Nazi-Hetzjagd in Alzey (RLP)

A. B. 11.05.2009 19:24 Themen: Antifa
Gestern kam es in Alzey zu einer großen Hetzjagd von Neonazis auf alternative Jugendliche. Ca. 3 mit bewaffneten Nazis vollbesetzte PKW's durchkreuzten dabei die Volkerstadt, um gezielt einige Linke abzufangen. Die Jagd endete schließlich in dem Garten eines unbeteiligten Bürgers, wo einer der Angegriffenen mit einem Teleskopschlagstock am Kopf verletzt wurde. Vorrausgegangen war davor ein kurzer Streit um einen abgerissenen Nazi-Sticker. Kurzer Überblick über die gestrigen Ereignisse von Anfang an:
Am 10. Mai passierten etwa gegen halb 6 Uhr drei Jugendliche die Innenstadt von Alzey, wobei ihnen ein rechtsradikaler Sticker auffiel. Kurz nachdem einer der drei diesen entfernte und sie schon weitergelaufen waren, hörten sie hinter sich plötzlich Schreie und bemerkten 2 augenscheinlich als Nazis erkennbare Personen, die in eindeutiger Absicht auf sie zugerannt kamen. Die Nazis verhielten sich außergewöhnlich aggressiv, es kam zu Beleidigungen und nur durch den Einsatz von Abwehrspray konnte ein Angriff vorerst verhindert werden. Die Attackierten zogen sich in einen nahegelegenen Imbiss zurück um von dort aus die Polizei anzurufen. Von hier konnten sie auch 1-2 Minuten später beobachten, wie nun mehrere Nazis, offensichtlich nach ihnen Ausschau haltend, die Strasse heruntergerannt kamen. Nachdem die alarmierte Polizei den Sachverhalt kurz aufgenommen hatte und eine Nahbereichsfahndung nach den Tätern ergebnislos verlief, begaben sich die 3 Jugendlichen dann zum Polizeirevier, um Anzeige wegen Beleidigung zu stellen. Dabei ließ man hier auch erkennen, das erst es erst letzte Nacht einen Vorfall mit einer größeren Gruppe vermummter Nazis auf genau demselben Weg gegeben hat. An dieser Stelle mussten die Betroffenen leider auch ihre Defensivwaffen abgeben, da diese nun der Form halber auch als Beweismittel galten.

Kurz nach 6 Uhr verließen diese die Polizei wieder um wieder nach Hause zu gehen. Als sie gerade die Wormser Strasse hinunterliefen, bemerkten sie, wie ca. 20m hinter ihnen ein Auto mit quietschenden Reifen rechts ranfuhr. Sie konnten gerade noch 4-5 schwarzgekleidete Männer wahrnehmen, die die Türen aufrissen und zum Sprint ansetzen, als bereits eine wilde Verfolgungsjagd begann. Zwei der Verfolgten flüchteten kurzerhand durch einen Hofeingang in einen Garten, der dritte schlug einen anderen Weg ein. Dieser wird später bei der Polizei aussagen, das auf dem Parkplatz der nahegelegenen Berufsbildenden Schule noch 4 weitere Nazis aus Richtung zweier parkender Autos gelaufen kamen; wohl um den Opfern den Weg abzuschneiden. Einer der Angegriffenen, die sich nun in einem Garten befanden, schaffte es, sich mit einem gewagten Sprung über einen hohen Zaun in Sicherheit zu bringen, sein Begleiter hatte leider weniger Glück. In die Ecke gedrängt, wurde er von 3 Nazis mit einem Teleskopschlagstock und vermutlich auch anderen Waffen immer wieder angegriffen, zuletzt mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf, der eine Platzwunde zurückließ. Ein weiterer Nazi verfolgte unterdessen den dritten Flüchtenden, entschied sich dann aber bei der Frage, ob er alleine gegen eine Person kämpfen will oder lieber zur Übermacht seiner Kameraden zurückkehren sollte, für das naheliegende. Nach relativ kurzer Zeit ließen die Angreifen von ihrem Opfer wieder ab, da inzwischen mehrere Anwohner und Nachbarn auf die Strasse geliefen kamen, unter anderem auch die Besitzer des Hauses. Nachdem sich die Täter wieder zurückgezogen hatten, wurde dann von einem Nachbarn aus die Polizei und ein Krankenwagen zu Hilfe gerufen. Später diagnostizierte man im Krankenhaus bei dem Opfer eine Platzwunde am Hinterkopf sowie einige weitere Abschürfungen, die beiden anderen Angegriffenen blieben zum Glück unverletzt. Allen Betroffenen geht es inzwischen soweit wieder gut. Die Staatswanwaltschaft ermittelt nun vorerst wegen gefährlicher Körperverletzung.

Fazit: Es ist erschreckend, wie stark und wie gut organisiert die Naziszene in Alzey geworden ist. Scheinbar ist es dort jetzt normal, das sich binnen weniger Minuten größere Nazigruppen durch die Stadt bewegen und dabei gezielt Jagd auf alles unliebsame machen. Nun ist wahr geworden, was vorher immer wieder Befürchtet und natürlich nie zugegeben wurde, das nämlich auch hier Zustände herrschen, bei denen man sich wohl doch an den Pogrom vom 20 km entfernten Guntersblum von 2007 erinnert fühlen darf (LINK).

