Augen zu und Ring frei zur nächsten Runde

Antifa Aktion Gera 23.10.2008 12:04 Themen: Antifa
Für die kommenden Samstage werben Kampfsportvereine und Sponsoren wieder für „Free Fight“ Veranstaltungen. Dass dahinter weiterhin Neonazis stehen, stört scheinbar niemanden. Die Antifaschistische Aktion Gera fordert Kündigung der Mietverträge.
Neonazis als Sportler bei Kampfsportvereinen und Türsteher von Sicherheitsfirmen sind seit Langem Normalität. Seit 2005 drängen Vereine und Sponsoren mit „Free Fight“ Veranstaltungen in die Öffentlichkeit. Dabei traten Neonazis bisweilen als Kämpfer, Sponsoren oder Organisatoren ungeniert in Erscheinung. Nachdem der letzte „Free Fight“ nach Protesten von AntifaschistInnen vor einem Jahr verhindert werden konnte, versuchen sie nun jede Aufregung zu vermeiden. Verbindungen zu Neonazis finden sich erst auf den zweiten Blick. In einem ehemaligen „Lokschuppen“ der Deutschen Bahn will der „Fightsport Gera e.V.“ und im städtischen „Kultur und Kongresszentrum“ der „Eastfight e.V.“ jeweils einen Kampfsportabend veranstalten. Die Antifaschistische Aktion Gera [AAG] fordert die sofortige Kündigung der Mietverträge und eine klare Positionierung gegen Neonazis im Sport, bei Sicherheitsfirmen und anderswo.

In großen Lettern wirbt der Schriftzug „Käfigkampf“ auf Flugblättern für den Kampfsportabend des Fightsport Gera e.V. und SUP am 25. Oktober in Gera. Vor einem Jahr musste dieser Verein seine Veranstaltung unter genau demselben Titel nach öffentlichem Druck absagen. Die AAG deckte damals ein Geflecht von rechten Schlägern und NPD-Aktivisten bei dem Verein und dem Hauptsponsor und Mitorganisator "SUP Sicherheits- und Servicedienste GmbH" auf. Der jetzige Kampfsportabend ist allem Anschein nach der Nachholtermin und die Organisatoren setzen alles daran, ungestört zu bleiben. Dass sich Vereinstrainer Jörg Rauschning nach der Absage letzten Dezember von Rechtsextremen distanzierte und auf der aktuellen Internetseite der Veranstaltung „www.mma-gera.de“ der Banner „Mut gegen rechte Gewalt“ von der Zeitschrift Stern prangt, erscheint in diesem Zusammenhang völlig aberwitzig.

An der Organisation des ersten „Käfigkampf“ war der langjährige Neonazi-Aktivist Jörg Krautheim maßgeblich beteiligt. Er war über Jahre bedeutender Führungskader der NPD und Kameradschaft Gera. Seit den Neunziger Jahren baute er die Neonaziszene in Gera beispielgebend für Thüringen auf und war stand mehrfach vor Gericht. Zudem betrieb er den „Aufruhr Versand“, der bundesweit zu den größten Vertrieben von Neonazipropaganda zählt. Nach einem Hackerangriff auf den Internetshop, bei dem mehrere Tausend Kundendaten veröffentlicht wurden, kam Krautheim gegenüber der Neonaziszene in Erklärungsnot. Er gab den Versand ab und zog sich 2006 urplötzlich aus der NPD zurück. Es bleibt offen, ob er somit auch einer Enttarnung als möglicher Verfassungsschutz-Informant zuvorkommen wollte.Seitdem macht er keine Geschäfte mehr mit Rechtsrock und Reichskriegsflaggen sondern mit Kampfsportartikeln. Seit über einem Jahr betreibt er die Internetshops „Attack Sports“ und „Fightsport24“, mit dem er 2007 zum Hauptsponsor beim „Fightsport Gera e.V.“ avancierte. Krautheim warb auf der Website, auf T-Shirts und mit Bannern bei Kampfsportveranstaltungen des Vereins. Zwar ist der Sponsorenhinweis von der Website verschwunden, doch ein Banner der „Kampfsport Top-100“, ebenfalls von Jörg Krautheim betrieben, findet sich weiterhin beim Internetauftritt des „Fightsport Gera e.V.“. Bereits Ende Dezember letzten Jahres warb „Fightsport24“ erneut auf T-Shirts bei einer „Fight Night“ des Vereins, nur wenige Wochen nach Absage des damaligen „Käfigkampfes“ und der Distanzierung von Trainer Jörg Rauschning. Unter den Zuschauen war auch die Nazikleidung „Thor Steinar“ zu sehen. Bei einer Vorstellung des Vereins im Sommer präsentierte sich auch ein Kämpfer des Vereins mit Kleidung von „Attack Sports“.

