erwerbslosenaktivisten abgeräumt

erwerbsloseinbewegung 11.01.2010 16:36
Ein Bericht, der zeigt was passieren kann, wenn Erwerbslosenaktivisten auf einer sich selbst als links verstehenden Konferenz, ganz ungefragt und spontan für ihre Interessen werben.
Um uns selber müssen wir uns selber kümmern“, dieses Motto, unter dem die Abschlusskundgebung der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz ( http://www.rosa-luxemburg-konferenz.de/topic/136.konferenz_2010.html) am 9. Januar in Berlin stand, leuchtet uns als Erwerbslosenaktivisten sehr ein, auch wenn die Erwerbslosenproteste auf dem Podien wie überhaupt auf der Konferenz nicht vertreten waren. Aber wir sind keine Jammer-Typen, die nur immer beklagen, wo wir und unsere Interessen nicht vertreten sind. Schließlich können wir es ja selber tun. Schließlich hatten wir Infomaterialien zu neuen Protestformen von Erwerbslosen dabei und auch eine Broschüre, mit Informationen und nützlichen Tipps von und für Erwerbslose. Dieses Material legten wir auf einen leeren Tisch aus, der in der Nähe des Eingangsbereiches der Urania stand, das war der Konferenzort. Denn, so unsere Vorstellung, wenn die Konferenzgäste die Diskussion verlassen, können sie sich auch noch darüber informieren. Tatsächlich war das Interesse groß, die Flyer wurden gut verteilt und auch die Broschüren waren im Nu weg, wir hatten auch nur eine kleine Menge mit.

Beamtentyp tritt auf den Plan

So weit – so gut. Bis dann, es waren nicht mal 10 Minuten, ein jüngerer Mann sich vor dem Infotisch aufbaute, der sich mit einem Anstecker als Beaufsichtiger der Konferenz auswies. Er hatte allerdings kein Interesse an Materialien und Tipps für Erwerbslosen, was wir ihm nicht vorwerfen. Auch dass er nach einer Karte fragte, die uns berechtigt, hier unsere Materialien anzubieten, hielten wir zunächst für schnell klärbar. Wir hatten keine. Wir haben uns nämlich spontan entschieden, das Infomaterial, das wir für das RL-Wochenende eingepackt haben, am Konferenzende auszupacken. Dass brauchte keine monatelange Vorbereitung, sondern eine spontane Entscheidung. Hier ist ein freier Tisch, hier sind viele Menschen und warum sollen wir das nicht nutzen? Zumal die Konferenz zu Ende war, die letzte Arbeitsgruppe war zu Ende, der Tisch schon leer war, als wir die Konferenz betraten. Doch der junge Mann, Typ Beamter, wollte das nicht einsehen. Wir hätten hier unfair gegenüber allen anderen gehandelt, die hätten schließlich eine hohe Standgebühr bezahlt und wir nicht.

Vergebliche Abkassierversuche
Deswegen verlange er 35 Euro, wohl als eine Art Strafe? Vernünftigen Argumenten war er nicht zugänglich. Die lauteten, dass wir keinen Verkaufsstand hatten sondern Infomaterial zu Erwerbslosenprotesten ausgelegt haben. Darunter eine Broschüre, die wir zum Selbstkostenpreis verkaufen, um die Druckkosten zu begleichen. Niemand lebt von dem Verkauf, was sich schon daran zeigte, dass wir 10 Minuten einige Flugblätter, Flyer und eben die 4 Broschüren anboten. Als der Beamte ankam, ging gerade die letzte weg. Es hätte also keine große Aufregung geben müssen, wir hätten die Flyer wieder eingeräumt, und wären gegangen. Doch der junge Mann, der gerade mit dem Ansinnen auf Granit gestoßen ist, 35 Euro von Erwerbslosenaktivisten abzukassieren, die einige Infomaterialien anbieten, gab nicht aus. Er erteilte gegen die Aktivisten Hausverbote. Besonders absurd, weil – wie oben dargelegt – die Konferenz schon zu Ende war.

und abgeräumt vom Konferenzbullen

Dazu holte er einen weiteren Menschen vom Ordnungsdienst, Typ Bulle, Rausschmeißer. Kahlgeschoren, der verachtungsvolle Blick der Ordnungsmacht. Ob der Bullentyp von den Konferenzveranstaltern gemietet wurde oder von der Urania gestellt wurde, konnten wir nicht ermittelt. Was wir aber schnell merkten war, wie er seines Amtes waltete. Er drängte den Erwerblosenaktivisten rabiat Richtung Ausgang, schubste ihn so heftig, dass er sich nur mit großer Mühe auf den Füssen halten konnte. Dabei riefen Bulle und Beamter, „sie haben hier Hausverbot“ und zu guter Letz sagte der Bulle noch, wenn das missachtet würde, werde er die Polizei verständigen.
Noch mal zur Erinnerung: Es handelte sich nicht um eine Konferenz einer Hartz IV-Partei sondern um die Rosa-Luxemburg-Konferenz, die politischen und sozialen Widerstand bündeln will. Wir wollen die Sachen nicht weiterkommentieren. Sie sprechen wohl für sich. Nur soviel.

