Berlin-Pankow: Gezielte Bedrohung von Antifas

. 29.10.2008 15:37 Themen: Antifa
Die Bedrohung durch organisierte Neonazis gegen Antifaschisten bleibt im Berliner Großbezirk Pankow weiterhin akut. Seit Anfang des Jahres 2008 haben sich die gezielten Angriffe gegen lokale Antifas (oder die, die dafür gehalten werden) stark erhöht und scheinen zur Zeit keinen Abriss zu nehmen.
Hiermit möchten wir die Ereignisse in Kürze zusammenfassen und einen Überblick über das Agieren der Nazis aus dem Spektrum der "Vereinten Nationalisten Nordost" (VNNO) und der NPD-Pankow vermitteln.
Pankow? Hau bloß ab damit!
Zu den aktuellen Bedrohungen gegen Antifaschisten in Pankow

Am 8. Oktober warfen Unbekannte die Scheiben der Wohnung eines Antifaschisten im Pankower Ortsteil Niederschönhausen ein. In Pankow ist dies keine Seltenheit. Immer öfter kam es hier in den letzten Monaten zu Angriffen und Bedrohungen gegen Antifaschisten oder deren Wohnungen. Wo im Szenefeuchtbiotop Friedrichshain ein solcher Vorfall mindestens eine einigermaßen gut aufgestellte Spontandemonstration auf den Plan rufen würde, ist dies in Niederschönhausen nicht denkbar. Zum einen weil die lokale Naziszene ihren Gegnern meist zahlenmäßig weitaus überlegen ist und zum anderen weil sich nur wenige Unterstützer im Kampf gegen die örtlichen rechten Strukturen freiwillig in die Zone wagen, obwohl dies bitter notwendig wäre. Denn Verlass auf staatliche Stellen ist wie so oft fehl am Platze. So entgegnete beispielsweise ein Beamter „Ich denke auch gelegentlich an meine Frau“, als Ende letzten Jahres alternative Jugendliche beim lokalen Polizeiabschnitt Nazi-Aufkleber vorlegten, auf denen ihre Namen und die Drohung „Wir denken an dich!“ abgebildet waren. So oder so ähnlich geriert sich die Bräsigkeit des deutschen Bürokratengeistes im beschaulichen Pankow.

Im Oktober und November kam es in Pankow zu einer Vielzahl an Sprühereien und Aufkleberaktionen, die sich gezielt gegen Menschen richteten, die die lokale rechte Szene als Neoazi-Gegner einstufte. Dem vorangegangen war unter anderem der Scheibeneinwurf bei der Wohnung eines Antifa-Pressesprechers am 25. April 2007 und der Überfall von 15 Neonazis auf die Teilnehmer einer Antifa-Kundgebung am 11. Juli 2007 auf dem Pankower Garbáty-Platz.

Nachdem diese Zustände gegen Ende des Jahres 2007 so gut wie zum Erliegen kamen, flammten sie Anfang des Jahres 2008 wieder auf. Wesentlich gezielter gingen die Neonazis diesmal gegen ihre Gegner vor. Dies zeigte sich unter anderem am Beispiel eines jungen Antifaschisten, der fortan direkt bedroht wurde. Am 20. Januar 2008 passten sie ihn in einer größeren Gruppe auf dem Nachhauseweg ab und eröffneten mit den Worten „da ist er ja endlich“ die Jagd. Wenig später warfen Unbekannte die Scheiben seiner Wohnung ein und verschickten Drohmails an eine lokale Antifa-Gruppe, in denen auch sein Name mit denen anderer politischer Gegnern_innnen der lokalen Naziszene aufgelistet war.

Die Qualität der Bedrohungen steigerte sich von Aufklebern und Sprühereien vom Herbst 2007, die mit seinem Namen versehen waren, über Bedrohungen auf offener Straße bis zu direkten Angriffen auf seinen Wohnort und Drohungen gegen seine Eltern. So erhielt ein Elternteil u.a. SMS-Mitteilungen, dass sie sich mit ihrem Sohn aus Pankow verpissen solle, weil er sonst fällig sei.

