Leipzig. Nach Brandanschlag auf KOMM-Haus

LeipzigerInnen 26.11.2008 16:35 Themen: Antifa
Nach Brandanschlag auf KOMM - Haus in Leipzig – Spontandemo in Grünau und Lindenau
In der Nacht von Sonntag (23.11.) auf Montag haben bisher unbekannte TäterInnen das KOMM - Haus im Leipziger Stadtteil Grünau mittels eines Brandanschlags schwer beschädigt.( http://www.de.indymedia.org/2008/11/233838.shtml)
Nachdem bereits zuvor die Scheiben eingeworfen wurden, Dutzende Naziaufkleber angebracht wurden und Menschen bedroht wurden, ist dies ein neuer Höhepunkt der Gewalt. Das Haus diente u.a. der Bürgerinitiative „Buntes Grünau“ als Räumlichkeit, darüber hinaus nutzten es aber auch andere Zivil- und Kulturvereine. Dass das Haus den Nazis ein Dorn im Auge war, ist nicht zuletzt durch die zahlreichen faschistischen Aufkleber zu erkennen, auch das Wirken der BI setzte die Macht- und Agitationslinien der Nazis unter Druck. Gleichwohl Medien und Polizei bisher lediglich von einem vermutbaren politischen Hintergrund sprechen wollen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass die TäterInnen aus dem Kreise der neonazistischen Szene stammen. In einem Artikel auf der faschistischen Freien Netz Leipzig Seite lassen die Nazis unterdessen erkennen wie sie dem Haus gegenüber standen. Sie haben nämlich schlicht und einfach kein Problem damit,dass das Haus fast völlig abgebrannt ist.
Soweit so schlecht, am gestrigen Dienstagabend sammelten sich mehr und mehr Menschen an der Tram Haltestelle Plovdiverstraße, unweit des Tatorts. Die Polizei begleitete bereits die Anreise der gut 200 Menschen, zeigte sich Beginn auch äußerst aggressiv und versperrte eine größere Straße. Dabei gingen die Beamten rabiat vor und bedrohten die DemoteilnehmerInnen mittels Pfefferspray. Wenig später beruhigte sich die Szenerie und nach einiger Wartezeit konnte es endlich los gehen. Lautstark zogen die AntifaschistInnen durch den Stadtteil. Immer wieder erklangen Sprechchöre wie „Alerta Antifascista“ und „Nazis gibt’s in jeder Stadt – bildet Banden macht sie platt“. Am KOMM-Haus gab es eine kurze Kundgebung, im Rahmen dieser wurde auch ein Redebeitrag verlesen. Dieser thematisierte die zunehmenden Aktivitäten der Neonazis sowie deren gewalttätige Agitation. Weiter ging es Richtung S-Bahn. Dort fuhren die TeilnehmerInnen geschlossen zum S-Bahn Bahnhof Lindenau und setzten ihren Protest fort. Vor kurzen hat hier das NPD Büro des Landtagsabgeordneten Winfried Petzold in der Odermannstraße eröffnet. Vor dem Gebäude zogen Dutzende PolizistInnen Stellung, es erklängen Sprechchöre, die Nazis, welche sich hinter einem Zaun (zu dem Gebäude gehörend) verschanzten antworteten ihrerseits mit Naziparolen und einem Leuchtspurgeschoss welches ein gegenüberliegendes Wohnhaus traf. Nach einiger Zeit zogen die AntifaschistInnen schließlich weiter Richtung Lindenauer Markt. Gegen 20:30 konnten die Aktionen erfolgreich beendet werden. Es ist gelungen an zwei brisanten Orten antifaschistisches Engagement zu zeigen, Orte zu besetzen die z.T. durch rechte Hegemonie bestimmt sind. Gleichwohl sich damit die Strukturen und das Wirken der Nazis nicht beenden lassen, ist es wichtig stets gegen diese Zustände zu protestieren. Es liegt nun an weiteren Aktionen den Bedrohungen und Auftreten der Nazis konsequentes antifaschistisches Auftreten entgegenzustellen sowie eine linke Kultur zu fördern.
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Ergänzungen

Redebeitrag und Flyer

Leipzig 26.11.2008 - 16:45
Das war der Redebeitrag und auch der Flyer der verteilt wurde


Wer schweigt, stimmt zu!?

