Nürnberg: Demonstration gegen Naziladen

Antifaschistisches Aktionsbündnis Nürnberg 30.11.2008 00:00 Themen: Antifa
Am Samstag, den 29.11. demonstrierten 150 AntifaschistInnen gegen ein Bekleidungsgeschäft der rechtsextremen Marke „Thor Steinar“ am Kornmarkt.
Nach den erfolgreichen antifaschistischen Kampagnen in Hamburg und Berlin, die nach wenigen Monaten zur Schließung der Nazi-Läden geführt haben, wird auch in Nürnberg weiterer Protest zu erwarten sein.
Am Ende der heutigen Demonstration kam es am Kornmarkt zu Übergriffen durch die Polizei. Diese setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein und verletzte dabei mehrere Personen teils schwer verletzt.
Bereits am Freitag kam es zu Protesten gegen den Laden „Tønsberg“, in der Doktor-Kurt-Schumacher-Straße 8. Dieser verkauft ausschließlich Bekleidung der rechtsextremen Modemarke „Thor Steinar“. Nach außen wirkt der Laden wie ein sportliches, schickes Outdoorbekleidungsgeschäft. Hinter der Marke verbirgt sich jedoch extrem rechtes Gedankengut. In den Schriften, Symboliken und Farbkombinationen der Produkte geht es vor allem um die Verherrlichung von deutscher Kolonialisierung, nordischer Mythologie, Gewalt, 2. Weltkrieg und nationalsozialistischer Herrschaft. So wurde das erste „Thor Steinar“-Logo auf Grund der Ähnlichkeit zu einem Zeichen der Waffen-SS verboten.
Auch heute informierten AntifaschistInnen PassantInnen, die am Rande der Demonstration des Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg [AAB] standen, mit Flugblättern über den Hintergrund des Ladens und der Marke „Thor Steinar“.
Schon ab 14 Uhr trennten Polizeikräfte knapp 100 Nazi-GegnerInnen und 30 Neonazis voneinander. Der rechtsextreme „Bund Frankenland“ hatte vor dem italienischen Konsulat eine Kundgebung für die „Freiheit Südtirols“ angemeldet. Eingekreist von zwei teilweise spontanen Versammlungen erhielten die Nazis jedoch kaum öffentliche Aufmerksamkeit.
Nachdem die Nazis ihre Kundgebung beendet hatten, zogen 150 AntifaschistInnen durch die Innenstadt zum Naziladen „Tønsberg“ und forderten dessen sofortige Schließung. Kam es zuvor zu keinen Auseinandersetzungen, wurde die Demonstration, am Kornmarkt angekommen, sofort von Polizeibeamten angegriffen. Durch den Schlagstock- und Pfefferspray-Einsatz wurden mehrere Personen teils schwer verletzt. Ein Demonstrant erlitt eine Knochenabsplitterung am Unterarm ein anderer schwere Prellungen am Kiefer. Die Polizei begründete ihren Einsatz mit einem „Durchbruchversuch“ zum Naziladen. Abseits der Auseinandersetzung versuchte die Versammlungsleitung mit den Polizeikräften zu kommunizieren. Ein Fausthieb eines USK-Beamten setzte die verantwortliche Leiterin vorübergehend außer Gefecht, so dass der Vertreter, der nur leicht am Arm verletzt wurde, ihre Funktion übernehmen musste.
„Wir werden nicht eher aufhören zu demonstrieren, bis der Naziladen weg ist.“, so Klara Weinberg vom Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg. „Rechtes Gedankengut hat weder hier in Nürnberg noch sonst wo etwas zu suchen. Davon werden uns auch überzogene Einsätze der Polizei, die faktisch die Versammlungsfreiheit verletzten, nicht abhalten.“
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Ergänzungen

Jo

HI! 30.11.2008 - 13:05
Also erstmal fand ich die Demo im Allgemeinen gut, und immerhin kamen trotz sehr knapper Mobizeit relativ viele Leute. Die Demo verbreitete eine gute Stimmung und macht bestimmt den ein oder anderen Passanten auf die Vorkomnisse in Nbg aufmerksam.
Jetzt zu meiner Kritik:

1.Das mit der Rennerei am Ende erachte ich für ziemlich sinnlos nicht nur das von vorneherein klar war, dass das nicht bringen würde, nein es wurden auch noch Leute verletzt.

2.Die Parolen: Bitte Leute was soll das denn. Parolen wie:"SS,SA,USK" auf einer Antifademo, ich war geschockt, wirklich. Ich bin auch kein großer Freund der Staatsdiener aber sowas von NS verharmlosend und einfach nur falsch, echt eklig. Auf einer Nazidemo wäre die Parole durchaus angebracht aber dort....
Und hinter was steckt das Kapital eigentlich noch alles, erst hinter Beckstein jetzt hinter dem Faschismus. Wer im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst hat sollte sich wohl doch nochmal mit den Kapitalzirkulationen während des NS ansehen. Außerdem ist das die wohl schlechteste Kapitalismuskritik die ich kenne. Geht bitte erstmal denken bevor ihr so einen Müll aus euch rausposaunt.

