Laster und Hänger soll Sportplatz werden

widerstand 15.02.2009 17:37 Themen: Freiräume
BezirkspolitikerInnen von F'hain-K'Berg wollen am Mittwoch, den 18.02.09 die Weichen für eine Räumung der Laster- und Hängerburg stellen! Der Ausschuss Stadtplanung und Bauen soll ab 18:00 Uhr im Bezirksamt Yorkstrasse 4-11 entscheiden, ob mit Geld aus dem Konjunkturpaket II auf dem Gelände der L&H eine Sport- und Freizeitfläche gebaut wird. Wir werden ab 17:00 anwesend sein und ihnen zeigen, was wir von der Vertreibung alternativer Lebensformen als "Konjunkturmassnahme" halten.
Bezirkspolitiker in Friedrichshain-Kreuzberg stellen die Weichen zur Räumung der Wagenburg Laster & Hänger und der Beseitigung des Hundeplatzes an der Modersohnstrasse

Ironischerweise möchten Bezirkspolitiker Geld aus dem Konjunkturpaket II, das zur Eindämmung der Folgen der Finanzkrise vorgesehen ist, zur Gentrifizierung [1] des Friedrichshainer Kiezes nutzen.

Eine nicht unbeträchtliche Summe aus dem Konjunkturprogramm II soll in den Neubau einer Sport- und Freizeitfläche an der Ecke Modersohnstrasse / Revaler Strasse fliessen. Damit würde der Hundeauslaufplatz und die Wagenburg Laster & Hänger als ein weiterer Bestandteil der Geschichte
von Berlins Alternativkultur aus dem Stadtbild verschwinden.

Jedenfalls soll das im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen am 18.2. um 18 Uhr im Bezirksamt Yorkstrasse 4-11 in öffentlicher Sitzung beschlossen werden. Eine ausgezeichnete Gelegenheit um der Ausschussmitgliedern zu zeigen, dass man ihre Absichten bezüglich Umstrukturierung und Vertreibung von Berliner Alternativkultur nicht teilt.

Auf der Wagenburg leben junge Familien mit 18 Kindern - die meisten davon im Vorschulalter. Die Verantwortung für diese Mitbürger haben die verantworlichen Parteien im Bezirk wohl übersehen oder aus den Augen verloren.

400 Meter oder 4 Minuten Fussweg von der neu zu planenden Sportfläche entfernt liegen die Sportflächen "Lasker Sportplatz" an der Modersohnstrasse südlich der Modersohnbrücke (Eingang Modersohnstr.49) [2].

Diese haben einiges zu bieten:
Sportplatz Rasen - Großspielfeld 66 x 100m mit Tribüne mit ca. 1000 Stehplätzen
Kunstrasen - Großspielfeld 64 x 94 m mit Beleuchtung
Kunstrasen - Großspielfeld 62 x 94 m mit Beleuchtung
Kunststoff - Spielfeld 29 x 57 m
400 m - Rundlaufbahn / Kreisbogenbahn - Asche mit 5 Laufbahnen
6 Tennisfelder Sand
Umkleide- und Sanitärtrakt

Es hat offensichtlich wenig Sinn eine Sportfläche in die Nähe eine anderen zu klotzen die derartig üppig ausgestattet ist, nur damit sich der statistisch avisierte Richtwert an Sportfläche pro Kopf der Bevölkerung hochrechnen lässt.

Schon einmal - zwischen Oktober 2000 und der Ansiedlung an der Modersohnstrasse Anfang September 2001 - wurde die Wagenburg durch die Stadt gehetzt und sollte durch ein massives Polizeiaufgebot aus der Stadt vertrieben werden. Damals wurden alleine in den ersten drei Wochen
über 500 Polizeibeamte eingesetzt. Eine Hundertschaft übernahm sogar die ganztägige Überwachung und Kontrolle in zwölfstündigen Schichten. Das war nicht ganz billig - aber für soziale Umstrukturierung und gewaltsame Vertreibung von kulturellen Alternativen greifen die Bürgerinnen und Bürger sicher auch in Zukunft gerne tief in die Tasche.

Auch die Strategie, der Bevölkerung ein Alternativangebot in Form einer Sport- und Freizeitfläche im Tausch gegen die Wagenburg zu machen wurde schon einmal von der Mehrheit der BVV abgelehnt.