Mit dem Angriff Anfang Oktober findet die Welle der Einschüchterungsversuche nun eine weitere Fortsetzung. Die Verantwortlichen für diese Angriffe stehen fest. Wie auch schon viele Male zuvor sind es die Schlägerdeppen der NPD und deren Vorfeldorganisation der „Vereinten Nationalisten Nordost“ (VNNO). Zwei Personenpanoptikums, die personell teilweise fast deckungsgleich sind. Steinbrecher und Diego Pfeiffer sind Mitglieder des NPD-Kreisverbandes Pankow
und waren mit weiteren bekannten Neonazis an dem Angriff auf die Kundgebung im Juli 2007 involviert. Auch Michael Weiß, VNNO-Mitglied und Nazi-Alkoholiker vom Dienst, war federführend an den Jagdszenen im Februar beteiligt. Genauso ist auch Andy Fischer zu nennen, ebenfalls Teil der VNNO, der den besagten Antifaschisten auf offener Straße mit den Worten „bald bist du tot“ bedrohte. Ebenfalls zu erwähnen wäre Henry Harm, Besitzer des Neonaziladens „Harakiri“, der in Kooperation mit Anti-Antifas die Videos seiner Überwachungskamera ins Netz stellte, die Antifaschisten und deren Adressen offenlegten. Die Auflistung an Namen ließe sich an dieser Stelle beliebig erweitern. Fakt bleibt, dass wir es im Großbezirk Pankow mit einer aktiven organisierten Naziszene zu tun haben, die auf eine breite Unterstützung in der rechten „Subkultur“, der Fußballlandschaft und im Kneipenmilieu zählen kann, die auch bereitwillig zur Seite steht, wenn es darum geht, Menschen wegzuprügeln, die nicht wirklich „ins Bild passen“.

Wir werden darum am 15. November ins tiefste Dunkeldeutschland gehen, um den Nazis in Pankow-Niederschönhausen und auch sonst wo eins klarzumachen: Wenn die Gurkentruppe rund um die NPD-Pankow und die VNNO eine dicke Lippe
riskiert, muss sie damit rechnen, eine dicke Lippe verpasst zu bekommen!

Aus diesem Grund findet am 15. November 2008, 14 Uhr, S/U-Bhf.Pankow eine Antifa-Demo statt. Kommt am 15. November nach Pankow.

Keine Romantiker – sondern Antifa! * Kein Kiez für Nazis!

Mehr Infos unter:
 http://kein-kiez-fuer-nazis.de.vu/
 http://nazis-in-pankow.de.vu/
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Ergänzungen

Hinterhältiger Brandanschlag

http://www.links-lang.de 29.10.2008 - 19:44
Von einem hinterhältigen Brandanschlag wurde das Restaurant "Zum Rosenthal" am Penny-Markt in Karow vorgestern heimgesucht. Es wird von einem aus Pakistan stammenden Wirt betrieben, der schon lange die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und hier indisch-pakistanische Spezialitäten anbietet. Schmierereien am Fenster mit schief geratenem Hakenkreuz lassen einen rechtsradikalen Hintergrund vermuten.

Mieter des Marktes hatten vor Dienstbeginn in dem Seitenflügel des Gebäudes Rauch bemerkt und sofort die Feuerwehr angerufen. "Wir wurden um 9.14 Uhr alarmiert und rückten sofort zur Brandbekämpfung auf. Als wir ankamen, stellten wir fest, dass eine aufgebrochene Tür nur angelehnt war. In den Räumen bemerkten wir starke Rauchentwicklung und in der Küche einen Schwelbrand. Mehrere Küchengeräte waren total zerstört. Obwohl wir den Brand schnell löschten, kann man auf den ersten Blick sagen, dass die Kücheneinrichtung hinüber ist", so Dirk Sawiaczinski, Wehrführer der FFw Dorf Mecklenburg, nachdem der Einsatz erledigt war. Der sofort herbei geeilte Hausmeister, der mit den Gegebenheiten gut vertraut ist, bestätigte, dass der Schaden sowohl in der Küche als auch in den anderen Räumen der Gaststätte erheblich sei und das Lokal wohl längere Zeit geschlossen werden müsse, bis die angerichteten Schäden beseitigt sind.

Der Betreiber, der schon seit über zehn Jahren an diesem Standort sein Lokal hat, zeigte sich von dem Anschlag zutiefst enttäuscht und schüttelte fassungslos nur den Kopf darüber, wie so etwas in einem kultivierten Land wie Deutschland möglich sei, sagte er. Leider sei das nicht die erste Attacke gegen ihn gewesen. Denn schon öfter seien seine Werbeschilder beschmiert oder zerstört worden. So etwas sei gemein, meinte er, von tiefem Zorn ergriffen.

Das Objekt wurde für die Spurensicherung durch die Kriminalpolizei abgesperrt. Ein Ermittlungsergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. T. V.