8. Mai Greifswald - "Wir feiern die Befreiung!"

Gefeiert wird konkret die Befreiung vom Faschismus an der Macht.

Eine Befreiung von der bürgerlichen Klassenherrschaft (und damit des Kapitalismus) wird es erst dann geben, wenn die unterdrückte Klasse (Proletariat) die Macht übernimmt und die Produktionsmittel vergesellschaftet. Dieser Vorgang wird bekanntlich als sozialistische Revolution bezeichnet.

Momentan ist weder das Klassenbewußtsein der Ausgebeuteten schon besonders tief ausgeprägt, noch ist die klassenkämpferische, antagonistische Linke derzeit besonders stark oder besonders gut organisiert. Neben dem Erringen symbolischer oder temporärer Erfolge, die auch wichtig sind, sollte die bundesdeutsche Linke ergo auch politische Bildung und kollektive solidarische Erfahrungen innerhalb der unterdrückten Klasse in den Mittelpunkt ihrer Politik stellen. Nur wer die eigenen Ketten erkennt, die Solidarität mit GenossInnen erlebt hat und eine gewisse Vorstellung von der Überwindung der herrschenden Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse gewonnen hat, wird überhaupt in der Lage sein, für eine sozialistische Alternative zu kämpfen.

Wie in Greifswald auf der Feier (sinngemäß) gesagt wurde: Wir feiern heute die Befreiung vom Faschismus - die Befreiung vom Kapitalismus steht aber noch aus.

> und was ist mit den menschen die sich
> nicht vom kapitalismus befreien lassen wollen ?

Denen fehlt wohl das Bewusstsein dafür, dass dieser Kapitalismus nur deshalb funktioniert, weil Milliarden von Menschen auf der Welt ausgebeutet werden, was zu Hunger und Leid führt. Denen fehlt z.B. das Bewusstsein dafür, dass Markenklamotten hier für viel Geld verkauft wird, die aber in Billigländern produziert werden und zwar von Arbeitern, z.B. Kinder, die einen Hungerlohn erhalten, während sich die Bosse das Geld in die Tasche stecken, um damit große Paläste zu bauen. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Egalität, Umverteilung und Ausbeutung.

Denen fehlt das Bewusstsein dafür, dass das Obst und Gemüse in den Supermärkte chemisch behandelt wurde und daher gefährlich ist, z.B. für Kinder. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Gesundheit.

Viele Menschen wissen garnicht, wie eine Orange vom Baum wirklich schmeckt. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Qualität und Frische der Lebensmittel.

Denen fehlt das Bewusstsein dafür, dass Medien viele Informationen vorenthalten, weil sie sich viele Informationen nicht verkaufen lassen, wie z.B. Buchbesprechungen im TV, was die Kultur zerstört. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Medienkritik.

Denen fehlt das Bewusstsein dafür, dass sie verarscht werden, wenn bei McDonalds Fraß vorgesetzt bekommen, das nicht nahrhaft ist, gleichzeitig viel zu teuer ist. Denen fehlt jedes Bewusssein über Verhältnismäßigkeiten.

Denen fehlt jedes Bewusstsein dafür, dass die Hühner bei KFC zu Tode gequält werden. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Tierethik.

Denen fehlt das Bewusstsein dafür, dass Massen an kleinen Buchläden sterben, weil die Leute inzwischen ihre Bücher nur noch bei amazon.de bestellen. Denen fehlt jedes Bewusstsein für das Problem der Monopolisierung.

Denen fehlt das Bewusstsein dafür, dass wir in einer Finanzkrise stecken, die dadurch verursacht wurde, dass Banker Kredite an Leute vergeben haben, die die Zinsen nie zurückzahlen konnten, die Geld an der Börse verzockt haben. Denen fehlt jedes Bewusstsein für Wirtschaftsethik.

> in dem meisten von uns steckt nämlich kein
> bolschewist der aus ihm heraus will...
> wäre ich in der ddr aufgewachsen, hätte ich
> mich wahrscheinlich schon im jugendalter umgebracht.

Denen fehlt jedes Bewusstsein für Kreativität. Sie sind gefangen in einem Pseudo-Dualismus zwischen Kommunismus und Kapitalismus, als gäbe es keine "dritten" oder "vierten" oder "fünften" Wege, wie z.B. dem "demokratischen Sozialismus", dem Green New Deal, der Herrschaftsloigkeit durch die Selbstwaltung der autonomen Zentren (Anarchie) u.s.w....

