Demonstration in Limbach Oberfrohna

Autonome Antifa Karl Marx Stadt 10.02.2009 18:59 Themen: Antifa
Etwa 150 Menschen demonstrierten am Samstage, den 07.02.2009, gegen anhaltenden Naziterror in Limbach-Oberfrohna.
Am Nachmittag des 07.02.2009 demonstrierten etwa 150 Menschen gegen die anhaltende Serie von Angriffen auf Einrichtungen und Menschen der alternativen Szene in Limbach-Oberfrohna.
Trotz einiger Drohungen seitens der Nazis, verlief die Demonstration lautstark und friedlich.
Es kam zu einigen Störungen der Veranstaltung durch die überzogenen Maßnahmen der Polizei.

Aufgrund der anhaltende Angriffe in Limbach-Oberfrohna auf Jugendliche und den "Infoladen Schwarzer Peter", organisierte das Bündnis "Buntes Limbach" am 07.02.2009 eine Demonstration unter dem Motto "Gesicht zeigen - Naziterror stoppen!".

In den letzten Monaten häuften sich die Übergriffe seitens der Nazis auf Alternative und Andersdenkende. Tragische Höhepunkte dieser Serie waren dabei ein Einbruch in den Vereinsraum der sozialen und politischen Bildungsvereinigung Limbach-Oberfrohna e.V. , bei dem Gegenstände im Wert von über 170 € gestohlen wurden.
Des Weiteren wurde in der Silvesternacht eine Körperverletzung beim Jugendclub "Rußdorf" von Nazis begangen, bei der ein Jugendlicher bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wurde.

Start der Demonstration war der Johannisplatz, den die Polizei bereits im Vorfeld abgesperrt hatte.
Noch bevor sich die TeilnehmerInnen auf das Gelände begeben konnten, wurden sie von der Polizei ausführlich durchsucht und zum Teil sogar aus „Präventivgründen“ abfotografiert.
Die Polizei hatte im Vorfeld ein hartes Vorgehen gegen die Veranstaltung angekündigt.
Dies manifestierte sich nun auch in den Vorkontrollen.
Springerstiefel mussten trotz der widrigen Wetterbedingungen ausgezogen werden z.B. mit der Begründung, dass es sich um "gefährliches Schuhwerk" handle.
Die DemonstrationorganisatorInnen konnte mit Ersatzschuhen zumindest einem Teil der Betroffenen aushelfen.

Auch die ansässige Landtagsabgeordnete der NPD, Gitta Schüßler, und einige Mitglieder der NPD fanden sich am Rande der Demonstration ein.
Als sie von einem Demonstranten darauf hingewiesen wurden, die Veranstaltung zu verlassen, da sie hier nicht erwünscht wären, kam es - vor den Augen der Polizei - zu einem Angriff seitens des Vorsitzenden des „NPD Kreisverbandes Zwickau-Westsachsen“ Hendrik Vogel auf den Demonstranten.
Erst als der Demonstrant anfing sich zu verteidigen, schritt die Polizei ein.


Durch technische Schwierigkeiten mit dem Lautsprecherwagen begann die Demonstration erst 15:30 Uhr.
Es folgten Redebeiträge der „sozialen und politischen Bildungsvereinigung Limbach-Oberfrohna e.V.“ sowie Berichte zu den Übergriffen durch Nazis auf den Infoladen "Schwarzen Peter" und auf Vereinsmitglieder.
Unter lautstarken Parolen zog die Demonstration dann auf die Moritzstraße.
Unter zahlreichen Blicken der rechten Szene liefen die TeilnehmerInnen durch Limbach-Oberfrohna.
Die Polizei erteilte dabei mehreren Rechten einen Platzverweis.

Ein Stopp wurde dabei am Club "Eastside" eingelegt und darauf hingewiesen, dass sich dort ein Teil der Limbacher Nazi-Szene gerne trifft und den alternativen Jugendlichen der Stadt vom rechten Publikum unter Gewaltandrohungen klar gemacht wurde dort nicht wieder zu erscheinen.

