Dresden 2010: Naziaufmarsch blockiert

alerta! 15.02.2010 19:50 Themen: Antifa

Erfolgserlebnisse für Linke sind eher selten in der heutigen Zeit. So können die antifaschistischen Aktionen am Wochenende in Dresden aber eindeutig als Erfolg gewertet werden. Rund 10.000 Antifaschist_innen gelang es durch die Besetzung strategischer Verkehrsknotenpunkte den jährlich stattfindenden unheimlichen Aufmarsch rechtsextremer und neonazistischer Vereine durch Dresden erstmals zu verhindern. Weitere 10.000 Menschen beteiligten sich an der von Dresdens Bürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und der Kirche organisierten Menschenkette um die Altstadt Dresdens, die aber abseits der Naziroute stattfand und deshalb nicht zur Blockierung der Nazidemonstration beitrug.

Die 5.000 Faschisten blieben an ihrem Versammlungsort, dem Neustädter Bahnhof, stecken da die Polizei nach eigener Verlautbarung nicht fähig oder willens war die Blockaden der Antifaschist_innen zu räumen. In der Folge hätten sie auf der den Nazis genehmigten Alternativroute durch das linksalternative Neustädter Viertel nicht für deren Sicherheit sorgen können.

So mussten die Nazis stundenlang stehend in der Kälte ausharren um dann wieder die Heimreise anzutreten, dabei hätten sie ihren Geschichtsrevisionismus gern prominenter auf die Straße getragen. Sie waren angetreten um den Opfern des "Bombenholocausts" der Alliierten zu gedenken, die am 13. und 14. Februar 1945 mit Bombenabwürfen über Dresden einen Feuersturm entfacht hatten, dem ca. 30.000 Dresdner_innen zum Opfer fielen. Den Nazis "entfällt" dabei aber das geschichtliche Detail, dass Nazideutschland den 2. Weltkrieg begonnen hatte und dass im wirklichen Holocaust in den Vernichtungslagern der Nazis 6 Millionen Juden und Jüdinnen ermordet wurden.

Am Rande der Blockaden kam es zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen Antifas und Nazis, sowie zwischen linken Gegendemonstrant_innen und der Polizei in deren Verlauf es u.a. zum Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas kam; Polizist_innen mit Schneebällen und anderen Dingen beworfen wurden; Faschos auch mal ordentlich rennen mussten; ein paar Container und anderes Barrikadenmaterial angezündet wurden; mehrere Autos auf das Dach gedreht und demoliert wurden, nachdem bei zumindest einem der Autos offen lagerndes Nazipropagandamaterial gesichtet worden war. Bei Angriffen von Nazigruppen gab es aber auch mehrere verletzte Antifaschist_innen.

Im Vorfeld hatten es die Repressionsbehörden, namentlich die Staatsanwaltschaft Dresden, auf Einschüchterung und Kriminalisierung der Proteste angelegt. Es gab Hausdurchsuchungen und Beschlagnahme von Mobilisierungsmaterial im Berliner Laden Red-Stuff und in der Geschäftsstelle der sächsischen LINKEN in Dresden, da nach Meinung der Staatsanwaltschaft der auf den Bündnisplakaten angegebene Slogan "Naziaufmarsch gemeinsam blockieren" einen Aufruf zu einer Straftat darstellen würde. Der skandalöse Versuch legitimen antifaschistischen Protest zu kriminalisieren und zu delegitimieren ging aber nach hinten los und führte eher zu einer Solidarisierung und vermehrten Mobilisierung nach Dresden. Ausführlicher Bericht: Naziaufmarsch in Dresden verhindert

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Ergänzungen

Verlinkter

Artikel 15.02.2010 - 20:06
findet sich hier

Weitere Fotos...

