Arnstadt: Nazis sprengen Infoveranstaltung

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 06.04.2009 15:15 Themen: Antifa
In Arnstadt haben am 3. April ca. 40 Neonazis aus dem Spektrum der Autonomen Nationalisten / Freien Kräfte und der mittlerweile verbotenen HDJ eine Infoveranstaltung blockiert bzw. deren Beginn erheblich verzögert. Ihren Ruf alle Ehre machte dabei auch die Thüringer Polizei, die sich über mehr als zwei Stunden hinweg nicht in der Lage sah Hausrecht durchzusetzen.
Kurz vor Veranstaltungsbeginn um 19.30 in der Arnstädter Musikschule marschierte eine Horde von ca. 40 Neonazis über den Marktplatz in Richtung Musikschule. Die meisten waren schwarz gekleidet und trugen Sonnenbrillen. Einige vermummten sich. Als sie den Veranstaltungsort erreichten, versuchte der Veranstalter der Infoveranstaltung, ein Pfarrer aus Arnstadt, die Neonazis noch aufzuhalten, stellte sich ihnen mutig in den Weg und sprach ihnen Hausverbot aus. Die Neonazis, deutlich in der Überzahl, kümmerte das wenig. Sie gingen ins Gebäude und setzen sich in den Veranstaltungssaal.

Dass sich an diesem Zustand über Stunden nichts änderte, war vor allem der vollkommen unfähigen Thüringer Polizei zu verdanken. Trotz Anmeldung der Veranstaltung und Vorab-Absprachen sahen sich diese über zwei Stunden nicht in der Lage Hausrecht durchzusetzen. Der erste Streifenwagen brauchte fast 30 Minuten und bis der Arnstädter Polizeichef eintraf, verging nochmal eine gute Stunde. In der Zwischenzeit hingen die Neonazis zeitweise sogar ein Transparent aus dem Fenster. Im 15-Minuten-Takt wurden die Veranstalter_innen vertröstet, bis die Polizei gegen 22 Uhr endlich das Hausrecht durchsetzte. Mittlerweile hatten die Beamten eine halbe Hundertschaft herangezogen, um jeden einzelnen Neonazi zu kontrollieren und nach Hause zu schicken. Für einige ging es nach der Kontrolle auch erstmal ins Gewahrsam. Die meisten Neonazis kamen aus der Region Südthüringen, Jena und Gotha.

"Wir hatten keinerlei Hinweise, dass so etwas in Arnstadt passieren würde", sagte der PI-Chef Schaefer gegenüber der Lokalzeitung Thüringer Allgemeine (TA), "seit Jahren hatten wir keine solche Aktion hier". Das stimmt so nicht. Vor nicht einmal zwei Jahren am 6. Juli 2007 versuchten Neonazis aus dem selben Spektrum eine antifaschistische Kundgebung in Arnstadt anzugreifen. (AGST berichtete:  http://agst.antifa.net/archiv/text062.htm) Auch Hinweise gab es genügend, nur wurden diese eben nicht von der Staatsschutzabteilung der Polizei wahrgenommen. Zum einen ist eine Infoveranstaltung über die vom Innenministerium am vergangenen Dienstag verbotene „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) natürlich gefährdet, wenn sie noch dazu in Arnstadt stattfindet, wo es bekanntermaßen aktive HDJ-Strukturen gibt. Zum anderen handelt es sich bei der Referentin Andrea Röpke um eine der Lieblingsfeindinnen der bundesweiten Neonaziszene. Erst zwei Tage zuvor soll es sogar eine Spontandemo durch das Arnstädter Ostviertel gegen das HDJ-Verbot gegeben haben, von der die Polizei wusste. „Keinerlei Hinweise“, von denen Schaefer wusste, sind nichts anderes als ein Eingeständnis völligen Versagens der zuständigen Abteilung der Polizei.

