Naziaktivitäten in Ahlen und Beckum (NRW)

Ein erneuter Anschlag auf die jüdische Gedenkstätte im Westpark in Beckum wurde in der Nacht auf den 1. Juni verübt. Es ist der bereits dritte Anschlag in den vergangenen zwei Monaten. Erneut wurden Hakenkreuze, antisemitische Sprüche und Beleidigungen auf die Gedenksteine gesprayt.

In der Region häufen sich rechtsextreme Vorfälle, vor allem in der Nachbarstadt Ahlen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Autonomen Nationalisten Ahlen (ANA) bei dieser Aktion ihre Finger im Spiel haben, da sie von der Aktion berichten, sie die einzige Nazigruppe im Kreis Warendorf sind und auch einige Mitglieder aus Beckum in ihren Reihen beherbergen. Die Gruppe tritt häufig durch Sachbeschädigungen in Form von Kritzeleien von NS-Parolen und verfassungsfeindlicher Symbole in Erscheinung, welche leider das Ahlener Stadtbild mitprägen. Sie distanzieren sich zwar stets von den Vorwürfen, dass die Schmierereien auf ihre Kappe gehen, doch gibt es keine andere rechtsextreme Gruppierung in Ahlen und es wird auch häufig die Adresse der „Weltnetzseite“ ebenfalls an die Wände projektiert. Der Höhepunkt ihrer Verleumdungstaktik war, als sie die Betreiberin der linksoffenen Gaststätte „Bürgerzentrum Schuhfabrik“ beschuldigten selber solche Schmierereien im Umfeld ihrer Kneipe anzubringen um ein schlechtes Bild auf die ANA zu werfen.

Neben Sachbeschädigungen öffentlichen und privaten Eigentums gelten auch Körperverletzungen an alternativen Jugendlichen, Flugzettelaktionen, Demonstrationen, Kundgebungen und das allseits beliebte Antifa-Outing auf der To-Do-Liste der ANA. So konnte man bis vor einigen Wochen auf der Internetpräsenz der ANA vermeintliche Antifas mit Foto, Namen und manchmal sogar Adressen bestaunen. Den Unterschied zwischen Antifa und Jugendlichen, welche eine Naziphobie haben, kennen die Nazis der ANA nicht, so dass schon einige skurrile Namen auf der Liste standen.

Die ANA selber hat zwar keine 10 Mitglieder, doch wird von den Kameraden aus Hamm, Dortmund und OWL tatkräftig bei ihren Aktionen unterstützt. Widerstand gegen das Treiben der Nazis in der Stadt Ahlen und Umgebung gibt es nur bedingt. So kann man bei Kundgebungen oder Demos der Nazis Gegendemonstranten vernehmen, doch im Alltag hat die ANA einen ziemlich großen Spielraum. Eine ernstzunehmende Antifa-Gruppe gibt es in Ahlen nicht, dennoch stellt sich ein kleiner Haufen Jugendlicher gegen die Umtriebe der Nazis, was der ANA einige Male schon zum Verhängnis wurde, so dass mit Rache gedroht wurde, was sich jedoch bis jetzt nicht bewahrheitete. Trotzdem ist es ein Armutszeugnis, dass die Nazis ihre Propaganda in aller Gelassenheit unter die Ahlener Bevölkerung bringen können, ohne dass sich Widerstand von den Passanten breit macht. Es hat sich wohl schon der Großteil der Ahlener an die Nazis gewöhnt und es scheint nicht gerade von Interesse zu sein, dass diese Minderheit stetig wächst und zunehmend die Hemmschwelle fällt.