Die Linke NRW und die Landtagswahl

Holger Schmitt 16.11.2009 23:03
Die Landesdelegiertenversammlung der Linken NRW steht bevor und die Zahl der BewerberInnen ebbt nicht ab.

Sicherlich werden alle Plätze hart umkämpft sein, bei einigen wurde aber schon im Vorfeld der Landesdelegiertenversammlung versucht bestimmte Personen sicher zu positionieren. Auffällig ist dabei, dass es sich bei allen Personen um strömungsgebundene Mitglieder der AKL (Antikapitalistische Linke) um Wolfgang Zimmermann (Landessprecher Die Linke NRW) handelt.
Ein Beispiel hierfür: Der Antrag auf ein Jugendvotum für die Kandidatur von Anna Conrads (AKL) des AKL-nahen LandessprecherInnenrat (LSPR) auf der Landesvollversammlung (LVV) der Linksjugend Solid NRW.

Der Antrag des LSPR wurde aber aufgrund massiver Widerstände innerhalb der Mitgliederschaft zurückgezogen. Die breite Mitgliederschaft war nämlich der Meinung, dass ein Landesverband der Linksjugend Solid de facto nicht existiert und somit Aufgabe des LSPR erst einmal sein sollte, funktionierende Strukturen in NRW aufzubauen, bevor man einen Anspruch darauf erhebt, Menschen in die Parlamente zu schicken.

Im Moment sieht es für die Mitglieder der Linksjugend so aus, als würde der LSPR nur als Karrieresprungbrett für AKL Nachwuchs und Zimmermann freundlich gesinnte Nachwuchsfunktionäre dienen sowie als Plattform für Freifahrttickets auf Listenplätze auf Landesdelegiertenversammlungen.

Getragen wurde die Kritik am LSPR insbesondere von der Basisgruppe Bielefeld. In diesem Bezug wurde in den Tagen nach der LVV der Basisgruppe Bielefeld vom LSPR unterstellt, von Günter Blocks - Sozialistische Linke (SL) beeinflusst worden zu sein, da er sich positiv über das Nicht-Zustandekommen des Jugendvotums geäußert hätte.
Mit diesen und anderen Mitteln wurde vom LSPR bisher versucht, nun doch noch ein Jugendvotum mit aller Gewalt durchzusetzen, da die kritischen Stimmen gegenüber eines Jugendvotums angeblich allesamt durch SL beeinflusst worden sind.

Weiter ging es auf dem Landesparteitag der Linken NRW in Hamm. Hier fasten die Delegierten den breiten Entschluss einen Frauenwahlkampf zu führen, was an sich natürlich sehr zu begrüßen ist. Ein Punkt in dem von LISA (Frauenpolitischer Verband der Linken) eingebrachten Papier sah allerdings als Platz fünf der Liste einen speziellen Platz für frauenpolitische Belange vor.

Platz fünf ist aufgrund der Quotierung der Linken sowieso ein Listenplatz der ausschließlich für Frauen vorgesehen ist. Allerdings versucht man mit diesem frauenpolitischen Papier lediglich einem weiteren AKL- und Zimmermann freundlich gesinnten Mitglied den Weg zu ebnen.

Ein weiteres Beispiel: Irina Neszeri – hauptamtliche im Landesbüro der Linken NRW.
Es ist für alle normalen Mitglieder sowieso kaum nachvollziehbar, dass hauptamtliche Mitarbeiter der Partei auf die Listen geschickt werden, aber in diesem Fall hat einmal wieder die AKL ihre Finger im Spiel, um die Listen auch ganz nach dem Willen der Strömung und insbesondere des Landesvorstandes Zimmermann aufzustellen.

Irina Neszeri erhielt ein äußerst knappes Votum der LISA-Vollversammlung, was aber nach der Logik der Partei ein automatisches Freifahrtticket für den frauenpolitischen Platz der Landesliste darstellt. Natürlich war diese Abstimmung auch wieder einmal strömungsbeeinflusst und Irina Neszeri gewann die Wahl nur mit einem minimalen Vorsprung (Irina Neszeri 16 Stimmen, Ulrike Zerhau 12 Stimmen, Ruth Tietz 6 Stimmen) und hat damit auch keine erforderliche Mehrheit für ein Votum von 50% erreicht.

Natürlich schickt auch die SL ihre ganz eigene Kandidatin Gunhild Böth für Platz fünf ins Rennen, um der AKL nicht die komplette Federführung zu überlassen.

Ein weiteres Beispiel für strömungsinterne Schiebereien bietet Listenplatz Nummer neun. Hier tritt Özlem Demirel (AKL) gegen Hamyde Akbayir (AKL) an. Für Demirel sehen die Chancen sehr gut aus, allerdings versucht die SL auf diesem Platz ebenfalls eine Kandidatin zu platzieren – Sengül Senol. Für Senol ist die Kandidatur ein doppeltes Spiel, da sie bei einem Landtagseinzug von Demirel über die Kommunalwahlliste für sie in den Rat der Stadt Köln einzieht oder aber mit einem Sieg auf Platz neun in den Landtag.

Fakt ist leider, dass strömungsungebundene Mitglieder keinerlei Chance auf die vorderen zehn Listenplätzen haben, solange sie nicht von den Strömungen gestützt werden. Vielen wurde empfohlen, erst ab Platz elf ins Rennen zu gehen und dort werden sich für eben diese Mitglieder die Stimmen so spalten, dass wieder ein Strömungsmitglied die Nase vorn haben wird und das wäre für Platz elf Monika Dahl (vermutlich SL).

