchten wir erneut Herrn Schulz und dieser meinte, der Liegenschaftsfond würde uns bis 12 Uhr das besagte Gelände des Alten Schlachthofes anbieten. Punkt 12 Uhr standen wir also bei Herrn Lippmann auf der Matte in freudiger Erwartung des Angebotes. Herr Lippmann jedoch machte uns unmissverständlich klar, dass es kein Angebot vom Liegenschaftsfond geben würde. Eine Begründung gab er uns dafür nicht, er ließ aber durchsickern, dass es keine Zustimmung von der Senatsverwaltung für Finanzen geben würde. Auch der Termin mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verlief äußerst negativ. Die Senatsverwaltung machte uns klar, dass es wohl generell keine Gelände in Berlin für uns gäbe, da Berlin „ja nicht der Allgemeinheit gehöre, sondern nur einzelnen Leuten.“ (Herr Sichter, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung)
Heute war außerdem in der taz zu lesen, dass der Senat akute Sicherheitsbedenken in Bezug auf das Festival hat. Das zuständige Landeskriminalamt beruft sich dabei auf die action days 2008. „Man könne im Falle von Randale nicht noch als Gastgeber dastehen“, heißt es da. Dabei werden hier Tatsachen verdreht und pauschalisiert. Die Idee des Intersquats kommt aus Frankreich und ist weitaus weniger aktionsorientiert als die action days 2008. Beim Intersquat geht es vielmehr um inhaltliche Diskussionen, um einen internationalen Austausch und um eine Verknüpfung von alternativer Kunst und Kultur mit alternativem Wohnen.
An dieser Stelle sind wir am Ende der Verhandlungen angekommen. Es scheint weder ein politischer Wille noch eine Verhandlungsbereitschaft auf Seiten der Verwaltungen zu geben. Wir zeigten uns stets gesprächsbereit, waren nie an einer Eskalation interessiert und haben an verschiedenen offiziellen Stellen wie Grünflächen- oder Bezirksämtern angefragt. Auch die Verhandlungen mit dem Liegenschaftsfond wurden von Herrn Lippmann urplötzlich abgebrochen. Jetzt liegen weitere Verhandlungen nicht mehr in unserer Hand. 2008 waren die Vorbereitungsgruppen zum Klima- und Antira-Camp in Hamburg in einer ähnlichen Situation. Damals machten sie der Stadt klar, dass es auch ohne Camp viele Menschen nach Hamburg ziehen wird und die ihre Zelte in der ganzen Stadt aufschlagen werden (z.B. in den Vorgärten).
Eines steht fest: Das Festival wird stattfinden! Es wird für alle Schlafplätze geben, sowie Orte wo die Veranstaltungen stattfinden werden. Kommt zahlreich nach Berlin und lasst uns zusammen zeigen, dass die Stadt uns allen gehört!
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Ergänzungen

Poster in Berlin

... 02.09.2010 - 12:42
Am Görlitzer Bahnhof in Berlin hängt ein schönes großes Poster bezugnehmend auf das Intersquat.
Übrigens wird sich um ein LEGALES gelände bemüht, um die anreisenden aus spanien, england etc. die alle mit wichtigen equipment anreisen, einen sicheren platz zu bieten. eine pennplatzbörse für 300-500 menschen ist außerdem recht suboptimal. des weiteren wären die bestimmt nicht zu den offiziellen stellen gerannt, wenn intersquat nicht schon vorher alles andere ausprobiert hätte.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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was ist mit dem stadtrand berlins? — einer der da wohnt

squat your life — egal

resist-gelände — lesa

also.... — ich

wie wär's — mit ner

macht mal — unfreiwilliger Zeuge

Geht´s noch? — Alter

Solidarische Kritik: — Alt - Squatter

ortsvorschlag — stuttgarter hbf

ortlos istgleich — ohneworte