Abgesehen davon, das der gesamte Überfall unterm Strich und angesichts dessen, was wohl noch alles Möglich gewesen wäre, recht glimpflich ausgegangen ist, gibt es zu guter letzt aber noch mehr erfreuliches zu Berichten. Mindestens einer der Angreifer konnte mit Sicherheit mit Namen benannt werden, ein zweiter der Wahrscheinlichkeit nach auch (ausserdem konnte noch gesehen werden, aus welchem Haus aus der erste Angriff in der Innenstadt erfolgte). Die Namen und Adressen sind bekannt und wurden bereits bei der Polizei angegeben. Es gibt zu der Tat an sich eine Reihe Zeugen sowie Angaben zum Autokennzeichen, Fingerabdrücken etc. Die Kriminalpolizei ist zuversichtlich, den Fall bald aufklären zu können und hinterließ den Eindruck, nun mit Hochdruck daran zu arbeiten. Pikantes Detail: Vor wenigen Wochen gab es an derselben Stelle wie in der Innenstadt schon einmal einen Übergriff, ebenfalls wegen einem abgerissenem Sticker. Diesem Angriff, zu dem es auch Zeugen gab, wird jetzt vermutlich auch bald ein Name zugewiesen werden können. Dann wird sich wohl auch heraustellen, wegen welchen Anzeigen die Faschos neben der gemeinschaftlichen Körperverletzung noch zu rechnen haben.
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Ergänzungen

Fehlender Link

is doch egal 11.05.2009 - 23:23
Hier ist noch der oben fehlende Link zum Guntersblumer Übegriff:

 http://www.welt.de/politik/article1132994/Rechte_greifen_Afrikaner_auf_Weinfest_an.html

Demo

Ich 12.05.2009 - 20:38
Wir wollen zu den Planungen Betreffs Demo etc. noch nicht allzuviel sagen, aber wir werden euch darüber natürlich informieren, sobald es was zu berichten gibt. Anfang Juni sind in Alzey Kommunalwahlen und wir denken, das der obige Vorfall und die Wahlen 2 ganz gute Gründe sind, etwas zu machen. Was, ist aber noch zu vage und es sollte erst einmal was Festeres ins Auge gefasst werden, bevor irgendwas in die Runde gesagt wird.

Im übrigen bin ich einer der Leute, die den Überfall mit Ansehen mussten und ich denke, das wohl fast jeder hier genauso reagiert hätte. Wir waren zu dritt, kurz danach zu zweit und hatten min. 4 Nazis hinter uns, von denen einer auch wohl eine Art Baseballschläger hatte, ein Zeuge wollte auch gesehen haben das ein Messer im Spiel war. Der Schlagstock war vermutlich ein verbotener Federschlagstock. Die Nazis der NPD Alzey haben ALLE ein RIESIGES Vorstrafenregister. 2 dieser Leute hatten vor ca. 1,5 Jahren einem Familienvater den Brustkorb zertrümmert, weil er sie angemahnt hatte, nicht mit 80 durch den Ort zu fahren (Das waren Norman Neumann und Andreas Riedel, beide sitzen z.Z. noch im Knast, kommen aber vermutlich auch bald wieder frei). Ausserdem muss ich auch gestehen, das die Cops wirlklich korrekt zu uns gewesen sind, was ich ehrlich gesagt auch selbst nicht so erwartet hätte. Noch Fragen?!

Da erübrigt sich wohl auch der Post mit dem Pfefferspray, das es verboten gewesen wäre. Es sind nicht alle Details im Bericht enthalten, aber beim 1. Angriff WAR es eine Notwehrsituation und dafür gibt es auch genug Zeugen. So, ich geh jetzt wieder Planen...:)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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hm

ajaa 11.05.2009 - 20:45
"entschied sich dann aber bei der Frage, ob er alleine gegen eine Person kämpfen will oder lieber zur Übermacht seiner Kameraden zurückkehren sollte, für das naheliegende."
dass ihr zu 3t gegen eine vielzahl von nazis offensiv agieren sollt kann mensch glaub ich als außenstehender nicht beurteilen, jedoch klingt es sehr ironisch wenn man diesen satz im kontext sieht..erst den staat zur hilfe rufen und dann doch noch auf dick machen

depp

sadgasdghsagh 11.05.2009 - 21:16
Ahja, also lieber tot schlagen lassen, ja?

Demonstration?

(muss ausgefüllt werden) 11.05.2009 - 21:25
Gibt es in Alzey eine organisierte Antifagruppe? Wenn ja hat diese eine Demonstration geplant? Man hört ja in letzter Zeit sehr viel aus Rheinland-Pfalz und dem Raum Alzey.
Wenn ihr eine Demonstration plant, dann mobilisiert mal etwas größer.

