Radevormwald: Pro NRW massiv angegriffen!

einige Antifas 23.08.2009 15:44 Themen: Antifa
- Kommunalwahlkampf endet für Pro NRW mit einem Desaster – mehrere hundert GegendemonstrantInnen gegen 70-80 Rechte – teilweise schwere Beschädigungen an Pro NRW-Fahrzeugen -
Am gestrigen Samstag (22.08.09) fand im beschaulichen Radevormwald die Pro NRW-Kommunalwahlkampf-Abschlußkundgebung statt. Rade, wie es von Einheimischen genannt wird, ist eine kleine Stadt mit 23.000 EinwohnerInnen und liegt im Bergischen Land zwischen Wuppertal und Lüdenscheid.

Gegen 16:00 Uhr sollte die rechte Kundgebung auf dem Schloßmacherplatz in der Innenstadt von Rade beginnen. Doch die AnhängerInnen von Pro liesen sich bis ca. 16:30 Uhr Zeit, bis Sie in Radevormwald ankamen. In einem Konvoi aus 8 Mercedes Vito-Transportern hielten sie am Busbahnhof, entstiegen eilig ihren Autos und bewegten sich schnellen Schrittes auf das Gelände des abgesperrten Platzes. Als Bühne diente ihnen auf dem Platz ein Miet-LKW der Firma Sixt, der zeitgleich mit ihnen eintraf. Zum Zeitpunkt des Eintreffens der RassistInnen befanden sich leider nur sehr wenige GegendemonstrantInnen am Busbahnhof, da die meisten Menschen sich auf der anderen Seite der Rader Innenstadt befanden, von wo aus der Kundgebungsplatz von Pro NRW zu sehen war. Als sich der Platz mit dem kleinen Häuflein von Anhängern der RechtspopulistInnen füllte, und diese es sich auch nicht nehmen lassen konnten, die AntifaschistInnen mit Deutschlandfahnen und den bekannten Schildern gegen Moscheen zu begrüßen, kam erstmals Stimmung in den Reihen der Antifas auf, und erste Eier flogen in Richtung der Pro-Kundgebung. Auffällig war schon zu diesem Zeitpunkt, dass der Protest nicht nur von typischen Antifas, sondern auch von „normalen BürgerInnen“ und „Migrantenkids“ getragen wurde. In diesem Zusammenhang ist auf den Bericht der AO Wipperfürth hinzuweisen, in welchem kritisiert wird, dass Teilnehmer der Gegendemonstration teilweise Symbole der türkischen „Grauen Wölfe“, einer faschistischen türkischen Organisation, trugen und deren Gruß zeigten.( http://ao-wipperfuerth.blogspot.com/)

Nachdem die AnhängerInnen von Pro NRW mit dem Begrüßen der GegendemonstrantInnen fertig waren und ihre Kundgebung begannen, zerstreuten sich die AntifaschistInnen und es fanden sich größere Gruppen an fast allen Polizeiabsperrungen ein. Auch hier kam es regelmäßig zu Eier- und auch Flaschenwürfen in Richtung der rechten Kundgebung. In einer dieser Situationen schien es den eingesetzten PolizistInnen zu reichen, woraufhin sie Pfefferspray in die Menge sprühten und einige PolizistInnen direkt in die Menschenmenge stellten. Daraufhin beruhigte sich die Situation ein wenig, und die AntifaschistInnen versammelten sich am Busbahnhof in der Nähe der geparkten Autos der Pro-AnhängerInnen. Diese hatten ihre Kundgebung in der Zwischenzeit auch beendet, und die große Frage war, wie sie wohl angesichts der Masse antifaschistischer GegendemonstrantInnen ihre abgestellten PKWs erreichen sollten.

