Dessau 13.3. Zusammenfassung zum Nazigejammer

Dessauer AntifaschistInnen 20.03.2010 20:31 Themen: Antifa
Der folgende Artikel soll die Geschehnisse der Nazidemo in Dessau genauer schildern. Er setzt sich aus verschiedenen Erlebnisberichten des 13.3. zusammen, um so einen umfassenden Blick auf die Geschehnisse zu geben.
Der erste Anlaufpunkt des Tages war der Bahnhof mit einer angemeldeten Musikveranstaltung direkt neben dem Nazistartpunkt. Hier zeigte sich erfreulicherweise, dass die Nazis es nicht schafften, trotz einer herbei halluzinierten Revanche für Dresden, mehr als 230 Leute zu ihrem geschichtsrevisionistischen Heulkrampf zu mobilisieren (Bullen reden von 190).
Am Bahnhofsvorplatz wurden die Nazis bereits würdig durch ein ausgewähltes Musikarangement und Viele Antifaschisten empfangen.
Als die Nazidemo sich in Bewegung setzte, beschloss Mensch den Bahnhofsvorplatz noch vor den Nazis zu verlassen, um sich nicht von den Bullen dort festsetzen zu lassen. Eine Gruppe von ca. 100 Menschen aus BürgernInnen und Antifas beschloss überraschend die ersten Meter der Straße sofort zu blockieren.
Schnell fanden sich weitere Menschen an der Blockade ein und die Polizei lies, dank der Beteiligung der BürgerInnen, die Blockade in Ruhe.
Über Infotelefon wurde versucht so viele Leute wie möglich zur Blockade zu koordinieren, was sich durch Kesselungsversuche der Bullen an anderen Stellen als sehr schwierig erwies.Trotzdem gelang es ca. 200 Menschen sich an der Blockade zu versammeln und die verblüfften bis verstörten Nazis eine Stunde lang aufzuhalten.
Die Bullen forderten die Blockierenden auf die Kreuzung zu verlassen. Dieser Forderung wurde umgehend von Antifas wie Bürgis eine klare Absage erteilt.
Dies war der Zeitpunkt an dem die Bullen ihre Samthandschuhe auszogen und ihr wahres brutales und menschenverachtendes Gesicht als Handlanger eines dt. rassistischen Repressionsapparates zeigten.
Ab hier wurde den Nazis der Weg durch schlagen, treten und teilweise Knüppel oder andere Handgreiflichkeiten für ihr Tränenspektakel bereitet und die Blockade auf der großen Kreuzung beiseite gedrängt und gekesselt.
Die Nazis wurden direkt an der Blockade vorbeigeführt, abgetrennt durch eine Reihe Sixpacks und Riotcops.
Natürlich wurden sie nicht ohne ein verbales Spießroutenlaufen vorbeigelassen, wobei sie unter anderem auf ihr Kriegsversagen und unsere allgemeine Verachtung für sie hingewiesen wurden. Untermalt wurde dies von Fliegeralarmsirenen.
Nachdem die Nazis passiert sind, gelang mehreren AntifaschistInnen der Ausbruch aus dem Kessel und es wurde durch einige Runs versucht wieder an die Naziroute heran zu kommen.
Dies gelang auch einige Male und den Nazis wurde die allgemeine Verachtung nochmal nahe gebracht. Die Bullen verschärften ihr ohnehin schon brutales Vorgehen von nun an weiter und riegelten die vor ihnen liegende Route weiträumig ab. Am 1. Zwischenkundgebungsort der Nazis gab es eine weitere Blockade, welche aber weggetragen wurde. Einige Antifagruppen tauchten immer wieder an der Naziroute auf und errichteten aus Containern, Sperrmüll und einfach allem Verfügbaren Barrikaden und verschwanden um an anderer Stelle erneut tätig zu werden. Auch gelang es immer wieder Gruppen an die Nazidemo heranzukommen und diese zu stören und zu verhöhnen.