Da verwundert es nicht, dass sich Max Schlegel, Aushängeschild des Vereins und von Trainer Jörg Rauschning, selbst als „Anti-Antifa“ bezeichnet. Im Internetportal „Schüler VZ“, auf dem sich Jugendliche austauschen und in Gruppen einschreiben können, macht der 18jährige Kampfsportler unter dem Namen „Max ‚die Wutsau’ Schlegel“ aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Dort gehört er der Gruppe „AntiAntifa Gera“ an, die sich genauer als „Anti antifaschistische bewegung Gera’s“ (Fehler im Original) bezeichnet. Auch das Logo „Good night left side“ („Gute Nacht ihr Linken“) findet sich auf der Internetseite. Dazu hatte er sich in die Gruppe „Rechtsrock rockt - auch ohne politischen Hintergrund!“ eingeschrieben und bezeichnet Rechtsrock- und Hooliganbands wie „Sleipnir“, „Kategorie C“ und „Vollkontakt“ als seine „Lieblingsmusik“. Im Jahr 2007 beteiligte sich Max Schlegel am europaweiten NPD-Fest „Fest der Völker“ in Jena, an dem über 1000 Neonazis teilnahmen. Auf einem Foto des Aufmarsches zeigt er sich mit der Nazikleidung „Thor Steinar“, die sich in der Szene großer Beliebtheit erfreut und als Erkennungszeichen dient.
Zu seiner Kampfsportmotivation schreibt er: „… Mein Ziel ist es meinen gegner zu Deformieren“ und er verweist auf den „Fightsport Gera e.V.“ (Fehler im Original).

Der Verein ist Partner der "SUP Sicherheits- und Servicedienste GmbH". Deren ehemaliger Geschäftsführer ist Dominique Stetefeld. Er ist wegen Falschaussage vorbestraft und war Inhaber der Vorgängerfirma „Pollux Security“. Diese beschäftigte ausschließlich Neonazis und war für brutale Angriffe auf linke Jugendliche berüchtigt.
Stetefeld ist Anmelder der Internetpräsenz des „Fightsport Gera e.V.“ und der Internetseite für die jetzige Veranstaltung. Im letzten Jahr war er neben Jörg Krautheim Hauptorganisator des „Käfigkampfes“. Neben ihm trainieren auch andere Mitarbeiter der SUP bei dem Verein. Darunter der Türsteher Steffen Rösel, der bereits als rechter Schläger auffiel.
Der langjährige NPD-Aktivist Nico Hüfner arbeitet ebenfalls für die SUP. Gemeinsam mit Jörg Krautheim war er treibende Kraft beim Aufbau der Neonaziszene in Gera. Zeitweise trat er als Betreiber des „Aufruhr Versand“ in Erscheinung und verkaufte über seinen eigenen Internetshop „Ultima Tex“ Neonazipropaganda. Wie Jörg Krautheim zog er sich 2006 aus der NPD zurück und versucht sich nun als Sicherheitsdienst bei Oberligaspielen des 1. FC Gera 03, bei Fußballübertragungen in der Innenstadt oder in Plattenbaugebieten der Wohnungsbaugesellschaft GWB Elstertal.
Zur Berufsbekleidung der Mitarbeiter von SUP gehört, als wäre es selbstverständlich, Nazikleidung von „Thor Steinar“. Während diese Marke in Fußballstadien von Carls Zeiss Jena oder Borussia Dortmund verboten ist, tragen SUP-Mitarbeiter diese bei Oberligaspielen des 1.FC Gera 03. Auch bei der Feuerwerks-Weltmeisterschaft „Flammende Sterne“ im September war dies der Fall.
Weiterer Sponsor ist der „Fan Sport Shop Winkler“ im Einkaufszentrum Elsterforum. Noch 2005 verkaufte dieser nationalistische und rassistische Aufnäher und Fanschals. Mit Aufschriften wie "deutsche Frauen, deutsches Bier, Schwarz-Weiß-Rot ich steh zu Dir", „Ohne Türken fahren wir zur EM. Türken bleibt zu Hause“, Reichskriegsflaggen usw. fanden Neonazi-Hooligans genug Propaganda. Erst nach Protesten wurden diese Artikel aus dem Sortiment genommen.