Obwohl in dem Beitrag die Kritik wohl überwiegt fand ich die Demo trotzdem sinnvoll und auch angebracht aber bitte das nächste Mal erst denken dann rennen bzw brüllen.

Danke für die Aufmerksamkeit

@jo

antifa aus fürth 30.11.2008 - 13:26
Also deine Kritik in allen Ehren aber:
1.Hinter dem Faschismus steht das Kapital! Mensch sollte sich vielleicht nicht auf einen geschichtsverfälschenden Schulunterricht berufen, dort wird nämlich erzählt das der kleine Mann Hitler es ja ganz alleine an die Macht geschafft hat... Das ist aber falsch! Wenn mensch nämlich betrachtet, dass das Großkapital (Krupp, Siemens, IG Farben) bereits ab 1923 die NSDAP mit, für die damalige Zeit, horenden Summen unterstützt hat, stimmt die Parole "Hinter dem Faschismus steht das Kapital!" voll und ganz.
2. Die Kritik an der Parole "SS, SA, USK" teile ich mit dir. Ich finde diese auch sehr relativierend...
3. Das Rennen am Ende der Demo fand ich in keinem Fall falsch. Solche Zwischeneinlagen verhelfen oft zu einer kämpferischen Stimmung auf einer Demo und zeigen eine Entschlossenheit in diesem Fall diesen scheiß Laden schnells öglich wieder dichtzumachen. Die einzige Kritik die ich an gestern an dem Rennen habe ist, dass zu früh damit angefangen wurde. Die Polizei war nämlich nicht darauf vorbereitet, sprich es gab eine realistische Chance näher an den Laden zu kommen.

Ansonsten war es für die kurze Mobizeit ein super Erfolg!

Bullen und bürgerliche Presse

AntifschistIn 30.11.2008 - 19:02
das schreiben die Bullen:
Keine großen Störungen
Nürnberg - Am Samstag, 29.11.08 führte die Gruppierung "Bund Frankenland" von 14 - 16 Uhr eine Kundgebung in der Gleißbühlstraße durch, an der 38 Personen, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, teilgenommen haben.

Bis zu 120 Personen des "Antifaschistischen Aktionsbündis Nürnberg" fanden sich zu einer Gegenkundgebung ebenfalls in der Gleißbühlstraße ein. Nach Ende der Versammlung zog diese Gruppierung über die Bahnhofsstraße, Königsstraße und Hallplatz in die Dr.-Kurt-Schumacher Straße und führte am Kornmarkt eine Schlusskundgebung durch.

In der Dr.-Kurt-Schumacher Straße kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei, als die Demonstranten eine Polizeiabsperrung überrennen wollten. Die Demonstrationsteilnehmer wurden deshalb mit einfacher körperlicher Gewalt abgedrängt. Ansonsten verliefen beide Veranstaltungen friedlich. Während der Kundgebungen kam es zu Verkehrsbehinderungen.

und die NN:
Doppel-Demo in Nürnberg
Rechte und linke Gruppen behinderten Straßenverkehr

NÜRNBERG - Zwei parallele Demonstrationen in Nürnberg haben zu Verkehrsbehinderungen geführt.

Vor dem italienischen Generalkonsulat protestierten 38 Anhänger des rechten «Bund Frankenland» gegen die «Patriotenverfolgung in Südtirol». Wenige Meter entfernt fanden sich 120 Gegendemonstranten des «Antifaschistischen Aktionsbündnisses» ein. Sie zogen später zum Kornmarkt. Auf dem Weg dahin versuchten einige Demonstranten eine Polizeiabsperrung zu überrennen.

Nürnberger Nachrichten

egal 01.12.2008 - 11:08
«Rechte« Kleidung: «Tønsberg« soll wieder schließen

Proteste gegen Laden in der Altstadt


NÜRNBERG - Am Freitag waren es lediglich 30 Demonstranten, die gegen die Eröffnung eines Ladens in der Kurt-Schumacher-Straße protestierten. Am Samstag standen schon 150 Menschen am Kornmarkt und forderten die Schließung des nahegelegenen Bekleidungsgeschäfts mit dem Namen «Tønsberg«. Grund: Dort wird Ware der umstrittenen Marke «Thor Steinar« verkauft.