Ziemlich am Ende der Naziroute befand sich wieder, wie schon am 7.3., eine Mahnwache der VVN/BDA, welche auf die getöteten ZwangsarbeiterInnen hinweisen sollte, denen während der Bombardierung der Zugang zu den Schutzräumen verwehrt wurde. Ebenfalls wurde den Nazis somit der Zugang zum sogenannten Ehrenfriedhof versperrt, an dem sie ihrem Gejammer weiter Ausdruck verleihen wollten. Leider wurde auch diese Veranstaltung von den Bullen gekesselt, so dass Mensch sich dort hinbewegen konnte, aber nicht mehr weg durfte. Dies und die Tatsache, dass Mensch sich hier bereits 5 km vom Startpunkt weitab von allen anderen Anlaufpunkten befand, lies kaum noch Spielraum für konkrete Aktionen zu diesem Zeitpunkt. Die massive Bullenpräsenz, ob Zivten oder Riotcops, taten ihr übriges.
Da mittlerweile 4 anstrengende Stunden seit der ersten Blockade vergangen waren und durch Bullen hier kurz vor Ende der Naziroute nichts mehr machbar war, mobilisierte das Infotelefon alle übrigen Antifaschisten zurück zum Hauptbahnhof, da die Nasen vom Südbahnhof zurück dort hin zur Abreise gefahren wurden. Hier warteten schon unsere guten Freunde der Cops. Trotzdem störten wir die Nazis abschließend noch beim Umsteigen und direkt vor dem Hauptbahnhof.
Danach war dieser lange und anstrengende Tag zu ende.
Rückblickend lässt sich ein interessantes Resümee ziehen.
Auf unserer Seite gab es 12 Ingewahrsamnahmen, Anzeigen wegen angeblicher „Sachbeschädigung, Langfriedensbruch und Körperverletzung“.
Einige AktivistInnen wurden durch Bullen leicht verletzt (Prellungen, Blutergüsse).
Auf Naziseite gab es wohl einige, die sich eine blutige Nase abholen durften.
Gegen eine Nazi-Sportgruppe konnten AntifaschistInnen sich jedoch wehren.
Alle Nazis durften sicher zu der Erkenntnis gekommen sein, dass Dessau keine geschichtsrevisionistische Spielwiese für sie ist und sie hier mit entschlossener Gegenwehr unterschiedlichster Couleur zu rechnen haben.
Sie mussten erkennen, dass die Zahl der Gegendemonstranten (600-800) ihre weit überstiegen hat und sich ein neuer Trend nicht zuletzt seit dem 7.3.2010 in Dessau etabliert. Und dieser Trend heißt: Nazis wird hier kein scheiß Meter mehr geschenkt.
Auch möchten wir hier das entschlossene Handeln der „Bürgis“ hervorheben, die sich an den Blockaden aktiv beteiligt haben und dieses Konzept offen vertreten haben. Wir hoffen, dass sich dieses Bewusstsein für eine andere Vorgehensweise in den nächsten Jahren weiter festigt.
Alles in allem kann Mensch eine positive Bilanz, was Dessau im März angeht.
Wir haben an beiden Tagen das bestmögliche herausgeholt und gezeigt, dass Dessau alles andere als ruhiges Hinterland ist.
Hiermit sei allen beteiligten AntifaschistInnen ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung, die wir erhalten haben, gesagt.
Wir hoffen, wir sehen uns spätestens im März 2011 wieder, da die Nasen ihre Heulkarawane bereits bis 2015 angemeldet haben.
Dies ist aber nicht alles, was Dessau antifaschistisch bewegt. 2010 jährt sich zum zehnten mal die Ermordung von Alberto Adriano durch feige Neonazis.
Ebenfalls verfolgen wir weiter die Entwicklung im Fall Oury Jalloh, der in Dessau in Polizeigewahrsam verbrannt ist und Mouctar Bah, der für die Aufklärung des Falls kämpft und sich seither massiver Polizeirepression ausgesetzt sieht. Über dies und weitere Themen wird es in nächster Zeit Berichte geben , bis dahin.