Es gibt kein ruhiges Hinterland!

Antifagruppe

nich so wichtig 11.05.2009 - 22:12
Es gibt dazu Planungen, aber die sind noch vage und wir werden davor etwas bekanntgeben.

Staatsdiener

Peter 12.05.2009 - 07:38
So so, immer wieder über die C ops schimpfen und dann selbst diese Staatsdiener zur Hilfe holen. Egal was passiert, mir würde es nie in den Sinn kommen mit dem System, welches ich bekämpfe, zusammen zu arbeiten. Sorry, aber so ist das....

Gute Besserung an den Verwundeten Genossen!!!

Macht Samstag

ne Demo 12.05.2009 - 07:49
wir kommen gerne ins Hinterland.

Aufruhr, Widerstand...

@Peter

Staatsdiener 12.05.2009 - 16:57
Ich verstehe was du meinst, aber in so einer Situation würde ich gerne mal sehen, was du gemacht hättest. Solange nur die Bullen und die Nazis mit Knarren rumrennen, hat man da leider keine andere Wahl. Ausserdem sollen die Cops an dem Tag sogar recht freundlich gewesen sein...

defensivwaffen...

- 12.05.2009 - 17:45
musseten ihre defensivwaffen zur beweissicherung abgeben?
spinnt ihr? die bullen werden euch nen strick daraus drehen. der einsatz von pfeffer ist ausdrücklich nur in notwehrsituationen zulässig! ich weiss ja nicht wie die situation genau aussah aber notwehr hat einen sehr begrenzten rechtlichen rahmen.

viel glück!

@ -

mein name 12.05.2009 - 18:06
Pfeffer ist in DE NICHT für den Einsatz gegen Menschen freigegeben. Auch nicht für die Notwehr. Der Staat unterstellt Mensch dann immer eine Verletzungsabsicht.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Pfefferspray#Deutschland

Nur CS - Gas ist für die Selbstverteidigung frei gegeben, wirkt aber nur bei ca. 50 % der Leute.


Deshalb NIE bei der Polizei abgeben !
Was wollen die auch damit ? Per Test herausfinden ob Pfeffer aus dem Spray mit dem im Gesicht des Nazis übereinstimmt ?

Obendrein vermehrt sich die Praxis von Nazis, ihre Opfer nach der Tat anzuzeigen. Dann wird das Pfeffer natürlich gegen euch verwendet.

@ -

mein name 12.05.2009 - 18:12
mist hab blödsinn geredet (hätte meinen eigenen Links mal richtig lesen sollen)... Pfefferspray darf doch gegen Nazis benutzt werden... aber abgeben bei den Bullen is trotzdem nich ;)

Lass Hirn regnen...

Querdenker 12.05.2009 - 18:26
@ Peter:

Sorry, aber mich kotzen diese Posts an! Immer aus blindem Hass heraus auf cool machen und behaupten, man würde ja ach so autonom sein und sich nie mit der Staatsmacht einlassen. In so einer Situation ist es doch vollkommen klar, dass man die Polizei um Hilfe ruft. Dich hätt ich gerne mal gesehen, wie du es mit ner Horde Nazischläger aufnimmst...

Heute A und morgen B

@ Querdenker 13.05.2009 - 07:56
@ Querdenker

Meiner Auffassung nach kann ich nicht heute A sagen (gegen Bullen und co. demonstrieren) und morgen B sagen (liebe liebe Bullen, bitte helft mir doch, hier habt ihr auch meine Waffen...)

Ich glaube nicht dass unsere Genossen in den 20er Jahren so agiert haben. Da gings noch ganz anders ab. Leider sind heute so viele von uns sensibilisiert durch die Presse. Die vielen Bösen Nazis und so. Man, die kochen auch nur mit Wasser....

@ Staatsdiener

"Solange hier nur die Bullen und Nazis Knarren tragen..." - Denk mal drüber nach...

Rotfront!

"Querdenker"

und heute C 13.05.2009 - 11:22
Ich bin sicher, wenn die Demo stattfindet, kriegst du einen Ehrenplatz und darfst dann mit den Nazis alleine aufräumen...

zu den bullen laufen

saf 13.05.2009 - 19:20
zu den bullen laufen ist auch nicht viel besser.
versucht eure probleme selber zu loesen!

zu pfeffer etc.

bliblablubber 13.05.2009 - 19:55
Es ist grundsätzlich legal, Pfeffer in Notwehrsituationen gegen Menschen einzusetzen, solange der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt wird. Das wurde er in der beschreibenen Situation.
Die Sprays mussten abgegeben werden, da bis zur Feststellung der Notwehr natürlich zunächst eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung läuft- also Beweismittel ( sitz ausserdem mal auf der Bullenwache und versuch zu erklären, dass du das behalten willst... ;) ).

Zu den netten Menschen, die meinen, es wäre grundsätzlich feige die Bullen zu holen etc:
Ich würde euch gerne mal in einer ähnlichen Situation sehen. Da scheisst man eben auf Bulle oder nicht Bulle, hier geht's nunmal ums überleben.