27. Januar: Unterschiedliches Gedenken

Wladek Wladiwostok 29.01.2009 21:03 Themen: Antifa
Ein schreckliches, kaum vorstellbares Bild bot sich den Soldaten der Roten Armee, als sie am 27. Januar 1945 auf den riesigen Lagerkomplex Auschwitz–Birkenau trafen. Einige tausend bis auf die Knochen abgemergelte Personen hinterließen die deutschen Mörder der SS, als sie sich vor der zügig voran rückenden Sowjetarmee ins noch sichere deutsche Hinterland zurückzogen. Für über eine Millionen Menschen kam die Befreiung zu spät, sie wurden in den Gaskammern in Auschwitz ermordet.
Um ihrer und aller anderen Opfer des deutschen Vernichtungsfeldzuges zu gedenken, finden anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers in einigen Städten in Deutschland Gedenkveranstaltungen statt.
Auch wenn diese Veranstaltungen zumeist recht überschaubar sind, sind sie dennoch zu begrüßen, da sie dem Vergessen entgegenwirken.
27. Januar: Unterschiedliches Gedenken
Ein schreckliches, kaum vorstellbares Bild bot sich den Soldaten der Roten Armee, als sie am 27. Januar 1945 auf den riesigen Lagerkomplex Auschwitz–Birkenau trafen. Einige tausend bis auf die Knochen abgemergelte Personen hinterließen die deutschen Mörder der SS, als sie sich vor der zügig voran rückenden Sowjetarmee ins noch sichere deutsche Hinterland zurückzogen. Für über eine Millionen Menschen kam die Befreiung zu spät, sie wurden in den Gaskammern in Auschwitz ermordet.
Um ihrer und aller anderen Opfer des deutschen Vernichtungsfeldzuges zu gedenken, finden anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers in einigen Städten in Deutschland Gedenkveranstaltungen statt.
Auch wenn diese Veranstaltungen zumeist recht überschaubar sind, sind sie dennoch zu begrüßen, da sie dem Vergessen entgegenwirken.

An einem großen Teil der Bevölkerung geht dieses Erinnern dennoch vorbei. Für viele ist die NS-Zeit Geschichte, die abgeschlossen und bewältigt ist. Das Mahnen und Erinnern wird hier als Zumutung empfunden und auf den Abwehrreflex folgt nur all zu schnell der Verweis auf Israel, welches ja auch nicht besser sei, als die Nazis...
Und da der Antisemit keinen Unterschied zwischen israelischer Regierungspolitik, dem Zentralrat der Juden und den in Deutschland lebenden Juden machen kann und will, sondern sie ihm alle gleichermaßen als Fremdkörper und Bedrohung gelten, trifft die Empörung gegen Kriege Israels im Nahen Osten auch immer die in Deutschland lebenden Juden.
So zitiert Der Spiegel den Generalsekretär des Zentralrats, Kramer, welcher eine "fortschreitend um sich greifende Feindschaft gegen Juden, mehr und mehr auch in der Mitte der Gesellschaft", konstatiert.
Es sei zwar zu loben, dass in ganz Deutschland in vielen Veranstaltungen an den 64. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert werde, so Kramer im Spiegel weiter. "Doch wir mussten auch feststellen, dass während des Gaza-Krieges die Zahl der Hass-Mails an den Zentralrat um 40 Prozent auf 200 bis 300 pro Woche zugenommen hat."
Umso wichtiger ist es, nicht bei einem historisierendem Blick auf die Geschichte stehen zu bleiben, sondern auch aktuelle Formen des Antisemitismus zu benennen und bekämpfen. Und hier bleibt eine Menge zu tun.
Die erste aller Forderungen an die Erziehung, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, ist nicht in das öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Anstelle einer schulischen Aufklärung über Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Facetten, über eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem NS, werden Jugendliche in den Schulen für die Anforderungen des Arbeitsmarktes zurechtgeschliffen.
Viele Lehrkräfte sind froh, wenn sie ihren Zöglingen Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundformen vermitteln können; für die Literatur der Zeugnisse von Holocaustüberlebenden oder eine Bildungsfahrt in eine Gedenkstätte (nicht 2 Stunden Dachau Pflichtbesuch bei einer Klassenfahrt nach München!) bleibt da keine Zeit. An eine differenzierte Analyse des Nahost-Konflikts gar nicht zu denken...
Und da kann es nicht verwundern, dass Jugendliche, die weder von ihren Eltern noch über sonstige Institutionen in entsprechender Weise über die NS-Verbrechen aufgeklärt werden, nicht an Gedenkveranstaltungen teilnehmen. Die meisten werden wohl kaum wissen, was am 27. Januar 1945 geschehen ist.
Seit einigen Jahren begeht auch die Bundesregierung zum 27. Januar eine staatliche Gedenkveranstaltung, bei der es offenkundig vordergründig darum geht, sich als geläutert zu präsentieren.
In vielen Reden wird die Verantwortung betont, welche sich für uns aus der Geschichte ergibt. Und Eigenlob wird mächtig ausgesprochen, etwa wenn auf die Förderprogramme gegen Rechtsextremismus hingewiesen wird. Und wer sich selbst so in Szene setzt, der verliert schnell das nötige Feingefühl, so dass die anwesenden Holocaustüberlebenden nicht einmal begrüßt, sondern zu "Zaungästen" degradiert wurden und diese somit in diesem Jahr nicht mehr an der Gedenkveranstaltung teilnehmen werden.