Bisher konnte der „Fightsport Gera e.V.“ unbehelligt vom hiesigen Sportamt in der städtischen Sporthalle Vollersdorfer Straße trainieren und samt den Sponsoren dort „Fight Nights“ veranstalten. Nach der erzwungenen Absage des ersten „Käfigkampfes“ vor einem Jahr weichen sie nun in den Lokschuppen, ein ehemaliges Gebäude der Deutschen Bahn, aus. Einer der Betreiber ist der Inhaber des Restaurant Mexico in der Innenstadt und gleichzeitig Sponsor des Vereins.

Noch weniger Probleme bei der Suche nach einem geeigneten Ort hat der „Eastfight e.V.“. Dieser hat am 1. November das städtische Kultur- und Kongresszentrum für seine Kampfsportveranstaltung angemietet. Nachdem er sich 2005 in die nach dem ermordeten Antifaschisten benannten Pandorfhalle einmieten konnte, musste er aufgrund von Protesten im Februar 2007 nach Ronneburg ausweichen. Nach dem Eklat 2005 hat die Stadt offenbar wieder nicht erkannt, wer sich hinter dem „Eastfight e.V.“ verbirgt.

Der Vorsitzende des Vereins Lars Weber verlor im Juni dieses Jahres eine Unterlassungsklage. Mit dieser wollte er verhindern, als „Nazi“ bezeichnet zu werden. Das Gericht lehnte ab und gestattete damit indirekt ihn so zu nennen. Selbst von der Polizei wurde ihm eine Nähe zur Neonaziszene attestiert. Gegen Weber liefen bisher mehrere Ermittlungen wegen Körperverletzungen. In den Neunziger Jahren soll er an Angriffen auf linke Jugendliche und 2005 an einer Diskothekenschlägerei in Gera beteiligt gewesen sein. Ihm werden außerdem Kontakte zur „Free Fight“ Szene in Chemnitz nachgesagt, zu der überwiegend Neonazi-Hooligans gehören.
Die anderen Mitglieder stehen dem in nichts nach. Bereits 2005 trugen sie Schriftzüge wie „Opa war kein Verbrecher“ oder Nazikleidung von „Consdaple“ und „Thor Steinar“. Ebenso war Nazisymbolik wie die „Schwarze Sonne“ und eine Hinrichtung durch einen Wehrmachtssoldaten auf T-Shirts zu sehen. Einer der Kampfsportler hat sogar einen Wehrmachtssoldaten tätowiert.Bei der Kampfsportveranstaltung 2005 in der Pandorfhalle trugen Vereinsmitglieder und Besucher ebenfalls die Nazikleidung „Thor Steinar“. Im Publikum waren auch die Schriftzüge „Landser“ und „Hauptkampflinie“ auszumachen. Unter ihnen befanden sich organisierte Neonazis der Rechtsrockbands "Moshpit" und "Eternal Bleeding“ aus Altenburg. Sie gehören auch dem Kameradschaftsnetzwerk „Freies Netz“ an. Ebenso waren Neonazi-Hooligans von der Rechtsrockband Blitzkrieg aus Chemnitz und Aktivisten aus dem in Deutschland verbotenen "Blood & Honour" Spektrum angereist.