Wie soll der Neubau von Sportflächen am vorgeschlagenen Standort begründet werden, wenn für den Erhalt und den Betrieb bestehender öffentlicher Anlagen weiterhin kein Geld da ist?

Ein Program nach dem Motto "Berlin soll langweiliger werden" und "Touristen aus aller Welt reisen nach Berlin um geschlossene Kinderspielplätze, einsturzgefährdete Schulen und brachliegende
Sportplatzneubauten zu sehen" entspricht sicher den Idealvorstellungen der anwohnenden Bevölkerung.

So stellen sich Wählerinnen und Wähler dringend benötigte Investitionen in die öffentliche Infrastruktur vor. Eben jene vernachlässigte öffentliche Infrastruktur die seit Jahren unter der Finanzierung der Milliardenverluste aus dem Berliner Bankenskandal zu leiden hat.

Die einst so lebendige Alternativkultur, welche das Leben dieser Stadt über die Grenzen Europas hinaus interessant gemacht hat, sieht sich seit vielen Jahren dem Druck der Verdrängung und Vermarktung gegenüber. Die Nischen der Stadt sind kleiner, teurer und weniger zahlreich geworden.
Die Stadt verliert ihren unverwechselbaren Charakter. Vielleicht ist das Leben in Berlin bald ebenso spannend und unverwechselbar wie ein Kneipenbesuch in Klein-Dingelsdorf.
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Ergänzungen

einladung zur bvv

wirkommenalle 15.02.2009 - 18:21
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
1
E i n l a d u n g

Hiermit lade ich Sie zu einer Öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen ein.
Sitzungstermin:

Mittwoch, 18.02.2009, 18:00 Uhr

Ort, Raum:

Yorckstr. 4-11, Sitzungssaal 1053

Beteiligte Gremien:

Stadtplanung und Bauen

Tagesordnung:

1
Bestätigung der Tagesordnung


2
Bestätigung des Protokolls vom 03.02.09


3
Beschlussfassung zur Vergabe der Mittel für die Bürgerbeteiligung 2009
Tischvorlage Ausschussvorsitzender: Per Mail am 04.02.09 an alle Mitglieder gegangen

4
Investitionsplanung 2009 - 2013
Hier: Neubau einer Sportanlage Revaler Straße Kapitel 4060, Titel 71 604
DS/1082-1/III
5
Prüfung der Vorschläge der Kinder und Jugendlichen analog zum Ideenkatalog
DS/0820/III
6
Änderungen im Bebauungsplanverfahren VI-150 q-1 (Ida-Wolff-Platz, Großbeerenstrasse, Stresemannstrasse) OT Kreuzberg
DS/1106/III
7
Widmung der Planstraßen A-D auf den Grundstücken Alt-Stralau 4-7 gemäß dem
Bebauungsplan V-18 zum öffentlichen Straßenland
DS/1107/III
8
Benennung von Straßenland auf den Grundstücken Alt-Stralau 4-7 zu bauenden Planstraßen A-D
DS/1109/III
9
Bebauungsplan 2-24 für eine östliche Teilfläche des Grundstücks Dieffenbachstraße
1 (Krankenhaus Am Urban) zwischen Dieffenbachstraße,
Grimmstraße und Urbanstraße im Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg, Ortsteil Kreuzberg
DS/1112/III
10
Bauvorhaben Fontanepromenade

11
Bericht aus dem Bezirksamt

12
Verschiedenes


Mit freundlichen Grüßen
Joachim Pempel
Ausschussvorsitzender

________________________

so eine Einladung kann ich nicht ausschlagen =)
-kopieren -weiterverteilen -hingehen

Und das meint der...

Kurier 15.02.2009 - 20:35
Landesportbund empört
Macht endlich Platz für Kinder!

Bezirk Friedrichshain ist eine Wagenburg wichtiger als ein neuer Sportplatz


Berlin - Friedrichshain-Kreuzberg hat von allen Bezirken die wenigsten Sportanlagen. Und doch geben die Politiker seit Jahren einer versifften Wagenburg den Vorrang vor dem Bau eines Bolzplatzes.