Schließlich wurden die Fahrer der RechtspopulistInnen in einem Polizeifahrzeug in Richtung ihrer Autos gefahren. Auf dem Weg zu den Autos kam es wieder zu einzelnen Würfen mit Eiern und anderen Gegenständen. Der Versuch einiger GegendemonstrantInnen, die Abfahrt der Autos mit einer Sitzblockade aufzuhalten, wurde von der Polizei sofort geräumt. Gleichzeitig mit der Räumung der Blockade wurde den Pro-Fahrern auch die Möglichkeit gegeben, in Richtung des Kundgebungsplatzes loszufahren, um dort die restlichen RassistInnen mit den Autos abzuholen. Dabei kam es zu einigen gefährlichen Situationen, da die Fahrer keine Rücksicht auf auf der Straße befindliche AntifaschistInnen nahmen, sondern mit Vollgas durch die Menge rasten. Es war ein glücklicher Zufall, daß es nicht zu schweren Unfällen kam. Das unverantwortliche Verhalten der Polizei, einfach die Straße freizugeben, obwohl sich dort GegendemonstrantInnen befanden, ist scharf zu kritisieren. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die auf der Straße befindlichen Menschen zu diesem Zeitpunkt begannen, sich zu verteidigen und die Fahrzeuge der RassistInnen massiv anzugreifen. Die Polizei agierte in der ganzen Situation sehr planlos und schlug wahllos auf AntifaschistInnen ein.

Schließlich gelang es der Polizei, die Fahrzeuge auf den Kundgebungsplatz der Pro-AnhängerInnen zu geleiten. Danach dauerte es noch einige Zeit, bis alle RassistInnen in die Autos gestiegen und abfahrbereit waren. Nun stellte sich wieder das Problem, dass die Autos irgendwie von dem Platz herunter gefahren werden mußten, aber alle drei befahrbaren Eingänge des Platzes von GegendemonstrantInnen blockiert waren. Da sowohl der Platz als auch die gesamte Rader Innenstadt sehr klein sind, war es den AntifaschistInnen möglich, innerhalb kürzerster Zeit die Blockade an jedem beliebigen Eingang des Platzes zu verstärken. Am Ende entschied die Polizei sich für einen der drei Eingänge und versuchte nach allen Kräften, weitere Angriffe auf die Fahrzeuge zu verhindern. Mit nur ca. 60 PolizistInnen vor Ort war sie allerdings stark überfordert, so dass es zu weiteren Treffern an den Fahrzeugen kam. Kurz darauf waren die gebeutelten Pro-AnhängerInnen nebst Autos verschwunden, während AntifaschistInnen sich auf der Straße über ihren Sieg freuten.

Alles in allem können die gestrigen antifaschistischen Aktionen in Radevormwald als Erfolg gewertet werden. Pro NRW mußte seine Kundgebung auf einem abgesperrten Platz unter Ausschluß der Öffentlichkeit abhalten. Nach Angaben von Pro NRW entstand zudem ein Sachschaden von 20.000 Euro an den Fahrzeugen. Die Ereignisse zeigen, daß Antifaschismus auch und gerade in kleineren Städten erfolgreich sein kann.
Als erfreulich ist zu bewerten, daß Antifaschismus in weiten Teilen der Gesellschaft inzwischen Konsens zu sein scheint. Allerdings ist dieser Antifaschismus sehr begrenzt: Sobald es etwa um Abschiebungen und alltäglichen Rassismus geht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Großteil der gestern Demonstrierenden kein Verlaß.
Der zivilgesellschaftliche Antifaschismus ist nun einmal nicht für mehr als eine reine Anti- Nazi-Position zu gebrauchen. Die radikale Linke muss sich für eine weitergehende Gesellschaftskritik immer noch auf sich selbst verlassen. Diese wurde in Radevormwald leider nicht artikuliert, und so bleibt einzig und allein das trügerische Bild vom „bunten“ und „weltoffenen“ Radevormwald.
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Wow...^^ — Sebnitzer333

- — -

Was erwartet man schon — (muss ausgefüllt werden)

BILD — ...

.... — muss ausgefüllt werden

Scheinheilig — Muss nicht ausgefüllt werden