Flyer am Ruhr-Reggea-Summer verteilt

fight Homophobia 24.07.2010 19:37
Mit Transparent und rund 1000 Flyern wurde heute im Eingangsbereich des Ruhr-Reggea-Summer Festivals auf deren Programm mit einschlägigen homophoben Reggae-Künstlern hingewiesen.
Es gab Reaktionen die von Erschütterung über die Infos, über "hab ich ja noch nie so gesehen" oder "Habt ja recht, aber...", bis hin zu blöden Sprüchen, homophoben Äußerungen und in Szene gesetztem Flyer-zerreißen reichten. Leider haben die homophoben Reaktionen und das Desinteresse an der Kritik überwogen, wobei zahlreiche Leute sich die Texte interessiert durchgelesen haben. Außer den üblichen homophoben Äußerungen blieb die Aktion ruhig. Sogar Tillman Rudorf (Betreiber des Wuppertaler U-Clubs und Veranstalter des RRS ) kam vorbei, um sich über den ersten Satz des Flyers zu beschweren. Wegen diesem Satz hatte er sich zuvor schon bei den Server-Betreiber*innen des "fight Homophobia" Blogs (www.fighthomophobia.blogsport.de) beschwert. Eine ähnliche Beschwerde von den U-Club-Betreiber*innen, gab es auch schon gegen den Blog der Kampagne "U-clubdichtmachen".

Wenn Besucher*innen des Festivals, die sich als antihomophob verstehen, über Reaktionen, Vorfälle und die Stimmung auf dem Festival berichteten, freuten wir uns sehr, wenn die Texte zu uns geschickt würden.
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Ergänzungen

Gute Aktion

ein reggae fan (nicht homophob) 25.07.2010 - 19:25
ich denke das solche aktionen wie u-clubdichtmachen eher kontraproduktiv sind. ich meine was wäre wenn auf einmal jemand die csd s verbieten wolle? warum auch immer...

es sollte darum gehen, ersmal aufzuklären. ne flyeraktion und mit den leuten reden ist da schon besser.

natürlich sind die mordaufrufe nicht in ordnung und auch hierzulande nicht zu rechtfertigen, aber hier ist etwas feingefühl gefragt, da die reggaeszene sich selbst als sehr offen versteht, und gerade deshalb schlecht mit diesen direkten angriffen umgehen kann, und dann schnell den dialog verweigert.

ich gebe mir diese diskussion seit ich reggae höre.
auch ich habe am anfang garnicht verstanden, worum es dem lsvd überhaupt geht.
man hat das gefühl, dass man sich wirklich nur auf die reggaeszene eingeschossen hat.

in letzter zeit ist die diskussion sachlicher geworden. man fängt an zu differenzieren.
man scheint zu begreifen, dass nicht die gesamte szene homophob ist.

meiner meinung sollten hier kräfte geeinigt werden, anstatt uns weiter zu zerstreiten.
denn genug leute hier in europa in der reggaeszene setzen sich für freiheit und selbsbestimmung ein. das sind ziele, die sich nicht sehr von denen des lsvd kaum unterscheiden.

leider liegen dieser einigung eine menge steine im weg. denn so aktionen wie den beliebtesten reggae club in deutschland schliessen zu wollen, hetzen die ganze szene auf und lassen dann keinen raum mehr für sachliche diskussionen.

eigentlich müsste das Publikum selber seinen unmut über homophobe äusserungen zeigen, doch in diesem rasta patois ist es nicht gerade einfach, dem inhalt zu folgen.

einige lieder sind bekannt. ich finde es nicht gut wenn ein sound diese tracks spielt.
traurigerweise haben gerade diese platten meist kultstatus. ich denke das vielen menschen nicht klar ist, wofür sie damit stehen.

es muss dafür ein bewusstsein her. und das bekommt ihr nur mit der reggaeszene hin.
auf das diese diskussion eines tages früchte trägt und hinfällig wird.

One Love
&
PACE

Wann wehrt sich die Szene? Und gegen wen?

