NPD gegen DVU nun in Brandenburg & Thüringen

Hexenschuss 27.06.2009 23:29 Themen: Antifa
Der sogenannte "Deutschland Pakt" zwischen NPD und DVU ist nach knapp 5 Jahren vor dem eigentlichen Fristende zerbrochen und treibt den Keil in die extreme Rechte tiefer. Der Bruch scheint nun innerhalb der Szene vor allem in Brandenburg und Thüringen für Furore zu sorgen und bei den diesjährigen Landtagswahlen die jeweiligen Lager zu schwächen. Möglicherweise könnte die NPD auch bei der kommenden Bundestagswahl bei der Wahlkampfkostenrückerstattung leer ausgehen.
Was hat es mit dem Deutschlandpakt auf sich?

Vor 5 Jahren wurde der Deutschlandpakt zwischen den beiden rechtsextremen Parteien geschlossen, um eine Konkurrenzsituation bei Wahlen untereinander zu vermeiden und Kräfte zu bündeln. Inhalt war, dass jeweils nur eine Partei in einem Bundesland kandidiert. Doch die NPD wollte in den letzten Monaten zunehmend mehr und von den anfänglichen 7 der 16 Bundesländern in denen sie definitiv antreten wollte, sind es ab jetzt alle außer Sachsen-Anhalt. Zwar wurde immer wieder die Gültigkeit des Paktes betont, in einer heutigen Sitzung des Bundesvorstands brach die NPD jedoch ihr Wort. Der Deutschlandpakt ist Geschichte. Während die DVU darüber entsetzt ihr Krisentreffen erst am kommenden Wochenende abhalten will, argumentiert die NPD damit, dass sie ohnehin die besseren Chancen habe und die DVU überhaupt in Brandenburg undankbar und konfrontativ gegenüber den Nationaldemokraten auftrete.

Konkret:

Landtagswahl Brandenburg

Bislang sitzt die DVU im Brandenburger Landtag und hätte eigentlich erneut dieses Jahr antreten sollen. Die NPD geht nun in die Offensive und hat mit heutigem Beschluss festgestellt, das sie neben der DVU selbstständig zur am 27. September 2009 Wahl antritt und den Pakt beendet. In ihrer aktuellen Pressemitteilung spricht man von einer gemeinsamen Liste zwischen DVU und NPD, was wiederum wenig später vom DVU-Chef Mathias Faust dementiert und als formal-rechtlich überhaupt nicht möglich bezeichnet wird. Es werden in Brandenburg also zwei rechtsextreme Parteien gegeneinander Wahlkampf machen und sich die Anzahl der Stimmen einander schmälern. Nach Angaben der Tagesschau werden die Chancen eines Einzuges für beide Parteien in Brandenburg als gering eingeschätzt.

