Fürth: Brutaler Naziübergriff am Wochenende

Antifaschistische Linke Fürth (ALF) 22.03.2010 22:29 Themen: Antifa
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben vier Neonazis einen Jugendlichen am Fürther Rathaus brutal zusammengeschlagen. Die Neonazis kamen, wie schon bei Angriffen in der Vergangenheit, aus der Kneipe „Treffpunkt“.
Als in der Nacht auf Sonntag, den 21. März vier Jugendliche, darunter auch aktive Antifaschisten, am Rathaus auf den Night-Liner warteten, wurden sie von vier Neonazis angegriffen. Während drei von ihnen flüchten konnten, schlugen die, teilweise mit Quarzsandhandschuhen bewaffneten, Neonazis den vierten Jugendlichen nieder. Die Angreifer traten auch als der 19-Jährige am Boden lag noch weiter auf ihn ein. Als er versuchte wieder aufzustehen, schlugen die Faschisten ihn wieder zu Boden, traten ihn und entrissen ihm seine Schuhe und Käppi. Auf der Flucht bewarfen die Neonazis ihr Opfer noch mit seinen Schuhen.
Das der Jugendliche keine schwerwiegenden Verletzungen davon trägt, ist dabei pures Glück.

Die neonazistischen Angreifer kamen, wie schon bei vergangenen Angriffen, aus der hinter dem Rathaus gelegenen Kneipe „Treffpunkt“, die den Nazis trotz anhaltender Proteste durch AnwohnerInnen und aktive AntifaschistInnen seit Monaten ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

Erst nachdem die faschistischen Schläger geflüchtet waren, traf die Fürther Polizei ein. Diese erkundigte sich, ob die Neonazis aus dem „Treffpunkt“ kamen und sagte den Jugendlichen, dass ihnen das Fürther Neonazi-Problem bekannt sei, sie aber nicht viel machen könnten.

Der brutale Übergriff reiht sich in eine Vielzahl von neonazistischen Angriffen ein. Bereits Ende des vergangenen Jahres wurden mehrmals vermeintliche oder tatsächliche AntifaschistInnen Opfer von rechter Gewalt. Zu Beginn diesen Jahres wurden zudem die Scheibe des Eine-Welt-Ladens eingeworfen, die Fassade des Fürther Gewerkschaftshaus mit Farbe beschmissen und auch die Scheibe des GEW-Büros ging zu Bruch. Neben der zeitlichen Nähe zum Holocaust-Gedenktag (27.01.), spricht auch die Tatsache, dass alle drei Einrichtungen in Verbindungen zum Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus stehen dafür, dass auch diese Angriffe auf das Konto der Fürther Neonaziszene gehen.

Dass die Polizei, vor allem bei dem Angriff auf das GEW Büro, offiziell keine Anhaltspunkte für einen rechten Hintergrund sieht, verwundert doch sehr. Waren doch mehrere, zum Teil stadtbekannte Neonazis am Abend der Sachbeschädigung, in der in unmittelbarer Nähe zum GEW-Büro liegenden Kneipe „Guff“. Diese Tatsache war der Polizei bereits an dem besagten Abend vom 29. auf den 30. Januar bekannt. Die beiden anderen angegriffenen Einrichtungen waren wenige Monate vor den Sachbeschädigungen auf Neonazi-Internetseiten bekannt gemacht worden.

Ein Sprecher der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF) zu den Angriffen am Wochenende: „Wir hatten schon im vergangenen Jahr davor gewarnt, dass die Tatsache, dass Neonazis in Fürth von der Polizei mit Samthandschuhen angefasst werden, dazu führt, dass diese sich in ihrem Handeln bestärkt fühlen. Der brutale Angriff vom Wochenende ist einmal mehr ein trauriger Beleg für unsere These.“ Außerdem kündigt die ALF in Bezug auf die von Neonazis stark frequentierten Kneipen an: „Wir werden solange keine Ruhe geben, bis auch der letzte Kneipier den verbrecherischen Neonazis keinen Raum mehr zur Verfügung stellt. Insbesondere der „Treffpunkt“ hat dabei seinen Kredit endgültig verspielt und wird in den nächsten Monaten Ziel öffentlicher Aktionen sein.“

Den an­tifa­schis­ti­schen Selbst­schutz or­ga­ni­sie­ren! – Na­zi­struk­tu­ren be­kämp­fen!
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Ergänzungen

