3. April.: Nazikundgebung in Buchholz i.d.N.

Antifa Koordination Nord-Ost-Niedersachsen 16.03.2010 10:41 Themen: Antifa
Am 3. April 2010 will die neofaschistische NPD im niedersächsischen Buchholz in der Nordheide eine Kundgebung durchführen. Unter dem rassistischen Motto „Kriminelle Ausländer ausweisen“ kündigt der Unterbezirk Lüneburg der niedersächsischen NPD diese Veranstaltung an.
Gegen die Nazikundgebung regt sich mittlerweile Protest in Buchholz und verschiedene Gegenaktionen sind in Planung. Ergänzend zu einer Bündniskundgebung rufen Antifaschist_innen aus der Region, zu lauten Aktionen direkt an der Nazikundgebung auf.
Eigentlich sollte die Nazikundgebung schon am 5. Dezember 2009 in Buchholz stattfinden. Aus organisatorischem Unvermögen und weil die NPD übersehen hatte, das an diesem Tag ein größeres Kinderfest stattfand, hatte Manfred Börm damals seine Anmeldung wieder zurückgezogen. Nun will er es erneut versuchen.

Im Dezember 2009 nannte die NPD als Anlass, dass es am 12. September 2009 einen „versuchten Mord“ auf dem Stadtfest in Buchholz von „mehreren Ausländern“ an einem „jugendlichen Deutschen“ gegeben haben soll. Während des Stadtfestes kam es damals zu mehreren Übergriffen von Neonazis und rechten Jugendlichen auf Stadtfestbesucher_innen. Rund 40 Nazis tauchten auf dem Fest auf und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift “Wir sind wieder da. Nationaler Widerstand Nordheide“. Mehrfach wurden Stadtfestbesucher_innen bedroht und geschlagen. Gegen diese Naziangriffe setzten sich einige Menschen zu Wehr. Als die Polizei erschien, verließen die Nazis das Stadtfest fluchtartig. Von mindestens sieben Nazis wurden damals die Personalien festgestellt.
In der Nacht vom 12. auf den 13. September 2009 wurde außerdem noch der Stadtfeststand des Internationalen Frauentreffs erheblich beschädigt. Der Stand, zu dem u.a. Migrations- und Flüchtlingsberatung der Diakonie gehört, wurde schon in den vergangenen Jahren angegriffen.
Mit dem erfundenen „Mordversuch“ versuchten die Nazis von ihren Übergriffen während des Stadtfestes abzulenken und sich als vermeintliche Opfer zu präsentieren.

Im Aufruf zur aktuellen Veranstaltung, wird der erfundene „Mordversuch“ nicht mehr erwähnt. Jetzt ist nur noch allgemein von „Ausländerkriminalität“ die Rede, die es auch in Buchholz geben soll und die angeblich bewusst verschwiegen wird.
Auch wenn Buchholz nicht unbedingt der Hort der Glückseeligkeit ist und gesellschaftliche Probleme und Kriminalität durchaus vorhanden sind, fällt der Ort im Speckgürtel Hamburgs nicht durch erhöhte Kriminalitätsraten auf.
Darum geht es der NPD auch gar nicht. Mit ihrer Agitation wollen die Nazis an rassistische Einstellungen in der Gesellschaft anknüpfen und von diesen profitieren. Diskurse über Kriminalität sollen rassistisch aufgeladen werden.

Der Naziaufmarsch steht aber auch in einem Zusammenhang mit dem erstarken neonazistischer Strukturen im Landkreis Harburg. Seit zwei Jahren ist dort eine erhebliche Zunahme neofaschistischer Aktivitäten zu verzeichnen. Die dortigen Nazistruktruren gehören im nördlichen Niedersachsen zu den zahlenmäßig größten und aktivsten. Einher damit geht eine Reihe von Übergriffen und Überfällen, die sich vor allem gegen Jugendliche richten, die sich gegen die Nazis engagieren.
Neben der NPD ist vor allem die Nazikameradschaft "Gladiator Germania" aus Tostedt aktiv. Die Naziszene gruppiert sich dabei um den Naziladen "Streetwear Tostedt", der von dem Nazi und verurteilten Totschläger Stefan Silar betrieben wird.
Anmelder der Nazikundgebung ist Manfred Börm aus Handorf. Dieser Nazi ist seit Jahren in div. neofaschistischen Organisationen aktiv gewesen. Unter anderem in den verbotenen Jugendorganisationen "Wiking Jugend" und "Heimattreue Jugend Deutschland". Wegen zahlreicher Straftaten, u.a. Waffendiebstähle, saß er mehere Jahre im Knast. Heute ist er Mitglied im Bundes- und Landesvorstand der NPD, sowie Unterbezirksvorsitzender seiner Partei. Er gilt als einer der einflußreichsten Nazifunktionäre in Norddeutschland.