Sogar die sonst wenig kritische Lokalzeitung skandalisiert nun den Polizeieinsatz. So wird auch der Beigeordnete des Landrats Rainer Zobel in der TA zitiert, dass über diesen Polizeieinsatz noch zu reden ist. Auch die Stimmung der Interessent_innen und Organisator_innen der Veranstaltung richtete sich gegen die Polizei. Zu offensichtlich war die Unfähigkeit das Hausrecht für die Nazigegner_innen durchzusetzen. Am Ende genügte ein Polizist, der den Raum betrat und die Neonazis herausbat. Dass vorher über drei Stunden lang nichts geschah, war den Nazis im Saal sehr recht. Sie feiern die Blockade der Veranstaltung bereits als Erfolg - zurecht.

Gegen 22 Uhr startete die Veranstaltung dann doch noch vor etwa 20 Zuhörer_innen. Viele waren bereits gegangen. Mehreren Personen aus der antifaschistischen Szene wurden vor der Musikschule Platzverweise erteilt. Ihnen wurde der Zutritt zur Veranstaltung verwehrt. Es ist nur eine weitere Episode eines typischen Thüringer Polizeieinsatzes gegen Neonazis.

Wenn man diesem Abend etwas positives abgewinnen will, so ist es das einsetzende Bewusstsein vieler Besucher_innen der Veranstaltung über die Unfähigkeit der Thüringer Polizei und die allgegenwärtige Präsenz eines faschistischen Problemes in Arnstadt, bei dem man sich auf die Polizei nicht verlassen kann. Um zukünftig derartige Fiaskos zu verhindern, bedarf es anderer Strategien.



Informationen über die abgebildeten Nazis nehmen wir gern entgegen. Einfach per Mail an  agst@riseup.net oder über unser Kontaktformular:  http://agst.antifa.net/kontakt_inhalt.htm
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Ergänzungen

Die Lokalpresse schreibt

und schreibt 06.04.2009 - 15:31
Nazis blockierten Vortrag

ARNSTADT. "HDJ - auch aktiv in Thüringen?" stand fragend auf der Veranstaltungsankündigung. Die Frage beantworteten die Nazis selbst. Die Mitglieder der gerade verbotenen "Heimattreuen Deutschen Jugend" marschierten zu der Veranstaltung am Freitag in der Musikschule ein. Die Veranstalter reagierten klug, nur die Polizei ließ lange auf sich warten.

"Ich bin das leider schon gewohnt", sagt Andrea Röpke. Die Journalistin wollte eigentlich im Saal der Arnstädter Musikschule ihren Vortrag "Ferien im Führerbunker - die neonazistische Kindererziehung der HDJ" halten. Doch nun steht sie inmitten der daran Interessierten vor dem Haus - und oben im Saal sitzt die HDJ. Sogar ein Transparent hängen die Nazis kurz aus dem Fenster.

In zwei Blöcken waren sie anmarschiert gekommen, etwa 40 Mitglieder der HDJ, der NPD und anderer rechter Gruppierungen. Pfarrer Michael Damm als Mitveranstalter hatte sich ihnen am Eingang in den Weg gestellt und auf das Hausrecht verwiesen - er wurde einfach von den Nazis beiseite geschoben. Als daraufhin die Polizei gerufen wurde, kam zunächst nur ein Streifenwagen.

"Ich habe mit dem Chef der Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau, Dirk Schaefer, gesprochen und auf das Gefährdungspotenzial bei dieser Veranstaltung verwiesen", sagt Angelika Kowar, Arnstädter Gleichstellungsbeauftragte und ebenfalls Mitveranstalterin. "Mir wurde alle Unterstützung zugesagt".

Doch die Polizei hat offenbar große Probleme an diesem Abend. Ob sie durch die Unterstützung für den Gipfel in Baden-Baden oder andere Veranstaltungen gebunden ist, erfährt man nicht, sondern die Veranstalter werden im 20-Minuten-Takt vertröstet, dass das Hausrecht jetzt bald durchgesetzt werden würde.