Lars Weber betreibt neben dem Verein die Sicherheitsfirma „Alpha DSD“, die sich aus Mitgliedern des „Eastfight e.V.“ rekrutiert. Einer der Mitarbeiter soll den Schriftzug „Braune Teufel Gera“ am Hals tätowiert haben. 2005 wurde wegen eines Angriffs auf alternative Jugendliche und antisemitischen Beschimpfungen gegen einen Türsteher ermittelt. Als Sponsoren traten bei der ersten Kampfsportveranstaltung 2005 neben „Alpha DSD“ auch die Naziläden „Youngland“ in Gera, „Objekt 90“ in Ronneburg und „The Last Resort Shop“ in Zwickau auf, bei dem Eintrittskarten verkauft wurden. Um am 1. November möglichst ungestört zu sein, tauchen diese aktuell nicht auf. Doch Peter Bäumler, das Aushängeschild des Vereins, der auch als Kämpfer antreten soll, wird weiterhin von „Objekt 90“ gesponsort. Dieser verkauft die in der Szene beliebten Marken „Lonsdale“, „Fred Perry“ und „Everlast“ und die Nazikleidung „Thor Steinar“. Der Verein kündigte zudem an, dass Max Schlegel vom „Fightsport Gera e.V.“ als Kämpfer antreten würde. Wohl wegen Rivalitäten beider Vereine und dazugehöriger Sicherheitsfirmen um die Vorherrschaft in der Stadt lehnte der „Fightsport Gera e.V.“ die Beteiligung ab.

Nachdem diese „Free Fight“ Veranstaltung 2007 aus der Stadt gedrängt und die Zweite verhindert werden konnte, gilt es dem Beispiel zu folgen. Sollte sich ein Eklat wie im Jahr 2005 wiederholen, wäre das ein fatales Zeichen der Normalität, mit der Neonazis in Sport und bei Sicherheitsfirmen walten können. Deshalb ist es völlig unverständlich, dass die Stadt Gera bzw. die Betreiber des „Lokschuppens“ erneut Veranstaltungsorte vermieteten. Wenn städtische Initiativen gegen Rechtsextremismus nicht zur Standortprofilierung verkommen wollen, müssen sie die Augen öffnen und handeln. Im Juni dieses Jahres gegen einen Aufmarsch der NPD zu demonstrieren und wenige Monate später anderen unscheinbaren Neonazis am genau gleichen Ort einen Raum zu bieten, ist eine Farce. Ebenso wie die Vermietung von Trainingsräumen an Sportvereine und die Vergabe von Aufträgen an Sicherheitsfirmen, in denen Neonazis involviert sind.
Die Antifaschistische Aktion Gera [AAG] ruft den Oberbürgermeister Norbert Vornehm, die Stadtratsfraktionen, das Sportamt, das Kultur- und Veranstaltungsmanagement der Stadt, wie auch die Betreiber des „Lokschuppens“ auf, die Mietverträge für die „Free Fight“ Veranstaltungen zu kündigen. Außerdem fordern wir Stadt, Sportvereine und private Veranstalter auf, endlich keine Neonazis mehr in Sportvereinen und Sicherheitsfirmen zu akzeptieren und an sie keine Räume zu vermieten oder Aufträge zu vergeben. Folgen sie den positiven Beispielen aus anderen Städten und verbannen sie Neonazikleidung aus dem „Stadion der Freundschaft“ und allen anderen Sportstätten. Möchten die Stadt und private Veranstalter den Neonazis nicht länger Raum bieten, müssen sie hinschauen und Konsequenzen ziehen.