Um die Nazikundgebung zu beantworten, hat sich in Buchholz ein recht breites Bündnis zusammengefunden, um eine gemeinsame Kundgebung durchzuführen. Auf Einladung des Oberbürgermeisters und des DGB, kamen Vertreter_innen von SPD, FDP, CDU, Partei die Linke, den Grünen, der Feuerwehr, Jungen Union, Amnesty International, „Gesicht Zeigen“, Gewerkschaften und Antifa-Gruppen zusammen, um eine gemeinsame Veranstaltung für den Ostersamstag vorzubereiten. Nach längerer diskussion und verschiedenen Ideen, wurde sich auf eine gemeinsame Kundgebung (mit Musik und Trallala) vor dem Buchholzer Rathaus geeinigt.

Die Nazis haben ihre Veranstaltung von 13.30 bis 16 Uhr angemeldet. Als Ort haben sie die Adolfstraße / Ecke Breite Straße genannt. Diesen Ort haben sie sicherlich nicht unbedacht ausgesucht. Auch wenn die Adolfstraße nicht nach Adolf Hitler benannt ist, verbindet die NPD genau diesen mit ihrer Ortswahl.
Laut Anmeldung will Manfred Börm mit 50 Personen und einem Lautsprecherwagen kommen. Es ist aber davon auszugehen, dass es mehr Nazis werden. Tostedter Nazis mobilisieren per ISQ zu einem „Marsch durch die alte Gauhauptstadt“.

Die Stadt Buchholz will versuchen, den Kundgebungsort der Nazis zu verlegen. Dies begründet die Stadtverwaltung damit, dass die Nazikundgebung den Wochenmarkt und Busverkehr einschränken würde.

Antifaschist_innen aus der Region rufen dazu auf, am 3. April nach Buchholz zu kommen und den Nazis einen Strich durch die Rechnung zu machen. Neben der Bündniskundgebung muss auch direkt bei den Nazis Protest artikuliert werden. Unter dem Motto „Wir sind lauter! Die Nazikundgebung untergehen lassen!“ soll rund um den Kundgebungsort der Nazis (wo auch immer dieser sein wird) die rassistische Hetze übertönt werden.

Aktuelle Informationen, Hintergründe und Entwicklungen: www.nazis-aufhalten.de

Infos zu Nazis in Tostedt und Umgebung: www.krautdetection.tk
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Ergänzungen

Antifa Aufruf

RedMob Goseburg 16.03.2010 - 11:09
Hier noch der Antifa Aufruf zu Buchholz:  http://www.nazis-aufhalten.de/docs/a-aufruf.htm

Nazikundgebung blocken!

Und einen Tag vorher...

name 16.03.2010 - 12:59
...Rassismus und Antisemitismus entgegentreten!
Den Ludendorffern Ostern versauen!

www.dorfmark.blogsport.de

Stefan Silar

andre bostelmann 16.03.2010 - 14:33
Das hier ist der oben angesprochene Neonaziladenbetreiber Stefan Silar...

45zh

hh 16.03.2010 - 18:43
ich finds viel geiler dass die cdu mit der antifa mitmacht. wir sind doch die bösen verhassten extremisten.