Der Brandanschlag auf das soziokulturelle Zentrum “KOMM-Haus” in Leipzig-Grünau stellt eine neue Qualität der nazistischen Bedrohung dar. Rechte Strukturen versuchen nicht unerfolgreich in Leipzig Fuß zu fassen

Den vorläufigen Höhepunkt einer ganzen Reihe von rechten Gewalttaten, bildet der Brandanschlag auf das soziokultulle Zentrum „KOMM-Haus“ in Grünau in der Nacht vom 23. auf den 24. November 2008. Bereits in der Nacht zuvor wan die Scheiben des Gebäudes zerstört und Aufkleber mit rechten Parolen hinterlassen worden.

In den vergangenen zwei Wochen kam es verstärkt zu An- und Übergriffen sowie Einschüchterungsversuchen von Nazis. Sechs angemeldete Aufmärsche in nur 10 Monaten, die Eröffnung eines NPD-Abgeordnetenbüros in Leipzig-Lindenau und regelmäßige Propaganda-Aktionen stehen exemplarisch für die feste Basis und Präsenz der organisierten Naziszene in Leipzig. Ein enger werdendes Bündnis zwischen NPD und so genannten „Freien Kräften“, Netzwerke unter anderem ins Fussballmilieu bilden das Hinterland dieser Szene.

Neben dem Strukturaufbau gehört Gewalt – ob verbal oder tätlich – zum nazistischen Repertoire. Vorrangig nicht-rechte Jugendliche werden zur Zielscheibe von Einschüchterungsversuchen, Drohungen oder direkten Übergriffen. Es häufen sich zudem Anschläge auf Gebäude, Läden und Büros, wie zum Beispiel der Brandanschlag aufs „KOMM-Haus“ in Grünau.

Grünau gehört neben Ortsteilen im Osten der Stadt zu den rechten Schwerpunktgebieten. Sowohl durch Grünau als auch durch Reudnitz oder Schönefeld führten die Routen der Naziaufmärsche in diesem Jahr. Viel bedrohlicher allerdings wirkt ihre dominante Präsenz im Alltag.

Die Anschläge auf das städtische Zentrum „KOMM-Haus“ werden als Vergeltungsaktion gewertet: Mitte November hatte die BürgerInneninitiative „Buntes Grünau“ Nazi-Aufkleber im Wohngebiet entfernt. Daraufhin wan von dem chten Milieu zuzuordnenden Personen Drohungen ausgesprochen worden.
Wenn ihr Allmachtanspruch bedroht ist, greifen die Nazis zu gewaltsamen “Verteidigungsmaßnahmen”, dies zeigt der Anschlag deutlich.

Schon in den 1990er Jahren gab es eine angeheizte Debatte um „akzeptierende Sozialarbeit“ mit rechten Jugendlichen. Im Grünauer Jugendclub „Kirschberghaus“ wurde mit städtischen Fördermitteln und unter Duldung des Personals Nazi-Rekrutierungsarbeit betrieben. Nach der Schließung des Clubs, war die rechte Szene zumindest um ih Räume beraubt. Die in dieser Zeit aufgemachte Forderung nach einem alternativen Jugendzentrum im Stadtteil wurde von der Stadt abgewehrt und somit die Chance verspielt, humanistisch orientierten Jugendszenen eine Infrastruktur zu verschaffen.
Eine neue Generation von jungen Leuten allerdings schaffte sich ohne städtische Unterstützung Anfang 2000 einen solchen selbstverwalteten Raum zur Entfaltung einer demokratischen Kultur: das AJZ Bunte Platte nahe des Kulkwitzer Sees. Nachdem das Zentrum ins Licht der Öffentlichkeit rückte, wurde es auf den Fuß folgend Ziel rechter Angriffe. So blieb es nicht beim Schmieren rechter Symbole und Parolen oder Angriffen auf das Haus – die „Bunte-Platte“-Jugendlichen wurden selbst Opfer von Gewalt der Nazis. Im November 2007 musste die „Bunte Platte“ ihr Domizil am Kulkwitzer See räumen. Die Verwaltungsgesellschaft des Gebäudes, die “See GmbH”, schob den jungen Leuten den schwarzen Peter zu – die Opfer von Nazibedrohungen wurden damit zu Schuldigen gemacht. Ruhe statt Problematisierung des massiven Naziproblems war die Devise für diesen Rausschmiss.