„Um uns selber müssen wir uns selber kümmern“,

Als aktive Erwerbslose haben wir es in den Argen und Jobcentern mit Beamten und Bullen zu tun. Auf der Konferenz hätten wir es nicht vermutet.

„Um uns selber müssen wir uns selber kümmern“, dieses Motto nehmen wir Ernst in unseren Alltag, am Jobcenter in den Argen. Auch im linken Alltag müssen wir unsere Interessen eindeutig vertreten, wie der beschriebene Vorfall zeigte. Wir werden bei der nächsten RL-Konferenz wieder da sein und unsere Materialien verteilen, aber wir werde mehr sein. Beamter und Bulle werden es nicht mehr so leicht haben. Wir werden keinen Verkaufsstand anmelden, denn wir haben nichts zu verkaufen und wir lassen uns nicht abkassieren.

Erwerbslose in Bewegung
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Ergänzungen

Hallo Peter Nowak

auchda 11.01.2010 - 17:37
Sagen man will "nur mal kurz gucken" und dann nen stand aufbauen, und verkauf egoismus nicht als solidaritätsarbeit. verarschung läuft nicht.

hm

mir is langweilig 11.01.2010 - 18:32
und zwischen der ersten kontaktaufnahme des "beamten" und dem erscheinen und eingreifen des "bullen", hättet ihr nicht einfach euer zeug packen und gehen können (flyer einpacken dauert nicht länger als 10-20 sek)? könnte es nicht sein das ihr die eskalation provoziert habt?

mal abgesehen von solcherlei spekulationen hat der/die veranstalterIn nunmal hausrecht und diktiert die regeln. (punkt!) ich kann auch gut nachvollziehen das der/die da ne anmeldung etc haben will, denn spontan erscheinen sonst wieder sektenspinnerInnen jeglicher couleur, und hinterher wird dem/der veranstalterIn vorgeworfen warum gruppe xy, diese konterrevolutionäre/antisemitischen/wasauchimmer bei ihm/ihr eine plattform bekommen hätte...

all das entschuldigt natürlich erstmal nicht einen rabiaten rauswurf, aber so wie sich mir nach lesen eures artikels die sache darstellt, bin ich ziemlich davon überzeugt das ihr ein paar wesentliche details weggelassen habt...

Ihr habt nen Knall

Erwerbsloser 14.01.2010 - 18:11
Hallo ihr Provokateure,

Ich kenne es nicht anders, als daß man unter Linken (und darüber hinaus) ALLER Schattierungen, von LINKE über K-Gruppen zu Autonomen und Anarchisten den Veranstalter zuerst fragt, ob man einen stand aufbauen darf. Normalerweise wird dann auh eine akzeptable Lösung für beide gefunden. Zumindest wenn das Klima nicht vergiftet ist. Ihr kommt also auf eine für die Veranstalter teure Großveranstaltung, pflanzt euch womöglich noch dorthin, wo ihr nur die rumlaufenden Leute stört statt zu informieren und meckert dann, wenn euch die Veranstalter hinauseskortieren. Danach stilisiert ihr euch zu Opfern. Das einzige was euch an der achso atoritären linken Bürokratie stört, ist, daß ihr nicht darüberr bestimmt. Ich habe es als Erwerbsloser satt, daß sich die schlimmsten Provokateure berufen fühlen in meinem Namen zu sprechen und dabei nur eins im Sinn haben: Ihren Privatkrieg gegen DIE LINKE und ihr Umfeld. Die Veranstalter einer so großen Veranstaltung sind gegenüber ihrem Vermieter gewisse Verpflichtungen eingegangen und müssen daher ein gewisses Organsiationsregime haben, sonst wäre das vermutlich die letzte RLK geworden. Es spielt dabei keine Rolle, ob ihr euch alle anständig benommen hättet, denn in Köpfe kann man nicht reinschauen. Und die Widerholung einer Konferenz diesen Ausmaßes ist wichtiger als eure Befindlichkeiten, ihr hysterischen Kleinbürger!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

warum klärt — mensch nicht

Mal so - mal so — Antizensor

klärung — erwerbsloseinbewegung

klingt vertraut — fuck_sds

@fuck sds — veganarcho

@fuck_sds — Lesen

Keine Bullen... — D.F.

FAU-Protest auf RLK — Anarchosyndikalist