Die Demonstration durchquerte dann das Wohngebiet Am Wasserturm.
An der Ecke des Heinrich-Mauersberger-Rings und der Prof-Willkomm-Straße wurde eine Zwischenkundgebung mit Redebeiträgen der Parteien Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen abgehalten. Danach ging es weiter.

Für allgemeine Erheiterung sorgte ein offensichtlich geistig verwirrter Nazi, der die Demonstration aus einem Fenster heraus begrüßte.
Sein unverständliches Gestammel ging dabei in den lautstarken Parolen und Sprechchören der
Demonstration unter.

Die Strecke verlief weiter Am Stadtpark entlang und ging dann über die Weststraße um schließlich auf die Henriettenstraße einzubiegen.
Die Abschlusskundgebung fand dann am Infoladen „Schwarzer Peter" statt.
Dort war der Aufruf zur Beteiligung an den Protesten gegen die Naziaufmärsche am 13. und 14. Februar in Dresden zu hören.

Hierbei wurde kurz auf die Basis des geschichtsrevisionistischen, institutionellen Gedenkens eingegangen, welches die Ursachen für die Luftangriffe verklärt, einen Opfermythos der deutschen Bevölkerung postuliert, die Opfer-Täter-Beziehung umkehrt und damit den argumentativen Boden für die Naziveranstaltungen an diesen Tagen bereitet.

Ein weiter Beitrag kam von einem Vertreter der SPD, der die Demonstration in der Stadt begrüßt hatte und auch deren Notwendigkeit betonte.
Er wies dabei auf den friedlichen Protest hin, der weiter geschehen müsse, damit sich die Plattform für Gegner neonazistischer Bestrebungen und Taten verbreitern könne.

Als Kritikwürdig bleibt festzuhalten, dass der Anteil an Limbacher Bürgern auf der Demonstration relativ gering blieb.
Dies zeigt aber gleichzeitig, dass die Demonstration in Limbach Oberfrohna richtig und wichtig war um ein Signal gegen die Ignoranz der Stadt und ihrer Bürger gegenüber Naziterror zu setzen.

Viele alternative Jugendliche aus der Region beteiligten sich und zeigten ihre Solidarität mit den Betroffenen von rechter Gewalt.
Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass viele in ihrem persönlichen Umfeld oder bereits am eigenen Leib erfahren mussten, was rechte Gewalt konkret bedeutet.

Die Polizei setzte mehrere Personen fest, die aus dem Kreis Mittweida und Burgstädt kamen. Darunter bekannte Personen aus dem Umfeld der verbotenenen Neonazikameradschaft „Sturm 34“.
Begründung für die Festsetzung waren Verstöße gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz.

Zu der Rolle der Polizei ist zu sagen, dass eine Deeskalationsstrategie nicht vorhanden war.
Vorwiegend jungen TeilnehmerInnen wurden unverhältnismäßig langwierige und ausführliche Vorkontrollen zugemutet, welche die TeilnehmerInnen von zukünftigen Demonstrationen abschrecken sollten.
Die Arbeit von Menschen der Demonstrationsstruktur wurde von PolizeibeamtInnen aktiv behindert.
So wurden beispielsweise OrdnerInnen angegriffen und Personen des Doku-Teams, welches den Polizeieinsatz dokumentieren und in Bildern festhalten sollte, Bilder von der Kamera gelöscht.

Des Weiteren wurden AntifaschistInnen unter der Angabe von lächerlichen Scheingründen kriminalisiert und versucht unter Druck zu setzen.
Besonders heraus stach hierbei ein Vorfall, bei welchem eine Aktivistin des Doku-Teams mehrmals von ein und dem selben Polizeibeamten beleidigt und aufgrund einer Diskussion mit eben diesem Polizeibeamten in Gewahrsam genommen wurde.