Modersohn-/Ecke Simplonstraße. Seit 2001 hausen hier in Wohnwagen 36 Männer, Frauen und Kinder. Auf den Dächern hängen Solarzellen zur Stromgewinnung. In einem alten Bretterverschlag liegen Bücher, Schuhe, Kleidung. Regen tropft darauf. Corinna Aichele (42) ist von Anfang an dabei, verteidigt die Wagenburg: "Wir gehen alle normalen Berufen nach, ich selbst bin IT-Beraterin und arbeite zum Teil in Südafrika. Für einen Sportplatz würden wir hier auf keinen Fall freiwillig das Feld räumen." Rückendeckung bekommen die Leute von der Wagenburg von Bürgermeister Franz Schulz (Grüne): "Es muss in der Innenstadt auch Raum für solche Wohnformen geben."

Doch der Landessportbund (LSB) ist empört. Seit fünf Jahren verhindert der Bezirk den Bau eines Sportplatzes auf diesem Gelände. 1,3 Millionen Euro soll der Senat dafür ursprünglich zur Verfügung gestellt haben. Das nicht genutzte Geld ist längst in andere Bezirke geflossen. Dabei hat Friedrichshain-Kreuzberg nur ein Drittel der vorgeschriebenen Sportflächen. An der Modersohnstraße hätten Mädchen und Jungen der angrenzenden Kita und Schule bereits seit 2004 Sport treiben können. Auch Vereine haben Interesse an einer Nutzung. Doch LSB-Sportstättenchef Peter Hahn sagt resigniert: "Dem Bezirk ist die Wagenburg einfach wichtiger."
Berliner Kurier, 13.02.2009

 http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/252563.html

Übrigens: Dienstag abend trifft sich die Kampagne gegen Stadtumstrukturierung und steigende Mieten wieder im Bethanien, mehr Infos auf  http://www.kreuzberg-info.de/pirati

Grrrrr...

H.Bert 15.02.2009 - 22:39
Ist irgendwie schon "seltsam", dass manche meinen, es gäbe keine anderen Flächen, um Sportplätze oder Bürohäuser zu bauen. Genauso wie das verdi-Gebäude an der Schillingbrücke (gegenüber der Köpi). Dort war vorher die Wagenburg direkt an der Spree. Die musste dann natürlich weg, weil verdi genau dort ihren Büroklotz hinstellen musste. Oder gegenüber der Spree der andere Wagenplatz, wo jetzt ein Hotel steht. Na ja, ich denke da weniger an Zufall, sondern an eine geplante Aktion. Da wurden bestimmt hintenrum schon die richtigen Gespräche geführt und ordentlich Fäden gezogen...

sehr richtig, was der autor schreibt, also

folgt 16.02.2009 - 00:15

Waldehalde

XXX 16.02.2009 - 07:59
Das haben sie damals bei der Wagenburg an der Waldemarstraße in Berlin auch gemacht. Erst einen Sportplatz für mehrere Millionen hingesetzt, den dann wieder abgerissen und jetzt stehen dort teure Häuser.

the kids unite

mama 16.02.2009 - 10:27
also ich habe meine kids gefragt und sie würden sich sehr über eine sportanlage freuen; gerade ist das gelände zwar direkt bei uns gelegen aber für die kids völlig unnutzbar, weil sie sich gar nicht trauen dort was zu starten. traurig, ist aber so. ich kann mich einer kampagne gegen einen sportplatz, der sehr viel mehr leuten freude bringen würde als den paar wagenbewohnerinnen, nicht wirklich unterstützen.

Kontakt

L & HB 16.02.2009 - 22:12

Bewegung breiter machen

egal 18.02.2009 - 01:30
Mehrere Sektionen der Hedonistischen Internationale (Sektion Berlin, Aktionskomitee Nudistische Offensive, Sektion für plausible Aktion, Anarchist Farmers Association, Anarchist Pidgeon Convention u.v.m.) erklären sich solidarisch mit der Wagenburg "Laster & Hänger" in Berlin-Friedrichshain.

 http://www.hedonist-international.org/?q=de/node/750

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Breite Kampagnen — Perspektive

ich glaubs nicht - seid ihr blöde. — endlich weg damit

Dejavue — ex-wagenburgler

REINHÄNGEN!!! — berliner afa

@endlich weg damit — scheißegal

@scheißegal — endlich weg damit!

Pseudo-Links — Al-Capone

Deutschland abreißen — weit weit weg

@mods — bitte löschen