Landtagswahl in Thüringen

Bis zum letzten Jahr galt der DVU der Wahlantritt bei der Landtagswahl am 30. August 2009 noch durch den Pakt als garantiert. Doch auf Druck des Thüringer NPD-Landesvorstands folgte auf Bundesebene eine Nachverhandlung bei der die NPD eindeutig die Richtung vorgab und die DVU zur Wahl das Feld räumen musste. Grund war, dass sich der Thüringer Landesvorstand im Gegensatz zur DVU immer weiter ausbaute und eigenen Angaben nach sogar die Thüringer Grünen in der Mitgliederzahl überholte. Nach internen Streiterein wurde der Aufwind gestoppt, es folgte die seit Jahren heftigste Schlammschlacht zum Machtkampf um den Landesvorstand. Der Erfurter NPD-Chef Kai-Uwe Trinkaus und NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise wollten den Vorstand übernehmen, hatten knapp die Hälfte aller Thüringer Kreisverbände hinter sich, aber scheiterten knapp und wurden schließlich raus geschmissen. Seit dem versuchen Kai-Uwe Trinkaus und seine bessere Hälfte Konrad Förster Gegenstrukturen zur NPD in Thüringen vor allem durch die Bildung sogenannter „Pro-Vereine“ zu etablieren, konnten aber keine nennenswerten Erfolge erzielen. Lediglich im südlich gelegenen Hildburghausen errang Tommy Frenck, derzeit politischer Ziehsohn von Kai Uwe Trinkaus ein Mandat bei den jüngsten Kommunalwahlen für den Kreistag. Die DVU ist bislang seit Jahren nur in einem Stadtrat mit Mandat vertreten und thüringenweit eher schwach strukturiert. Doch nun scheint verspätet das einzutreten, was von BeobachterInnen bereits seit Beginn der Szeneschlammschlacht erwartet wurde: Die geächteten ehemaligen NPD-Kader wechseln in die DVU und wollen dem Anschein nach den Thüringer DVU-Landesverband drei Monate vor der Landtagswahl wieder aufbauen. Vor wenigen Tagen wurde auch der DVU-Bundesvorsitzende in Erfurt gesichtet. Er war zu einem Treffen mit den zwei führenden Thüringer NPD-Abtrünnigen verabredet, die zwei Wochen vorher auch dem NPD-Bundesvorstandsmitglied Frank Schwerdt eine Anzeige wegen Wahlbetrug bescherte. Ob aus Trotz, aus Rache oder aus getrübten Erfolgsaussichten, über die Motivation der DVU-Führung kann man hier nur mutmaßen. Es scheint so, als wolle man auch ohne eigenen Namen auf dem Wahlzettel der NPD die Stimmen wegfangen. Interessant ist hier auch die Positionierung einiger Freien Kräfte. So verkündete das Freie Netz Altenburg noch im letzten Jahr, ausschließlich die NPD bei der Wahl zu unterstützten. Gestern allerdings fand sich eine Art Solidaritätserklärung mit der DVU bzw. Matthias Faust auf deren Internetseite und das aktuelle Verhalten der NPD wird als hinterlistig bezeichnet.

Bundestagswahl 2009

Nach dem die DVU Pakt-gemäß zur Europawahl antrat und da nur 0,4% der Stimmen für sich verbuchen konnte, wäre eigentlich die NPD wieder bei der kommenden Bundestagswahl am 29. September 2009 dran. Doch durch die aktuellen Umstände und den Bruch der Vereinbarungen seitens der NPD steht vor allem die Frage im Raum, ob die DVU jetzt auch eigenständig zur Bundestagswahl antritt. Sowohl die Chancen für NPD als auch für die DVU sind bei dieser Wahl sehr gering, aber Hauptziel ist vor allem die 0,5% Hürde zu knacken um in den Genuss der Wahlkampfkostenrückerstattung zu gelangen. Würde die DVU bei der Bundestagswahl antreten, würde die Wahrscheinlichkeit der NPD ihre Kosten ersetzt zu bekommen beträchtlich sinken.

Das alles darf natürlich kein Grund sein, die bisherige Arbeit nicht weiter fortzusetzen, Nazis sitzen bereits in den Parlamenten, steuern kontinuierlich darauf zu und bleiben auch unabhängig vom Parteibuch gefährlich, müssen also auf allen Ebenen bekämpft werden. Doch hin und wieder wieder sollte man sich auch mal zurück lehnen und genüsslich die ein oder andere Schale Popkorn beim Anblick des braunen Selbstzersetzungsprozesses verschlingen.
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Ergänzungen

