Zum Kollektiven Hungerstreik

Marco Camenisch 21.12.2009 11:44
Zum Kollektiven Hungerstreik vom 20.12.09-01.01.2010 von einigen der Freien Anarchistischen Gefangenen
Zum Kollektiven Hungerstreik vom 20.12.09-01.01.2010 von einigen der Freien Anarchistischen Gefangenen

Wir, einige unter anderem in Deutschland, Italien, Spanien, Chile, Argentinien von Staat und Kapital in Geiselhaft genommene freie anarchistische Gefangene sind mit dem Vorschlag unseres in Deutschland gefangenen Genossen Gabriel Pombo Da Silva zur Ergreifung dieser Initiative einverstanden.

Wir wollen damit unseres im Mai dieses Jahres in Chile im sozialen Krieg gefallenen Genossen Maurizio Morales gedenken.

Wir sind uns einig, dass der Hungerstreik für uns freie Gefangene eines der Mittel und Ausdrücke zur revolutionären Teilnahme, Solidarität und Stärkung im sozialen Kampf drinnen und draussen gegen Knast und Repression aber auch allgemein im sozialen Krieg gegen Unterdrückung und Ausbeutung ist.

Wir befinden uns gemeinsam in der Lage zur Ergreifung dieser spontan von uns ausgehenden Initiative.

Weiter ist uns anarchistischen Gefangenen und KämpferInnen im sozialen Krieg gemeinsam, dass wir KriegerInnen und nicht etwa SoldatInnen verschiedener Ausdrücke, Gruppen, Bezugspunkte und/oder Dogmen (auch nicht der eigenen…) im sozialen Krieg sind.
Aber auch, dass wir Gefangenen einzeln oder in Kleingruppen international verteilt und auf irgendeine Art und Weise isoliert und aus verschiedenen Generationen, Erfahrungen, Tendenzen, Kontexten und in verschiedenen Lagen sind.
Von der Kraft der oben natürlich sehr unvollständig angedeuteten Affinität ausgehend, handeln und drücken wir uns als AnarchistInnen inhaltlich individuell und/oder in Gruppen vor allem aus erstem Grund selbstständig und unabhängig voneinander aus.
Andererseits behindert uns eine vor allem in Deutschland und Spanien getätigte massive repressive Einschränkung der Kommunikation untereinander und nach aussen und ich möchte mich herzlich vor allem bei den italienischen GenossInnen von culmine (sowie den anderen revolutionären Ausdrücken) für ihren solidarischen Einsatz (Sammlung und Verbreitung der Teilnahmen, eventuellen Erklärungen, Artikeln und Texten und Übersetzungen Spanisch Italienisch; siehe  culmine@riseup.net ; culmine.noblogs.org) bedanken, ohne den die Verwirklichung und Vermittlung dieser Initiative viel schwerer bis unmöglich gewesen wäre oder ist. Und auch ihnen alle in Solidarität in ihrem laufenden Prozess politischer Verfolgung durch die üblichen Vereinigungsartikel!

Ich knüpfe auch an meine Erklärung für meine Initiative vom 9.-16.November an und erinnere nochmals an Mumia Abu-Jamal, der mehr denn je von der Ermordung durch den Staat und seine Gerichte und Gesetze bedroht ist.
Diese betreffen uns drinnen und draussen allen verschieden hart, vor allem auf den verschiedenen Wegen, Situationen, Siegen, Niederlagen, Fortschritten und Rückschlägen im immer überlebensnotwendigeren sozialen Widerstands- und Befreiungskrieg vor Unterdrückung und Ausbeutung mit dem Ziel der Freiheit und Gerechtigkeit für alles Leben auf dem Planeten.
Sie beschränken und zwingen uns alle in irgendeiner Form und Härte in unausweichliche und sehr reale Übergänge und Situationen, mit denen wir uns bis zur Erreichung ihrer Abschaffung alle sehr real, sorgfältig und vielfältig solidarisch auseinandersetzen müssen. Oft auch als nackte Überlebensfrage. Oft unvermeidlich gegensätzlich, aber immer als Gegensatz auch des Systems (zum Beispiel im politisch geführten Prozess), weil alle Formen der Herrschaft zum eigenen Fortbestehen auf ihre Legitimationskraft nicht verzichten können.