Heimattreue Jugend

Diethelm 16.03.2010 - 21:19
Neben der Wiking-Jugend war Börm in der "Heimattreuen Deutschen Jugend" aktiv. Der Name wurde hier falsch wiedergegeben. Die "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) entstand aus der "Die Heimattreue Jugend" (DHJ). Diese wiederum ist eine Abspaltung aus dem "Freibund - Bund heimattreuer Jugend" (BHJ).

Der Freibund existiert heute noch, Wiking-Jugend und HDJ wurden 1994 und 2009 verboten.

Für die Werbung

Ist ausgefüllt! 16.03.2010 - 21:38
.

Buchholz, mehr als eine Kundgebung

RSH 22.03.2010 - 21:13
 http://roteszenehamburg.blogsport.de/2010/03/22/buchholz-mehr-als-eine-kundgebung/

Am 3. April möchte die NPD eine Kundgebung in Buchholz abhalten. Buchholz liegt ein wenig südlich von Hamburg, 13km nordöstlich von Tostedt.

Einen Aufruf und Informationen findet man hier www.nazis-aufhalten.de
Weitere Infos unsererseits über die Anreise und weiteres werden folgen.

RSH unterstützt das Anliegen gegen die Kundgebung der Nazis zu protestieren; folgend ein Text, der auf Informationen eines Mitglieds unserer Gruppe basiert, das mit Jugendlichen und anderen Menschen der Gegend in Kontakt steht.

Die Kundgebung steht unter dem Motto „Kriminelle Ausländer ausweisen“; unser Erscheinen sollte in dem Motto „Nazis in ihre Schranken weisen“ stehen, offensiv ausgerichtet sein und auf keinen Fall bürgerliche Kompromisse eingehen.

Speziell in der Gegend, die im Einzugsbereich von Harburg liegt, erfahren Nazis eine Akzeptanz innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft und Fremdenfeindlichkeit hat Konjunktur. So werden immer wieder MigrantInnen und alternative Jugendliche auf Dorffesten, in Diskos und nachts auf der Straße verprügelt oder bedroht und bedrängt. Dabei passieren die Übergriffe aus einem Umfeld von Neonazikadern vor allem aus Tostedt, die dann ein Pack von Mitläufern ohne gefestigte rechtsradikale Gesinnung um sich scharen. So kommt es, dass auf Dorffesten Mitläufer im Schutze ihrer Nazi-Gruppe auf Jugendliche aus ihrer Parallelklasse einprügeln oder gar versucht wird mit Baseballschlägern den Opfern gegen den Kopf zu schlagen; während nachts auf offener Straße Migranten ins Krankenhaus geprügelt werden. Diese Taten von Neonazis und ihren Mitläufern werden von einem großen Teil der bürgerlichen Gesellschaft ignoriert und den Tätern durch Gleichgültigkeit Rückendeckung gewehrt. Auch gibt es Berichte von Polizeibeamten, die selbst überzeugte Neonazis sind, oder Beamten, die bei faschistischen Gewalttaten auf Dorffesten zu/wegschauen, sofern sie denn überhaupt vor Ort sind. Außerhalb von speziellen Anlässen, zu denen präventiv Beamte geordert werden, haben die Polizeiwachen in den dörflichen Gegend nachts geschlossen, sodass auf einen Notruf folgend erst nach 20min aus benachbarten Gegenden Beamte am Ort des Geschehens erscheinen können. Dass aber konkret Menschenleben gefährdet sind, zeigt der Fall von Herrn Silar.
Er ist der Anführer von Neonazigruppen aus Tostedt. Silar saß mehrere Jahre im Knast, nachdem er 1992 im Alter von 19Jahren zusammen mit einem anderen Nazi eine Person totprügelte, die sich abfällig über Adolf Hitler äußerte. Heute betreibt Silar den Naziladen Streetwear Tostedt und ist eine wichtige Person der faschistischen Strukturen. Der Laden ist der „größte“ Norddeutschlands und vertreibt nicht nur Naziutensilien, sondern ist den Nazis auch bei speziellen Aktionen hilfreich und ermöglicht den FaschistInnen Kontakte untereinander.