HahaHA

Ein bißchen mehr sahlichkeit!! 28.06.2009 - 04:55
Für die Landtagswahl in Thüringen ist es aber für die "neue" DVU zu spät. Die Wahllisten mussten schon eingereicht werden und nachreichen ist nicht. Somit bleiben der DVU nur 2 Möglichkeiten: Sie warten bis nach den Wahlen ab und bauen ganz langsam einen Thüringer Verband auf, aber sie könnten dann auf eine NPD stoßen die im Landtag sitzt und ihre Strukturen mit diesem Geld verstärken. Ergo die DVU und ihre "neuen" Köpfe in Thüringen hätten quasi verloren. Die zweite Möglichkeit ist die Unterstützung der REP`s oder sonst einer kleinen Nazisplitterpartei in Thüringen um einen Einzug der NPD in den Thüringer Landtag zu verhindern. Das würde aber nicht gut bei den "Freien Kräften" ankommen. Diese sind aber in Thüringen traditionell ziemlich stark. Falls es aber der DVU gelingen sollte, die NPD so dermaßen zu schwächen, das sie nicht in den Thüringer Landtag einzieht, könnte das das Todesurteil für die NPD sein. Denn die NPD verfügt in Thüringen nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel, die für den Wahlkampf draufgehen. Selbst die Wahlkampfrückerstattung würde den Imageverlust und den schwelenden Konflikt mit den "Freien Kräften, siehe "Thüringentag der nationalen Jugend" und die Verweigerung der NPD,nicht mehr übertünchen. Ergo die DVU könnte, wenn Förster und Trinkaus nicht so richtige Pfeiffen wären,in Thüringen was aufbauen. Dazu noch die inhaltliche Nähe zu der umstrittenen NPD-Sachsen, das müsste der DVU eigentlich reichen um in Thüringen jetzt so richtig auf die Scheisse zu hauen. Aber naja, wer weiss schon was die Zukunft bringt...

Recherche = 6

Peter Lustig 28.06.2009 - 10:41
Also wer hat denn den Quatsch recherchiert? Dass Treffen zwischen Trinkaus und Faust fand nicht vor wenigen Wochen statt, sondern bereits im letzten Jahr. Kurioser Weise und zur Überrauschung von Faust, wurde die Sache von einem MDR-Team gefilmt. Wer mal ein bisschen diverse Suchmaschinen bedient, wird beim Freien Netz Altenburg fündig.

@Peter Lustig aka Nazitroll

Leter Pustig 28.06.2009 - 12:08
Scheint ein Nazitroll zu sein, wohl Kai Uwe Trinkaus persönlich. Das Treffen fand weder vor wenigen Wochen noch vor einem Jahr statt, sondern exakt am 24.06.2009 um 18 Uhr also vor 4 Tagen. Jeder kann ja in den Suchmaschinen, auf den Seiten vom MDR oder vom Freien Netz Altenburg nachschauen, aber wird nichts finden, denn darüber wurde weder berichtet, noch wurden die Fotos schon mal veröffentlicht. Vielleicht haben sich die beiden ja schon mehrmals getroffen, aber hier gehts um diese Woche Mittwoch. Wer's ganz genau wissen will kann auch einfach beim Willi B. anrufen und nachfragen, was an dem Tag auf der Tafel stand, das sieht man nämlich im Hintergrund. Tja, der Versucht hat nicht geklappt ;-)

@AG17/Leter/Peter: Gab tatsächlich 2 Treffen

Nicht-AG17 28.06.2009 - 12:57
Es gab tatsächlich schon mal ein Treffen der beiden, das fand glaube ich Ende 2008 oder Anfang 2009 statt und wurde vom MDR damals gefilmt. Und es stand bzw. steht auch heute noch was beim Freien Netz Altenburg. Das Treffen war ebenfalls in dem Willi B. nur saßen die drei Naziheinis da ganz wo anders und schauten anders aus, von Trinkaus abgesehen der eh immer gleich aussieht. Um die Diskussion ganz einfach zu beenden: Beim Video vom 1. Treffen hat Förster sein rotes PRO Erfurt T-Shirt an. Beim Bild in diesem Artikel vom 2. Treffen hat Förster ein weißes Hemd an. Wer jetzt noch behauptet, das der Alki Förster wenn er aus dem Haus geht immer seine ganze Kleiderkammer dabei hat, kann wohl nur in Friedersdorf wohnen :-D

Naziposting

[AKE] 28.06.2009 - 17:11
Liebe Mods, nehmt diesen Beitrag hier umgehend raus. Dass ist ein Naziposting. Die Pro-Nazis um Trinkaus freuen sich schon in einem internen Forum, wo wir mitlesen, dass dieser Fakebeitrag freigeschalten wurde und die Mods ihn auch nach diversen Aufforderungen nicht löschen. Auch diverse Kommentare stammen von den Nasen, um die Glaubhaftigkeit der Meldung zu unterstreichen.