"Wir hatten keinerlei Hinweise, dass so etwas in Arnstadt passieren würde", sagt der mittlerweile eingetroffene PI-Chef Schaefer, "seit Jahren hatten wir keine solche Aktion hier". Allerdings muss er einräumen, dass es in der vergangenen Woche eine "Spontandemonstration" gegen das Verbot der HDJ in Arnstadt gegeben hat. Bisher war das verschwiegen worden.

Die Veranstalter überlegen, ob sie die Sache ganz abblasen sollen. Arnstadts Beigeordneter Ulrich Böttcher schlägt vor, in einen anderen Saal in der Nähe auszuweichen und hat sogar den Schlüssel dabei. Doch eigentlich will keiner, dass die Nazis in der Musikschule die Oberhand behalten. Und so wird ausgeharrt.

Gegen 21.45 Uhr sind endlich etwa 100 Polizisten beisammen. Pfarrer Damm geht mit dem PI-Chef nach oben in den Saal und erklärt die Veranstaltung für beendet. Die Nazis stehen ohne Widerstand auf und lassen unten ihre Personalien festhalten. Etwa zehn sind tatsächlich HDJ-Funktionäre, aus der Region kommen nur wenige.

Oben im Saal beginnt endlich der Vortrag. Etwa 20 Leute sind geblieben, auch Rainer Zobel, Beigeordneter des Landrats. "Es ist gut, dass die Demokratie am Ende gewonnen hat", sagt er. "aber über diesen Polizeieinsatz muss man noch reden".

05.04.2009 -  http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.arnstadt.volltext.php?kennung=on3taLOKStaArnstadt39906&zulieferer=ta&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Arnstadt&auftritt=TA&dbserver=1

Interview mit der Journalistin Andrea Röpke

Radio F.R.E.I., Erfurt 96,2 MHz 06.04.2009 - 16:31
Radio F.R.E.I. sprach mit Andrea Röpke und wollte zunächst wissen, was am Freitag abend in Arnstadt genau passiert ist...

Interview:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=27335

Southpark Transpi

Indymedia leser 06.04.2009 - 23:36
Dieses Transpi wurde auch auf einer Nazidemonstration am 5.April 2008 in Weimar getragen.
Der Hauptakteur dieser Neonazi Gruppe ist der Meininger Sven Dietsch (Anti-Antifa).

Freies Wort schreibt

... 07.04.2009 - 05:47
Platzverweis
Neonazis behindern Vortrag

In Arnstadt stören etwa 40 Rechtsextreme eine Veranstaltung
Von Marco Schreiber

Arnstadt - In der rechtsextremen Szene ist Andrea Röpke eine Hassfigur. Die Journalistin recherchiert seit Jahren im Umfeld der Rechten und hat auch die Praktiken der - jüngst verbotenen - Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) beschrieben. Am Freitagabend wollte sie in Arnstadt über "Die neonazistische Kindererziehung der HDJ" berichten. Eingeladen hatte das Arnstädter Bürgerbündnis "Demokratie braucht Zivilcourage".

Ausdrücklich ausgeladen war das rechte Spektrum - und kam trotzdem, fünf Minuten vor Veranstaltungsbeginn. "Von der einen Seite kam die Kameradschaft Arnstadt, von der anderen Seite die gesamte HDJ-Führung", berichtet der Arnstädter Pfarrer Michael Damm. Er habe auch Nazigrößen aus Erfurt und Jena erkannt.

Als einer der Veranstalter hat sich der Pfarrer den etwa 40 Neonazis entgegengestellt. "Ich habe denen erklärt, dass sie unerwünscht sind und Hausverbot haben." Die teils vermummte Horde habe ihn lachend beiseite geschoben und sei in den Veranstaltungsraum in der Kreismusikschule marschiert. Die wenigen Zuhörer, die dort schon saßen, verließen verängstigt den Saal. "Das Szenario war schon bedrohlich", sagt Damm.

Auch Arnd Effenberger, Mitstreiter im Bürgerbündnis, beschreibt die Situation als bedrohlich. Er sei zwar nicht zum ersten Mal Nazis begegnet. "Aber dass sie in eine Veranstaltung marschieren, das war neu. Wir waren so perplex, wir haben uns ihnen nicht in den Weg gestellt."