Der Herr Baron 26.07.2010 - 11:14
Die Kommentare über mir sind total typische Beispiele für die Homophobie im Reggae und wie damit umgegangen wird.
"Irgendwie habt ihr ja recht, aber..." Unter Fans bekommt man viel weniger explizite Homophobie mit, als etwa im Hiphop... Reggae gilt immernoch als antirassistisch, hippiesk und diffus links...
Viele Fans sind persönlich auch so drauf... Ich würde sogar behaupten, eine Mehrheit... Trotzdem überhört man heterosexistische Hasspredigten und übersieht sexuelle Übergriffe en Masse...
"Das ist da halt normal so..." "Die Männer/Schwarzen leben da doch nur aus, was sie von Natur aus wollen..." "Ich hab ja nix gegen Schwule, solange sie mich nicht angraben."

Wann wacht ihr endlich auf?

 http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/was-mich-stoert-ist-diese-doppelmoral/

Hier findet ihr noch ein Interview mit Gentleman, der seine ganz eigene Doppelmoral präsentiert. Religiöse und Kulturrassistische Argumente sorgen dafür, dass er sich einerseits von Nazis und Homophobie distanziert, andererseits aber voller Toleranz und Verständnis mit Sizzla Kaffeetrinken kann... Er packt sogar die alte Verschwörungstheorie von der fiesen Schwulenlobby aus...
Wer den bisher für links gehalten hat, sollte das mal lesen...

hate homophobia

Dein Name 05.08.2010 - 16:20
Anlässlich des Chiemsee Reggae Summer (bei welchem der homophobe Hasssänger Sizzla auftritt) findet am Sonntag, 15.08.10 um 19:00 Uhr in der Rosenheimer Vetternwirtschaft (Oberaustr.2) eine Infoveranstaltung “Murder Inna Dancehall” zu der Thematik “Homophobie und Sexismus in der Reggae-Szene” statt. Gemäß dem Motto “love reggae – hate homophobia” soll nicht die gesamte Reggae-Szene pauschal diskreditiert oder Reggae und Dancehall als Hass-Musik dargestellt werden, jedoch soll die Hetze von einigen Interpreten gegen Homosexuelle offen angesprochen und kritisiert werden. Bei dem Vortrag werden die verschiedenen Facetten der aktuellen Debatte über Auftrittsverbote und die Verhinderung von Konzerten homophober Künstler_innen beleuchtet. Dabei wollen die Referenten auch die oft rassistisch aufgeladenen Argumentationsmuster in dieser Debatte in den Blick nehmen und kritisieren. Desweiteren soll über die geplanten Proteste gegen Homophobie und Sexismus auf dem Chiemsee Reggae Summer diskutiert werden.
Die Veranstaltung “Murder Inna Dancehall” ist eine Veranstaltung der infogruppe rosenheim und queeRo in Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung, der Eintritt ist frei.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

...

Psychater 25.07.2010 - 15:04
Mensch muss aber einsehen, dass neben vereinzelten unüberlegten songs die Raggaeszene schon politischer im positiven sinne ist... Versucht doch mal mit Slogans ala : "Wiso solltest du was gegen Schwule haben, wenn jeder ein konkurent weniger ist ???" - die aggresive Stimmung
aufzulösen und die Leute auf eure Seite zu ziehen... das mit den Mordaufrufen ist halt schon krank...

???

wieder der reggae fan 04.08.2010 - 19:12
also herr baron, ich verstehe ihre aussage nicht ganz. ich versuche hier klarzumachen, dass es leider diese verweigerungshaltung gibt. homophobie ist scheisse. aufwachen muss ich da nicht mehr. sexuelle übergriffe sind auch scheisse. auch da muss ich nicht mehr aufwachen.

ich verteidige auch keine künstler die diese texte bringen. nur weil es auf jamaika so ist, müssen wir das hierzulande nicht tolerieren. ganz im gegenteil, wir sollten den menschen klarmachen, das respekt voreinander anders aussieht.

ich weiss was es heist wenn schwule gejagt werden. ein kollege von mir ist deswegen aus brasilien geflüchtet. ich habe seine storys gehört und die angst in seinem gesicht gesehen.
von wütenden mobs, von sexsklavenhandel und und und.