Das nun durch den Brandanschlag ins Visier gerückte „KOMM-Haus“ ist ebenfalls regelmäßige Zielscheibe von Nazi-Drohungen: Schriftzüge à la „Nationaler Sozialismus jetzt“ oder den Hitler-Stellvertreter Hess glorifiziende Schmieirereien sind alltäglich.
Die im Mai 2008 ins Leben gerufenen BürgerInneninitiative „Buntes Grünau“ war bei ihm ersten Treffen mit Nazis konfrontiert, welche die Veranstaltung störten. Eine Kundgebung gegen den Verkauf der bei Nazis beliebten Bekleidungsmarke Thor-Steinar im Grünauer Allee-Center im April diesen Jahres wurde ebenso von Nazis zu stören versucht, wie eine Demonstration für ein neues Alternatives Jugendzentrum in Grünau. Auf der gesamten Demonstrationsroute fanden sich Nazi-Aufkleber, immer wieder versuchten rechte Gruppen die DemoteilnehmerInnen zu provozien oder an zu greifen.

Seit über einem Jahr verstärken sich also die Aktivitäten der organisierten Naziszene in Leipzig. Vor allem in Grünau ist es darüber hinaus eine rechts dominierte Alltagskultur, die die Bewegungsrefiheit der einschränkt, die nicht in das nazistische Raster passen.

Mit der Eröffnung des genannten NPD-Zentrums in Lindenau wollen die Nazis zudem auf die gesamte Stadt ausstrahlen und sich in Stellung für die verschiedenen Wahlen bringen, die im nächsten Jahr anstehen.

Wir nehmen dies nicht hin! Es ist genug! Als antifaschistisch und zivilgesellschaftlich aktive Gruppen sind wir hier, um den Nazis zu zeigen, dass wir ih Ideologie und Gewalt nicht dulden werden.

Wir fordern die Grünauer und Grünauerinnen auf, aktiv gegen Neonazis Stellung zu beziehen, nicht wegzuschauen, wenn sie Gewalt ausüben und sich konsequent mit den Opfern rechter Gewalt zu solidarisien!

Wer schweigt, stimmt den Nazis zu!

Weitere Infos

schaut 26.11.2008 - 17:03
Wer mehr über Nazis und andere Ereignisse in und um Leipzig wissen möchte schaue doch hier regelmäßig vorbei.

 http://www.chronikle.org
oder so  http://www.chronikle.org:3015/

klugscheisserei

der sich auskennt 26.11.2008 - 20:37
also erstmal das lob:
guter, informativer artikel !

nun zum gemäkel:
hört doch bitte auf, in demo-berichten ständig von "leuchtspurgeschossen" zu schwadronieren!
ein "leuchtspurgeschoss" ist eine infanteriepatrone, die mit einem speziellen material aufgerüstet wurde, so dass sie im flug einen funkenschweif hinter sich her zieht. solche geschosse werden gerne in die patronengurte von maschinengewehren eingesetzt, damit der/die soldatIn auch im dunkeln so ungefähr nachverfolgen kann, wohin er/sie nun gerade ballert...

das zeug, mit dem gewöhnlich auf demos herumgeknallt wird, nennt sich schlicht: "leuchtkugel", bzw (für pedanten): "signalmunition"...

ist ja eigentlich nicht so wichtig, aber schliesslich leben wir (zum glück) nicht in einem landser-roman.
oder wurde am ende etwa doch mit einem maschinengewehr auf die demo geschossen?!

sponti?