Alerta antifaschista

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Ergänzungen

Dessau-Berlin-Report

subjektive Sicht 20.03.2010 - 20:52
Am vergangenen Samstag fand der alljährliche Trauermarsch der Neonazis in Dessau statt.
Auch aus Berlin-Brandenburg fuhren knapp zwei Dutzend Antifas in die Sachsen-Anhaltinische Stadt.
Der Tag an sich verlief recht durchwachsen, ähnlich dem Wetter.

Zu beginn schleppend, doch nach einer Nachricht bekam sie leichten Auftrieb. Eine Gruppe von bis zu fünf Neonazis wurde attackiert und drei von ihnen z.T. schwer verletzt. Leider gab es aus diesem Grund auch mehrere festnahmen seitens der Polizei, wobei die vermuteten Täter am Ende wohl nur zum „Unterbindungsgewahrsam“ festgehalten wurden.

Kurze Zeit später kamen immer mehr Bürger und Autonome Antifas am BHF zusammen, sodass knapp 150 Menschen die Cops gegenüber standen. Die Cops kesselten die Menschen und ließen die Nazis durch einen kleinen, weniger als 6 Meter breiten Gang, passieren und versuchte durch pressen und Gewaltanwendungen die Menschen am Ausbrechen zu hindern. Am Ende siegten die Menschen und durchbrachen die BFE-Kette mit einigen wenigen Verlusten und blauen Flecken. Ein Erfolg der inzwischen seltener wird und an dem üblicherweise keine Bürger teilnehmen – anders in Dessau.

Einige Antifas waren noch von Stendal beflügelt und gingen sofort in Kleingruppen-Taktik über, leider ohne Erfolg. Eine bis dahin unentdeckt gebliebene Hundertschaft konnte aber den Großteil wieder verteilen und vertreiben. Am altem Wasserturm gab es noch einmal heftigen antifaschistischen Widerstand als 50 junge Antifas aus Einkaufskörben und Müllcontainern eine recht große Barrikade bauten. Diese wurde allerdings recht zügig von Aktivbürgern und Cops geräumt. Die in einem Indymediabericht beschrieben Sportgruppe, die dort Antifas angegriffen haben soll konnte ich nicht sehen. Grundsätzlich sah ich außer der Demo nur einmal Nazis. Hooligans von Halle versuchten sich im Sport und fielen durch die Reifeprüfung.

Der Regen wurde stärker und langsam trat Berlin den Heimweg an. Am Bahnhof gab es noch mal ein kuddel-muddel als sieben unserer Leute von einem Cop aus dem Bahnhof geschubst wurden um dann 15 Nazis in die Arme getrieben zu werden. Ergebnis: Nix. Der Wille war da, aber die nun anrückenden Cops waren stärker.

Die Heimreise gestaltete sich schwierig, da die Bahn eine Fehlfunktion hatte und sich auf der Strecke Berlin-Dessau fünf mal die Notbremse von alleine löste. Am BHF Zoo gesellten sich noch Bundescops zu uns. Grund: „szenetypische Schmierereien“. Ich durfte mich bis auf die Unterhose ausziehen und mir nen Griff in den Genitalbereich antun, da ich verdächtigt wurde etwas versteckt zu haben. War nix. Ergebnis, Cop war sauer
.
Das wars aus Dessau. Fazit: 50 Antifas mehr und wir hätten Dessau und die Nazis zerstört.

p.s.
Lustiger Dialog zwischen 2 Cops und mir.
Cop1: Du verpisst dich jetzt hier!
Ich: Könnten sie mir noch sagen wo ich bin?
Cop1: Du bist hier und verpisst dich nach hier! (Er zeigt auf einem Stadtpan bei beiden Aussagen auf den gleichen Punkt, der irgendwo in Dessau liegt)
Cop2: Was hast´n du da? (Greift in meine Gesäßtasche und hot Kurzfahne heraus). Ist da Blut dran?
Ich: Wie seit ihr denn drauf?
Cop1: Sind das Quarzis? (greift in meine Brusttasche und holt Lederhandschuhe heraus)
Ich: Äh, nein – ganz normale Handschuhe?!
Cop2: Wo hast du deine Sturmhaube?
Ich: Seid ihr nicht mehr ganz dicht?
Cop1: Wie kommst du denn zu ner Demo?!
Cop1: Du kommst also aus Berlin? Woher? Kreuzberg?
Cop2: Neukölln?
Ich: Gibt noch andere Bezirke außer Kreuzberg…
Cop1: Marzahn?
Ich: Wird das jetzt ´nen Bezirksraten hier oder was?
Cop1: Egal. (setzt sich in Wagen schließt aber noch nicht dir Tür) Seh´ ich dich noch mal…blutet deine Fresse…(grinst und fährt weg)

Seh ich aber ähnlich.

von 06 21.03.2010 - 13:15
Also so abwegig finde ich das nicht, sagen wir mal 100 Antifas mehr, und es hätte richtig gerumpelt!
Die gründung der neuen Antifastruktur und der 07. & 13.März 2010 haben den Weg in eine neue Richtung gewiesen.
Wir sehn uns spätestens nächstes Jahr, und bis dahin SPORTLICH BLEIBEN!

PS: Hier ein Video welches aus der 1. Blockade heraus gefilmt wurde
 http://www.youtube.com/watch?v=V0_XRUUZAZs

Auch hier

Entdecker 21.03.2010 - 13:18
ein ausführlicher Bericht mit massig Fotos:
 http://infothek.wordpress.com/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hast Du... — Phantast

@mensch — tier

at mensch — yO