Kein Naziposting, der Artikel ist korrekt

Aber lustig, wie die Birnen sich ärgern :-D 28.06.2009 - 17:39
Da scheint sich Kai-Uwe Trinkaus und Konrad Förster wie man an den Kommentaren sehen kann ja echt zu ärgern. Sie versuchen's durch Verwirrung, "Naziposting" schreien und dem Benutzen von Namen diverser Antifa-Gruppen wie AG17 und [AKE] um ihre Kommentare authentisch klingen zulassen. Vergeblich.

Kleiner Tipp für eure nächsten zum scheitern verurteilten Versuche, die Indymods dazu zu bewegen den Artikel samt den Fotos mit euren Gesichtern und Faust zu löschen: Wenn hier wirklich jemand in eurem internen Forum mitlesen würde, dann wäre er wohl kaum so blöd, das hier einzuräumen ;-)

Der Artikel "NPD gegen DVU nun in Brandenburg & Thüringen" ist kein Nazifake, aber scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen, wenn man sieht wie sich die Erfurter Neu-DVU'ler hier ärgern. @Nazis: Hier könnt hier noch so laut und so häufig mit Postings schiessen, werdet aber euer Ziel nicht erreichen. Auf dem obigen Foto bist du, Förster, übrigens schlecht zu sehen, deswegen hier nochmal frontal.

Ein Beleg, das es kein Foto vom 1.Treffen ist

Bingo 28.06.2009 - 21:04
Eigentlich ist ja offensichtlich, das Nazis hier versuchen wollten den Artikel zu unterbinden. Aber um auch die letzten Zweifel auszuräumen, hier ein Foto des Videos vom alten Treffen, was damals im MDR lief (deutlich zu sehen: Faust in anderen Klamotten, Förster mit Rücken zur Kamera ebenfalls in anderen Klamotten, seinem Pro-Erfurt Zeug). Es hat also defacto mindestens zwei Treffen zwischen der DVU Führung und Kai Uwe Trinkaus gegeben, eins vor einem halben Jahr und eis nur knapp 72 Stunden bevor der Deutschlandpakt eingeäschert wurde.

Veranstaltung in Berlin zu NPD

Toni 29.06.2009 - 10:37
Auf dieser Veranstaltung wird es sicherlich auch eine Einschätzung der aktuellen Zuspitzung zwischen NPD und DVU geben.


Freizeit für die Antifa?
Die NPD- Finanzskandal, Machtkämpfe, Neuausrichtung?
Perspektiven antifaschistischer Intervention

Die NPD hat sich in den letzten Jahren zum Gravitationszentrum der extremen Rechten entwickelt. Der rasche Aufstieg zu einem auch wahlpolitisch erfolgreichen Projekt hat jedoch zu zahlreichen Fraktionierungen und Machtkämpfen geführt, welche die Partei momentan erschüttern. Der Parteichef Voigt steht nicht nur aufgrund des hausgemachten Finanzskandals unter innerparteilichem Druck. Schon mutmaßt Innensenator Körting: “Ob die NPD dieses Desaster überleben wird, bleibt abzuwarten”. Statt abzuwarten wollen wir jedoch nachsetzen. Weder die Bundestagsverwaltung, noch die internen Machtkämpfe werden die NPD beerdigen. Die NPD steht im Superwahljahr 2009 vor wichtigen Landes- und Kommunalwahlen.
Erfolge hierbei könnten den brüchigen Kitt zwischen Kameradschaftsmilieu und Altkadern erneuern, oder eine neue Hegemonie in der Partei herstellen.
Unsere Referenten werden zunächst einen Überblick über die aktuelle Lage der NPD geben und ihre politische Strategie im Jahr der Krise und der Wahlkämpfe skizzieren. Danach werden wir Kampagnen gegen die NPD vorstellen

Mittwoch 1. Juli 19.30 Uhr Festsaal Kreuzberg
Skalitzer Str. 130 U-Kottbusser Tor
Mit:
Andreas Speit, Journalist +Autor, zuletzt veröffentlicht : Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft (2008)
Fabian Große, Kampagne „Alles muss man selber machen“
Michaela Sommer , Avanti Projekt undogmatische Linke
www.zusammen-gegen-die-npd.de www.selbermachen.tk www.avanti-projekt.de

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