Fischi 27.11.2008 - 21:51
Die Herrn in Grün müssen mehr gewusst haben...denn lange bevor die Bahn in Grünau ankam standen sie schon am Treffpunkt, der ja nun nicht explizit verbreitet worden ist.
Nicht das erste mal in LE.Das stinkt schon ne Weile!

Polizeigewalt

..... 28.11.2008 - 18:54
Leider fehlt in diesem netten Beitrag, die Endaktion der Polizei am Goerdelerring.

Wo unser sogenannter "Freund und Helfer" uns erstens klar machen wollte, dass die 15 ja seit neuestem zum Südplatz fährt und diese hohe Gewaltpensum, was sie mit Stock und Faust an den TeilnehmerInnen ausüben "mussten".

Dies war wirklich eine sehr sinnlose Aktion der Polizei, da die TeilnehmerInnen ja nur auf dem Heimweg waren und nicht mit der 15 zum Südplatz fahren wollten.

Zum Schluss sollte noch gesagt werden, dass ein netter Polizist nochmal nachgefragt hat und dann gemerkt hat, dass er mit seiner Aussage ein bisschen daneben lag. Und die TeilnehmerInnen dann doch aussteigen ließ.

Nachdem sie Prügel bekamen natürlich!

weiterer bericht

weiterer bericht 30.11.2008 - 19:43
Spontane Demo von 250 Jugendlichen gegen feigen Brandanschlag in Leipzig

Leipzig (Korrespondenz), 29.12.08: In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde auf das Komm-Haus in Leipzig-Grünau ein Brandanschlag verübt. Es sieht alles danach aus, als er aus der neofaschistischen Ecke kommt. Vorausgegangen war dem ein breites Übermalen und Entfernen von Naziparolen durch antifaschistisch eingestellte Bewohner im dicht besiedelten Stadtteil Grünau. In der Vergangenheit gab es immer wieder Anschläge aus dieser Ecke und es entstand im Laufe der Jahre ein breites antifaschistisches Bündnis, vor allem auch mit den dortigen Bewohnern.

Dieses Bündnis bildete sich auch in anderen Stadtteilen und ist über ganz Leipzig vernetzt. Die Gruppen und Initiativen in Grünau treffen sich im Komm-Haus, das die dortigen Räume preisgünstig zur Verfügung stellt. Auch wir von der MLPD und den Rotfüchsen hatten dort unsere Nikolausfeier geplant. Wie heute zu erfahren war, müssen die demolierten und beschädigten Räume drei Monate zur Renovierung geschlossen werden. Aber dieser Anschlag macht eine neue Qualität deutlich, wurde doch bewusst die Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen.
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Die antifaschistische Arbeit muss verbreitert werden: so haben wir Kontakte zu Jugendlichen, die ein selbstverwaltetes Jugendzentrum fordern, weil ihr ehemaliges ebenfalls von Faschisten abgefackelt wurde. Sie forderten finanzielle Unterstützung von der Stadt Leipzig, die jedoch Jugendarbeit nur unter der Voraussetzung unterstützt, dass sie allen Jugendlichen, sprich auch faschistisch gesinnten offen steht. Das ist eine Ungeheuerlichkeit!

Die Rotfüchse sind ebenfalls empört und wollen die Sache auf der Nikolausfeier ansprechen. Die Gruppe ist noch nicht richtig gegründet, schon lernen die Kinder, wie die Realität aussieht, wenn man sich für eine lebenswerte Zukunft und die rechte der Kinder einsetzen will. Kein schöner, jedoch ein lehrreicher Auftakt!

Unsere Nikolausfeier wird nun am 6.12. um 15.00 Uhr in den Räumen von "A-Z" Leipzig, Ludwigsburgerstr. 1 (Rückseite vom griechischen Lokal am Hinterausgang Allee Center) stattfinden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

bildet banden? — (muss ausgefüllt werden)

Razzia gegen Rechtsextreme in Ostsachsen — http://www.linie1-magazin.de

Warriors — amsterdam

:( — Menschenskinder

DEINE STIMME GEGEN NAZIS! — antifa.sozialbetrug

@:( — Klingelingeling

sponti? — bitte...

Erfolgreich? — xyz

Schneeballschlacht — Junge!