Glaubhafter und würdiger hingegen war die Veranstaltung des niederländischen Auschwitzkomitees, welches bereits am 25. Januar in Amsterdam stattfand und an der Mitglieder der Jungen Linken Lippstadt teilnahmen. In einem Schweigemarsch von über 1000 Personen vom Stadthaus zum Auschwitz-Monument wurde der ermordeten Juden, Sinti und Roma, aber auch der anderen Opfergruppen gedacht. In verschiedenen Reden wurde auf die Dimension der industriellen Vernichtung der europäischen Juden hingewiesen und eine junge Rednerin unterstrich, warum es für sie als Nachgeborene, welche weder Krieg noch Besatzung miterlebt hat, wichtig sei, die Erinnerung weiterhin wach zu halten. Im Anschluss wurde das jüdische Totengebet Kaddisch von einem Rabbiner vorgetragen und Kränze der zahlreich vertreten unterschiedlichen Organisationen am Monument niedergelegt.

Einen bitteren Beigeschmack verlieh die zahlreich anwesende Polizei der Gedenkveranstaltung. Grund hierfür war die Drohung von islamistischen Gruppen, den Holocaustgedenktag zu stören. In den Tagen zuvor ist es auch in den Niederlanden zu großen antiisraelischen Demonstrationen gekommen, bei der die diverseren djihadistischen Gruppen gehuldigt und Parolen wie "Hamas, Hamas – Juden ins Gas" skandiert wurden. (Siehe:  http://www.digitaljournal.com/article/265898) Die Androhung der Islamisten sorgte dafür, dass die Auschwitz-Überlebende Celine van der Hoek, die wir am Tag zuvor besucht haben, erstmals seit vielen Jahren nicht an der Gedenkveranstaltung teilgenommen hat.

Es ist unbegreiflich, dass eine Überlebende der Shoa nicht ihrer ermordeten Familienangehörigen gedenken kann. Unfassbar ist es auch, dass es überhaupt Menschen gibt, die für eine Wiederholung des industriellen Massenmordes stehen. Umso wichtiger ist es, diese in aller gebotenen Konsequenz zu bekämpfen – egal ob diese einen Gottes- oder einen Führerstaat präferieren.
Und hier dürfen wir nicht zimperlich sein.
Eine Gelegenheit dazu bietet sich am 13. und 14. Dezember in Dresden. Ob die Antifa in diesem Jahr mit alliierter Unterstützung aus der Luft rechnen kann, darf bezweifelt werden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...
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Ergänzungen

@autor

egal 30.01.2009 - 13:12
der 27. januar sollte ein gedenktag sein und nicht eine plattform um politisches gift zu verpritzen.

ich finde deinen beitrag wiederlich.
es gäbe da eine menge darauf zu antworten doch mein anstand und mein respekt vor den überlebenden lassen mich davon abstand nehmen.

ich hoffe du wendest dich selbst an die moderatoren um diesen artikel zu löschen.

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