Dieser Polizeieinsatz zeigt wiedereinmal, dass die Polizei von einem widerlichen, rechten Korpsgeist durchsetzt ist und versucht wo es nur geht antifaschistischen Widerstand zu kriminalisieren und zu verhindern.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Demonstration eine erfolgreiche, symbolische Aktion gegen den alltäglichen Naziterror in dieser Region war.
Trotz der wiederholten Angriffe und Provokationen der Polizei sowie der Einschüchterungsversuche der rechten Szene blieben die TeilnehmerInnen ruhig und ließen sich nicht von ihrem Protest abbringen.

Eine punktuelle Intervention kann leider aber das Problem gegen menschenverachtende Ideologien und deren Auswirkungen nicht beheben - eine Auseinandersetzung mit den Ursachen - den menschenverachtende Tendenzen in der Gesellschaft, wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und schließlich der Grundlage für Faschismus, dem kapitalistischen System, wird dies lösen können.

Antifaschistische Aktion Chemnitz
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Ergänzungen

Demonstration gegen Rechts

antifa.sozialbetrug 12.02.2009 - 15:04
Die Serie rechtsradikaler Übergriffe reißt nicht ab. Immer wieder finden auch in Chemnitz und Umgebung Anschläge aus der rechten Szene statt.


Vor diesem Hintergrund rief das Bündnis "Buntes Limbach" am Samstag Nachmittag zu einer Demonstration in Limbach-Oberfrohna auf, um Gesicht gegen den Naziterror zu zeigen.

Der Johannisplatz in Limbach-Oberfrohna am Samstag kurz vor 15 Uhr. Durchfahrt verboten hieß es hier, die Straßen waren gesäumt mit Polizei. Grund dafür war eine Demonstration des Bündnisses "Buntes Limbach" - eine Demonstration gegen Rechts. Etwa 200 Polizeibeamte aus ganz Sachsen waren im Ort, kontrollierten und überwachten die Demo. Langsam füllte sich der Platz auch mit Demonstranten, die mit Fahnen, Plakaten und Transparenten ihrem Unmut Luft machten. Dabei war die Demonstration nicht zufällig in Limbach-Oberfrohna, der Ort war aus einem ganz bestimmten Grund gewählt worden.

O - TON Freya-Maria Klinger - Mitglied des Sächs.Landtages DIE LINKE.

Eine Demo unter dem Motto "Gesicht zeigen, Naziterror stoppen. Wie es von Seiten des Bündnisses heißt, wurde allein das Vereinsbüro der sozialen und politischen Bildungsvereinigung Limbach-Oberfrohna e.V. in weniger als drei Monaten dreizehn mal Ziel von rechten Übergriffen. Sachbeschädigungen, Einbruch und Diebstahl - die Liste ist lang. Etwa 120 Demonstranten waren es schließlich, die sich am Samstag in Limbach gegen rechte Gewalt versammelten - 200 wurden von Seiten der Organisatoren erwartet. Mit der Demonstration sowie Kundgebungen will das Bündnis, nach eigenen Aussagen, die Bürger der Stadt sowie umliegender Orte auf das Problem anhaltender rechter Gewalt aufmerksam machen. Weiterhin fordern sie auch die Stadt Limbach auf, sich zu diesem Problem zu bekennen und sich aktiv an einer Lösung zu beteiligen. Obwohl auch die Bürger von Limbach zur Demonstration aufgerufen wurden, fiel die Beteiligung von deren Seite eher mager aus. Die Demonstration am Samstag ging, nach Aussagen der Organisatoren, schließlich friedlich über die Bühne. Übergriffe von rechter Seite blieben aus. Das Bündnis "Buntes Limbach" will auf jeden Fall weiter machen und auch künftig immer wieder mit Aktionen wie dieser gegen das Problem rechter Gewalt in der Region ankämpfen.


VIDEO
 http://www.sachsen-fernsehen.de/default.aspx?ID=1095&showNews=346840

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-post-6401.html#6401

Massive Naziangriffe auf Infoladen Schwarzer Peter
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1033.html