Interessant,

du 23.03.2010 - 13:38
dass hier alle anscheinend live dabei gewesen sind und daher die Situation so genau einschätzen können. Wobei für den Großteil der Kommentare natürlich immer noch gilt: Tatsächlich, waren wohl dabei, nur auf der falschen Seite.
Klar könnte in Fürth mehr laufen, wobei die Situation nicht gerade die leichteste ist. Denn immerhin hat man hier zwar den Rückhalt von BündnispartnerInnen, dem Umfeld und der Nürnberger Szene, gleichzeitig aber ein nicht zu unterschätzendes Problem mit Repression seitens des Staats.
Das die Nazis dabei größtenteils nur AntifaschistInnen auffallen, hat in erster Linie einen Grund: Es handelt sich bei der neonazistischen Gewalt nicht um eine Strategie, sondern um einen Haufen besoffener Atzen, die politisch in Fürth (dank Antifa) in den letzten Jahren keinen Fuß auf den Boden bekommen haben und sich jetzt in ihrem perspektivlosen Gewaltwahn verlieren. Da bleibt letztendlich nur ein Ausweg: Knast, wo ja einige Kameraden aus der Fürther Naziszene auch schon hocken, darunter nicht zuletzt ihr "Führer" Fischer. Nun dauert der Weg dank Polizei ein wenig länger als normalerweise. So schafft es der eine schon über 20 Mal vor Gericht gestanden zu sein, aber nie verurteilt wurde (was kaum mit der Gefuchstheit zusammenhängen kann), der nächste bekommt auch schon mal ne doppelte Bewährung, andere waren schon im Knast, sind so dumm sich auch noch bei Übergriffen namentlich von den eigenen Leuten ankündigen zu lassen, doch Bullen in Fürth sind seltsamerweise nie da. Wenn Nazis am gut besuchten und für Kneipenschlägereien bekannten Rathaus Antifas angreifen. Wenn in der Südstadt am Arsch der Welt irgendjemand allerdings Kreide-Parolen gegen Nazis findet, hat das sogar einen USK-Einsatz zur Folge.
Also: Arsch hochkriegen und in Fürth einbringen. Das Problem beseitigt sich möglicherweise bald von alleine, doch zusammen können AntifaschistInnen das auf jeden Fall beschleunigen!
An erster Linie sollte aber immer eines stehen: Solidarität mit den Betroffenen!
Die wird vom Computer zuhause nur selten praktisch.

Fränkische Rechte

egal 23.03.2010 - 19:06
In Fü und Nürnberg kommt es immer wieder zu rassistischen / rechtsextremen Straftaten und Treffpunkt und Guff sind auch nur wieder zeitweilige Quartiere die die Rechten nutzen... Und dass man hier etwas aufpassen sollte, muss spätestens seit dem die Verbindungen zwischen Nürnberger Polizei und Anti-Antifa öffentlich sind, jedem / jeder klar sein. Also bitte nicht in sinnlosen Aktionismus verfallen, sondern mal konstruktive Vorschläge wie man den ewig gestrigen begegnen kann.

Fürther Nachrichten berichten

RZJ 24.03.2010 - 23:55
Brutaler Nazi-Angriff?
Jugendlicher soll mitten in Fürth attackiert worden sein
Brutaler Nazi-Angriff?
FÜRTH (ja) - Ein Jugendlicher soll mitten in Fürth von Neonazis »brutal zusammengeschlagen» worden sein. Das klagt die Antifaschistische Linke (ALF) an. Die Polizei schildert den Fall wesentlich zurückhaltender. Von Neonazis ist hier nicht die Rede.

Nach Angaben der Antifa warteten vier Jugendliche, darunter auch »aktive Antifaschisten», in der Nacht zu Sonntag vor dem Rathaus auf einen Nightliner, als sie von vier Rechtsradikalen angegriffen worden seien. Während drei flüchten konnten, hätten die Angreifer einen 19-Jährigen zu Boden geschlagen und auf den Liegenden eingetreten. Als er aufstehen wollte, sei er erneut niedergeschlagen worden. Als die Polizei eintraf, hätten die Neonazis allerdings bereits Fersengeld gegeben.

Keine Anzeige

Polizeisprecher Peter Schnellinger bestätigte auf FN-Anfrage. dass eine Streife am Sonntagmorgen um 2.45 Uhr zum Rathaus gerufen wurde, wo sie noch vier Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahre antraf. Nach Erkenntnissen der Beamten hätten diese eine »verbale Streitigkeit mit einer unbekannten Gruppe» gehabt. Weder habe man eine Straftat feststellen können, noch sei jemand verletzt gewesen oder habe Anzeige erstattet.

Dass der Jugendliche keine »schwerwiegenden Verletzungen» davongetragen habe, sei »pures Glück» gewesen, heißt es hingegen von Seiten der Antifa. Der Übergriff sei eine Folge dessen, dass »die Polizei die Neonazis in Fürth mit Samthandschuhen» anpacke.

Da die Angreifer aus einem Lokal hinter dem Rathaus gekommen seien, das den Rechtsradikalen seit längerem als Treffpunkt diene, kündigte die Antifa »öffentliche Aktionen in Bezug auf die von Neonazis stark frequentierten Kneipen» an.

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