Als Stefan Heerdegen in Arnstadt eintraf, saßen 40 Rechte im Saal, während etwa 30 Arnstädter Bürger vor der Tür standen und von oben fotografiert wurden. Heerdegen, Mitarbeiter der Mobilen Beratung in Thüringen gegen Rechtsextremismus, erkannte "nicht nur Vertreter der HDJ, sondern auch Vertreter der NPD, subkulturelle Neonazis und Autonome Nationalisten der Region" in den Stuhlreihen. Das zeige, wie gut die rechtsextreme Szene in Thüringen vernetzt und wie hoch die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktivitäten ist. Die Aktion belege, wie wichtig die HDJ für die Neonazis ist. Heerdegen: "Die HDJ war ein gut eingebundenes Segment innerhalb der bundesdeutschen rechtsextremen Organisationslandschaft."

Andrea Röpke stufte das Vorgehen der Rechten laut Heerdegen als neue Qualität ein. Eine solche Dreistigkeit und Masse habe sie noch nicht erlebt.

Die Polizei kam nach Anruf von Pfarrer Damm zu zweit und wartete gemeinsam mit den Veranstaltern auf Verstärkung. Als die zwei Stunden später etwa 60 Mann stark eintraf, wurde die öffentliche Veranstaltung beendet und ein Platzverweis ausgesprochen. 36 Mitglieder der rechten Szene seien wegen Hausfriedensbruchs angezeigt worden, berichtet die Polizei. Von allen wurden die Personalien notiert.

Andrea Röpke hielt ihren Vortrag, etwa 15 Bürger hatten bis dahin ausgeharrt. Jetzt rechnet Damm mit weiteren Aktionen der Rechten. "Wir gehen davon aus, dass die sich rächen werden." Ihr Ziel, die Veranstaltung zu verhindern, hätten sie schließlich nicht erreicht.

Die rechte Szene feiert den Abend in Arnstadt jedoch als Erfolg und droht der Journalistin. Thüringen sei ruhiges Hinterland, hier mache man Ferien, heißt es auf einer einschlägigen Seite im Internet.

06.04.2009 -  http://www.freies-wort.de/nachrichten/thueringen/seite2thueringenfw/art2437,954078

SPD fordert Aufklärung und mehr Polizeikräfte

indyaner_in 07.04.2009 - 17:29
Noch mehr unfähige Statisten und Knüppelgarde, das hat Thüringen nötig... die SPD braucht auch keiner mehr...


Störer bei Info-Abend: Aufklärung über Polizeieinsatz gefordert

Erfurt (ddp-lth). Die SPD fordert von der Thüringer
Landesregierung Aufklärung über den Polizeieinsatz gegen
rechtsextreme Störer bei einer Informationsveranstaltung zu der
verbotenen Heimatreuen Deutschen Jugend (HDJ) in Arnstadt. Das
Innenministerium solle erklären, «warum die Polizei am 3. April in
Arnstadt nicht in der Lage war, das Hausrecht umgehend
durchzusetzen», sagte der innenpolitische Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion, Heiko Gentzel, am Montag in Erfurt.

Der Vortrag und die Diskussionsrunde zum Thema «HDJ - auch aktiv
in Thüringen» konnte aufgrund der Störung erst mit zweistündiger
Verspätung beginnen. «Das ist ein unerträglicher Zustand»,
kritisierte Gentzel. Er forderte eine bessere Personalausstattung der
Polizei. Diese müsse «auch für spontane Einsätze kurzfristig und
bedarfsgerecht einsatzfähig» sein.

Etwa 40 teilweise vermummte Rechtsextremisten waren zu Beginn der
vom Bündnis «Demokratie braucht Zivilcourage» organisierten
Veranstaltung am Freitag in die Musikschule Arnstadt gedrängt. Laut
Polizei wurden von 36 Neonazis die Personalien festgestellt. Drei
Personen wurden zeitweilig in Gewahrsam genommen.

06.04.2009 Ta

 http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=94667

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