Antifaschistische Aktion Gera, Offener Brief vom 22. Oktober

Offener Brief mit Foto-Dokumentation
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Erste Konsequenzen

pink 23.10.2008 - 12:16
Bei diesem Eastfight steht, dass das Ding am 1. nov verschoben wurde.

Gegen Nazis - ob grün, blau oder orange! :)

Tariner von Max Sclägel schreibt...

D. aus B. 23.10.2008 - 13:59
Das schreibt der Trainer über seinen kleinen "Nazi Schützling"!

Richtigstellung zur geplanten Veranstaltung am 01. November 2008 in Gera ! !
Unser Kämpfer Max Schlegel wird entgegen anders lautender Behauptungen und Ankündigungen, auf der für den 01.November 2008 geplanten Veranstaltung im KUK Gera
NICHT kämpfen.
Die Mitglieder und der Vorstand des Vereins Fightsport - Gera e.V. distansieren sich ausdrücklich von dieser Veranstaltung.
Für mich als Trainer nicht nachvollziebar und völlig unverständlich, wieso trotz Absage mit Max Schlegel geworben wird, ohne überhaupt mit mir zu reden.

Ich meine: Der Trainer sollte mal mit seinem Schüler reden! Wozu er das alles noch so verwendet was ER ihm beibringt!
Das ist dann ungefähr so als ob damals die Nazi Wehrmacht den "Volkssturm-Kindern" Gewehre in die Hand gab!
Verblendet vom hass waren sie schon - aber dann konnten sie töten!
Das haben sie ja dann auch!

Vieleicht sollten sich die "Mitglieder und der Vorstand des Vereins Fightsport - Gera e.V." von den Aktivitäten, und wenn nötig dann auch von rechtsradikalen Mitgliedern, wie offensichtlich Max Schlägel eines ist, distanzieren und trennen!

In dieser Deutlichkeit wie "Max Schlägel" sich als Nazi präsentiert und betätigt, gibt es keine "Ermessensspielräume".

Entweder "Kampfkünstler" oder "Nazi" - Verein und Schlägel, beide müssen dei richtige Seite finden! Und das öffentlich und deutlich!

@D. aus B. 23.10.2008 - 13:59

Leser 24.10.2008 - 00:00
@D. aus B. 23.10.2008 - 13:59

Es geht dabei um 2 verschiedene Veranstaltungen!! Während sich der Fightsport Gera e.V. scheinbar vom 1.November distanziert, wird auf ihrer Seite für den 25.Oktober geworben.

Dort soll ihr Schlägerteenie im ehem. Lockschuppen(sic) ;) per Käfigkampf seinem Testosteronüberschuss freien Lauf lassen. An dem Nazipöbel der dort aufkreuzt scheint die Absage wohl nicht zu liegen.

Beide Veranstaltungen abgesagt

ich 24.10.2008 - 10:36
OTZ 24.10.08:

Kampfsport-Events in Gera abgesagt

Antifa warnt vor rechter Szene
Von Katrin Wiesner Gera. Wie politisch ist ein Käfigkampf? Ist es pure Gewalt, ein reines Sport-Event? "Free Fight ist ein Ausdruck unserer gesellschaftlichen Kultur", sagt Uwe Schubert vom mobilen Beratungsdienst gegen Rechtsextremismus Mobit, "und beschreibt in seiner Brutalität eine Atmosphäre, in der ich mich nicht wohlfühle - die aber Rechtsextreme attraktiv finden." Zwei solcher Kampfsportveranstaltungen in Gera für dieses und nächstes Wochenende sind jetzt abgesagt. Der Veranstalter des "1. Käfigkampfes" musste gestern Abend aufgeben.Hiesige Vereine, die hinter den Free-Fight-Events stehen bzw. dort in den Ring steigen, versuchen sich nicht zum ersten Mal im öffentlichen Auftritt. Bereits im Vorjahr hatte der Fightsport Gera e.V. einen Käfigkampf in der Panndorfhalle angemeldet. Nach der Intervention der Antifaschistischen Aktion Gera und dem Abspringen eingeladener Sportvereine platzte der Termin. Hauptkritik an Fightsport war, dass ein Sponsor aus der rechten Szene stammen sollte. Zwar hat sich der Verein inzwischen vom Unterstützer getrennt, doch ein Link führt immer noch an dessen Adresse. Die Antifa Gera warnt in einem offenen Brief, dass sich hinter den Veranstaltungen "weiterhin Neonazis" verbergen."Wir haben mit Rechts nichts zu tun", beharrt Vereinsgründer Jörg Rauschning. Erwähnten Link will er auf Nachfrage löschen. Eine klare Distanzierung sieht freilich anders aus.Stattfinden sollte der Käfigkampf im Geraer Lokschuppen, den der Verein Geraer Eisenbahnwelten betreibt. "Wir wollten mit der Veranstaltung auf unser Gelände aufmerksam machen", sagt Vereinsvorsitzender Lars Neumann. Pure Blauäugigkeit? Die Deutsche Bahn, für die Genehmigung zuständig, hat die Veranstaltung auf ihrer Immobilie jetzt kurzfristig untersagt.Frühzeitig habe sich die Stadt Gera von der Veranstaltung distanziert, heißt es auf Nachfrage aus dem Rathaus. Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) habe den Veranstalter aufgefordert, den Käfigkampf abzusagen, weil solche Veranstaltungen Publikum aus der rechten Szene anzögen. Die Stadt unterstütze solche Veranstaltungen in keiner Weise.Naumann behauptet von einem solch klaren Bekenntnis nichts gewusst zu haben, "da hätten wir alle Vorbereitungen sofort gestoppt". Stattdessen habe der Fachdienst Bauvorhaben eine Reihe bauordnungsrechtlicher Auflagen erteilt. Offensichtlich taten sich Verwaltungsmitarbeiter mit klaren Worten schwer. Noch gestern versuchte ein Hauptsponsor des Fightsport e.V., ausgerechnet über die Stadtverwaltung einen Ausweichort zu finden. Und Baudezernent Ramon Miller (SPD) bestätigt, dass man geprüft habe, ob die städtische Halle Vollersdorfer Straße frei sei. "Das ist sie aber nicht." Der Hausherr hätte aber auch ohne Prüfung die missliebige Veranstaltung ablehnen können.So wie bei einer Kampfsportveranstaltung des ebenfalls in die Schlagzeilen geratenen Eastfight e.V. am 1. November. Die war im städtischen Kultur- und Kongresszentrum gebucht worden. Durch eine Agentur, die Mitarbeiter nach Recherche mit Eastfight in Verbindung brachten. Ende September habe man daraufhin im gegenseitigen Einvernehmen "von der Veranstaltung Abstand genommen".
23.10.2008

PE: Kündigungen erzwingen Free Fight-Absagen

Antifa Gera 24.10.2008 - 16:27
Presseerklärung: Kündigungen erzwingen „Free Fight“-Absagen

Warnung vor Neonazis lässt Stadt und Vermieter Handeln – Antifa sieht darin ein wichtiges Zeichen

GERA, 24. Oktober. Zwei Kampfsportveranstaltungen an den kommenden Wochenenden mussten nach öffentlichem Druck abgesagt werden. Stadt und Vermieter kündigten die Nutzungsverträge auf. Zuvor hatte die Antifaschistische Aktion Gera (AAG) über Neonazis in den Reihen der Veranstalter berichtet.