.. unter 15.02.2010 - 20:10

Video Blockade Hansastraße

hier 15.02.2010 - 23:07

weitere fotos

verlinker 16.02.2010 - 00:59

Doku-Video von den Blockaden

evs 16.02.2010 - 10:56
"Sie kamen nicht durch!" Doku-Video von den No pasaran! / Dresden-Nazifrei!-Blockaden:

 http://www.youtube.com/watch?v=xZtE-YZuerk

(Eindrücke von der Blockade am Albertplatz, frustrierte Nazis am Bahnhof Dresden-Neustadt)

Video Blockade-Räumung

video-orga 16.02.2010 - 11:00

Weiteres Vide0

Hase 16.02.2010 - 11:39

Bericht & Einschätzung im classless Blog

Kuno 16.02.2010 - 12:21
Kritischer Bericht mit Foto von der Nazidemo in der Hechtstraße:

 http://www.classless.org/2010/02/15/dresden-nazis-immerhin-raus-aus-der-altstadt/

Video Sie kommen nicht durch

josie 16.02.2010 - 17:55
ie kamen nicht durch! - Ein Videobericht

Bericht über die Proteste rund um den Neonazi-Aufmarsch in Dresden am 13.
Februar. Der Erfolg der Bloacken, der Polizeieinsatz und die Einschätzungen
einzelner ProtagonistInnen.


 http://www.youtube.com/watch?v=Tsipatc8br0

Hetzjagd auf Nazis

dd 16.02.2010 - 23:47
Noch mehr Fotos aus Dresden und wie Nazis durch die Fritz-Reute-Str. gejagt werden. Außerdem Fotos von Bodo Ramelow (Die Linke) wie er von der Polizei ziemlich unsanft geschubst wird.
 http://www.flickr.com/photos/47570875@N02/sets/72157623324634507/

Erfolgreiche Blockadeaktionen gegen europawei

Radikale Linke Nürnberg 17.02.2010 - 14:15
+++ Klare Blockade-Aufrufe führen zu Erfolg - über 12.000 AntifaschistInnen blockieren Nazigroßaufmarsch in Dresden am 13.02.2010 mit Blockadekonzept. Ca. 6ooo Alt- und Neonazis müssen nach erfolglosem Tag die Stadt auf Umwegen und unter erheblichen Schwierigkeiten verlassen. +++

Es ist einer der wichtigsten regelmäßigen Naziaufmärsche von Alt- und Neonazis in ganz Europa. Der von der „Junge Landsmannschaften Ostdeutschland“ (JLO) organisierte Aufzug durch Dresden hatte an Bedeutung und TeilnehmerInnenzahlen in den letzten Jahren erschreckend zugenommen. Erst im Jahr 2009 distanzierte sich die Stadt von den FaschistInnen welche sich bis dato sogar am öffentlichen Gedenken an die Bombardierung der Stadt Dresden beteiligten. Nach dem Ausschluss organisierte die JLO jedoch weiterhin ihre sog. Gedenkmärsche.
Im Jahr 2009 marschierten fast 7000 Nazis trotz Gegenprotesten durch Dresden. Ihr Ziel ist es, die Verbrechen des Nazi-Regimes zu leugnen und Nazi-Deutschland zum eigentlichen Opfer des 2. Weltkrieges um zu deuten.
Etablierte Parteien und Bürgerverbände an der Spitze Helma Orosz Oberbürgermeisterin Dresdens hatten 2010 nicht mehr vor als zu einer Menschenkette weit ab von den Nazis aufzurufen.
Die beiden Bündnisse „no pasaran“ und „Nazifrei- Dresden stellt sich quer“ bestehend aus Parteien wie die Linke, Teilen der Grünen, Gewerkschaften sowie Basisinitiativen, Linken und Linksradikalen Gruppierungen, wie die interventionistische Linke, hatten es sich hingegen 2010 zur Aufgabe gemacht, den Nazis in die Suppe zu spucken, kurz den Aufmarsch der FaschistInnen durch Massenblockaden effektiv zu verhindern. So wurde im Vorfeld eine breite Mobilisierung der verschiedenen linken Spektren bundesweit organisiert. Veranstaltungen mit dem Tenor „Sie kommen nicht durch, Dresden-Nazifrei - und wir werden Blockieren“ wurden in unzähligen Städten abgehalten. Auch in Nürnberg fanden sich zu einer Veranstaltungen der „Radikalen Linke (rL)“ Nürnberg zahlreiche Interessierte und AktivistInnen ein um sich zu informieren und ein Busticket nach Dresden zu bekommen.