> noch nicht mal die große auswahl an kartoffelchips weltweit :o)

Die Kartoffelchips, die du heute zu kaufen bekommst, enthalten giftige Substanzen, die krebsfördernd und damit ungesund sind. Abgesehen davon machen Kartoffenchips fett und träge. Bau dir mal lieber richtige Kartoffeln an und ggf. hold dir ein paar leckere Spargel dazu, vom Bauern. Ggf. geht dir dann ein Licht auf, dass deine Materialismus unethisch, unmoralisch und inhuman ist.

Fazit: Wer heute noch den Kapitalismus toll findet, muss die gewaltige Anstrengung vollbringen, eine Reihe von Menschenrechtsverletzungen in der Welt zu verdrängen und zu leugnen!

Wer heute den Kapitalismus für gut befindet und ihn damit befördert, ist naiv, borniert, unreflektiert, ignorant oder ihm sind ethische, moralische Grunsätze, wie z.B. die Menschenrechte insofern egal,dass er diese durch Werte, wie Gier, Geiz, Ausgrenzung und Macht ersetzt hat.

@ Roter Greif

> Eine Befreiung von der bürgerlichen Klassenherrschaft
> (und damit des Kapitalismus) wird es erst dann geben,
> wenn die unterdrückte Klasse (Proletariat) die Macht übernimmt
> und die Produktionsmittel vergesellschaftet. Dieser Vorgang
> wird bekanntlich als sozialistische Revolution bezeichnet.

Dann wird's wieder notwendig sein, sich von der roten Macht zu befreien, die dann die Bürger, d.h. DIE MENSCHEN, unterdrückt.

Zeit wird's von diesem Teufelskreis zwischen Kapitalismus und Kommunismus sich zu befreien und eine herrschaftsfreie Welt anzustreben, in der weder rote, noch kapitalistische Herrschaft waltet. Es macht kein Sinn, eine totalitäre Clique durch eine ANDERE zu ersetzen!

Zeit wird's, dass der Mensch begreift, dass er SELBST denken kann mit ANDEREN ein KONSENS schaffen kann, ohne dass ihn irgendein kommunistischer oder kapitalistischer Staat bevormundet.

Zeit wird's, autonome Zentren zu errichten und selbstverwaltet zu leben, zu denken und zu handeln. Zeit wird's, Gott, Staat und Nation überflüssig zu machen, um ECHTE Freiheit zu erlangen!

LIBERTAD!!! ANARCHIA TOTAL!!!

@Anarcho: Mir ist nicht so ganz klar geworden, welchen "Bürger"-Begriff Du jetzt konkret meinst (Citoyen oder Bourgeoise), aber die Klassenunterschiede, die diesem bürgerlichen System zugrunde liegen, schlichtweg zu ignorieren, deutet nicht auf einen wirklich durchdachten Kommentar hin.

Vielleicht wäre ja ein Blick in Werke von Emma Goldman oder Alexander Berkman ganz hilfreich. Auch den großartigen Bakunin kann ich nur empfehlen. Anders als Du hat der nämlich durchaus gewußt, daß diese Welt auf Klassengegensätzen beruht - deswegen hat er ja auch das Kommunistische Manifest ins Russische übersetzt, wo eben diese Klassengegensätze schon 1848 kurz und prägnant erläutert wurden.

"Radikal heißt an die Wurzel gehen" - das heißt auch, zumindest mal die anarchistischen KlassikerInnen zu lesen.

Darf ich euch maöl unterstellen, daß jede Critical mass-Demo (falls ihr sowas regelmäßig durchzieht) Genauso aussehen würde, wie diese tolle Befreiungsfeier. Kann es sein, daß für Außenstehende es nicht zu erkennen war, daß dies eine Gedenkdemonstration zum Tag der Befreiung vom Faschismus sein sollte? Ist es vielleicht historisch etwas unangemessen sein identitäres Normalprogramm ( Fahrraddemo, vegane Vokü, "Raven" gegen Deutschland) aufzufahren, wenn eigentlich um das Ende des industrialisierten Massenmordes geht?

@Steffen

tja, denke mal wenn ich wählen müßte zwischen kartoffeln u. spargel vom bauern oder giftigen kartoffelchips und hollywood, würde ich mich wohl für letzteres entscheiden.
lieber keine 1oo jahre alt werden und dafür spaß und abwechslung haben als im kommunismus gesund dahin vegetieren....
wenn in china leute für 2 euro am tag t-shirts herstellen ist das ein chinesisches problem, kein europäisches! würde ich diese t-shirts nicht konsumieren, hätten diese leute überhaupt keine arbeit.