ich lieb die musik von bob marley und co, da sie sich für menschenrechte und unity einsetzen.

ich habe auch mal buju gehört, mit sizzla konnte ich noch nie was anfangen.
ich war jung und dumm und wusste nicht einmal was ich da höre.
ja ich schäme mich sogar dafür, auf solche lieder abgefeiert zu haben.

interviews wie das mit gentleman zeigen mir, wie sehr die szene in die ecke gedrängt wurde.
wir argumentieren in der reggaeszene mit argumenten, die einem gewissen adolf h. zustehen, aber nicht uns. sowas passiert, wenn einem die argumente ausgehen.
es fehlt hierzulande(und auch in anderen europäischen ländern) eine klare distanzierung der szene von der homophobie.

ich komme gerade von der reggaejam und habe auch hier wieder versucht, mit leuten über das thema zu reden.

es ist wirklich krass, was so mancher zu sagen hat, mit welchen haltlosen argumenten versucht wird, das noch zu verteidigen und wie alle nur um den heissen brei reden.
da wird sich auf Volker Beck eingeschossen, schwule werden mit pedophilen gleichgesetzt, man beruft sich auf die bibel und die jamaikanischen gesetze. man zeigt auf die kirche.
aber genauso hab ich folgendes statement gehört: "ich habe hier auch n paar mädels hand in hand laufen sehen, auch mal n kuss zwischendurch, und was solls? ist doch kein problem, wenn sie damit glücklich sind. lasst sie doch!". so in etwa hat sich der herr ausgedrückt.
totdiskutiert wurde diese aussage(vor allem begründet durch pädophilie und das homosexualität doch durch kindesmissbrauch entsteht) und ehrlich gesagt ich schüttel nur den kopf darüber.
was soll man sagen, wenn leute anfangen, argumente zu bringen, die aus opfern tätern machen?
oder dass bei den csds halbnackte menschen rumrennen und dildos in die menge werfen, das ist doch obszön.
was sind das bitte für argumente? haben doch garnichts mehr mit homophobie in der reggae und dancehallmusik zu tun.
wie wirr ist denn diese diskussion mittlerweile?

jetzt wollte ich mal sagen, so ist doch super, ihr versucht die leute endlich mal darüber aufzuklären, was sie da eigentlich hören. find ich viel cooler als nen buttersäureanschlag auf den uclub. das lenkt die gedanken in die richtige richtung.
schonmal davon gehört, das gewalt nur gegengewalt erzeugt?

trotzdem fühle ich mich jetzt irgendwie angegriffen. ich verstehe mich als vllt etwas junger und naiver mensch, aber meine message ist love, peace & unity. und da passt mir die homophobie nicht rein. nur sehe ich als aktiver reggaefan die reaktion der masse auf diese aktionen. und es sieht echt nicht so aus als ob diese aufwacht. das muss ich einfach zugeben. aber hey, hier schreibe ich und versuche in einen dialog zu treten. warum will man das nicht zulassen? und wo bin ich selber homophob? zeig mir verweise, zeig mir stellen, wo ich mich schwulenfeindlich geäussert habe. ich respektiere eigentlich jeden, der mich respektiert.

wisst ihr, ich denke das die aktion am rrs echt mal n richtiger schritt war. sprecht mit den fans. die bezahlen das ganze spektakel. die haben die macht. nicht die veranstalter, nicht die künstler. schafft das richtige bewusstsein in der masse der fans.

ich werde selbst aktiv werden, und als reggae fan gegen homophobie kämpfen.
dass ist die konsequenz die ich für mich gezogen habe. 6 jahre diskussion (die ich mitbekommen habe) und wir sind noch keinen schritt weiter.
es ist eine schande...............

übrigens findet man die homophobie eher im dancehall und weniger im rootsreggae, was ich auch sehr interessant finde. naja, es zeigt einfach das diese homophoben songs verkauft werden. denn roots bringt nicht so viel in die kassen. Kapitalismus pur, auf kosten der homosexuellen.

money money money, the root of all evil