Der Protest der «Linken«, die dem Aufruf des «Antifaschistischen Aktionsbündnisses« folgten, beginnt am Samstag um 14 Uhr in der Gleißbühlstraße. Denn dort, gegenüber dem italienischen Konsulat, stehen 38 Demonstranten, die «dem rechten Spektrum« zuzuordnen sind. Der «rechtsgerichtete Bund Frankenland« hatte aufgerufen, gegen die angebliche «Patriotenverfolgung in Südtirol« zu demonstrieren. Die Polizei passt auf, dass sich die Wege der «Linken« und «Rechten« nicht kreuzen.

Kleider für Neonazis

Zwei Stunden später, der «braune Spuk« ist vorbei, machen sich die überwiegend in Schwarz gekleideten «Linken« auf zum Kornmarkt, um dort gegen den «Tønsberg«-Laden zu protestieren. Ihre Kritik bringen sie wie folgt auf den Punkt: «Thor Steinar - sportlich, schick, neonazistisch.« Die Vorwürfe: Diese Kleidung komme unauffällig als «Sport- und Outdoorbekleidung« daher, stehe aber bei Neonazis hoch im Kurs. Der Laden wird von ihnen daher als «Nazi-Laden« bezeichnet.

Während die Demonstranten ihrem Unmut lautstark Luft machen, wagen sich die vier «Tønsberg«-Verkäufer vorerst nicht aus dem Geschäft. Vor eine Schaufensterhälfte wird zeitweilig sogar der Vorhang gezogen. Doch die Polizei hat die Situation unter Kontrolle, sodass die Verkäufer mutiger werden, vor den Laden treten, rauchen und miteinander lachen. Sie geben sich betont locker.

«Schmierfink« rausgeworfen

Weniger entspannt reagieren sie, wenn sie mit der Kritik konfrontiert werden, sie verkauften «rechte Ware«. Dazu will man nichts sagen. Der Geschäftsführer vielleicht? Der sei nicht da, sagt ein männlicher Verkäufer. Überhaupt: Presseauskunft werde nicht gegeben. Wer das sagt? «Einer, der das zu entscheiden hat.«

Der Pressevertreter wird des Ladens verwiesen und als «Schmierfink« bezeichnet, der ohnehin alle Fakten verdrehe.

Wer Informationen über den «Tønsberg«-Laden sucht, stößt im Internet auf eine Seite, auf der neben dem Nürnberger Geschäft weitere in Magdeburg, Leipzig, Dresden und Berlin (2) aufgeführt sind. Im Impressum als Inhaber geführt: die brandenburgische Firma «Mediatex«.

Deren Marke «Thor Steinar« hatte einst ein Logo, das laut Spiegel an SS-Symbolik erinnerte und 2006 verboten wurde. Daneben steht auch der Markenname an sich in der Kritik. Er soll sich nicht nur an dem nordischen Gott Thor anlehnen, sondern auch an den einstigen General der Waffen-SS, Felix Steiner. Einem der beiden Firmengründer, so betonen Antifa-Gruppen, werden Kontakte zur rechten Szene nachgesagt. «Mediatex« weist im Internet Vorwürfe gegen die Marke «Thor Steinar« zurück, viele seien «längst widerlegt«, würden aber immer noch verbreitet

Proteste gegen «Thor Steinar«-Läden hat es schon andernorts gegeben. In Berlin etwa, zu Jahresbeginn, griffen laut Spiegel Vermummte den «Tønsberg«-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße an. Oder zuletzt in Hamburg, als der mit «Thor Steinar«-Ware bestückte Laden «Brevik« Ende September eröffnete.

Die Proteste führten dort dazu, dass der Mieter Ende Oktober sein Geschäft wieder schloss. Der Vermieter, die «HSH Nordbank«, soll dafür einen hohen Geldbetrag bezahlt haben. Die Bank erklärte im Nachhinein, man sei getäuscht worden.

Vermieter ist überrascht

Auch der Vermieter des Ladens in Nürnberg, Markus Maisch, ist überrascht. «Wir wussten nicht, worauf wir uns da einlassen.« Zwar bestehe ein ordentliches Mietverhältnis. Aber unter diesen Umständen «werden wir tun, was wir können, um die Mieter rauszukriegen«. Heute will er sich mit seinen Rechtsanwälten beraten. Unabhängig davon kündigt das Antifaschistische Aktionsbündnis an, solange zu protestieren, bis der Laden schließt.

Andreas Dalberg


 http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=927716&kat=10&man=3

Presse

RZJ 01.12.2008 - 14:41
artikel in den Nürnberger/Fürther Nachrichten zu der Demonstration vom Samstag:

 http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=927716&kat=10&man=3

NZ zum Naziladen

rh 01.12.2008 - 19:40
Auch in der NZ ist ein sehr gut recherchierter Artikel:

 http://nz-online.de/artikel.asp?art=928306&kat=11

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Naja, is doch immer so — Exil-Berliner

im osten nix neues — randgruppenrocker

Demonstrationsgeschehen — Widerstand

Rechtes Gedankengut — Captain X