Wie die Ostthüringer Zeitung (OTZ) in ihrer heutigen Ausgabe schreibt, musste „der Veranstalter des "1. Käfigkampfes" […] gestern Abend aufgeben.“ Die Deutsche Bahn untersagte die Veranstaltung vom „Fightsport Gera e.V.“ und der "SUP Sicherheits- und Servicedienste GmbH" im „Lokschuppen“. Dieser wird demnach vom „Verein Geraer Eisenbahnwelten“ betrieben, der sich gegenüber der OTZ nun von dem Vorhaben distanzierte und von der Stadt nicht richtig informiert worden sein will.
Tatsächlich scheint es bei der Stadt einige Ungereimtheiten zu geben. Zwar habe Oberbürgermeister Norbert Vornehm den Veranstalter im Vorfeld „aufgefordert, den Käfigkampf abzusagen, weil solche Veranstaltungen Publikum aus der rechten Szene anzögen“. Doch noch gestern Mittag gab es Informationen, dass der „Käfigkampf“ eventuell in ein städtisches Gebäude verlegt werden würde. Laut OTZ versuchte das Baudezernat der Stadt, auf Bestreben eines Hauptsponsors, kurzfristig die Sporthalle Vollersdorfer Straße als Ausweichort zur Verfügung zu stellen. Diese war aber bereits belegt.

Konsequenter handelte die Stadt bei der „Night of Gladiators“ vom „Eastfight e.V.“. Diese war für den 1. November im städtischen Kultur- und Kongresszentrum angekündigt, scheinbar ohne zu wissen, wer sich konkret dahinter verbirgt. Als offizieller Veranstalter firmierte eine Agentur „Fun People“.
Wie sich erst am Mittwoch herausstellte, wurde die Kampfsportveranstaltung auf Betreiben von AntifaschistInnen schließlich schon vor Tagen abgesagt. Auf Anfrage zeigte sich die Getränkefirma „Red Bull“, die auf der Internetseite des „Eastfight e.V.“ augenscheinlich als Sponsor präsentiert wurde, empört. Sie wüssten nichts von der Veranstaltung und würden diese auch nicht unterstützen.

Vor zwei Tagen berichtete die AAG in einem Offenen Brief über Neonazis in den Reihen der anstehenden Kampfsportveranstaltungen. Sowohl beim „Fightsport Gera e.V.“ und deren Sponsor "SUP Sicherheits- und Servicedienste GmbH" als auch im Lager des „Eastfight e.V.“ und der dazugehörigen Sicherheitsfirma „Alpha DSD“. Demnach trainieren dort Neonazis und sind als Türsteher angestellt.

Schon 2005 veranstaltete der „Eastfight e.V.“ einen „Free Fight“ in der städtischen Pandorfhalle, bei dem das hiesige Sportamt keinen Grund zum Handeln sah. Nach diesem Eklat musste der Verein letztes Jahr nach Ronneburg ausweichen. Nur wenige Monate später, im Dezember 2007, kündigte der „Fightsport Gera e.V.“ den „1. Käfigkampf“ an. Wegen öffentlichen Drucks wurde dieser aber abgesagt. Einer der Hauptsponsoren- und Organisatoren Jörg Krautheim war lange Jahre führender NPD-Funktionär. Von ihm hat sich der Verein bis heute nicht eindeutig distanziert. Der kommende Samstag war allem Anschein nach der Nachholtermin.

„Es ist richtungsweisend, dass die auf den ersten Blick rein sportlichen Veranstaltungen verhindert werden konnten. So wurde der dritte dieser Versuche vereitelt und ein Schritt getan, Neonazis im Sport keine Nische zu bieten. Damit sich so etwas in Zukunft jedoch nicht wiederholt, müssen weitere Konsequenzen folgen. Dazu gehört es Neonazis aus Sportvereinen auszuschließen oder Vereinen, die sie tolerieren, keine städtischen oder privaten Sporthallen und Räume mehr zur Verfügung zu stellen. Ebenso notwendig ist es, keine Aufträge mehr an Sicherheitsfirmen, die Neonazis beschäftigen, zu vergeben und ein Verbot von Nazikleidung in allen Sportstätten der Stadt durchzusetzen“, merkt Anna Schneider, Pressesprecherin der AAG, an.

Antifaschistische Aktion Gera

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

ist doch logisch — Dein Name

lol — (muss ausgefüllt werden)