Die bundesweit sehr schwungvolle Mobilisierung bekam im Januar erneuten Zuspruch als die Dresdner Staatsanwaltschaft Durchsuchungsbeschlüsse ausgab, wonach Räumlichkeiten der Partei „die Linke“ und der antifaschistische Infoladen „Red Stuff“ durchsucht wurden. In der Begründung hieß es, der Aufruf zu Blockaden sei strafbar. In der folge zeigten sich weitere Spektren, Organisationen und Gruppierungen solidarisch und verlängerten die ohnehin lange UnterstützerInnen-Liste des Blockadeaufrufs auf ca. 600 Organisationen und 2000 Einzelpersonen. Aus Nürnberg folgten knapp zweihundert Menschen aus den verschiedensten linken Spektren den Blockadeaufrufen in die sächsische Landeshauptstadt um den Nazis eine deutliche Absage zu erteilen.

13.02.2010 Blockaden erfolgreich
In der Nacht zum 12. hatte das OVG den Nazis den Neustädter Bahnhof als Auftaktort für ihren Aufmarsch zugeteilt. Da von staatlicher Seite ohnehin nichts erwartet wurde hatten sich mehr als 200 Busse aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus viele Menschen in PKW`s und Zügen auf den Weg zu den Gegenprotesten gemacht. Trotz Versuchen der ca. 8000 eingesetzten Polizeikräfte die Blockaden zu verhindern konnten sich die AktivistInnen mit Entschlossenheit durchsetzen und die jeweiligen Blockadepunkte erfolgreich besetzen und halten.
Das Konzept durch organisierte Massenblockaden des zivilen Ungehorsam alle für eine Demonstrationen in Frage kommenden Straßen zu blockieren, schien aufgegangen als auf den verschiedenen Blockadepunkten, die Meldung einging alle Straßen rund um den Neustädter Bahnhof seien dicht. Die Stimmung blieb trotz Kälte und z.T Polizeiprovokationen weitgehend gut. Neben Samba-Gruppen und Schneeballschlachten gegen die Polizeikräfte sorgten Lautsprecherwägen und mobile Volxküchen, bestückt mit Essen, Musik und immer aktuellen Infos für gute Laune.
In der gesamten Neustadt hatten sich AntifaschistInnen in Kleingruppen auf den Weg gemacht um anreisenden Nazis ein Willkommen zu bereiten. Mehrere Nazi-Busse und PKW`s gingen zu Bruch oder wurden von antifaschistischer Seite verkehrsuntauglich gemacht. Auch wurden vielfach FaschistInnen die zu ihrem Aufmarsch unterwegs waren aufgehalten und ihnen entschlossen entgegen getreten. Neben brennenden Müllcontainern kam es immer wieder zu spontanen Material- sowie Sitz-Blockaden auf Straßen und im Schienenverkehr der DB.

Gegen 17 Uhr kam dann endlich die Nachricht „wir haben es geschafft“ Neonazi Aufzug konnte nicht stattfinden da dessen Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Zudem konnte die von den Nazis geplante gemeinsame Abreise aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden, sodass die Busse außerhalb der Stadt erst bestiegen werden konnten bzw. ca. 12 Reisebusse ohnehin nicht mehr fahr tüchtig waren. So haben wohl die verschiedenen Aktionsformen erfolgreich ineinander gegriffen und somit den größten regelmäßigen Naziaufmarsch Europas - seit 10 Jahren das erste Mal - erfolgreich verhindert.

Es bleibt festzuhalten das sowohl der lange Atem als auch die Art der Mobilisierung durch oben genannte Zusammenhänge den gewünschten Erfolg erzielt hat. Es hat sich ein weiteres mal gezeigt dass Aktionen die sorgfältig geplant und von einer breiten Masse getragen werden den nötigen politischen Druck erzeugen können um effektiv auf Ereignisse wie den jahrelang stattfindenden Aufmarsch in Dresden einwirken zu können.
Nachdem die Nazis bereits Aktivitäten für das nächste Jahr in Dresden angekündigt haben,
hoffen wir das an den diesjährigen Erfolg angeknüpft werden kann. Wir danken allen die durch Ihre Arbeit diesen wichtigen Erfolg möglich gemacht haben aber auch allen AktivistInnen die an diesem Tag auf der Straße waren.

Mit antifaschistischen Grüßen eure Radikale Linke Nürnberg


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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wird zeit — red aktion

na ja — old School AFA

wäre mal interessant... — Borkenarrow

@romolus — remus

Wir denken es uns zu schön — connewitzer

Warum ... — Markus