Türkei: Universität gemeinsam mit Faschisten

Suphi Toprak 25.04.2010 22:29
Der politische Alltag geht in der Türkei an keiner Universität vorbei, an der linke, antifaschistische Kräfte sich organisiert haben. Während kurdische PolitikerInnen verhaftet oder vor laufenden Kameras geschlagen werden, werden auch die Linken an den türkischen Universitäten massiv unterdrückt. Und das geschieht seit jeher.
Doch die organisierte radikale Linke ist aus den türkischen Universitäten nicht leicht zu verdrängen. Daher kommt es zur engen Zusammenarbeit zwischen Staat, Universitätsverwaltung und FaschistInnen. Das sieht in der alltäglichen Praxis so aus: zuerst greifen die FaschistInnen an. Der zweite Angriff folgt dann durch die Polizei. Die Verhafteten, sogar die Verletzten, werden danach von der Uni-Verwaltung der Universität verwiesen.

Die Ülkücüler (Idealisten) sind die stärkste organisierte faschistische Bewegung. Sie sind AnhängerInnen und Teil der MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung). Die MHP ist die traditionelle Partei, die seit der 70er Jahren bewaffnet gegen die linken Kräften kämpft. Sie hat sich in den Jahren eher in Richtung der „politischen Mitte“ bewegt, um regierungsfähig zu werden. Trotzdem ist die Basis militant geblieben. Die Führung dieser faschistischen Partei will in der Öffentlichkeit keine Verantwortung für die Angriffe übernehmen. Sie distanziert sich aber auch nicht. Meistens wird versucht zu erklären, dass die angegriffenen Linken, KurdInnen, Oppositionellen usw. an den Attacken selbst Schuld seien. Die traditionellen faschistischen Werte wie Rassismus, Antikommunismus, Antisemitismus, KurdInnenfeindlichkeit, Panturkismus und türkischer Nationalismus werden von der MHP vertreten. 

Die zweite Faschistische Kraft neben der MHP ist die BBP (Große Einheitspartei). Sie ist eine Abspaltung von der MHP nach dem Militärputsch 1980. Sie hält eher die „islamischen Werte“ hoch als nur den reinen türkischen Nationalismus. Die Ermordung des armenischen Schriftstellers Hrant Dink und der ChristInnen in Malatya wurde durch BBP-AnhängerInnen oder Mitglieder durchgezogen, aber von staatlichen Sicherheitskräften geplant. Es ist bekannt geworden, dass die Polizei von den Mordplänen Bescheid wusste. Auch der Initiator der Mordpläne war ein Polizeispitzel. Auch an den Universitäten sind diese Parteien aktiv – gegen die linken, kurdischen Studentinnen und Studenten, mit Unterstützung der staatlichen Kräfte.

Zuletzt wurden nun 6 Studierende der Marmara-Universität in Istanbul, der zweitgrößten Universität der Türkei, aus dem Studium geschmissen. Im Dezember 2009 bedrohten FaschistInnen einen kurdischen Studenten, als sie ihn außerhalb der Universität allein erwischten. Als die FaschistInnen ihn am nächsten Tag mit Schlagstöcken angreifen wollten, konnten Linke dem kurdischen Studenten Schutz bieten und die FaschistInnen zurückdrängen. Fast alle linken Kräfte haben gemeinsam gegen die FaschistInnen gehandelt, nur die TKP (Türkische Kommunistische Partei) verweigerte ihre Solidarität mit den anderen Linken, obwohl sie zahlenmäßig die stärkste linke Kraft an der Marmara-Universität ist.

Die Polizei setzte sich mit der Universitätsverwaltung in Verbindung und lieferte ihr die Namen von antifaschistischen Studierenden. Daraufhin wurden 6 Studierende für ein halbes Jahr von der Marmara-Universität verwiesen. Bei den 6 Betroffenen handelt es sich um 5 kurdische Studierende und einen türkischen Trotzkisten.

Wir fordern:

- Schluss mit der Zusammenarbeit zwischen FaschistInnen und Uni-Verwaltung!
- Schluss mit der Unterdrückung von kurdischen und revolutionären Studierenden!
- Für die Einheitsfront der ArbeiterInnenklasse gegen die FaschistInnen!
- Freien Zugang zu den Universitäten für Alle! Auch für einfache ArbeiterInnen und Bauern/Bäuerinnen!

Suphi Toprak (für RIO, die Revolutionäre Internationalistische Organisation, www.revolution.de.com)
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Ergänzungen