Ro: Kathrein & Döser - Profiteure der Nazis?

AutorIn des Beitrags 29.10.2008 14:36 Themen: Antifa
Die Veranstaltung „Kathrein & Döser - Profiteure der Nazis?“ sorgt für Wirbel in der Region Rosenheim. +++ Während die Lokalmedien das Thema totschweigen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. +++ OVB Chefredakteur schreibt Grußwort für Junge Freiheit
Ende des Schweigens - Vortrag über Rosenheimer Firmen in der NS-Zeit

In der Süddeutschen Zeitung von heute (Mi 29.10.08) ist auf der Seite 35 ein Artikel mit dem Titel „Ende des Schweigens - Vortrag über Rosenheimer Firmen in der NS-Zeit“ aus dem wir zitiren möchten: „Lange hat der Gründer des heute größten Unternehmens in Rosenheim nicht gebraucht, bis er sich als Mitglied Nummer 1 724 236 registrieren ließ. Am 1. Mai 1933 folgte Anton Kathrein senior dem Ruf des Führers. Im gleichen Jahr saß er für die Nazis im Stadtrat, von 1934 an gehörte er der SA an. Anfang der vierziger Jahre ersuchte der Handwerker und Fabrikant den NS-Bund Deutscher Technik um Zuerkennung des Titels "Ingenieur". Die Partei in Rosenheim stellte ihm dafür ein Zeugnis aus: "Kathrein hat sich jederzeit für die Ziele der Partei tatkräftig eingesetzt. Er ist politisch vollkommen einwandfrei." Die Herstellung von elektronischen Artikeln - auch für die Kriegsindustrie - brummte, Kathrein erhielt 1942 etwa 50 Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine zugeteilt. Eine soll nach Schlägen eines Angestellten mit blutverschmiertem Gesicht von der Firma ins Arbeitsamt geflohen sein. Außerdem sollen unwillige Zwangsarbeiterinnen übers Wochenende in den Keller gesperrt worden sein. Eine von ihnen hat sich 2004 daran erinnert, dass sie am freien Sonntag in den umliegenden Dörfern um Nahrung bettelte. Bis zum Schluss sei Kathrein ein Aktivist der Nazis gewesen, soll Lehrbuben zum bewaffneten Widerstand aufgerufen haben, sagte ein Zeuge 1946 aus. Das alles lässt sich aus den Akten der Spruchkammer, die Anton Kathrein 1949 als Mitläufer einstufte, herauslesen. Kathrein stritt damals alle Vorwürfe ab. Er habe von der Partei weder persönlich noch wirtschaftlich profitiert, sagte er. Aus dem Stadtrat sei er 1936 freiwillig ausgeschieden. Für die Zwangsarbeiterinnen will er ordentlich gesorgt haben. Mehr darüber weiß in Rosenheim niemand. Das Thema Nationalsozialismus wird in der Stadt weitgehend gemieden. Zwei wissenschaftliche Arbeiten und eine Ausstellung Ende der achtziger Jahre, mehr ist in der öffentlichen Diskussion seit Kriegsende nicht verzeichnet. Nun ist jedoch für den heutigen Mittwoch ein Vortrag angekündigt: "Kathrein und Döser - Profiteure der Nazis?". Referent Jürgen Weber, Professor an der FH München, will eine Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Rosenheim anstoßen, "die schon in den siebziger und achtziger Jahren hätte stattfinden sollen". Darum habe er die Geschichte der "zwei einflussreichsten und die Öffentlichkeit der Stadt prägendsten Unternehmen" untersucht.“ Hier ist dem Autor Heiner Effner ein kleiner Fehler unterlaufen. Der Referent des Abends heißt nämlich Prof. Dr. Klaus Weber, nicht Jürgen Weber. Aber weiter im Text: „Neben dem Antennenhersteller Kathrein hat sich Weber mit der Verlegerfamilie Döser beschäftigt. Vor dem Krieg war Alfons Döser, Großvater des heutigen Verlagsleiters Oliver, ein einfacher Angestellter. Wenige Jahre danach war er beteiligt an dem Rosenheimer Verlag, der heute mit sieben Lokalzeitungen, zwei Anzeigenblättern und zwei Radiosendern ein fast uneingeschränktes Monopol in der Region besitzt. Ihm wurde vorgeworfen, die Notlage eines KZ-Häftlings für Geschäfte zu seinem Vorteil ausgenutzt zu haben. Er wurde als "Belasteter" in zweiter Instanz dazu verurteilt, ein Viertel seines Vermögens abzugeben und auf viele bürgerliche Ehrenrechte zu verzichten. Das Urteil wurde 1950 aufgehoben, da nicht nachzuweisen war, ob er sich tatsächlich bereichert oder es nur versucht hat. Die heutigen Firmenchefs Anton Kathrein, Besitzer eines Unternehmens mit mehr als einer Milliarde Umsatz im Jahr, CSU-Mitglied und Dritter Bürgermeister, sowie Oliver Döser, Leiter des OVB Medienhauses, halten es wie ihre Vorfahren: Sie schweigen. Man wolle sich zu diesem Thema nicht äußern, heißt es. Eine Beteiligung der Firma Kathrein am Fonds zur Entschädigung von Zwangsarbeitern ist nicht bekannt.“ Hier ist dem Journalisten unserer Meinung nach ein zweiter Fehler unterlaufen. Denn Kathrein sitzt für die „Freien Wähler“ im Rosenheimer Stadtrat, deshalb gehen wir davon aus, das er nicht CSU Mitglied ist. Trotzdem finden wir den Artikel sehr lesenswert und denken er gibt einen guten Vorgeschmack auf das, was uns heute Abend erwartet. Interessant sind auch die Einträge auf dem blog zu der Veranstaltung ( http://kathreindoeser.blogsport.de/). So wird dort berichtet, dass das Döserblatt OVB scheinbar heute noch als rechts einzustufen ist Das OVB veröffentlicht antisemitische Leserbriefe und wurde dafür sogar vom Presserat gerückt. So verwundert es in diesem Zusammenhang auch nicht, dass OVB Chefredakteur Börsch der extrem rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ mit den Worten “Ein nationalliberaler Stachel im Gesäß politischer Dampfplauderer“ zum zwanzigsten Erscheinungsjahr gratuliert. Die Veranstalter „infogruppe Rosenheim“ und „GEW“ scheinen mit der Veranstaltung „Kathrein & Döser - Profiteure der Nazis?“ ein „heißes Eisen“ in der oberbayrischen Provinz anzugehen.

