Hamburg: Enttäuschung + "Anti-Autoritäre"

RSH 22.01.2010 00:16 Themen: Antifa
Für heute Abend hatte die Rote Szene Hamburg zu einer Demonstration aufgerufen, um gegen die Hausdurchsuchungen bei Red Stuff in Berlin und der Linkspartei in Sachsen zu demonstrieren, sowie gleichzeitig auf den antifaschistischen Protest in Dresden aufmerksam zu machen.

Die Demonstration fand leider nicht statt, weswegen hier ein kleiner Gedankengang dazu folgt.
Abendliche Enttäuschung und "Antiautoritäre"

Für heute Abend hatte die Rote Szene Hamburg zu einer Demonstration aufgerufen, um gegen die Hausdurchsuchungen bei Red Stuff in Berlin und der Linkspartei in Sachsen zu demonstrieren, sowie gleichzeitig auf den antifaschistischen Protest in Dresden aufmerksam zu machen. Vorgeschichte hier:  http://roteszenehamburg.blogsport.de/2010/01/19/aufruf-nach-dresden-13210-und-aufruf-zu-sponti-donnerstag-211/

Die Demonstration fand leider nicht statt, weswegen hier ein kleiner Gedankengang dazu folgt. Der Text will niemanden explizit ansprechen und den Anspruch des erhobener Zeigefinger haben, sondern soll zum Denken anregen. Wir von RSH gehen heute auch mit einer selbstkritischen Reflexion zu Bett.

Die Veranstaltung im Centro Sociale war gut besucht und von der Anzahl der Personen, die sich die Zeit über im und um das Centro aufhielten, auch geeignet in einer Spontandemonstration zu enden. Dass es leider nicht dazu kam ist schade. Am Beginn der Veranstaltung wurde angesprochen, man möchte doch gegen Ende die geplante Sponti absprechen. Und so hatten wir uns das eigentlich auch vorgestellt als wir dazu aufriefen. Wir hatten zwar bis auf die Mitnahme eines Transpis nichts großartiges geplant, dachten uns jedoch, dass alle BesucherInnen der Veranstaltung am Ende kurz besprechen wie man die Sponti ablaufen lassen könne, um somit allen die Möglichkeit zu geben sich selbst einzubringen; vielleicht hatten sich ja Leute schon etwas überlegt. Wir verstanden uns als AufruferInnen, nicht als OrganisatorInnen.

Als zu Ende eine Pause angesetzt wurde, um anschließend die Karten nach Dresden zu verkaufen, verschwanden schon einige Leute. Da dann leider nichts demomäßiges in den Gang kam, wurde eine kurze Ansprache gehalten und gebeten sich doch vor der Tür zur Demo zu versammeln. Wenn es Stress geben würde wären auch Leute bereit bei den zahlreich angereisten Bullen die Demo anzumelden. Zwar schienen fast alle Leute begeistert zu sein, aber das Ganze ist dann nicht mehr zu Stande gekommen. Die Leute standen vor der Tür und drinnen, warteten auf das vorgefertigte Komplettpacket Demo. Eigeninitiative zeigte fast niemand in der Erwartungshaltung da würden sich doch schon Leute finden, die dann was zu Stande bringen. Wenn eine gewisse Schmerzensgrenze erreicht wäre, würde man sich ja schon einreihen und mitmachen. Zum ausgefahrenen Transpi gesellte sich jedoch kaum jemand.

Diese Haltung finden wir schade. Ein Konzept von linksradikaler Politik kann nur klappen, wenn alle sich selbst einbringen und nicht in einer Konsumhaltung darauf warten, dass die „Veranstaltung“ (Demo) dann schon auf dem Präsentierteller serviert wird und man sich nur noch einreihen braucht in die Demo, die andere vorbereitet haben. Erinnert an die Verhaltensweise von Schafsherden. Da viele Leute darauf warteten, dass etwas passierte und auch extra für die Sponti herkamen – das Ganze in der Luft lag – finden wir es angebracht einigen Leuten mal zu sagen sie sollten nachdenken was ihrer Meinung nach anti-autoritär ist, wenn sie darauf warten, dass andere sich als Masse finden, wo man sich einreihen kann.
Wir müssen leider für uns mitnehmen, dass so spontan nichts läuft und man das nächste Mal einfach besser vorbereitet und organisierter die Sache angeht. Zudem Preis, dass dann der Rest sich bei der „Planung“ der Sache nicht so sehr einbringen kann und lediglich „konsumiert“ (also bei der Demo mitläuft).

Vor allem wenn man hört, dass 70 Leute in der Flora die Vokü leeressen und einen Film gucken, ist es etwas enttäuschend, was heute passiert ist. In Berlin waren innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Leute spontan auf der Straße um gegen diese recht dreiste Repression zu protestieren. In Hamburg trinkt man lieber Cocktails.

Bitte kommt alle nach Dresden, Tickets gibts im Buchladen. Möglichst früh kaufen!

RSH, Rote Szene Hamburg
 http://roteszenehamburg.blogsport.de/
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Ergänzungen

Herrschaftskritik am Konzept "Demo"

egal 22.01.2010 - 11:58
Seit Jahren fällt Protestbewegungen zu spannenden Themen immer nur eins ein: Demonstrationen. Meistens sind dies eher langweilige Veranstaltungen, die an der konkreten Sache selten etwas ändern, und deren Kommunikations-und Vermittlungseffekte leider eher gering ausfallen. Und schaffen Demos einige Probleme, die sie vorgeben zu lösen, nicht erst? Ein Artikel über die Nebenwirkungen von verregelten Protest.

Mehr:
 http://husuma.punk-am-ring.de/index.php?aktion=thema_anzeigen&print=&menue_id=112

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 38 Kommentare an

Diese Kritik ist wichtig — Roland Ionas Bialke

altona — diggah

Hamburg — mensch_in

Warum? — Darum!

spaltung — sw

partyzionisten — AsL

@darum — der mit dem Palituch

guten morgen hamburg — schläfer

das war klar — garnicht so klar

@rzh — auch irgendwie rot

DEMOS — SIND

... — rsh-groupie

Patient — Antifa

@Bus — Barney161

Spalter verpisst euch! — oldschool

AGR - hahaha — Mutti

HH — Haha

von hamburg nach dresden — reisender

@reisender — gereister

esperanto — subkosmoproletarian

Los jetzt hier — dieeminenzausdemstadtteil

bla — mammon

Gewalt erzeugt Gewalt — Entscheidung