Chronik der letzten 2 Wochen in Berlin-Pankow

interessiert hier niemanden 12.11.2008 16:45 Themen: Antifa
Am nächsten Wochenende findet die Antifa-Demo unter dem Motto "Kein Kiez für Nazis" in Berlin Pankow statt. Zur Situation im Bezirk wurde in Aufrufen und Indymedia-Artikeln viel geschrieben. Manchen Artikeln wurde vorgeworfen, zu dramatisieren, die Situation im Bezirk zu überspitzen, um so für die Demonstration zu werben.
Um einen Überblick über die Situation im Bezirk Pankow zu bekommen, kann es hilfreich sein, auf die Fakten zu schauen. Aus diesem Grund fasst dieser Artikel die Naziaktivitäten allein der letzten zweieinhalb Wochen zusammen:
11.November 2008
Ein Mann und sein Sohn werden im Prenzlauer Berg von einem älterem Mann ausländerfeindlich beleidigt. Der Unbekannte greift Vater und Sohn unvermittelt verbal an.

In Pankow tauchen mehrere Aufkleber der “Autonomen Nationalisten Berlin // Brandenburg” auf.

9. November 2008
In der Tramhaltestelle Schönhauser wurde erneut „Juden raus“ geschmiert. Der Schriftzug wurde unverzüglich entfernt.

In die Fensterscheiben eines Geschäfts in der Parkstraße wurden elf Hakenkreuze geritzt. Die Symbole wurden unkenntlich gemacht.

Vier Jugendliche versuchen vor dem Extra-Einkaufsmarkt in der Hermann-Hesse-Straße ein ca. 10 Meter großes Hakenkreuz aus Einkaufswagen zusammen zu schieben. Danach füllen sie die Wagen mit Laubblättern und versuchen es in Brand zu setzten. Doch ein Zeuge verständigt die Polizei, und berichtet das die Täter_innen sich zwischen Bäumen auf der gegenüberliegenden Straßenseite verstecken. Die eintreffenden Polizei kann nichts unternehmen und findet niemanden.

8. November 2008
In der Tramhaltestelle Schönhauser wurde „Juden raus“ geschmiert. Der Schriftzug wurde entfernt.

Die Pankower NPD sammelt sich am S-Bhf Pankow und veranstaltet anschließend zwei Infostände. Auf dem Weg dorthin entfernen Nazis Aufkleber (für die Antifa-Demo 15.11.2008) in der Florastraße und die Plakate an der Litfaßsäule des Unabhängigen Jugendzentrums Pankow.
Der erste Stand, am Mühlenberg-Center (Greifswalder Straße) wird von ca 10 Neonazis betreut und bewacht. Sie treten auch im Mühlenbergcenter dominant auf und halten nach Protestierern Ausschau.
Der zweite Stand in der Prenzlauer Promenade (in der Nähe der Heinersdorfer Moschee) wird ebenfalls von 10 Neonazis, darunter Patrick Fehre, Andy Fischer und Robert Scheffler betreut.

07. November 2008
An der Tram-Haltestelle am S-und U-Bahnhof Pankow (Richtung Niederschönhausen) wird auf einem Sitz der Schriftzug: “Juden Raus” in roter Farbe entdeckt.

6. November 2008
Im Umfeld des S-Bahnhof Schönhauser Allee entfernen Neonazis Antifa-Aufkleber und ersetzten sie durch Aufkleber für einen Naziaufmarsch im Dezember.

4. November 2008
Ein alternativer Jugendlicher wird am 4. November von Martin Stelter und einem weiteren Neonazi bedroht. Die beiden verfolgen ihn auf dem S-Bahnhof Pankow und versuchen ihn später auf dem S-Bhf Karow zu fotografieren und am Aussteigen aus der Bahn zu hindern. Stelter und sein Begleiter rennen anschließend dem Jugendlichen durch Karow hinterher.

3.November 2008
Heute wurden an mehreren Häuserwänden in der Pankower Florastraße Schmierereien mit Sprüchen wie “Zecken Raus!” , “Juden Raus” , “Sieg Heil” und vereinzelt auch Hakenkreuze vorgefunden. Zudem befand sich das Kürzel der “Vereinten Nationalisten Nordost” (VNNO) sowie der “Autonomen Nationalisten Berlin” (ANB) unter einigen Schmierereien.

In Niederschönhausen werden in den Morgenstunden Aufkleber der Kampagne “Jugend braucht Perspektiven” in der Umgebung von Schulen gefunden und entfernt.

Zweite Herbstferienwoche (Ende Oktober) 2008
In der zweiten Ferienwoche gibt es auf dem S-Bhf Pankow einen Naziübergriff. Mehrere Nazis beschimfen eine Gruppe Jugendlicher (unter denen sich mehrere Migrant_innen befinden). Als diese in die S-Bahn einsteigen bewerfen die Neonazis sie mit Flaschen.

31. Oktober 2008
Der Neonazi Andy Fischer verfolgt am frühen Nachmittag am Pankower Rathauscenter zwei Antifaschisten. Am frühen Abend ziehen zwei vermummte Neonazis durch Pankow und reißen Antifa-Plakate (unter anderem vor dem Jugendklub JUP) ab.

30.Oktober 2008
Am Mittag steht ein Mann auf dem Bahnhofsvorplatz an der Schönhauser Allee und brüllt homophobe Parolen, u.a. "Tötet den tuntigen Bürgermeister!" und droht mit "Tötet die Roten- Tempelhof bleibt, wir sind da!".

29. Oktober 2008
In der Pankower Kissingenstraße werden dutzende JN-Aufkleber gefunden und entfernt.

28. Oktober 2008
In der Nacht zum Dienstag wurde ein alternativer Jugendlicher in der Pappelallee von einem Pankower Neonazi angegriffen. Der Neonazi versuchte, den Jugendlichen mit einem Teleskopschlagstock zu verletzen.

25. Oktober 2008
Die NPD veranstaltet einen Infostand am S-Bhf Buch. Mit dabei die Neonazis Robert Scheffler, Martin Stelter, Andy Fischer und vier weitere Neonazis.

Allein in diesem kurzen Zeitraum fanden 18 Aktionen der Pankower Naziszene statt, darunter vier Bedrohungen und Übergriffe und drei Stände der NPD. Die Pankower Neonazis gehen damit zum einen gegen politische Gegner und alternative Jugendliche, zum anderen aber auch gegen im Bezirk wohnende Migrant_innen vor.
Die hier aufgeführten Taten stellen zudem nur einen Ausschnitt der Nazi-Aktivitäten im Bezirk dar. Die Dunkelziffer der Bedrohungen ist weitaus höher, Taten in Außenbezirken finden nur selten Beachtung und nicht jeder geklebte Naziaufkleber findet seinen Weg in eine Chronik.

Quellen
Chroniken gibt es u.A. bei:
 http://www.pankow.antifa.net
 http://www.asvantifa.blogsport.de
 http://www.antifa-pberg.de.vu

Informationen zur Antifa-Demonstration am Samstag:
 http://www.kein-kiez-fuer-nazis.de.vu
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Ergänzungen

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egal 14.11.2008 - 18:46
 http://solidpankow.blogsport.de/chronik/

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