T-Mobile macht Knastkonzert

Beobachter 03.05.2009 20:26
Der T-Mobile Konzern, unterstützt von Samsung veranstaltet am Samstag, 09.Mai in Berlin ein Konzert. Dieses soll im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis Charlottenburg stattfinden. Dort wurde in der NS-Zeit Jugendarrest an Frauen und Mädchen unter 18 Jahren vollstreckt.
T-Mobile und die Gruppe "The Ting Tings" kündigen für Samstag, 9.Mai ein Konzert im ehemaligen Frauengefängnis Charlottenburg an.

Info:  http://www.t-mobile-streetgigs.de/de/page/1490/kuenstlerinfo_the_ting_tings.html


Bei dieser Location handelt es sich um das Amtsgerichtsgefängnis in der Kantstr.79, 10627 Berlin.
Die Erlaubnis zur Nutzung für kommerzielle Zwecke erteilt
Frau Elflein,
BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH,
Oranienstraße 106,
10969 Berlin,
Telefon: 030 90 16 6 -15 14,

 info@bim-berlin.de,

beworben durch
 http://www.bbfc.de/WebObjects/Medienboard.woa/wa/MBdba/1011320,bbfcloc,details,de,no=001-038


Anscheinend bietet die Historie des Gebäudes genau den Kick um richtig fette Kohle damit zu
machen. Denn damit können sich die Veranstalter identifizieren: mit eiserner Faust gegen alles was nicht zum Mainstream, zur Leistungsgesellschaft und zu Recht und Ordnung passt.
Dieser Knast diente nämlich im dritten Reich als Jugendarrestanstalt für Mädchen.

Die heutige Jugendarrestanstalt schreibt heute über die NS Zeit: „Unter den Nationalsozialisten wurde das Jugend(straf)recht immer weiter verändert. Einerseits kam es zu tatsächlich sinnvollen Modernisierungen und Weiterentwicklungen, andererseits stand dabei natürlich eine sehr ausgeprägte Ideologie im Vordergrund…“

Steht alles auf der Seite der Senatsverwaltung:

 http://www.berlin.de/sen/justiz/justizvollzug/jaa/ueu.html#geschichte
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Standorte der JAA Berlin


1940 – 1942
Amtsgerichtsgefängnis in Lichterfelde, Söthstraße 7 (männlich Arrestanten)

Amtsgerichtsgefängnis in Charlottenburg, Kantstraße 79 (Arrestantinnen)


1942 – 1945
Amtsgerichtsgefängnis in Neukölln, Schönstedtstraße 17


1945 – 1947
Fichtebunker in Neukölln, Fichtestraße


1947 – 1977
Amtsgerichtsgefängnis in Neukölln, Schönstedtstraße 17

Freizeitarreste zum Teil in der Kantstraße 79


1977 – 1988
Jugendarrestanstalt Berlin – Tiergarten, Alt-Moabit 5


1988 – 1995
Jugendarrestanstalt Berlin – Neukölln, Neuwedeller Straße 4


ab 1995
Jugendarrestanstalt Berlin – Lichtenrade, Lützowstraße 45

Sicherlich sind in dem Gerichtsgefängnis Charlottenburg viele unschöne Sachen passiert,
war bestimmt nicht angenehm als Jugendliche der Nazi Justiz ausgeliefert zu sein. Warum
das jetzt ausgerechnet total chic für das Konzert dieser miesen Band sein soll verstehen wir
nicht. Vielleicht läßt sich das auch den Verantwortlichen beibringen.
Wir wollen das dieses Konzert nicht stattfindet ! Knast war und ist kein Vergnügen


Das Konzert soll live auf Fritz Radio übertragen werden. Alle die der Ansicht sind das dieser Ort nicht für kommerzielle Interessen, verbunden mit einer Banalisierung der Nazi Justiz missbraucht werden soll, sind eingeladen dort ZU STÖREN.
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Ergänzungen

so berichtet der

tagesspiegel 07.05.2009 - 13:34
Tagesspiegel berichtet kritisch über das Konzert
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Stadtleben-Charlottenburg;art125,2790212