[Siegen] Was ist schlimmer als Verlieren?

Jobst 03.05.2009 12:04 Themen: Antifa
In Siegen-Eiserfeld marschierten und hetzten am 1. Mai ca. 70 Neonazis und Autonome Nationalisten um Axel Reitz. Zwar wurde die Demonstration weitab vom Schuss – im Siegerland – abgehalten und führte nur 500 Meter hin und zurück, ein Sieg für emanzipatorische Kräfte war es aber dennoch nicht.
Nachdem am 30. April die Demonstration in Hannover endgültig verboten wurde, wurde von Neonazis der Freien Nationalisten Siegerland eine Ausweichveranstaltung in Siegen geplant und dorthin mobilisiert. Schon am Morgen vor der Demo zogen ein bis zwei Kleingruppen Nazis in der Gegend um den Bahnhof umher und verteilten Propaganda-Aufkleber, konnten aber auf Grund zu geringer Antifa-Präsenz nicht aufgehalten oder mit einem „antifaschistischen Platzverweis“ belegt werden. Um 12 Uhr fuhren sie und ihre Kameraden dann mit dem Zug in den außerhalb gelegenen Stadtteil Eiserfeld. Treffpunkt dort war 12:30, angestrebter Demo-Beginn 13:30 Uhr.

Die auch in Siegen wohl obligatorische DGB-Demo startete an der Siegerland-Halle um 12:00 Uhr. Anwesend waren scheinbar wenige GewerkschafterInnen, dafür umso zahlreicher junge „Alternative“. Diese zeigten sich aber nicht gewillt, der faschistischen Propaganda im Hinterland Einhalt zu gebieten. Hier war auch die Antifa Siegen in der Demo-Ordner-Hierarchie organisiert und stillte ihren Drang nach Aktionismus, indem DemoteilnehmerInnen der Alkoholkonsum mit Nachdruck verboten wurde. Im Anschluss an die DGB-Demo wurde zu diesem Zeitpunkt eine Spontandemo angedacht, die in der Siegener Innenstadt gegen die Ereignisse in Eiserfeld protestieren wollte. Diese kam aber nicht zustande.

In Eiserfeld waren dann ab 12:00 Uhr immer wieder Kleingruppen von Antifas unterwegs. Diese konnten aber zu keinem Zeitpunkt eine signifikante Größe erlangen. Eine Blockade der Naziroute konnte auch deshalb nicht durchgesetzt werden, weil die Nazis nur ein Drittel der von ihnen vorher angestrebten Route – vom Bahnhof zum Marktplatz in Eiserfeld – absolvierten, um in einer 400 m vom Bahnhof gelegenen übergroßen Parkbucht ihre Abschlusskundgebung abzuhalten.
Diese bestand zum Großteil aus Axel Reitz, der sich darüber beklagte, dass er immer wieder als Antisemit und Fremdenfeind missverstanden würde und dass die Repression in Dortmund seine Kameraden einmal mehr drangsaliert hätte. Außerdem befand er, dass das kümmerliche Elend an Kameraden in Eiserfeld schon ein großer Fortschritt im „Nationalen Kampf“ darstellte. Es sprachen auch jeweils ein Vertreter von niederländischen und belgischen Nationalisten, die mit ihren Kameraden ca. 20 der insgesamt ca. 70 teilnehmenden Neonazis stellten.

Den anwesenden AntifaschistInnen blieb aufgrund des Zahlenverhältnisses - 20 Antifas, 70 Neonazis und ca. 250 VertreterInnen von Team Grün (u.a. Einheiten aus Aachen und Köln) - nur die Veranstaltung vom Rand aus mit lauten Rufen und der Unterstützung der Bevölkerung zu stören. Glücklicherweise für die Verhältnisse im beschaulichen Eiserfeld sind die 300 gewaltbereiten ANs aus Dortmund nicht in Siegen angekommen, denn auch hier wäre weder Polizei noch Antifa mit ihnen fertig geworden.
Für das nächste Mal, dass sich FaschistInnen im Siegerland positionieren wollen, müssen die örtlichen Antifa-Strukturen auf Vorderfrau gebracht werden!

Positiv ist höchstens zu werten, dass eine für die extreme Rechte so wichtige Figur wie Axel Reitz seine Zeit am 1. Mai im Niemandsland verschwendet. Es ist aber ein Erfolg der letzten Jahre, die Nazis aus – zumindest einigen Städten – zu Großereignissen vertrieben zu haben.
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Ergänzungen

Korrektur

Siegener 03.05.2009 - 15:22
Leider bringt da der Artikelschreiber etwas durcheinander. Bei der Demonstration in Siegen, die um 12 Uhr an der Siegerlandhalle startete handelte es sich nicht um die DGB Demo, sondern um den Roten Ersten Mai. Dieser wird sei mehr als 15 Jahren von linksradikalen, kommunistisch und internationalistischen Gruppen in Konkurrenz zum DGB organisiert (aus dem Grund das es in den 90ern immer einen revolutionären Block auf der Gewerkschafsdemo gab, dieser aber nie Reden durfte). War der Rote Erste Mai früher wesentlich "antiautoritärer" hat sich in den letzten Jahren die Hegemonie ein wenig in Richtung Linkspartei verschoben. Denoch handelt es sich um eine aus dem linken Spektrum mittels breitem Bündnis organisierte veranstaltung, an dem sich auch die Antifa/Autonomen Szene seit Jahren beteiligt.
Das man aufgrund eines Naziaufmarsches in einem Dorf wo diese in etwa null Öffentlichkeit erlangen, nicht über Nacht seine eigene Veranstaltung fallen läßt um statt dessen die Nazis zu ärgern (und so auch seine eigenen Inhalte aufgibt) mag aus mancher Perspektive falsch sein... aber realistisch betrachtet, wäre in Eiserfeld kaum Raum für eine Verhinderung des Nazi Events gegeben gewesen, so dass es alle mal sinnvoller schien auf eigene Inhalte zu setzen und als Antifa sich deshalb lieber um den Schutz der Roten Ersten Mai Demo zu kümmern...