Das Beschriebene steht im Kontext von rassistischen Verhaltens- und Denkweisen in den Kreisen der gesellschaftlichen „Mitte“, die besonders in Landkreisen wie Harburg (de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Harburg) sich offen bemerkbar machen. So werden zum Beispiel Migrantinnen in Supermärkten sehr häufig gebeten ihre Handtaschen auszuleeren, während sie beim gesamten Einkauf von MitarbeiterInnen beobachtet werden. Ebenso wie Eltern, die ihren Kindern verbieten mit den Kindern von MigrantInnen zu spielen oder in Kontakt zu treten. Rechte Propaganda trifft bei der dörflichen Bevölkerung in dieser strukturschwachen Region auf fruchtbaren Boden, sodass MigrantInnen, die es schaffen innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft erfolgreich zu sein, erfolgreicher als der große Teil der Bevölkerung [in dieser Gegend], besonders argwöhnisch beäugt und geächtet werden. Eine Integration in die dörfliche Gesellschaft bleibt vielen jedoch verwehrt, was sich fatal auf ihre wirtschaftlichen Chancen auswirkt, denn es ist besonders in dörflichen Strukturen wirtschaftlicher Erfolg an Kontakte und Bekanntschaften geknüpft, die in etwa zwischen Bürgermeister und Schützenverein verlaufen, Milieus in denen Entscheidungen eher an Bauernweisheiten, Misstrauen und konservativen Auffassungen statt rationalen Gedankengängen manifestieren.

Insgesamt machen viele Jugendliche in den dörflichen Regionen [um Buxtehude, Tostedt und Buchholz] einen resignierenden Eindruck, da das dörfliche Leben oftmals keine Abwechslung bietet und die beruflichen Perspektiven sehr zu wünschen übrig lassen, während zusätzlich Rechtsradikalismus und Rassismus eine weitere Schikane darstellen und ein (kompletter) Anschluss an die Dorfgesellschaft nicht stattfindet. Bedingt dadurch bleibt für viele ein Ausweg nur in temporärer Betäubung der eigenen Situation durch Alkoholkonsum und lange Samstagnächte.

Leider muss auch gesagt sein, dass vor Ort keine starken linken Strukturen existieren und antifaschistische Arbeit viel zu wenig stattfindet, was jedoch nicht den GenossInnen vor Ort anzulasten ist, sondern durch die dörflichen Strukturen und das Versagen des Staates bedingt ist.

Wenn wir also in Buchholz erscheinen, dann nicht nur, um gegen rechtsradikale Hetze vorzugehen oder Leute wie Stefan Silar zu thematisieren, sondern auch um die Jugendlichen vor Ort nicht alleine zu lassen. Mit einer Demonstration und Protesten ist es uns leider nur sehr marginal möglich den vorherrschenden Problemen etwas und vor allem dauerhaft entgegen zu setzen. So sollten Angereiste sich bei den GenossInnen vor Ort erkundigen und versuchen Kontakte zu knüpfen sowie Hilfe anbieten, um linke Politik vor Ort zu unterstützen. So kann und muss versucht werden von linker Perspektive auf die Jugendlichen vor Ort zuzugehen und weitere Auswüchse von Rassismus so weit wie möglich einzudämmen. Schon jetzt fühlen sich die Nazis in Buchholz und sonst wo wohl, das darf nicht sein!

Anreise aus Hamburg

RSH 25.03.2010 - 00:07
 http://roteszenehamburg.blogsport.de

Infos: Der Anmelder der Nazikundgebung Börm hat sich in einem „Kooperationsgespräch“ dazu bereit erklärt, die Kundgebung nun auf dem Bahnhofsvorplatz und nicht wie ursprünglich angemeldet in der Adolfstraße abzuhalten. Die Zeit(13.00Uhr – 16.00 Uhr) bleibt gleich.
Der Bahnhofsvorplatz liegt genau zwischen zwei Bahngleisen! Also passt auf, wo ihr aussteigt, wo ihr hinlauft, wohin ihr euch schicken lasst. Es werden ca. 50 Nazis erwartet.

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Anreise vom Hamburg-Hauptbahnhof: Treffen um 11:50 Uhr am DB-Reisecenter, Abfahrt um 12:15 Uhr ab Gleis 13 a/b!
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