Ich grüße hiermit Gabriel und José in Deutschland, die gefangenen anarchistischen genossen in Alessandria in Italien, und dort auch Nicola de Maria und alle revolutionären gefangenen GenossInnen in Siano und anderswo, die gefangenen anarchistischen Genossen in der Schweiz, in Spanien, Frankreich, in Griechenland Christos und Alfredo und alle anderen, in Chile und Argentinien Freddy und Marcelo und alle anderen, zusammen mit den politischen Gefangenen des Befreiungskrieges der Mapuche. Und alle anderen anarchistischen und andere freien Gefangenen des sozialen Krieges überall!

Solidarität mit allen Kämpfen drinnen und draussen gegen Knast, Isolation und Repression weltweit.

Solidarität mit dem Kampf aller unterdrückten und ausgebeuteten Menschen und Völker gegen Staat, Kapital, Imperialismus, Patriarchat, gegen alle Formen von Unterdrückung, Ausbeutung und Abrichtung.

Für Freiheit und Gerechtigkeit als natürliches Recht auf Leben!

Ein Kampf, der uns in aller Vielfalt und alle Teilkämpfe schlussendlich vereinen muss, und für alles Leben auf der Erde geführt werden muss. Einzige Alternative dazu: Untergang für Alle, und das bald!

Mauri, Zoe, Edo, Sole, Diana, und alle ihr Unzähligen anderen heute und vorher, die im revolutionären Kampf drinnen und draussen gefallen sind: unser Kampf geht weiter, wird stärker!

marco camenisch, „demokratisches“ Vernichtungslager Pöschwies, Regensdorf, CH
15. Dezember 2009
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ich versteh kein wort

Olli 21.12.2009 - 13:20
Für Freiheit und Gerechtigkeit als natürliches Recht auf Leben?
Kann es sein dass ihr ein paar Sachen miteinander verwechselt habt? Es gibt keine natürlichen Rechte: ein Recht ist nur Recht wenn es von einem Souverän im Kontext allgemeiner gesellschaftlicher Anerkennung durchgesetzt wird. So ein Souverän ist aber niemals natürlich sondern gesellschaftlich konstituiert. Wollt ihr Anarchisten einen Souverän einsetzen der all das umsetzt?

Ich glaub da müsst ihr nochmal ein bischen nacharbeiten...

an olli

antiarchistin 21.12.2009 - 15:13
kein staat, also auch kein souverän, ist doch schlüssig.
deinem verständnis nach könnten die stämme und völker amerikas, australiens und afrikas niemals frei sein (ohne staaten zu bilden), waren es auch nie und weil die europäischen squatter verfassungen geschrieben haben, sind die besatzer souverän und legal. ganz schön krank, weißer mann.

...

muenger libre 21.12.2009 - 16:03
antiarchistin hat recht. anarchismus wird immer als gewaltherrschaft und recht des stärkeren gedacht. irgendwelche weisen oder räte wird es schon geben müssen, damit im zusammen- oder sozialen leben jeder gerecht behandelt wird. die müssen dann von allen zusammen gewählt oder in ihrer funktion installiert werden. es darf sich ja keiner über den andern stellen, denke ich. was allerdings eine anarchistische politik immer schwierig macht.

...jetzt...

ofenrohr2412 21.12.2009 - 16:24
anarchismus soll utopie bleiben oder sich auf somalia beschränken. dabei is jeder und alles leben auf dem planeten schon anarchistisch. gruß an die gefangenen... =:-(