Dies sind nur einige Beispiele von vielen! So wie es aussieht wird die gesamte Landesliste der Linken NRW von der AKL dominiert werden, mit kleinen Zugeständnissen an die SL.

Strömungsungebundenen Mitgliedern soll schon im Vorfeld der Eindruck vermittelt werden, dass sie keinerlei Chancen zu haben.

Weiterhin setzt sich die Liste zum größten Teil nur aus studierten Kräften zusammen, einen Ewerbslosenplatz beispielsweise sucht man aber auf den Listen genauso vergebens, wie einen echten Jugendplatz, obwohl es genug strömungsungebundene Mitglieder gibt, die eine Menge Potential haben und seit den Anfängen für die Partei in den verschiedensten Formen aktiv sind, ohne sich den Karrieristen unterzuordnen.

Glück auf oh ihr "Genossen"!
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Ergänzungen

Hartz IV in den NRW-Landtag tragen !!!

EBS 17.11.2009 - 02:48
DIE LINKE.NRW stellt am 21./22. November 09 die Landesliste zur Landtagswahl auf. KandidatInnen, die von ALG II leben müssen, haben es schwer. Mehr - wie obiger Artikel - auf Scharf-Links @  http://scharf-links.de/

Naja, ist halt der "linkste" Landesverband

Sarah Dellwin 17.11.2009 - 11:07
Wenn jetzt Menschen draüber jammern, daß die Antikapitalistische Linke so stark in NRW ist, stellt sich die Frage nach der Alternative. Etwa die Oberrealos aus Berlin und Brandenburg?

Die GenossInnen der AKL sind in der außérparlamentarischen Bewegung aktiv - so what? Sie stehen auf linken Positionen, daß läßt ihre rechten innerparteilichen KonkurentInnen heulen.

Ein kurzer Beitrag über die Linke NRW mit dem Titel "Die Bourgeoisie ist sauer - gut so!" findet sich übrigens in fakten&argumente #76, ladbar unter www.antifa-kok.de/downloads

Wenn schon ne Partei - dann wenigstens eine, mit ner starken linken Strömung drin!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

Parteipolitik will gelernt sein...

Stimme der Realität 17.11.2009 - 16:16
Mehrheiten organisieren oder austreten. Und vor allem: Fresse halten! Parteipolitische Geschlossensheit und so...

Aber ganz abgesehen davon: Was soll man von einer Partei halten, in der der Großteil der aktiven Mitglieder (die 10% die nicht nur ein Karteileichendasein führen) - egal welcher Linie (AKL, Forum Demokratischer Sozialismus oder KPF) - keiner geregelten Erwerbsarbeit nachgehen, gleichzeitig aber genau wissen wie es um den deutschen Arbeiter bestellt ist?

Noch mehr unsolidarischer Dreck

Scheiss Realo 17.11.2009 - 16:44
Die Linke Partie beackert ein anderes Feld als die ausserparlamentarische Linke. Deren radikaler Flügel beackert mehrer Felder. Und was hast du nur für einen Arbeitsbegriff? Aktive Linke arbeiten miest sehr hart - einschliesslich der politischen Arbeit nach der Lohnarbeit oder Studium o.a. ... Anstatt dass sich die radikale Linke gegenseitig unterstützt, wird lieber die eigene Wichtigkeit herausgestellt ... so wird das nei was mit der One Solution ...

@ Scheiss Realo

Stimme der Realität 17.11.2009 - 20:44
Mein Begriff der Arbeits misst sich am marxistischen Klassenbegriff. Und ich könnte dir zustimmen, wenn es tatsächlich um irgendwelche politischen Positionen ginge. Jedoch durfte Ich bislang die Erfahrung machen, dass ausschließlich verkrachte kleinbürgerliche Existenzen (vom Studi, über den freischaffenden Künstler bis zum Gerwerbetreibenden) in der Partei ihr Süppchen kochen. Die Interessen der Arbeiterklasse geht denen glatt am Arsch vorbei. So wird es nichts mit der Revolution...

Martin Behrsing in den Landtag!

Heinz D.Trost 17.11.2009 - 23:16
Die Erwerbslosen waren und sind der Grund, warum Die Linke. zustande kam, und in Landtag um Landtag einziehen kann. Darum sollte der Wahlparteitag am kommenden Wochenende
auch mindestens ein Vertreter der Erwerbslosen auf einen aussichtsreichen Platz auf der Kandidatenliste für den Landtag in Düsseldorf wählen.
Einer der profiliertesten Vertreter der Erwerbslosen ist dabei der Sprecher des Erwerbslosenforums, Martin Behrsing, der auch am Wochenende kandidieren wird.

HDT

gatte ist kein bulle

enver 23.11.2009 - 12:54
liebe mods, bitte löscht unverzüglich die behauptung der mann von der genossin neszeri sei ein bulle. das ist eine ganz billige provokation..insgesamt ist es verwunderlich, das ein dermaßen diffamierender artikel nicht "versteckt" wird..

es ist für die gesamte linke bewegung unverzichtbar, eine starke linke fraktion im landtag als taktisches gegengewicht zur neoliberalen offensive zu haben!!

counterpropagnada von bullen oder beleidigten mitgliedern ,die nicht aufgestellt wurden, sollte nicht so ein forum geboten werden...