@9:15-Typ und Konsorten

Andere Korrektur 04.05.2009 - 13:59
Jaja, Antifa heißt Angriff, ist ja alles richtig. Aber nicht Berserkertum! Wenn die taktische Lage keine frontale Konfrontation des Aufmarsches zulässt, muss man sich nunmal darauf beschränken, die Innenstadt abzusichern und Patroullien zu laufen. Das war von vornherein Aktionskonsens und offizielle Strategie gewesen und das hat auch prima funktioniert. Das heißt, dass jeder, der jetzt hier rumheult (so er/sie denn überhaupt an dem Tag da war), sich nicht an Vereinbarungen gehalten hat, sondern auf gut Glück nach Eiserfeld geeiert ist und somit die Kräfte um die Rote-Mai-Demo (welche für plänkelnde Nazis ein klares Ziel war) herum geschwächt hat. Dass nämlich kein Rankommen an die braun-grüne Brut war... das war von vornherein klar gewesen!

Dieser Artikel hier ist kompletter Unsinn.

an die riotkiddies

informationen 04.05.2009 - 14:10
die kritik an dem "roten 1. mai bündnis" vergisst die TATSACHE von zwei bis dreihundert bullen vor ort, in einem tal (eiserfeld) das einfach abzuriegeln ist.
warum sollte mensch auswärtige -also nicht-ortskundige- antifaschistInnen gefährden?!
erst taktik, dann praxis!
ich halte das abfotografieren der gesamten nazis da für eindeutig wichtiger, dann sieht mensch auch, dass nicht nur axel reitz eine schicke neue jacke trug, sondern bemerkt auch das grandiose hawaihemd von paul breuer...
antifa heisst datensammeln und DANN angreifen.

übrigens ist dieses lästerverhalten nicht nur unsolidarisch, sondern gefährdet auch genossInnen, aber das wurde vom autor ja wohl auch bezweckt...

nicht so schnell

egal 04.05.2009 - 15:09
Bevor hier ein völliges Missverständnis aufkommt - die Durchführung des roten 1. Mai hätte Gegenaktivitäten nicht ausgeschlossen und vice versa.
Die Demo lief von 12 bis 13 Uhr, danach wäre noch genügend Zeit gewesen, sich ohne Eile nach Eiserfeld zu bewegen. Da spätestens ab 12.30 Uhr klar war, dass die 300 Nazis aus Dortmund nicht anreisen würden, ist nicht wirklich nachvollziehbar, dass das Straßenfeste mit mehreren hundert TeilnehmerInnen und ausreichender Polizeibegleitung unbedingt Schutz benötigt hätte.

Die Bewegungsfreiheit in Eiserfeld selbst war praktisch unbegrenzt, von den 3 Zufahrtsstraßen zum Ort wurde nur eine von Team Grün kontrolliert. Ein Reisebus mit niederländischen Nazis stand zeitweise ohne Polizeibegleitung auf einem Parkplatz. Gegenaktivitäten wäre definitiv möglich gewesen. Ortsansässige GenossInnen waren im übrigen ziemlich enttäuscht von der nicht vorhandenen Unterstützung aus der Innenstadt.

Wenn es vorher einen Aktionskonsens gab, warum wurde der eigentlich nicht kommuniziert? Auswärtige AntifaschistInnen (davon waren auch welche vor Ort) berichteten von Problemen, überhaupt Ansprechpartner zu finden und Informationen zu erhalten.

Dank an alle, die trotz der schlechten Aussichten aktiv waren!

doch ganz schnell

nicht egal 05.05.2009 - 02:07
mit demo gab es von 12:00 - 19:00 eine linke veranstaltung in der innenstadt, die es zu schützen galt! volksfestcharakter hin oder her, andere städte der gleichen grösse kriegen sowas in der grössenordnung ohne dgb-beteiligung nicht hin!

warum haben die einzelpersonen, die die busse unbewacht gesehen haben nicht selber die initiative ergriffen? ...aber hier militanz einfordern...

der infopoint des "roten 1. mai" war ein desaster! muss festgestellt werden. saufende oi-skins, die da nur wegen dem sonnenschutz rumsitzen, sind kein ersatz zu leuten die ahnung haben. andererseits waren ansprechpartnerInnen zu finden, wenn mensch die augen aufgemacht hätte...

im nachhinein eine ganz nette erster mai veranstaltung, mit einem sehr guten redebeitrag (linke liste), schlechten bands, aber jeder menge guter laune!

inklusive den mit hubschrauber eingeflogenen beppos aus hannover tummelte sich zuviel team green in der provinz, um ohne selber schaden zu nehmen ebendiesen zu verursachen.

ausserdem war die naziaktion lächerlich, siehe bilder
naja, war'n 'n paar nazikader im dorf... huiiii!

Der 1. Mai in Dortmund und seine Folgen

gender-bender 10.05.2009 - 08:58
Im Folgenden findet sich ein Versuch eines Überblicks über die Ereignisse und Folgen des 1. Mai in Dortmund. Rund 400 Neonazis griffen die Maikundgebung des Deutschen Gerwerkschaftsbundes mit Flaschen, Steinen und Holzlatten an und zogen anschließend randalierend durch die Innenstadt. Am gleichen Abend untersagte die Polizei eine antifaschistische Demonstration gegen die rechten Übergriffe.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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"AN" sind NEONAZIS! — straightxedge

ablenkung — bujaka

Solidarität! — Legalize Murder