Quellen
Süddeutsche Zeitung (Ausgabe: München – Bayern) Nr.252, Mittwoch, den 29. Oktober 2008 , Seite 35
Ein Schelm, wer dabei böses denkt… auf  http://kathreindoeser.blogsport.de/, eingesehen Mi 29.10.08
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Ergänzungen

Schlecht u, sehr schwer zu Lesen ...........

Abuelito 29.10.2008 - 19:00
Schlecht u, sehr schwer zu Lesen ........... auch mit LUPE!

lesbar aber hä

frage 29.10.2008 - 21:07
was hat der gescannte zeitungsausschnitt mit dem artikel zu tun?
ist wohl ausversheen das falsche pdf reingerutscht...

artikel online

Dein Name 30.10.2008 - 10:54
sorry, wirklich falsches pdf reingerutscht, aber der artikel ist inzwischen auch online:

 http://www.sueddeutsche.de/050386/092/2607152/Ende-des-Schweigens.html

NPD druckte beim OVB

mirror 30.10.2008 - 13:16
Wie einer Spiegelmeldung zu entnehmen ist, druckte das OVB zeitweise Parteizeitungen der NPD.


DER SPIEGEL 03/1972 - S. 17

Umzug nach Bayern

Deutschlands Nationaldemokraten wechseln ihren publizistischen Standort — es zieht sie ins Alpenland der CSU: Umbruch, Druck und Vertrieb des Hannoveraner NPD-Parteiorgans “Deutsche Nachrichten” (DN; Auflage 38 000) und der NPD-offiziösen “Deutschen Wochenzeitung” (DWZ; 22000) besorgt im neuen Jahr das “Oberbayerische Volksblatt” (OVB) in Rosenheim, dessen Verleger Franz Niedermayr Drittel-Gesellschafter beim CSU-nahen “Münchner Merkur” ist. Auch DN- und DWZ-Redaktionen wollen — mit noch unbestimmtem Ziel — ins oberbayrische Inntal umsiedeln. Daß die Rechts-Postillen “antidemokratische Hetze” (so Hamburgs Innensenator Heinz Ruhnau) treiben, irritiert ihren neuen Druckpartner nicht. OVB-Geschäftsführer Alfons Döser: “Wir machen das nebenher, so zwischen Rindfleisch und Suppe.”
 http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/65/39/dokument.html?titel=Umzug+nach+Bayern&id=43019356